Schutzsysteme für Maschinen
Das Retrofit älterer Werkzeugmaschinen ist meist deutlich günstiger als eine Neuanschaffung. Bei der Nachrüstung werden auch die Schutzscheiben erneuert, da sie in der Regel keine ausreichende Rückhaltefähigkeit mehr bieten.
Retrofit mit robusten Sicherheitsscheiben
In so manchem Industriebetrieb ist der Maschinenpark in die Jahre gekommen. Deshalb stellt sich früher oder später die Frage: Nachrüstung oder Neukauf? Eine Überholung der bestehenden Maschinen hat viele Vorteile, denn sie ist fast immer billiger und nimmt deutlich weniger Zeit in Anspruch, als die Lieferfrist für eine neue Maschine beträgt. Zudem entfallen aufwändige Schulungen, denn die Mitarbeiter kennen die Anlagen seit langem.
Die SHS Sicherheitsscheiben OHG hat sich auf die Modernisierung älterer Dreh-, Fräs- und Schleifmaschinen spezialisiert und betreut namhafte Kunden aus der Automobil-industrie sowie aus den Bereichen Fluid- und Automatisierungstechnik. Der Dienstleister tauscht instabile oder defekte sowie nicht mehr dem aktuellen Sicherheitsstandard entsprechende Sicherheitsscheiben aus und ersetzt Ausführungen aus einfachem Polycarbonat durch solche aus Verbundscheibensicherheitsglas. Darüber hinaus ist durch die aktuelle Betriebssicherheitsverordnung des Bundesministeriums der Justiz
und für Verbraucherschutz die gesetzliche Grundlage dafür geschaffen worden.
Funktionslose Sicherheitsscheiben
Die Umrüstung ist nötig, da reine Polycarbonat-scheiben nicht vor der Benetzung mit aggressiven Kühlschmierstoffen geschützt sind und deshalb bereits nach etwa neun Monaten bis zu 60 Prozent ihrer Rückhaltefähigkeit verlieren können. Auf der Suche nach einem Hersteller von Schutzscheiben aus Verbundscheibensicherheitsglas stieß SHS im Frühjahr 2018 bei eine Internet-recherche auf die Hema Maschinen- und Apparateschutz Gmbh.
Das Familienunternehmen fertigt neben Klemm- und Brems- sowie Beleuchtungsund Schutzsystemen auch Sicherheitsscheiben. Hema setzt dabei auf die Kombination von Polycarbonat (PC) und Sicherheitsglas, denn sie hat sich als sehr vorteilhaft erwiesen. Während die Glasscheibe die Pc-scheibe maschinenseitig vor dem Kontakt mit Kühlschmierstoffen schützt, fängt die Pc-scheibe zur Bedienerseite hin umherfliegende Werkstückteile ab, ohne dabei zu zerbrechen. Aufgrund ihres hohen Rückhaltevermögens verformt sie sich beim Aufprall einer Masse lediglich.
TU Berlin testet Rückhaltefähigkeit
Die hohe Schutzfunktion der Hema-sicherheitsscheiben wurde vom Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF) an der TU Berlin in vielen Tests bestätigt. Dabei feuerte man ein 2.5 kg schweres Projektil mit einer Geschwindigkeit von 80 m/s auf eine Scheibe aus 10 mm Einscheibensicherheitsglas und 15 mm Polycarbonat (nach DIN EN 23125, Widerstandsklasse C3).
Shs-geschäftsführer Volker Klug und seinen Partner Frank Stahl haben diese Tests überzeugt: „Die Konstruktion der Scheiben ist innovativ und erfüllt die strengen Anforderungen der einschlägigen Normen. Deshalb haben wir uns entschieden, mit Hema als Lieferanten zusammenzuarbeiten.“Klug und sein Geschäftspartner Frank Stahl kennen sich sowohl im Service als auch im Vertrieb und im Maschinenbau bestens aus, waren vor der Gründung ihres gemeinsa
men Unternehmens bereits in ähnlichen Bereichen tätig. „Die Wartung und das Retrofit von Maschinen sind ein riesiger Markt, in dem wir für uns eine Chance gesehen haben“, berichtet Volker Klug.
Verbundglas reduziert Verletzungsrisiko
Für die Fertigung seiner Sicherheitsscheiben verwendet Hema ausschließlich geprüfte Qualitätsscheiben aus Polycarbonat mit einer leistungsfähigen Oberflächenbeschichtung als Schutz gegen Abrieb und Verkratzung. Verbaut werden Pc-scheiben mit Stärken von 5 bis 15 mm. Ein großer Vorteil ist der Einsatz von Verbundglas, denn dieses Material weist im Falle eines Aufpralls nur eine geringe Zersplitterung auf. So wird der Arbeitsraum der Maschine kaum verschmutzt und das Verletzungsrisiko deutlich minimiert.
Kratzfest für Strahlkabinen
Bei besonders abrasiven Anwendungen wie Sandstrahlkabinen stoßen die klassischen Sicherheitsscheiben von Hema allerdings an ihre Grenzen, denn sie würden innerhalb kurzer Zeit erblinden. Deshalb haben die Maschinenschutz-spezialisten in Zusammenarbeit mit der Firma Ceramtec eine Sicherheitsscheibe mit einer Auflage aus einer kratzfesten Hochleistungskeramik entwickelt. Das sogenannte SRIW-PANEL hält selbst einem dauerhaften Kontakt mit hochabrasiven Strahlmedien wie Granat oder Korund problemlos stand und weist auch nach längerer Zeit keine die Sicht beeinträchtigenden Verkratzungen auf.
Drehfenster halten Kühlschmiermittel fern
Der Blick in den Maschineninnenraum kann auch durch Kühlschmiermittel getrübt werden. In diesen Fällen empfiehlt sich die Installation einer Sicherheitsscheibe mit eingebautem Drehfenster, das Hema in Ausführungen mit 2235 beziehungsweise über 4000 Umdrehungen pro Minute liefert. Die am rotierenden Fenster wirkende Zentrifugalkraft verhindert Anhaftungen von Kühlschmiermittelresten, sodass das Bedienpersonal die Vorgänge im Inneren der Maschine jederzeit unter Kontrolle hat. Der Hersteller bietet auch Sicherheitsscheiben mit integriertem Drehfenster als Komplettlösung an.
Die Scheiben sind darüber hinaus in einer Ausführung mit rostfreiem Stahlrahmen sowie mit Stufungen, Schutzfolie oder mit eingebauter Led-beleuchtung erhältlich. Diese leuchtet den Bearbeitungsraum der Maschine blendfrei aus, ist unempfindlich gegenüber Vibrationen und Stößen und hat eine Lebensdauer von rund 50.000 Betriebsstunden. Alle Varianten der Sicherheitsscheibe werden von Hema umlaufend kühlschmiermittel-resistent versiegelt, so dass keine Chemikalien und keine Schmutzpartikel zwischen Glas- und Polycarbonatscheibe gelangen können.
Auswahl beim Retrofit
Neben Sicherheitsscheiben liefert das Unternehmen noch weitere Maschinen-komponenten für das Retrofit, darunter maßgeschneiderte Faltenbälge aus hochwertigen Materialien, modulare Led-leuchten für eine optimale Ausleuchtung von Maschinen und Arbeitsplätzen sowie Klemm- und Bremssysteme. Das Familienunternehmen verfügt über Tochtergesellschaften in Italien, Rumänien und China und ist über Vertriebspartner in allen relevanten Märkten weltweit vertreten.
Philipp Sendelbach ist Leiter Service Glasscheiben bei der Hema Maschinenund Apparateschutz Gmbh.