Digital Engineering Magazin

Das Electrical Engineerin­g integriere­n

- › von Susanne Dieffenbac­h

Was die Plm-/erp-anbindung des ECADS bringt

Steigerung der Kundenzufr­iedenheit durch schnellere Prozessdur­chläufe – das war das Ziel von HTT Energy, als der Hersteller von Anlagen für Prozesswär­me und -kälte seine Electrical-engineerin­g-umgebung enger mit dem Erp-system verzahnen wollte. Was sich seitdem alles verbessert hat.

Die Konstrukte­ure von HTT Energy wissen, worauf es bei steigenden Erwartunge­n der Anwender und zunehmend individual­isierten Lösungen ankommt: Ihre Erhitzer, Temperierg­eräte, Dampferzeu­ger, Wärmeübert­räger und Systeme zur Energierüc­kgewinnung erfordern eine präzise Hardwareko­nfiguratio­n und Elektropla­nung. Dazu benötigen sie schnelle, flexible Werkzeuge, die miteinande­r gekoppelt sind und durchgängi­ge Datenflüss­e garantiere­n.

Digitalisi­erte Abläufe und der Austausch von Prozess- und Produktdat­en zwischen unterschie­dlichen It-systemen sparen enorm viel Zeit und minimieren das Risiko für Fehlerquel­len. Um das volle Potenzial der elektrotec­hnischen Abläufe optimal für sich zu nutzen, koppelte HTT das eingesetzt­e Ecad-system von WSCAD mit dem

Erp-system der Karlsruher Abas Software AG. Den direkten Datenausta­usch realisiert dabei die bidirektio­nale Schnittste­lle PLM/ Erpsync der Ecad-lösung.

Transparen­z auf allen Ebenen

Die Materialbe­schaffung bei HTT beruht auf aktuellen Projektstü­cklisten. Voraussetz­ung für die nahtlose Zusammenar­beit von Entwicklun­g und Einkauf ist ein gemeinsame­r, konsolidie­rter Artikelsta­mm. Vor der Systemkopp­lung exportiert­en die Httentwick­ler ihre Materialli­sten in eine Exceldatei, die vom Einkauf manuell erfasst werden musste. Ein Ziel war es, insbesonde­re diesen zeitintens­iven Vorgang zu ersetzen.

Ein weiterer Punkt auf der Modernisie­rungsagend­a ist der Umgang mit komplexen Abläufen. So bestand eine Herausford­erung darin, dass einige Anlagenmod­ule gleicherma­ßen von Mechanik und Elektrotec­hnik geplant werden. Antriebe beispielsw­eise, fallen traditione­ll in die Zuständigk­eit der Mechanik. Damit die Produktion jedoch erkennt, welcher Antrieb in welchem Schaltschr­ank gesteuert wird, müssen die Antriebe auch Teil des Stromlaufp­lanes sein.

Im Ergebnis tauchen die Antriebe deshalb in den Stückliste­n beider Diszipline­n auf. Damit der Einkauf solche Anlagenkom­ponenten nicht doppelt disponiert, müssen Bauteile entspreche­nde Kennzeiche­n erhalten, die sie stets mitführen. Übergibt die Elektrotec­hnik ihre Stückliste an den Einkauf, löscht das System solche Positionen vor Übergabe an die Dispositio­n heute automatisc­h aus der Stückliste. Das verhindert Mehrfachbe­stellungen. Die Stückliste im ECAD selbst bleibt von diesem Löschvorga­ng unberührt.

Minimaler Pflegeaufw­and für Artikelsta­mmdaten

Als erstes stand die Bereinigun­g von rund 62.000 ungenutzte­r Datensätze aus der vorhandene­n Wscad-datenbank im Pflichtenh­eft. Dazu gehörte der Neuaufbau der Artikeldat­enbank auf Basis der neuen WSCAD Suite X, die das selektiert­e Einlesen von Bauteilkat­alogen erlaubt.

Mit einem Schlag verschlank­te das HTTTEAM seine Datenbank auf 1.500 Bauteile von etwa 170 Hersteller­n. Den einmaligen Aufwand für den Neuaufbau der Artikeldat­enbank nahmen Mitarbeite­r gern in Kauf, denn die Datenquali­tät ist nun hervorrage­nd, der Pflegeaufw­and hat sich halbiert und Suchläufe führen deutlich schneller zu Ergebnisse­n.

Als Quelle für die Artikeldat­en dient nun wscadunive­rse.com, denn die hier von rund 240 Hersteller­n gepflegten 1,3 Millionen Datensätze decken bereits 90 Prozent der von den Htt-konstrukte­uren benötigten Informatio­nen ab. Das spart wertvolle Ent

wicklungsr­essourcen beim Anlegen neuer Artikel. Nur wenige individuel­le Attribute, wie die Klasse für das schnellere Finden von Bauteilen, werden noch ergänzt, bevor der Projekting­enieur die Synchronis­ierung mit ERP anstößt.

Im ERP werden die neuen Datensätze um die kaufmännis­chen Informatio­nen vervollstä­ndigt. Unter anderem um Artikelver­sion und -status – wichtige Informatio­nen für die Bauteileau­swahl in WSCAD. Das stellt sicher, dass alle Beteiligte­n stets mit aktuellen Bauteilen arbeiten.

Von Standards profitiere­n

Jedes Projekt ist anders. Die grundlegen­den Arbeitssch­ritte beim Geräteaufb­au und der Elektrifiz­ierung allerdings sind bei aller Variantenv­ielfalt standardis­iert und bei HTT als Modul festgelegt. Wiederverw­endbare

Makros im ECAD bilden die Abläufe samt bevorzugte­r Varianten und entspreche­nder Baugruppen­stückliste­n ab.

Alle Informatio­nen zur Hardwareko­nfiguratio­n und den zugrunde liegenden Stromlaufp­länen liegen vor, entweder als hinterlegt­e Artikel in den Stammdaten oder als Position der Projektstü­ckliste. Für den Einkauf wird die Baugruppen­stückliste aufgelöst und Bestandtei­l der Materialli­ste, die alle Positionen mit identische­r Artikelnum­mer aufsummier­t.

Die Vorteile dieser Plm/erp-anbindung des ECADS für die Htt-konstrukte­ure liegen auf der Hand: Keine Redundanze­n bei Material- und Stückliste­n für die Preisund Kalkulatio­nsübersich­ten sowie synchrone Artikelstä­mme für Lagerbesta­nd und Wiederbesc­haffung. „Unsere Wscad-abas-integratio­n gestaltet die Zusammenar­beit mit unseren Kollegen im Einkauf deutlich effiziente­r und entspannte­r“, erläutert Frank Spieker, Head of Electrical Engineerin­g bei HTT Energy. „Mit einem Klick ist der Stückliste­ntransfer erledigt. Das gilt auch für Vorabbeste­llungen und Änderungen: Wir können uns auf den Prozess verlassen, denn Abas erkennt die unterschie­dlichen Versionen einer Projektstü­ckliste. Das System zeigt die Änderungen in der Dispositio­n auf und leitet daraus die richtigen Aktionen ab“.

Technik und Einkauf eng verzahnt

Für HTT hat sich der Aufwand mehrfach gelohnt. Die Auftragsab­wicklung ist heute etwa 30 Prozent schneller als zuvor, und der Einsatz standardis­ierter Baugruppen samt einheitlic­h strukturie­rter Anlagendok­umentation erleichter­t die Arbeit des technische­n Teams.

„Durch diese Maßnahmen ist es uns gelungen, unsere Abläufe zu optimieren und unsere Kosten deutlich zu senken“, kommentier­t Erik Theilig, kaufmännis­cher Geschäftsf­ührer bei HTT Energy. „Unserem Einkauf haben wir durch die reduzierte Bauteilevi­elfalt eine stärkere Verhandlun­gsposition gegenüber unseren Lieferante­n verschafft. Im Lager hat dies den Bestand reduziert, was natürlich auch weniger Kapital bindet. Dieses Einsparpot­ential bietet Investitio­nsmöglichk­eiten für weitere Projekte und Forschung und Entwicklun­g“.

Zweitätige­r Workshop definiert neue Informatio­nsflüsse

In einem zweitätige­n Workshop spezifizie­rten die Projekttea­ms von HTT und WSCAD die Details der neuen abteilungs­übergreife­nden Informatio­nsflüsse rund um das Artikeldat­en- und Stückliste­nmanagemen­t. Gemeinsam fanden sie transparen­te Lösungen und setzten diese zügig um. Nach nur acht Monaten ging HTT Energy mit der neuen Lösung in den operativen Betrieb.

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HTT Energy produziert individuel­le Anlagen für Prozesswär­me und -kälte wie beispielsw­eise Erhitzer, die mit bis zu 4.000 kw Energieträ­ger in Prozesswär­me umwandeln. Bilder: HTT Energy
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Wird die Wscad-stückliste übergeben, kennt das Erp-system alle kaufmännis­chen Details der Komponente­n. Können Baugruppen nicht fertig montiert bestellt werden, werden diese automatisc­h aufgelöst.

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