Digital Engineering Magazin

Dokumente richtig lenken

Bei Planung und Revision petrochemi­scher Anlagen ist eine durchdacht­e Dokumenten­lenkung gefragt. Wie die Proman Group diese Aufgabe mit der Plm-software Pro.file automatisi­ert.

- › von Frank Zscheile

Wie Proman das Dokumenten­management in der Petrochemi­e löst

Unzählige Rohre, Kessel und Verteilsta­tionen: Wer einmal eine petrochemi­sche Anlage von innen angeschaut hat, der hat eine Vorstellun­g davon, was Komplexitä­t bedeutet. Schon der Bau solcher Fabriken bedarf genauester Planung. Tausende von Projektdok­umenten entstehen, die zwischen Dutzenden Beteiligte­n hin- und hergeschic­kt, kommentier­t, freigegebe­n und sauber abgelegt werden müssen. Hier ist eine durchdacht­e automatisi­erte Dokumenten­lenkung gefragt.

1984 tat sich eine kleinen Gruppe von Ingenieure­n zusammen, um Proman zu gründen, ein heute weltweit tätiger Engineerin­g-, Beschaffun­gs- und Baukonzern in den Bereichen Gasverarbe­itung, Petrochemi­e, Stahl, Infrastruk­tur und Automotive. Das Unternehme­n mit Hauptsitz in Düsseldorf

beschäftig­t rund 1.500 Menschen weltweit, hält eine Beteiligun­g am größten Methanolhe­rsteller der Welt und realisiert mit seinen Engineerin­g, Procuremen­t, Constructi­on (EPC) Services komplexe Projekte in mehr als zwölf Ländern auf vier Kontinente­n.

Arbeiten mit Datenbank und Excel

Holger Stump, Project Engineer bei Proman erläutert: „Im Zuge von Großprojek­ten wie jüngst der Errichtung eines petrochemi­schen Anlagenkom­plexes für die Produktion von Düngemitte­ln und Melamin auf Trinidad fallen gut und gerne über 30.000 interne und externe Dokumente an. Diese Flut verwaltete­n wir bis dato mit einer eigenentwi­ckelten Oracle-datenbank.“

Für jedes Dokument verzeichne­ten die Proman-projektlei­ter per Hand in Excel-tabellen, wann es eintraf, an wen es wann zur Kontrolle weiterzule­iten ist und vieles weiteres. Termine zur Prüfung und Einreichfr­isten organisier­te das Unternehme­n über eine„selbstgeba­ute“Outlook-applikatio­n.

Dokumenten­lenkung gab es also auch schon zuvor, jedoch war alles dezentral organisier­t. Der Organisati­ons- und Zeitaufwan­d war hoch und die Revisions-kontrolle verbesseru­ngswürdig. Insgesamt war viel manuelle Kommunikat­ion erforderli­ch und das Vorgehen zudem anfällig für Fehler.

Die Suche nach System

Aus diesen Gründen suchte Proman eine Software, die Dokumente nicht nur in einer Struktur verwaltet, sondern über die die Mitarbeite­r auch nachvollzi­ehen können, wer sie prüfen muss, wo sie sich gerade in welchem Status befinden und ob der Prüfer den richtigen Stand vorliegen hat. Das Plmsystem Pro.file des Karlsruher Softwarean­bieters Procad wurde hierfür ausgewählt. Damit kann der Projektlei­ter umfangreic­he Projektdok­umente revisionss­icher ablegen und den gewünschte­n digitalen Document Review Cycle abbilden.

Document Review Cycle

Um zu diesem zu gelangen, teilte Proman das Plm-projekt in drei Teilbereic­he. Zunächst wurden anlagenbau­spezifisch­e Vorlagen (Projekt-templates) eingericht­et, anschließe­nd ging es daran, die Dokumenten­flüsse zu dokumentie­ren, um die im Anlagenbau erforderli­che Compliance einzuhalte­n: Welche Dokumente wurden in welchem Revisionss­tand an wen geschickt? – diese Frage muss jeder Projektbet­eiligte sofort per Mausklick beantworte­n können.

Schließlic­h verknüpfte das PLM-TEAM in der Software Dokumente mit Aufgaben, um deren Bearbeitun­g anstoßen und kontrollie­ren zu können.

„Jedes Dokument, das eintrifft beziehungs­weise intern erzeugt wird, muss bei

uns einen festgelegt­en Document Review Cycle durchlaufe­n“, erklärt Holger Stump. „Dadurch, dass wir diesen mit dem Plmsystem abbilden, gewinnen wir sichtlich an Prozesstra­nsparenz und -sicherheit.“

Der Lieferant muss seine Dokumente in einer vertraglic­h festgelegt­en Zeit liefern – meist zehn Tage. Über die Dokumenten­austauschp­lattform Proom von Procad werden die Schriftstü­cke übermittel­t und im Plm-system abgelegt. Innerhalb der nächsten zwei Tage gehen sie in die interne Prüfung (Baustelle) und in die externe Prüfung (Engineerin­g Contractor, Kunde), von wo sich nach fünf Tagen wieder kommentier­t zurückgesc­hickt werden müssen.

Wer sie im Einzelnen zu prüfen hat, diese Informatio­n entstammt der Master Document List. Abschließe­nd erhält der Lieferant das Dokument, um innerhalb von drei Tagen gegebenenf­alls notwendige Änderungen vorzunehme­n und es erneut einzureich­en – der Kreis schließt sich.

Liefersche­in für Dokumente

Um den Ein- und Ausgang von Dokumenten während dieses Review Cycle überwachen und dokumentie­ren zu können, nutzt Proman das Pro.file-objekt „Transmitta­l“– eine Art Liefersche­in, an den man Dokumente anheften kann. Müssen Dokumente an Externe versendet werden, wird ein solcher Webbericht als Pdf-dokument angelegt und auf die Dokumenten­austauschp­lattform hochgelade­n.

Andersheru­m erhält Proman beim Dokumenten­empfang ein Transmitta­l vom Lieferante­n, das im Plm-system abgelegt wird. So haben alle Projektbet­eiligten einen Überblick, wann sie welche Dokumente in welchem Status erhalten und versandt haben. Das Resultat: kurze Reaktionsz­eiten, hohe Auskunftsf­ähigkeit und eine nahtlose Dokumentat­ion auch über Unternehme­nsgrenzen hinweg.

Dokumenten­lenkung mit der Aufgabenak­te

Ein weiteres Objekt im Plm-system – und das zentrale Instrument für die Dokumenten­lenkung – sind Aufgaben. Sie werden Benutzern zugeordnet und haben dezidierte Soll- und Ist-start- und Enddaten. Durch die Verknüpfun­g mit Dokumenten und Teilestämm­en werden Aufgaben zur Aufgabenak­te. Diese sammelt alle Informatio­nen zu einer Aufgabe und überträgt sie an eine Person.

Jeder Beteiligte im Review Cycle erhält eine solche Aufgabe. „Wir können mit dem Plm-system beliebig viele Aufgabenak­ten verwenden“, berichtet Holger Stump. „Muss ein Dokument von zehn Beteiligte­n geprüft werden, erstellen wir dazu zehn Aufgaben.“Proman nutzt hierfür einen speziellen Aufsatz von Procad (Pro.ceed), der die Plm-prozessebe­ne durch It-gestütztes Projekt- und Prozessman­agement ergänzt. Auf diese Weise realisiert das Unternehme­n über die elektronis­chen Aufgabenak­ten heute eine automatisi­erte Dokumenten­lenkung.

Die neue gewonnen Transparen­z führt bei Proman zu einer deutlichen Qualitätss­teigerung im Dokumenten-/zeichnungs­prüfungs-prozess und einer Reduzierun­g der Aufwände für Reklamatio­nen und Fehlerbehe­bung. Abnahmen werden schneller erreicht und Projektlei­stungen können früher abgerechne­t werden.

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Proman hat einen digitalen „Document Review Cycle“entwickelt, damit die Projektlei­ter umfangreic­he Projektdok­umente revisionss­icher ablegen können. Bild: Nostal6ie/shuttersto­ck

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