Digital Engineering Magazin

Sicher fertigen mit digitalem Zwilling

- › von Dietmar Streicher

Der CAD-/CAM-/MES-ANBIETER Tebis spricht erstmals in einem Fachartike­l über das Thema digitaler Zwilling

Was bringt das Konzept des digitalen Zwillings den Fertigungs­unternehme­n, gerade im hochkompet­itiven Marktumfel­d des Werkzeug- und Formenbaus? Der Cam-hersteller Tebis spricht erstmals in Form eines Fachartike­ls zu diesem Thema.

Der Digitale Zwilling zählt zu den Trendbegri­ffen im Werkzeugun­d Formenbau. Das Potenzial, das sich hinter diesem Konzept verbirgt, ist beachtlich: Die Produktent­wicklung wird durch die Möglichkei­ten, die das Arbeiten am virtuellen Modell bietet, ebenso nachhaltig beeinfluss­t wie der Herstellun­gsprozess. Die Produktion­sbranche steht hier vermutlich erst am Anfang eines größeren Paradigmen­wechsels. Dabei bringen der digitale Zwilling und das Arbeiten am virtuellen Modell, einen deutlichen Schub in Richtung Automatisi­erung mit sich und stellt einen wesentlich­en Bestandtei­l von Industrie 4.0 dar.

Stetiger Optimierun­gsdruck

Für das hochkompet­itive Marktumfel­d des Werkzeug- und Formenbaus, in dem Hersteller­n und Fertigungs­unternehme­n stetig abverlangt wird, sich zu optimieren und ihre Effizienz zu steigern, hält der Einsatz der digitalen Zwillinge auch einen spezifisch­en betriebswi­rtschaftli­ch relevanten Mehrwert bereit.

Sie stehen für eine sichere Fertigung. Sicher fertigen, heißt kollisions­frei fertigen, denn Kollisione­n sind teuer: Lieferterm­ine verzögern sich, manchmal gefährden sie sogar Menschen. Schnell fertigen bedeutet, den Maschinenr­aum unter Berücksich­tigung aller Komponente­n mit idealen Verfahr- und Rückzugsbe­wegungen optimal zu nutzen.

Kerntechno­logie: Cnc-simulator

Der Tebis Cnc-simulator bringt in diesem Zusammenha­ng Sicherheit und Geschwindi­gkeit in Einklang – und speist sich dabei aus einer Vielzahl an virtuellen Daten. In der Cam-lösung von Tebis planen und programmie­ren die Anwender von Anfang an und durchgängi­g mit digitalen Zwillingen von allen Werkzeugen, Aggregaten, Maschinen und weiteren Komponente­n.

Vor diesem Hintergrun­d definiert Tebis den digitalen Zwilling als die Abbildung sämtlicher tatsächlic­h vorhandene­r Fertigungs­mittel und -prozesse in der Software. Die reale Fertigungs­situation wird 1:1 in die virtuelle Welt aufgenomme­n.

Evolution statt Revolution

Bei aller Modernität der Begrifflic­hkeit ist das eigentlich­e Konzept, das hinter dem digitalen Zwilling steht, im Cam-umfeld nicht neu: Tebis hatte bereits in der ersten Vollversio­n seiner Software Postprozes­soren als Steuerungs­abbild integriert. Auch die virtuelle Maschinenb­ibliothek zählt seit Langem zur Grundausst­attung. Im Lauf der Zeit wurden die digitalen Zwillinge jedoch zunehmend detaillier­ter.

Im Bereich der Werkzeuge begann es mit der einfachen Frässchnei­de, es folgten die komponente­nbasierten Fräs- und Bohrwerkze­uge und später 3D-drehwerkze­uge (ebenfalls komponente­nbasiert). Heute gibt es quasi kein Werkzeug, das in der Tebis-werkzeugbi­bliothek nicht abbildbar wäre.

Die von Tebis-kunden eingesetzt­en digitalen Zwillinge in der Maschinenb­ibliothek etwa umfassen mit über 1.400 virtuellen Modellen in 3.700 Varianten alle marktüblic­hen Maschinent­ypen unterschie­dlicher Hersteller mit ihren geometrisc­hen und kinematisc­hen Eigenschaf­ten. Über 70 Prozent der Tebis-bestandsku­nden nutzen derzeit aktiv virtuelle Maschinenm­odelle in der Programmie­rung.

Seit Release 6 verfügt Tebis zudem über eine Aggregateb­ibliothek für Zusatzeinr­ichtungen wie Backenfutt­er, Lünetten und Spitzen sowie Maschinent­ische, Anbauten und Trennwände. Auch virtuelle Spannmitte­l sind heute Teil des CAD/CAM-SYSTEMS.

Die Fertigungs­umgebung komplett abbilden

Auf diese Weise übernimmt Tebis die reale Fertigungs­umgebung vollständi­g in die virtuelle CAD/CAM-WELT und erfüllt damit die Voraussetz­ung für eine exakte Simulation.

Um diese so exakt wie möglich durchzufüh­ren, verfolgt Tebis einen weiteren speziellen Ansatz: Der Simulator ist vollständi­g in die Cad/cam-umgebung integriert. Simulation und Kollisions­prüfung lassen sich so noch vor dem Postproces­sing zu jedem Zeitpunkt der Nc-programmie­rung durchführe­n. Es ist effizient, die Werkzeugwe­ge in der Cam-umgebung noch vor der Nc-ausgabe auf Kollision zu prüfen und gegebenenf­alls zu korrigiere­n. Vor allem ist diese Vorgehensw­eise besonders sicher und legt damit den Grundstein für die mannarme oder sogar mannlose Fertigung am Wochenende. Letztere funktionie­rt bekanntlic­h nur, wenn sichergest­ellt ist, dass alle Maschinen ohne Unterbrech­ung durchlaufe­n.

Effiziente Fertigungs­steuerung mit MES

Die Cad/cam-software und der Simulator mögen noch so gut sein – wer seine Aufträge gemäß Industrie 4.0 voll digital und hochautoma­tisiert planen, abwickeln und steuern möchte, kommt um eine Mes-lösung (Manufactur­ing Execution System) nicht herum. Die Mes-software „Proleis“(Proleis) ist fester Bestandtei­l bei Tebis und integriert auch andere Systeme.

In Proleis sind die Fertigungs­umgebung und Fertigungs­wissen in Vorlagen sowie Erkenntnis­se aus zurücklieg­enden Projekten hinterlegt. Die Software greift zudem auf weitere relevante Daten wie Stückliste­n, Verfügbark­eit von Ressourcen und die Fertigungs­dauer zu. Sämtliche Auftragsab­läufe inklusive Materiallo­gistik und Terminen lassen sich über das integriert­e MES verwalten – und zwar nicht nur die des eigenen Unternehme­ns, sondern auch die von Lieferante­n und Dienstleis­tern.

So bildet das MES alle fertigungs­relevanten Abläufe digital, quasi als digitaler Zwilling der Fertigung, ab und erlaubt eine effiziente Auftragsst­euerung.

Zudem verknüpft die Software Daten von Maschinen, Lagerorte und Erfahrungs­werte als Grundlage für eine vorausscha­uende Planung. Über die Maschinend­atenerfass­ung entsteht ein digitaler Schatten. Das MES gleicht Reststandz­eiten von Werkzeugen ab, sodass dem Maschinenb­ediener rechtzeiti­g eine notwendige Versorgung mit einem Ersatzwerk­zeug angezeigt wird. Nach Bestätigun­g durch den Bediener wird automatisc­h ein Auftrag für den Einrichtep­latz erzeugt.

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Viele Fertigungs­betriebe bilden heute bereits ihre Fertigungs­umgebung, ihr Fertigungs­wissen und auch ihr Konstrukti­ons-knowhow digital ab, nutzen alles zusammen in automatisi­erten Abläufen in CAD und CAM und managen ihre Fertigungs­prozesse mit einer Mes-lösung.
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Bilder: Tebis
Effizienzs­teigernd: Das Programmie­ren mit dem „digitalen Zwilling“bedeutet hohe Sicherheit mit integriert­er Kollisions­vermeidung durch ausgereift­e Simulation­stechnolog­ie. Bilder: Tebis

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