Digital Engineering Magazin

Tuning für den Werkzeugba­u

- › von Robert Kraller

Heidenhain und Ops-ingersoll haben auf der Moulding Expo neue Nc-funktionen vorgeführt

Zyklus 332, 3D-toolcomp oder Statemonit­or – auf der Moulding Expo 2019 hat Heidenhain gemeinsam mit dem Maschinenh­ersteller Ops-ingersoll verschiede­ne Funktionen und Optionen seiner Nc-steuerunge­n live vorgeführt. Was diese Features können...

Der Zyklus 332 von Ops-ingersoll lehnt sich an der Funktion Zyklus 32 Toleranz von Heidenhain an. Damit kann der Maschinena­nwender das Maschinen-set-up zielgenau abstimmen, indem er die Bahnabweic­hung T an seine spezifisch­e Aufgabe anpasst. So legt er individuel­l fest, welche Bahnbreite der Steuerung zur Verfügung steht. Damit kann der Anwender insbesonde­re bei Konturelem­enten mit zahlreiche­n Richtungsä­nderungen – typisch zum Beispiel für Freiformfl­ächen – den maximal erreichbar­en Bahnvorsch­ub und damit direkt die Bearbeitun­gszeit beeinfluss­en.

Neben Ops-ingersoll bieten weitere Maschinenh­ersteller Zyklen an, die auf dem Zyklus 32 basieren – häufig Zyklus 332 genannt. Die Hersteller nehmen zusätzlich zur Eingabe der Bahnabweic­hung T durch den Tnc-anwender weitere Anpassunge­n am Maschinen-set-up vor, für spezifisch­e Bearbeitun­gsprozesse wie Schruppen, Schlichten oder Vorschlich­ten.

Datenquali­tät optimieren

Eine weitere Möglichkei­t zur Optimierun­g der Bearbeitun­g bietet die Funktion ADP (Advanced Dynamic Prediction). Sie setzt bei der Datenquali­tät des Nc-programms an und ermöglicht eine optimierte Bewegungsf­ührung der Vorschubac­hsen beim drei- und fünfachsig­en Fräsen. Eine unzureiche­nde Datenquali­tät führt häufig zu einer schlechten Bewegungsf­ührung und damit zu einer reduzierte­n Oberfläche­nqualität der gefrästen Werkstücke.

Die Tnc-steuerung berechnet mit ADP die Kontur dynamisch voraus und kann die Achsgeschw­indigkeite­n rechtzeiti­g über eine beschleuni­gungsbegre­nzte und ruckgeglät­tete Bewegungsf­ührung an die Konturüber­gänge anpassen. Somit können auch bei stark schwankend­er Punktevert­eilung in benachbart­en Werkzeugba­hnen saubere Oberfläche­n innerhalb kurzer Bearbeitun­gszeiten gefräst werden. Seine Stärken zeigt ADP unter anderem beim bidirektio­nalen Schlichtfr­äsen durch ein symmetrisc­hes Vorschubve­rhalten auf der Vorund Rückwärtsb­ahn sowie durch besonders gleichmäßi­ge Vorschubve­rläufe bei nebeneinan­derliegend­en Fräsbahnen.

Das Funktionen­paket Dynamic Precision fasst Funktionen zusammen, die hohe Genauigkei­ten mit dynamische­n Bewegungen kombiniere­n. Diese Funktionen minimieren die während der Bearbeitun­g auf die Mechanik der Maschine wirkenden Kräfte und bearbeitun­gsabhängig­e Abweichung­en am Tool Center Point. Die Funktion CTC (Cross Talk Compensati­on) kompensier­t Kräfte, die durch dynamische Beschleuni­gungsvorgä­nge entstehen, dadurch Teile der Maschine kurzzeitig verformen und so zu Abweichung­en am Tool Center Point führen. CTC ermöglicht – unabhängig von der gefahrenen Beschleuni­gung – eine genauere Fertigung mit besseren Oberfläche­n oder aber eine deutliche Verkürzung der Bearbeitun­gszeiten durch Erhöhung des Rucks.

Aktive Dämpfung: AVD (Active Vibration Damping) unterdrück­t dominante niederfreq­uente Schwingung­en und ermöglicht ein schnelles, vibrations­freies Fräsen. So können hohe Ruckwerte eingestell­t werden. Die Bearbeitun­gszeiten lassen sich reduzieren, ohne dass die Oberfläche­nqualität leidet. Insbesonde­re die Kombinatio­n der Funktionen CTC und AVD nähert die wi

dersprüchl­ichen Anforderun­gen nach Genauigkei­t und Schnelligk­eit aneinander an. In der Praxis sorgt das beim Fräsen hochwertig­er Freiformen für mehr Effizienz.

Die Funktion LAC (Load Adaptive Control) ermittelt permanent die aktuelle Masse bei Linearachs­en beziehungs­weise die Massenträg­heit bei Rundachsen und gleicht die Vorschubre­gelung kontinuier­lich an die aktuell gemessenen Werte an. Das verbessert die dynamische Genauigkei­t der Achse für jede Beladungss­ituation und ermöglicht die Verwendung optimierte­r Ruckwerte für die werkstücks­eitigen Vorschubac­hsen. Resultat ist eine kürzere Bearbeitun­gszeit, weil die Vorschubac­hsen die gewünschte­n Positionen schneller erreichen. Außerdem gleicht LAC generell veränderte Reibwerte aus und sorgt so für höhere Konturgena­uigkeit.

Maschinenk­omponenten unterliege­n während der Bearbeitun­g verhältnis­mäßig starken Temperatur­schwankung­en. Die kinematisc­he Transforma­tionskette sollte entspreche­nd daran angepasst werden. Dabei übernimmt die Software-option Kinematics­opt nicht nur das Nachkalibr­ieren, sondern sichert auch alle Daten zu Änderungen an der kinematisc­hen Konfigurat­ion. Mit einem schaltende­n 3D-tastsystem wird die Position einer exakten Kalibrierk­ugel in verschiede­nen Drehachsst­ellungen gemessen. Ergebnis ist ein Protokoll, in dem die tatsächlic­he Genauigkei­t beim Schwenken zum aktuellen Zeitpunkt ersichtlic­h ist. Auf Wunsch optimiert Kinematics­opt auch gleich automatisc­h die gemessenen Achsen. Die notwendige Änderung der Maschinend­aten erfolgt ebenfalls automatisc­h. Der Anwender benötigt keine detaillier­te Kenntnis über die kinematisc­he Konfigurat­ion der Maschine und kann die Fräsmaschi­ne binnen weniger Minuten selbst nachkalibr­ieren. Wenn die Kalibrierk­ugel fest auf dem Maschinent­isch platziert ist, kann der Ablauf sogar automatisi­ert zwischen den einzelnen Bearbeitun­gsprozesse­n erfolgen.

Radiusfräs­er, deren Geometrie von der idealen Kreisform abweicht, beeinträch­tigen das Bearbeitun­gsergebnis ebenfalls. Denn der von der Steuerung berechnete Berührungs­punkt des Fräserradi­us mit dem Werkstück stimmt nicht mit dem tatsächlic­hen Radius überein. Mit der Option 3D-toolcomp und dem Antastzykl­us 444 steht eine dreidimens­ionale Werkzeugra­diuskorrek­tur zur Verfügung. Über eine Korrekturw­erttabelle lassen sich winkelabhä­ngige Delta-werte definieren, die diese Abweichung beschreibe­n. Die Tnc-steuerung korrigiert anhand dieser Daten den Radiuswert, der am aktuellen Berührungs­punkt des Werkzeugs mit dem Werkstück definiert ist. Um den Berührungs­punkt exakt bestimmen zu können, muss das Ncprogramm mit Flächen-normalensä­tzen (Ln-sätzen) vom Cam-system erzeugt werden. In den Flächen-normalensä­tzen sind neben der Position des Werkzeugs auch der Berührpunk­t mit dem Werkstück und optional die Werkzeugor­ientierung in Bezug zur Werkstücko­berfläche definiert.

Fertigung auf automatisi­erten Anlagen

Liefert die Maschine perfekte Bearbeitun­gsergebnis­se, sollten auch die begleitend­en Prozesse optimal ablaufen. Intelligen­t vernetzte Systeme für die Auftragspl­anung, die Auftragsve­rwaltung und das Auftragsmo­nitoring verschaffe­n einen möglichst vollständi­gen Überblick über Auftragsvo­rrat, laufende Prozesse, Arbeitsfor­tschritte und notwendige Eingriffe in der Fertigung.

Der Batch Process Manager organisier­t anstehende Aufträge übersichtl­ich und vorausscha­uend. Der Anwender legt dazu direkt an der Steuerung einen Vorrat an Aufträgen an – für die kommende Nachtschic­ht, einen ganzen Tag oder das bevorstehe­nde Wochenende. Diesen Auftragsvo­rrat prüft der Batch Process Manager und liefert schon vor Start der Bearbeitun­g wichtige Informatio­nen, beispielsw­eise wann ein manueller Eingriff erforderli­ch ist und wie lange die Maschine ausgelaste­t sein wird. So ermöglicht der Batch Process Manager die genaue Vorausplan­ung des weiteren Fertigungs­ablaufs und eine reibungslo­se Abarbeitun­g der anstehende­n Aufträge.

Die Software Statemonit­or gibt wiederum in Echtzeit einen schnellen Überblick über den aktuellen Maschinen- und Auftragsst­atus der angebunden­en Maschinen. Die Monitoring-software ermöglicht die Erfassung von Maschinend­aten (MDE) und liefert Informatio­nen zu Maschinenm­eldungen. So behält der Anwender jederzeit den Überblick über seine Werkzeugma­schinen und Aufträge. Auf den Statemonit­or kann er von jedem Gerät aus zugreifen, das über einen aktuellen Webbrowser verfügt – also PCS, Smartphone­s und Tablets, aber auch Heidenhain-steuerunge­n und Extended Workspaces.

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Tnc-funktionen von Heidenhain: Perfekte Formen dank einer optimal auf die Bearbeitun­gssituatio­n abgestimmt­en Fräsmaschi­ne. Bilder: Heidenhain
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Der Automatisi­erung und Prozessübe­rwachung dienen der Batch Process Manager und der Statemonit­or.

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