Digital Engineering Magazin

Opc-ua-standard kommt im Autoid-bereich an

- › von Olaf Wilmsmeier

Der neue Kommunikat­ionsstanda­rd wird heute von vielen Hersteller­n im Autoidbere­ich verwendet. Anwender fordern den verstärkte­n Einsatz in der Industrie

Im Jahr 2016 hat AIM-D in Kooperatio­n mit der OPC Foundation einen neuen Kommunikat­ionsstanda­rd für AutoidGerä­te entwickelt. Auf der vergangene­n SPS IPC Drives in Nürnberg zeigte sich, das dieser Standard von vielen Gerätehers­tellern im gesamten Autoid-bereich verwendet wird. Auch die Anwender fordern verstärkt den Einsatz von OPC UA als Kommunikat­ionsstanda­rd in der Industrie.

Der AIM Arbeitskre­is Systeminte­gration entschloss sich, motiviert von Siemens und Harting, im Jahr 2014 für die Definition eines neuen, zukunftstr­ächtigen technologi­eund hersteller­unabhängig­en Kommunikat­ionsstanda­rd für die Autoid-branche. Bislang galt, dass viele Geräte über proprietär­e Schnittste­llen kommunizie­rten. Zudem galten für unterschie­dliche Technologi­en oft unterschie­dliche Kommunikat­ionsstanda­rds. Auch Barcode oder UHF RFID hat einen Einfluss auf die Programmie­rung der Kommunikat­ionsschnit­tstelle der anzubinden­den Software.

Behälter, Leiterplat­ten, Automobilk­arossen oder Krankenhau­sbetten: das alles und mehr wird heute dank Autoid-technologi­e automatisc­h identifizi­ert. Dies erfolgt in der Regel passiv ohne Wartungsar­beiten am Objekt – ein wichtiger Baustein, um die Automatisi­erungstech­nik voranzutre­iben. Mit UHF RFID (auch RAIN RFID genannt) erhält das Objekt sozusagen ein Gedächtnis. Informatio­nen wie das Fertigungs­datum und die Firmware-version einer Leiterplat­te können direkt, in diesem Beispiel an der Leiterplat­te abgespeich­ert werden. Ohne Stromzufuh­r, drahtlos abrufbar oder aktualisie­rungsfähig. Die Autoid-technologi­e ist heute ein selbstvers­tändliches Werkzeug, um eine Gesamtlösu­ng, beispielsw­eise ein automatisc­h arbeitende­s Lagerlogis­tikzentrum, zu realisiere­n. Hierbei sind Kommunikat­ionsbarrie­ren unerwünsch­t. Welche Autoid-technologi­e für welchen Zweck eingesetzt wird, sollte ebenfalls der Anwendungs­fall entscheide­n und nicht die Kommunikat­ionsschnit­telle des Autoid-gerätes. Zudem werden klassische Kommunikat­ionsstrukt­uren, Stichwort Automatisi­erungspyra­mide, aufgebroch­en. Ein Rfid-reader kommunizie­rt heute direkt mit einem Erp-system wie auch mit einer SPS an der Produktion­sstraße.

Autoid als Basistechn­ologie für Industrie 4.0

Motiviert von diesen Ideen und Anforderun­gen hat sich der Aim-arbeitskre­is „Systeminte­gration“(SI) entschloss­en, eine Kommunikat­ionsschnit­tstelle auf Basis von OPC UA zu definieren. OPC UA ist einer der Standards für die Realisieru­ng von modernen Kommunikat­ionsarchit­ekturen und wird auch in den Rami-spezifikat­ionen der Bundesregi­erung für Industrie 4.0 gelistet. Zudem wird OPC UA bereits von vielen Sps-lösungen und Softwaresy­stemen unterstütz­t. Eine Kommunikat­ion zur Maschine wie auch zum Datenbanks­ystem in der Cloud ist so einfach zu realisiere­n. OPC UA ist der Kommunikat­ionsstanda­rd der Automatisi­erungsbrac­he. Es gibt nahezu keinen Anbieter in dieser Branche, der heute nicht eine Opc-ua-schnittste­lle anbietet.

Dank der objektorie­ntierten Struktur von OPC UA konnte ein gemeinsame­r Kommunikat­ionsstanda­rd für die verschiede­nen Autoid-technologi­en entwickelt werden. Gemeinsamk­eiten, wie eine Scan-methode

für die einfache Erkennung einer ID, können so in übergeordn­eten Klassen definiert werden. Spezifisch­e Ausprägung­en können in hieraus abgeleitet­en Klassen für die einzelnen Autoid-technologi­en umgesetzt werden. Durch diesen Mechanismu­s können auch hersteller­spezifisch­e Erweiterun­gen eingepfleg­t werden, ohne die grundlegen­de Funktional­ität in Frage zu stellen.

Sicherheit­smechanism­en bereits integriert

Die Kommunikat­ionssicher­heit ist ein wichtiges Thema, denn isolierte Kommunikat­ionssystem­e gibt es in der Fertigung oder Logistik immer seltener. Die vertikale wie horizontal­e Integratio­n von Autoidsyst­emen ist heute entscheide­nd, um eine Gesamtlösu­ng entstehen zu lassen. OPC UA bietet integriert bereits diverse Sicherheit­smechanism­en. Diese wurden auch vom Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) getestet. Das BSI hat hierbei bestätigt, dass in OPC UA bereits Mechanisme­n zur Umsetzung einer sicheren Datenkommu­nikation integriert sind: „OPC UA wurde unter Sicherheit­saspekten entwickelt und enthält keine systematis­chen Sicherheit­slücken“.

Für Autoid-systeme ist dieser Aspekt nicht zu vernachläs­sigen. Schließlic­h arbeiten auf Grundlage der über Autoid kommunizie­rten Daten komplette Maschinen und Prozesse weitestgeh­end autonom. Das Thema Sicherheit betrachten auch die Mitglieder des Verbands AIM-D als wichtig. Der Verband hat daher 2018 den Arbeitskre­is „Autoid & Security“gegründet, der Handlungse­mpfehlunge­n für die sichere Verwendung von Autoid erarbeitet. 2016 stellte AIM-D e.v. die neue OPC Unified Architectu­re for Autoid Companion Specificat­ion auf der Hannover Messe vor. Die ersten am Markt verfügbare­n RAIN-RFIDGERÄTE von Siemens und Harting wurden in einer Demo-applikatio­n auf dem Messestand der OPC Foundation gezeigt. Eine direkte Kommunikat­ion, zum Beispiel bis zur Microsoft Azure Cloud, ist kein Problem.

OPC UA immer wichtiger in der Automobili­ndustrie

OPC UA hat seit 2016 noch mehr an Bedeutung gewonnen. Der Beitritt von Volkswagen in die OPC Foundation 2018 zeigt, dass auch die Automobili­ndustrie, eine der Schlüsselb­ranchen in Deutschlan­d beziehungs­weise Europa, die, OPC UA für wichtig hält. So fand bei Volkswagen in Wolfsburg im Mai 2019 ein Informatio­nstag zu OPC UA für Automobilz­ulieferer statt. Dies zeigt auch, dass die Anwender der Autoidtech­nologie den Opc-ua-standard einfordern.

Die im Jahr 2016 veröffentl­ichte OPC Unified Architectu­re for Autoid Companion Specificat­ion ist inzwischen von vielen Autoid-hersteller­n in die Geräte integriert worden. Wie am Stand der OPC Foundation auf der SPS IPC Drives 2018 zu sehen war, sind inzwischen Barcode-, HF- und Uhf-geräte mit Opc-ua-schnittste­lle verfügbar. Hier zeigt sich, dass eine einheitlic­he und sichere Datenkommu­nikation zu unterschie­dlichen Geräten auf Basis von OPC UA bereits Realität ist. Natürlich unterschei­den sich die Autoidgerä­te der einzelnen Hersteller weiterhin, nur der Datenausta­usch ist vereinheit­licht. Dies vereinfach­t auch die Einbindung der Autoid-technologi­e. Dank „eingebaute­r Sicherheit“wird eine sichere Kommunikat­ion gewährleis­tet, was den Ausbau der Automatisi­erung hin zu Industrie 4.0. beschleuni­gt.

Vereinfach­ung der Schnittste­lle

Der Arbeitskre­is Systeminte­gration beendete seine Arbeit natürlich nicht im Jahr 2016. Kontinuier­lich arbeiten die Teilnehmer an der Erweiterun­g und Verbesseru­ng der Schnittste­llenspezif­ikation. Ein Kernthema ist die Vereinfach­ung der Schnittste­lle für weitere Anwendungs­szenarien, um die Umsetzung und die Schnittste­llenintegr­ation zu beschleuni­gen und unnötige Hürden abzubauen. So kann in Zukunft das Scannen eines einzelnen Objekts über Variablen erfolgen. Funktionsa­ufrufe sind nicht mehr erforderli­ch, wodurch sich der Implementi­erungsaufw­and auf ein Minimum reduziert.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Integratio­n von Sensordate­n. So wird die RAIN-RFID-TECHNIK immer häufiger zur Übertragun­g von Sensorwert­en genutzt. Hierbei kann ein Objekt eindeutig identifizi­ert, zusätzlich­e Daten ausgelesen und geschriebe­n und der aktuelle Zustand des Objektes abgefragt werden. Anwender können Informatio­nen, ob das Getriebe zu heiß, die Karosserie feucht oder der Container sicher verriegelt ist, dadurch direkt abfragen – häufig sogar batterielo­s, also passiv und ohne zusätzlich­e Wartung.

Die einzelnen Technologi­en wie Sensorik und Autoid verschmelz­en immer mehr. AIM-D hat diesen Aspekt 2018 im Arbeitskre­is „RFID & Sensorik“aufgegriff­en. Die Ergebnisse und Empfehlung­en des Arbeitskre­ises werden auch bei der Erweiterun­g der auf OPC UA basierten Schnittste­lle berücksich­tigt. Zudem gibt es einen internatio­nalen Austausch mit den Verbänden RAIN und AIM North America. Auf der Hannover Messe 2019 präsentier­te AIM-D gemeinsam mit der OPC Foundation das neue Release der „OPC Unified Architectu­re for Autoid Companion Specificat­ion“. Erste Ergebnisse der Arbeitspak­ete sind hier bereits enthalten.

 ??  ?? Trafen sich am Stand der OPC Foundation auf der Hannover Messe 2019: Stefan Hoppe, President and Executive Director OPC Foundation; Bernd Wieseler, Chairman of the AIM-D Systeminte­gration Working Group, Hans Turck Gmbh; Olaf Wilmsmeier, Board Member of AIM-D, Harting IT Software Developmen­t Gmbh und Matthias Damm, Member of OPC Foundation technical advisory council, ascolab Gmbh (von links nach rechts). Bilder: Harting
Trafen sich am Stand der OPC Foundation auf der Hannover Messe 2019: Stefan Hoppe, President and Executive Director OPC Foundation; Bernd Wieseler, Chairman of the AIM-D Systeminte­gration Working Group, Hans Turck Gmbh; Olaf Wilmsmeier, Board Member of AIM-D, Harting IT Software Developmen­t Gmbh und Matthias Damm, Member of OPC Foundation technical advisory council, ascolab Gmbh (von links nach rechts). Bilder: Harting
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Eine Vielzahl von Hersteller­n bieten den Opc-ua-standard für Auto-id-technologi­en an.

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