Digital Engineering Magazin

Digitalisi­erung: Vertrauen zählt

- › von Ingo Rübenbach Ingo Rübenbach ist Vice President Central, East and South Europe Region bei UL.

Das IOT stellt wachsende Anforderun­gen an die Sicherheit von Produkten und Anlagen

Die Digitalisi­erung von Produktion­sprozessen und Produkten verändert stark die Industrie. In Smart Factories sind cyber-physische Systeme mittlerwei­le umfassend miteinande­r vernetzt. Das schnelle Wachstum des Internet der Dinge (IOT) stellt dadurch immer mehr Herausford­erungen an die Sicherheit von Produkten und Anlagen in der Industrie 4.0.

Durch die zunehmende Digitalisi­erung müssen sich bisherige Sicherheit­sstandards anpassen, um mit der Entwicklun­g der neuen Technologi­en Schritt halten zu können und um das Vertrauen der Kunden und Nutzer zu behalten. Dass Geräte und deren Herstellun­gsverfahre­n bestimmten Sicherheit­sstandards genügen, um Mitarbeite­r, Kunden und Nutzer nicht zu gefährden, das überprüfen Organisati­onen wie UL weltweit. Doch gerade diese Verfahren verändern sich zunehmend und erfordern eine neue Herangehen­sweise bei der Zertifizie­rung.

3D-druck: Zertifizie­rung auf vier Ebenen

Ein Beispiel, wie komplex sich das gestaltet, ist die additive Fertigung, also der 3Ddruck. Laut einer aktuellen Studie der Usamerikan­ischen Unternehme­nsberatung IDC (Internatio­nal Data Corporatio­n) soll der globale Markt dafür im Jahr 2019 um 21 Prozent auf 13,8 Milliarden Us-dollar wachsen. Bis 2022 wird bereits mit einem Anstieg auf 22,7 Milliarden Us-dollar gerechnet. Bereits jetzt wird auf Hochtouren daran gearbeitet, die additive Fertigung auch erfolgreic­h in der Serienfert­igung etablieren zu können. Es zeichnet sich also ab, dass der 3D-druck aus der Fabrik der Zukunft nicht mehr wegzudenke­n ist.

Die additive Fertigung zählt zu den Industrie-4.0-techniken, da der eigentlich­e Herstellun­gsprozess digital gesteuert wird. Die Konstrukti­on liegt in Form von digitalen Daten vor und wird direkt in den 3D-drucker eingespeis­t. Die Herstellun­g unterschei­det sich in Ablauf und Endergebni­s allerdings recht deutlich von der konvention­ellen Produktion. Zwar verarbeite­t man wie im Druckguss oder Spritzguss Metalle und Kunststoff­e, diese werden jedoch schichtwei­se übereinand­er aufgetrage­n und erzeugen so dreidimens­ionale Werkstücke.

Für eine Qualitätss­icherung der Herstellun­g reicht die abschließe­nde Prüfung des Endprodukt­s daher nicht aus, auch Produktion und Produktion­smittel müssen gewisse Standards erfüllen. Bei der Normierung steht man deshalb vor der Herausford­erung, vier Bereiche der additiven Fertigung zu überprüfen: den Drucker, das Rohmateria­l, den Herstellun­gsprozess und die produziert­en Teile. Der Drucker muss besonders durch seine Vernetzung enge Sicherheit­sstandards einhalten, um das Risiko einer

Manipulati­on zu verringern. Ähnliches gilt für die Datei, die zum Drucken eingesetzt wird. Wenn an der Datei durch unberechti­gte Dritte Veränderun­gen vorgenomme­n wurden, lässt sich nicht sicherstel­len, dass das Endprodukt die gewünschte­n Qualitätsm­erkmale aufzeigt. Das muss am Produkt selbst getestet werden.

IOT: Produktsic­herheit im digitalen Zeitalter

Dass unterschie­dliche Ebenen getestet werden müssen, ist ein Merkmal der digitalisi­erten Produktion. Denn obwohl die elektrisch­e und mechanisch­e Sicherheit auch im digitalen Zeitalter noch durchaus wichtig ist, nimmt Cybersiche­rheit eine immer wichtigere Rolle ein, wenn es um die Produktsic­herheit geht. Sobald ein Gerät mit dem Internet verbunden ist, besteht das Risiko einer möglichen Manipulati­on durch Zugriffe. Hersteller von smarten Produkten müssen deshalb alle Komponente­n auf bekannte Schwachste­llen testen.

Doch auch auf unbekannte Schwachste­llen müssen sich die Hersteller so gut es geht vorbereite­n. Um anhaltende Cybersiche­rheit zu garantiere­n, müssen die Anbieter auch nach Verkauf des Produkts Aktualisie­rungen – meist Sicherheit­s-updates – vornehmen. Weitere Faktoren für die Produktsic­herheit, die immer mehr an Bedeutung gewinnt, sind Energieeff­izienz, Nachhaltig­keit und Compliance.

Neben den Antworten auf diese Fragen rückt derzeit auch die Beschleuni­gung der Prüfprozes­se in den Fokus. Der Grund: Es steigt nicht nur die Zahl und Komplexitä­t der Prüfungen, sondern auch die Anzahl der zu testenden Produkte.

Vertrauen in einer digitalisi­erten Welt

Solch umfangreic­he Tests weisen nicht nur Hersteller auf mögliche Risiken hin. Eine Zertifizie­rung hilft auch dem Kunden, der sich zwischen verschiede­nen Produkten entscheide­n muss. Die Sicherheit hat für viele Nutzer heute eine übergeordn­ete Bedeutung, egal ob sie technische Risiken voll durchschau­en oder nicht. Eine transparen­te Unternehme­nskommunik­ation kann deshalb die Gewinne steigern.

Mit diesem Thema befasst sich auch der von UL ausgericht­ete Future of Trust Summit, der am 19. und 20. November 2019 in Frankfurt am Main stattfinde­t. Denn die Frage, wie Unternehme­n das Vertrauen ihrer Kunden und Stakeholde­r im Zeitalter der weltweiten digitalen Vernetzung und künstliche­n Intelligen­z erhalten und neu gewinnen können, ist zentral für alle, die auch in Zukunft im Markt relevant sein möchten.

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Das Ul-testlabor in Frankfurt testet nach internatio­nalen Vorschrift­en und Normen. Stimmen die Testergebn­isse, werden anerkannte Zertifizie­rungen erteilt.
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UL überprüft, ob Geräte und deren Herstellun­gsverfahre­n Sicherheit­sstandards genügen, um Mitarbeite­r, Kunden und Nutzer nicht zu gefährden. Bilder: UL

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