Digitalisierung: Vertrauen zählt
Das IOT stellt wachsende Anforderungen an die Sicherheit von Produkten und Anlagen
Die Digitalisierung von Produktionsprozessen und Produkten verändert stark die Industrie. In Smart Factories sind cyber-physische Systeme mittlerweile umfassend miteinander vernetzt. Das schnelle Wachstum des Internet der Dinge (IOT) stellt dadurch immer mehr Herausforderungen an die Sicherheit von Produkten und Anlagen in der Industrie 4.0.
Durch die zunehmende Digitalisierung müssen sich bisherige Sicherheitsstandards anpassen, um mit der Entwicklung der neuen Technologien Schritt halten zu können und um das Vertrauen der Kunden und Nutzer zu behalten. Dass Geräte und deren Herstellungsverfahren bestimmten Sicherheitsstandards genügen, um Mitarbeiter, Kunden und Nutzer nicht zu gefährden, das überprüfen Organisationen wie UL weltweit. Doch gerade diese Verfahren verändern sich zunehmend und erfordern eine neue Herangehensweise bei der Zertifizierung.
3D-druck: Zertifizierung auf vier Ebenen
Ein Beispiel, wie komplex sich das gestaltet, ist die additive Fertigung, also der 3Ddruck. Laut einer aktuellen Studie der Usamerikanischen Unternehmensberatung IDC (International Data Corporation) soll der globale Markt dafür im Jahr 2019 um 21 Prozent auf 13,8 Milliarden Us-dollar wachsen. Bis 2022 wird bereits mit einem Anstieg auf 22,7 Milliarden Us-dollar gerechnet. Bereits jetzt wird auf Hochtouren daran gearbeitet, die additive Fertigung auch erfolgreich in der Serienfertigung etablieren zu können. Es zeichnet sich also ab, dass der 3D-druck aus der Fabrik der Zukunft nicht mehr wegzudenken ist.
Die additive Fertigung zählt zu den Industrie-4.0-techniken, da der eigentliche Herstellungsprozess digital gesteuert wird. Die Konstruktion liegt in Form von digitalen Daten vor und wird direkt in den 3D-drucker eingespeist. Die Herstellung unterscheidet sich in Ablauf und Endergebnis allerdings recht deutlich von der konventionellen Produktion. Zwar verarbeitet man wie im Druckguss oder Spritzguss Metalle und Kunststoffe, diese werden jedoch schichtweise übereinander aufgetragen und erzeugen so dreidimensionale Werkstücke.
Für eine Qualitätssicherung der Herstellung reicht die abschließende Prüfung des Endprodukts daher nicht aus, auch Produktion und Produktionsmittel müssen gewisse Standards erfüllen. Bei der Normierung steht man deshalb vor der Herausforderung, vier Bereiche der additiven Fertigung zu überprüfen: den Drucker, das Rohmaterial, den Herstellungsprozess und die produzierten Teile. Der Drucker muss besonders durch seine Vernetzung enge Sicherheitsstandards einhalten, um das Risiko einer
Manipulation zu verringern. Ähnliches gilt für die Datei, die zum Drucken eingesetzt wird. Wenn an der Datei durch unberechtigte Dritte Veränderungen vorgenommen wurden, lässt sich nicht sicherstellen, dass das Endprodukt die gewünschten Qualitätsmerkmale aufzeigt. Das muss am Produkt selbst getestet werden.
IOT: Produktsicherheit im digitalen Zeitalter
Dass unterschiedliche Ebenen getestet werden müssen, ist ein Merkmal der digitalisierten Produktion. Denn obwohl die elektrische und mechanische Sicherheit auch im digitalen Zeitalter noch durchaus wichtig ist, nimmt Cybersicherheit eine immer wichtigere Rolle ein, wenn es um die Produktsicherheit geht. Sobald ein Gerät mit dem Internet verbunden ist, besteht das Risiko einer möglichen Manipulation durch Zugriffe. Hersteller von smarten Produkten müssen deshalb alle Komponenten auf bekannte Schwachstellen testen.
Doch auch auf unbekannte Schwachstellen müssen sich die Hersteller so gut es geht vorbereiten. Um anhaltende Cybersicherheit zu garantieren, müssen die Anbieter auch nach Verkauf des Produkts Aktualisierungen – meist Sicherheits-updates – vornehmen. Weitere Faktoren für die Produktsicherheit, die immer mehr an Bedeutung gewinnt, sind Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Compliance.
Neben den Antworten auf diese Fragen rückt derzeit auch die Beschleunigung der Prüfprozesse in den Fokus. Der Grund: Es steigt nicht nur die Zahl und Komplexität der Prüfungen, sondern auch die Anzahl der zu testenden Produkte.
Vertrauen in einer digitalisierten Welt
Solch umfangreiche Tests weisen nicht nur Hersteller auf mögliche Risiken hin. Eine Zertifizierung hilft auch dem Kunden, der sich zwischen verschiedenen Produkten entscheiden muss. Die Sicherheit hat für viele Nutzer heute eine übergeordnete Bedeutung, egal ob sie technische Risiken voll durchschauen oder nicht. Eine transparente Unternehmenskommunikation kann deshalb die Gewinne steigern.
Mit diesem Thema befasst sich auch der von UL ausgerichtete Future of Trust Summit, der am 19. und 20. November 2019 in Frankfurt am Main stattfindet. Denn die Frage, wie Unternehmen das Vertrauen ihrer Kunden und Stakeholder im Zeitalter der weltweiten digitalen Vernetzung und künstlichen Intelligenz erhalten und neu gewinnen können, ist zentral für alle, die auch in Zukunft im Markt relevant sein möchten.