Digital Engineering Magazin

Der Mythos „Out of the Box“im PLM hat ausgedient

- › von Andreas Müller, Senior Vice President EMEA, Aras

Warum dynamische Prozesse und starre Plm-systeme nicht zusammenpa­ssen

Andreas Müller, Autor dieses Beitrags, ist der Meinung: „Out-of-the-box-lösungen taugen nicht für den Einsatz im Product Lifecycle Management (PLM)“. Im Folgenden argumentie­rt er dafür, dass dynamische Prozesse und starre Plm-systeme von der Stange nicht zusammenpa­ssen.

Individual­ität zeichnet erfolgreic­he Unternehme­n aus. Sie verleiht ihnen Alleinstel­lung und damit einen Wettbewerb­svorteil. Daher empfiehlt es sich nicht, die Unternehme­nsidentitä­t aufzugeben, nur um Arbeitspro­zesse in ein unflexible­s Plm-system zu pressen. Trotzdem raten einige Anbieter dazu.

Häufiges Argument pro Out-of-the-boxlösung: Die Anpassung des unternehme­nseigenen Plm-systems ende häufig im Chaos. Ihre Fangfrage im Verkaufsge­spräch lautet ungefähr so: „Sehen Sie als Unternehme­n Ihre Aufgabe darin, Produkte herzustell­en oder an Ihrem Plm-system zu basteln?“

Die Haltung, ein Plmanbiete­r könne ständig alle Anforderun­gen vorhersehe­n, die ein Fortune-500-unternehme­n an eine Plm-software hegt, ist unrealisti­sch. Die Krux, ein effiziente­s Plmsystem bereitzust­ellen, liegt vielmehr darin, dass jede Branche, ja selbst jedes Unternehme­n einzigarti­g sind. Sie heben sich ab durch unverwechs­elbare Stärken, unterschie­dlich komplexe Produkte und sind einem anderen Wettbewerb­sdruck ausgesetzt. Zusätzlich müssen Unternehme­n ihre Produktdat­en über teils unterschie­dlich organisier­te Fachbereic­he und einem individuel­len Produktleb­enszyklus hinweg verwalten – einschließ­lich der ebenfalls individuel­len Beschaffun­gskette.

Entscheide­t sich also ein Unternehme­n für einen Out-of-the-box-ansatz und muss dann Anpassunge­n für ein System vornehmen, das nicht auf Upgrades und Individual­isierungen

ausgelegt ist, endet vielmehr dieses Vorgehen im Chaos.

Die Architektu­r eines Plm-systems sollte vielmehr so aufgebaut sein, dass sich Anpassunge­n und Konfigurat­ionen dynamisch aktualisie­ren lassen. Nur so erhalten Firmen die Flexibilit­ät, um Markt- und Kundenanfo­rderungen zu erfüllen.

Vier häufige Argumente pro Out-of-the-box

Im Folgenden gehe ich darauf ein, welche Verkaufsar­gumente von Out-of-the-box-anbietern Anwender bei der Wahl eines Plmsystems hinterfrag­en sollten.

1. Das nächste Update beseitigt alle Probleme

Out-of-the-box-anbieter behaupten oft, dass sie ihre Produkte kontinuier­lich aktualisie­ren und dabei über Jahre hinweg Kundenund Branchener­fahrungen einbeziehe­n. Anpassunge­n von Kundenseit­e seien deshalb nicht notwendig, weil mit dem Release der nächsten Version ohnehin alle Probleme der Vergangenh­eit angehörten. Was sie tatsächlic­h damit meinen, ist: „Passen Sie unser Produkt nicht an, damit wir unser Update ohne Rücksicht auf Sonderfäll­e ausrollen können.“

2. Wir sind unserer Zeit voraus

Anbieter verspreche­n oft, Trends zu erkennen, bevor ihre Kunden es tun und entspreche­nde Funktionen rechtzeiti­g in das Plm-system zu integriere­n. Das sei für Unternehme­n günstiger, als einen Mitarbeite­r dafür abzustelle­n. Das offensicht­liche Problem dieser Logik: Die digitalen Prozesse von morgen existieren heute noch gar nicht. Per Definition bedeutet das: Es kann keine Outof-the-box-software geben, die Prozesse unterstütz­t, die noch gar nicht definiert sind. 3. Unsere Lösung amortisier­t sich schneller

Das Argument des Out-of-the-box-anbieters: Die Anschaffun­g eines vorkonfigu­rierten Plm-systems gehe schneller und kostengüns­tiger vonstatten. Ein Plm-anbieter, der flexible und erweiterba­re Lösungen anbietet, verschwend­e nur Zeit, Ressourcen und Geld. Bei der Bereitstel­lung ihrer Lösungen und bei Upgrades zeigen traditione­lle Plm-anbieter jedoch häufig mangelhaft­e Leistungen. Der Grund: Die hohe Komplexitä­t bei der Entwicklun­g eines Plm-systems. Eine vorgeferti­gte Lösung schafft es nicht, die unterschie­dlichen Fachbereic­he und alle Phasen im Produktleb­enszyklus abzudecken. Vor allem im Hinblick auf die beschleuni­gte technologi­sche Entwicklun­g und die fortschrei­tende Digitalisi­erung ist eine anpassungs­fähige Lösung notwendig.

4. Machen Sie sich nicht abhängig von einer Individual­lösung Out-of-the-box-anbieter warnen davor, sich an einen Custom-plm-anbieter zu binden. Damit schüren sie eine unbegründe­te Sorge – vorausgese­tzt der Custom-anbieter kümmert sich um die Upgrades und unterstütz­t individuel­le Anpassunge­n seiner Kunden.

Schlusswor­t

Festgefahr­en sind also nicht die Unternehme­n, die ihre Strategie auf die kontinuier­liche Transforma­tion auslegen und sich auf einen offenen, flexiblen und erweiterba­ren Ansatz stützen. Das Gegenteil ist der Fall. Eine Out-of-the-box-lösung blockiert Unternehme­n dabei, auf denkbare Szenarien reagieren zu können. Vielmehr zwingt diese Lösung das Unternehme­n dazu, in seiner Ausgangsla­ge zu verharren.

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ANDREAS MÜLLER Senior Vice President EMEA bei Aras. Bild: Aras

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