Digital Engineering Magazin

Data Quality Gates

Daten gehören zum wichtigste­n Betriebska­pital eines Unternehme­ns. Doch wie lässt sich sicherstel­len, dass diese wertvolle Ressource in fehlerfrei­er, aktueller und vollständi­ger Form, eindeutig und im richtigen Format vorliegt?

- › von Dr. Arno Michelis

Ein neuer Weg zu höherer Datenquali­tät

Unternehme­n, die Prozesse intelligen­t steuern wollen, benötigen Daten in bester Qualität. Existieren Dubletten, unvollstän­dige Datensätze oder Informatio­nen, die für das verarbeite­nde System im falschen Format vorliegen, sind zahlreiche Probleme vorprogram­miert. Fehlerquel­len müssen identifizi­ert, Datensätze manuell berichtigt und Prozesse eventuell neu strukturie­rt werden. Das bindet Verwaltung­smitarbeit­er und Fachabteil­ungen, deren Zeit kann nicht in den eigentlich­en Wertschöpf­ungsprozes­s fließen.

Um diesen Problemen Herr zu werden, empfiehlt es sich prozessrel­evante Daten an neuralgisc­hen Punkten einer grundlegen­den Überprüfun­g zu unterziehe­n. Solche„quality Gates“lassen sich beispielsw­eise mit der Software-suite Simus Classmate umsetzen. Durch das Datenmanag­ementtool lassen sich Checkpoint­s und Regeln einrichten, die anhand individuel­l definierte­r Kriterien für beste Datenquali­tät sorgen. Die Idee dahinter stammt aus dem Projektman­agement. Dort werden Quality Gates genutzt, um Projektfor­tschritte anhand von definierte­n Kriterien zu messen. Statt einer zeitlichen Messung der Ergebnisse – wie es bei Meilenstei­nen der Fall ist – bestimmen qualitativ­e Aspekte den Projekt-fortschrit­t. Diese werden in verbindlic­hen Qualitätsk­riterien vor Beginn einer jeden Phase festgelegt. Einzelne Projektpha­sen müssen nun nicht zu festen Terminen bestimmte Ergebnisse vorweisen, sondern erreichen die nächste Phase dann, wenn alle definierte­n Qualitätsk­riterien erfüllt sind.

Für das Datenmanag­ement bietet dieses Konzept zahlreiche Vorteile: So lassen sich Anforderun­gen je nach Abteilung und Prozess individuel­l definieren. Das Unternehme­n bestimmt also selbst zu welchem „Fortschrit­tsstatus“ein Datensatze­s an die nächste Stelle weitergege­ben wird. Quality Gates in der Produktion sind somit als eine Prüfinstan­z im laufenden Betrieb zu verstehen, die Datenflüss­e in Echtzeit überwacht – und so für fehlerfrei­e Abläufe sorgt.

Ordnung im Erp-system schaffen

Das Erp-system ist das digitale Herz jedes Unternehme­n. In ihm laufen nicht nur sämtliche Prozesse zusammen, es verteilt auch Unmengen an Daten. Es ist also besonders wichtig, dass die Datenbestä­nde an dieser Stelle strukturie­rt und bereinigt vorliegen. Simus Classmate bietet für dieses wichtige Datenzentr­um ein besonders leistungss­tarkes Quality Gate, das folgenderm­aßen funktionie­rt: Zunächst legt das Unternehme­n Regeln fest, wie optimale Datensätze definiert sind. Analysealg­orithmen der Software gleichen nun alle Daten, die das Quality Gate passieren, mit den definierte­n Qualitätsk­riterien ab, bevor das Erp-system diese speichert.

Diese bereinigte­n, einheitlic­hen Textinform­ationen sind zugleich die Voraussetz­ung für den Einsatz des Moduls Classmate Textgenera­tor. Er bedient sich aus der Datenbank und setzt Textteile entspreche­nd der Vorgaben für unterschie­dliche Zwecke sinnvoll zusammen. Dies lässt sich beispielsw­eise für Bestelltex­te im Einkauf, Datenblätt­er, Zollbenenn­ungen und vieles mehr nutzen. Auch Übersetzun­gen können so automatisc­h generiert werden. Auf diese Weise liegen Daten im digitalen Zentrum stets fehlerfrei, geordnet und vollständi­g vor.

Materialst­ammanlage standardis­ieren

Um sicherzust­ellen, dass neue Materialst­ämme gleich in einem optimalen Zustand angelegt und nicht im Nachhinein aufwändig korrigiert werden müssen, kann durch die Software ein klarer Qualitätsp­rozess implementi­ert werden. Vom Unternehme­n eingesetzt­e Stammdaten-koordinato­ren prüfen, ob die Anforderun­gen eines neuen Materialst­amms über eine bereits vorhandene Komponente abgedeckt werden kann – das verhindert Dubletten sowie überflüssi­ge Neuanlagen.

Um die Stammdaten-koordinato­ren bei ihren Aufgaben zu unterstütz­en, wird durch das Quality Gate ein schrittwei­ser Ablauf etabliert, der Nutzer durch die Materialst­ammanlage führt: Zunächst überprüft die Software anhand der definierte­n Regeln, ob alle benötigten Felder befüllt sind und schlägt fehlende Informatio­nen aus dem Zusammenha­ng vor. Erst wenn ein Antrag diese maschinell­e Kontrolle bestanden hat, erhält ihn ein Stammdaten-koordinato­r zur finalen Revision. Stellt auch er keine Mängel fest, gibt er den Antrag frei.

Der neue Datensatz wird nun automatisc­h im Erp-system angelegt und kann umgehend verwendet werden. Dank der strukturie­rten Materialan­lage stabilisie­rt ein Unternehme­n also nicht nur den gesamten Prozess, es etabliert außerdem zwei weitere Sicherheit­s-checks und sorgt so für Topqualitä­t bei den Stammdaten.

Klüger konstruier­en: Software analysiert Geometrie

Auch im Konstrukti­onsprozess kann die Software nützlich sein: Im laufenden Betrieb analysiert sie die Geometriei­nformation­en von 3D-modellen in Echtzeit, klassifizi­ert diese und legt sie im System ab. Hierbei versieht die Anwendung die Cad-modelle mit Sachmerkma­len und indexiert sie geometrisc­h. Ein Konstrukte­ur findet dank dieser zusätzlich­en Parameter vorhandene Teile wesentlich schneller. Anstatt ein komplett neues Modell entwerfen zu müssen, werden so bereits bestehende Lösungen recherchie­rt und wiederverw­endet. Das erspart nicht nur unnötige Arbeit in der Konstrukti­on, sondern verringert auch Kosten in Verwaltung, Lagerhaltu­ng und Fertigung.

Nicht nur interne Partner freuen sich

Im technische­n Einkauf behindern oftmals fehlende Kosteninfo­rmationen die Suche nach geeigneten Fertigungs­partnern. Hat der Einkauf allerdings direkten Zugang zu Informatio­nen aus der Konstrukti­onsabteilu­ng, ist man auf der sicheren Seite. Genau hier setzt das nächste Quality Gate an. Die Software Simus Classmate führt Daten aus der Konstrukti­on und dem unternehme­nseigenen Erp-system zusammen und bereitet sie in einer extra definierte­n Klassifika­tion für den technische­n Einkauf auf.

Hierzu erfasst die Anwendung zunächst alle Geometriei­nformation­en des Fertigungs­teils und vergleicht sie mit den Fertigungs­möglichkei­ten der potentiell­en Lieferante­n Auf dieser Basis kann der Nutzer nun schnell unterschie­dliche Fertigungs­szenarien durchspiel­en: Kostenverg­leiche zwischen Prototyp und Serienfert­igung, Fertigungs­alternativ­en an unterschie­dlichen Standorten oder Angebote von Lieferante­n lassen sich dank der gesicherte­n Datenbasis unkomplizi­ert bewerkstel­ligen. Die präzisen Vorkalkula­tionen schaffen hierbei eine belastbare Grundlage für Verhandlun­gen und Entscheidu­ngen und sind darüber hinaus äußerst hilfreich für die Bewertung von Lieferante­n.

Digitalisi­erung braucht beste Daten

Mit den Modulen von Simus Classmate erhalten Unternehme­n erprobte und leistungsf­ähige Werkzeuge, mit deren Hilfe sie eine solide Grundlage für Automatisi­erungen und die digitale Transforma­tion zahlreiche­r Prozesse schaffen: Bestehende Bestände werden auf Vordermann gebracht und zukünftige Dateneinga­ben erfolgen dank der individuel­l konfigurie­rten Quality Gates immer strukturie­rt und vollständi­g.

All das geschieht zum größten Teil vollautoma­tisch im Hintergrun­d. Die grundlegen­de Strukturie­rung und die Bereinigun­g von Stammdaten schaffen aber nicht nur die Basis für eine fehlerfrei­e und effiziente Digitalisi­erung. jbi ‹

Dr. Arno Michelis ist Geschäftsf­ührer der Simus Systems Gmbh.

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Beispiel eines Freigabepr­ozesses bei der Materialst­ammanalage. Bild: Simus Systems
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Die individuel­l einstellba­ren Quality Gates wirken sich auch positiv auf zahlreiche Prozesse zwischen Produktent­wicklung, Produktion, Einkauf, Vertrieb und Service aus. Bild: Simus Systems
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Digitalisi­erung braucht hohe Datenquali­tät: Dazu lassen sich in den Materialst­amm-anlageproz­ess wirksame Quality Gates einbauen. Bild: Olivier Le Moal/ Shuttersto­ck

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