Data Quality Gates
Daten gehören zum wichtigsten Betriebskapital eines Unternehmens. Doch wie lässt sich sicherstellen, dass diese wertvolle Ressource in fehlerfreier, aktueller und vollständiger Form, eindeutig und im richtigen Format vorliegt?
Ein neuer Weg zu höherer Datenqualität
Unternehmen, die Prozesse intelligent steuern wollen, benötigen Daten in bester Qualität. Existieren Dubletten, unvollständige Datensätze oder Informationen, die für das verarbeitende System im falschen Format vorliegen, sind zahlreiche Probleme vorprogrammiert. Fehlerquellen müssen identifiziert, Datensätze manuell berichtigt und Prozesse eventuell neu strukturiert werden. Das bindet Verwaltungsmitarbeiter und Fachabteilungen, deren Zeit kann nicht in den eigentlichen Wertschöpfungsprozess fließen.
Um diesen Problemen Herr zu werden, empfiehlt es sich prozessrelevante Daten an neuralgischen Punkten einer grundlegenden Überprüfung zu unterziehen. Solche„quality Gates“lassen sich beispielsweise mit der Software-suite Simus Classmate umsetzen. Durch das Datenmanagementtool lassen sich Checkpoints und Regeln einrichten, die anhand individuell definierter Kriterien für beste Datenqualität sorgen. Die Idee dahinter stammt aus dem Projektmanagement. Dort werden Quality Gates genutzt, um Projektfortschritte anhand von definierten Kriterien zu messen. Statt einer zeitlichen Messung der Ergebnisse – wie es bei Meilensteinen der Fall ist – bestimmen qualitative Aspekte den Projekt-fortschritt. Diese werden in verbindlichen Qualitätskriterien vor Beginn einer jeden Phase festgelegt. Einzelne Projektphasen müssen nun nicht zu festen Terminen bestimmte Ergebnisse vorweisen, sondern erreichen die nächste Phase dann, wenn alle definierten Qualitätskriterien erfüllt sind.
Für das Datenmanagement bietet dieses Konzept zahlreiche Vorteile: So lassen sich Anforderungen je nach Abteilung und Prozess individuell definieren. Das Unternehmen bestimmt also selbst zu welchem „Fortschrittsstatus“ein Datensatzes an die nächste Stelle weitergegeben wird. Quality Gates in der Produktion sind somit als eine Prüfinstanz im laufenden Betrieb zu verstehen, die Datenflüsse in Echtzeit überwacht – und so für fehlerfreie Abläufe sorgt.
Ordnung im Erp-system schaffen
Das Erp-system ist das digitale Herz jedes Unternehmen. In ihm laufen nicht nur sämtliche Prozesse zusammen, es verteilt auch Unmengen an Daten. Es ist also besonders wichtig, dass die Datenbestände an dieser Stelle strukturiert und bereinigt vorliegen. Simus Classmate bietet für dieses wichtige Datenzentrum ein besonders leistungsstarkes Quality Gate, das folgendermaßen funktioniert: Zunächst legt das Unternehmen Regeln fest, wie optimale Datensätze definiert sind. Analysealgorithmen der Software gleichen nun alle Daten, die das Quality Gate passieren, mit den definierten Qualitätskriterien ab, bevor das Erp-system diese speichert.
Diese bereinigten, einheitlichen Textinformationen sind zugleich die Voraussetzung für den Einsatz des Moduls Classmate Textgenerator. Er bedient sich aus der Datenbank und setzt Textteile entsprechend der Vorgaben für unterschiedliche Zwecke sinnvoll zusammen. Dies lässt sich beispielsweise für Bestelltexte im Einkauf, Datenblätter, Zollbenennungen und vieles mehr nutzen. Auch Übersetzungen können so automatisch generiert werden. Auf diese Weise liegen Daten im digitalen Zentrum stets fehlerfrei, geordnet und vollständig vor.
Materialstammanlage standardisieren
Um sicherzustellen, dass neue Materialstämme gleich in einem optimalen Zustand angelegt und nicht im Nachhinein aufwändig korrigiert werden müssen, kann durch die Software ein klarer Qualitätsprozess implementiert werden. Vom Unternehmen eingesetzte Stammdaten-koordinatoren prüfen, ob die Anforderungen eines neuen Materialstamms über eine bereits vorhandene Komponente abgedeckt werden kann – das verhindert Dubletten sowie überflüssige Neuanlagen.
Um die Stammdaten-koordinatoren bei ihren Aufgaben zu unterstützen, wird durch das Quality Gate ein schrittweiser Ablauf etabliert, der Nutzer durch die Materialstammanlage führt: Zunächst überprüft die Software anhand der definierten Regeln, ob alle benötigten Felder befüllt sind und schlägt fehlende Informationen aus dem Zusammenhang vor. Erst wenn ein Antrag diese maschinelle Kontrolle bestanden hat, erhält ihn ein Stammdaten-koordinator zur finalen Revision. Stellt auch er keine Mängel fest, gibt er den Antrag frei.
Der neue Datensatz wird nun automatisch im Erp-system angelegt und kann umgehend verwendet werden. Dank der strukturierten Materialanlage stabilisiert ein Unternehmen also nicht nur den gesamten Prozess, es etabliert außerdem zwei weitere Sicherheits-checks und sorgt so für Topqualität bei den Stammdaten.
Klüger konstruieren: Software analysiert Geometrie
Auch im Konstruktionsprozess kann die Software nützlich sein: Im laufenden Betrieb analysiert sie die Geometrieinformationen von 3D-modellen in Echtzeit, klassifiziert diese und legt sie im System ab. Hierbei versieht die Anwendung die Cad-modelle mit Sachmerkmalen und indexiert sie geometrisch. Ein Konstrukteur findet dank dieser zusätzlichen Parameter vorhandene Teile wesentlich schneller. Anstatt ein komplett neues Modell entwerfen zu müssen, werden so bereits bestehende Lösungen recherchiert und wiederverwendet. Das erspart nicht nur unnötige Arbeit in der Konstruktion, sondern verringert auch Kosten in Verwaltung, Lagerhaltung und Fertigung.
Nicht nur interne Partner freuen sich
Im technischen Einkauf behindern oftmals fehlende Kosteninformationen die Suche nach geeigneten Fertigungspartnern. Hat der Einkauf allerdings direkten Zugang zu Informationen aus der Konstruktionsabteilung, ist man auf der sicheren Seite. Genau hier setzt das nächste Quality Gate an. Die Software Simus Classmate führt Daten aus der Konstruktion und dem unternehmenseigenen Erp-system zusammen und bereitet sie in einer extra definierten Klassifikation für den technischen Einkauf auf.
Hierzu erfasst die Anwendung zunächst alle Geometrieinformationen des Fertigungsteils und vergleicht sie mit den Fertigungsmöglichkeiten der potentiellen Lieferanten Auf dieser Basis kann der Nutzer nun schnell unterschiedliche Fertigungsszenarien durchspielen: Kostenvergleiche zwischen Prototyp und Serienfertigung, Fertigungsalternativen an unterschiedlichen Standorten oder Angebote von Lieferanten lassen sich dank der gesicherten Datenbasis unkompliziert bewerkstelligen. Die präzisen Vorkalkulationen schaffen hierbei eine belastbare Grundlage für Verhandlungen und Entscheidungen und sind darüber hinaus äußerst hilfreich für die Bewertung von Lieferanten.
Digitalisierung braucht beste Daten
Mit den Modulen von Simus Classmate erhalten Unternehmen erprobte und leistungsfähige Werkzeuge, mit deren Hilfe sie eine solide Grundlage für Automatisierungen und die digitale Transformation zahlreicher Prozesse schaffen: Bestehende Bestände werden auf Vordermann gebracht und zukünftige Dateneingaben erfolgen dank der individuell konfigurierten Quality Gates immer strukturiert und vollständig.
All das geschieht zum größten Teil vollautomatisch im Hintergrund. Die grundlegende Strukturierung und die Bereinigung von Stammdaten schaffen aber nicht nur die Basis für eine fehlerfreie und effiziente Digitalisierung. jbi ‹
Dr. Arno Michelis ist Geschäftsführer der Simus Systems Gmbh.