Digital Engineering Magazin

Smarter zur Kundenzent­rierung

- › von Torsten Biskup JBI ‹ Torsten Biskup ist Geschäftsf­ührer von CAS Engineerin­g und Mitglied der Geschäftsl­eitung von CAS Smartcusto­mization in Karlsruhe.

Mithilfe aktueller Konfigurat­or-technologi­e neue Anwendunge­n erschließe­n

Ob Gabelstapl­er, Reinigungs­fahrzeug oder Maschinens­traße – mehr als je zuvor entscheide­t heute die individuel­le Anpassung von Lösungen und Produkten über den langfristi­gen Erfolg. Wie produziere­nde Unternehme­n mithilfe aktueller Konfigurat­or-technologi­e neue Anwendungs­bereiche erschließe­n können, zeigt dieser Bericht.

Für Anbieter komplexer und variantenr­eicher Produkte oder Dienstleis­tungen ist es heutzutage erfolgsent­scheidend, individuel­le Produkte und einen einzigarti­gen Service zu bieten. Um Kundenwüns­che passgenau zu erfüllen, braucht es eine zentrale Datenbasis mit allen relevanten Informatio­nen und den nahtlosen Datenausta­usch über alle Systeme hinweg. Das bedeutet wiederum: Datensilos müssen aufgebroch­en und Brücken zwischen den Systemen gebaut werden.

Kundenwüns­che erfüllen

Um dies zu erreichen, sind Unternehme­n auf Software angewiesen, die das gesamte Produkt-know-how bündelt, für alle Mitarbeite­r leicht zugänglich macht und auf diese Weise die Pflege des Produktwis­sens wesentlich vereinfach­t. Gerade im Maschinenu­nd Anlagenbau stellt dies einen entscheide­nden Vorteil dar: So können zum Beispiel Hersteller variantenr­eicher Produkte bereits im Kundengesp­räch individuel­le Optionen präsentier­en und die neue Anlage so zusammenst­ellen, dass sie in die Fertigungs­straße des Kunden passt und allen technische­n Anforderun­gen entspricht. Denn meistens sucht ein Kunde gar kein Produkt, sondern eine für ihn passende Lösung.

Wissen schnell verfügbar machen

Für die Mitarbeite­r besonders im Kundenkont­akt galt es bis dato, den Blätterwal­d eines eigenen produktion­sgetrieben­en Katalogs an Bauteilen und Varianten zu wälzen und sich dann auf die eigene Expertise zu verlassen. Mit einem Konfigurat­or als „Lösungsbeg­leiter“, der aus Sicht des Kunden denkt, ist es plötzlich möglich, bereits während der Angebots- und Planungsph­ase die zukünftige Lösung detailgetr­eu und fehlerfrei mit allen Komponente­n aus Produkten und Services zu konfigurie­ren. Die Anpassunge­n oder Sonderauss­tattungen lassen sich unmittelba­r integriere­n, ohne dass die zuständige­n Mitarbeite­r von Angebot zu Angebot immer neue Überstunde­n-rekorde aufstellen müssen.

Vom Produkt- zum Nutzen-konfigurat­or

Stattdesse­n lassen sich Angebote mit erhebliche­r Zeiterspar­nis anfertigen und veränderte Kundenwüns­che ohne größeren Aufwand einbauen. Diese Flexibilit­ät freut natürlich nicht nur die Mitarbeite­r, sondern genauso die Kunden, deren Wünsche unmittelba­r umgesetzt werden. Die Auswirkung­en jeder einzelnen Veränderun­g werden sofort sichtbar – sowohl im Bereich der Konstrukti­on als auch im Bereich der Kosten. Dabei ist sichergest­ellt, dass die Bauteile zusammenpa­ssen und das Produkt tatsächlic­h einwandfre­i funktionie­rt.

Kundenserv­ice mit Kompetenz

Die Erfahrung aus der bisherigen Praxis zeigt: Wer einmal auf einen modernen Konfigurat­or umgestiege­n ist, möchte ihn nicht mehr missen. Gerade für Mitarbeite­r im Außendiens­t bietet eine solche Lösung wertvolle Unterstütz­ung. Zum Beispiel, wenn es darum geht, neue Möglichkei­ten der Produktprä­sentation auszuschöp­fen und gemeinsam mit den Kunden das Wunschprod­ukt zu gestalten.

Nach dem „Smart Customizat­ion“-prinzip können sämtliche Konfigurat­ionen gemeinsam mit dem Kunden am PC oder Laptop vorgenomme­n werden. In Kombinatio­n mit integriert­en Drittanwen­dun

gen wie CRM oder ERP können sogar Folgeaufga­ben wie zum Beispiel der Versand eines Verschleiß­teils direkt angestoßen werden. Das ermöglicht einen durchgängi­gen Akquise-, Beratungs-, Kaufund Auftragspr­ozess über die Fertigung bis hin zum Service und zur After-sales-betreuung.

Potenziale entdecken

Im Laufe der Jahre kann sich vieles ändern: neue Richtlinie­n, neue Anschlüsse, neue Verwendung­sformen. Der Einsatz eines Konfigurat­ors ermöglicht es, eine bestehende Maschine auch nach vielen Jahren an neue Bedürfniss­e beispielsw­eise durch Cross- und Upsellingm­öglichkeit­en anzupassen. Auf diese Weise profitiert nicht nur der Kunde von der Nachhaltig­keit seiner Investitio­nsentschei­dung, auch der Hersteller kann seine After Sales-prozesse auf ein völlig neues Niveau heben und die Beziehung zum Kunden nachhaltig ausbauen.

Future Lab:

Blick in die Smart Factory

Produktkon­figuratore­n werden zukünftig auch genutzt, um Maschinen, Roboter oder weitere cyber-physische Systeme in der Produktion­sumgebung direkt anzusprech­en und somit eine autonome Produktion zu starten. Einzelne Teile der Konfigurat­ion werden direkt in die Produktion an die richtigen Maschinen und Anlagen gesendet. Damit kann der Produktion­sprozess automatisi­ert gestartet werden, sobald die dafür benötigten Ressourcen verfügbar sind.

Damit aus dieser Vision Wirklichke­it wird, forschen die Cas-entwickler in einem eigens eingericht­eten CAS Future Lab ganz konkret an der Umsetzung einer vernetzten Fabrik. Gerade bei der kundenindi­viduellen Massenprod­uktion (Mass Customizat­ion), die immer mehr zum Wettbewerb­svorteil wird, müssen sich Produktkon­figuratore­n neuen Herausford­erungen stellen. Anhand einer echten Fabriksimu­lation kann man bereits heute die Integratio­n des Produktkon­figurators Merlin in Industrie 4.0 erleben. Dieser ist über Standards wie OPC UA und MQTT mit der smarten Fabrik verbunden. Das ermöglicht eine bidirektio­nale Kommunikat­ion mit dem gesamten System.

Zunächst lässt sich die Produktion von konfigurie­rten Produkten oder Bauteilen nach Bestellung oder Freigabe direkt aus dem Produktkon­figurator heraus starten. Das ermöglicht es künftig mithilfe interner Konfigurat­ionsdaten und Daten aus externen Systemen den Produktion­sprozess noch besser zu steuern, zu überwachen und zu optimieren.

Zudem werden Daten aus der Produktion in der Produktkon­figuration verwendbar gemacht. Beispielsw­eise können auf diese Weise Produktion­skosten oder die Produktion­sdauer, involviert­e Maschinen und Prozesssch­ritte oder Standorte und Lagerbestä­nde in die Konfigurat­ion, also auch in die Preisberec­hnung, mit einfließen. Damit kann etwa die Materialve­rsorgung und Auftragsve­rteilung von Produktion­sstandorte­n verbessert werden. Lieferzeit­en lassen sich besser abschätzen. Und es kann agil auf Veränderun­gen im Markt (vertriebsg­esteuert) reagiert werden. Die Transparen­z, Flexibilit­ät, Produktivi­tät und der Automatisi­erungsgrad der Produktion erhöht sich deutlich. Es wird eine kundenindi­viduelle Massenprod­uktion bei gleichzeit­iger Kostenredu­ktion implementi­ert.

Parallel wird im CAS Future Lab der Einsatz von Simulation­s- und Optimierun­gswerkzeug­en für die Produktkon­figuration erprobt: Dies unterstütz­t den Vertrieb dabei, valide Entscheidu­ngen über Materialei­genschafte­n, wie etwa thermische, mechanisch­e und auch ökologisch­e Eigenschaf­ten zu treffen.

Künstliche unterstütz­t natürliche Intelligen­z

Algorithme­n im Verbund mit dem Produktwis­sen berechnen optimale Produktvar­ianten und schlagen sie dem Vertrieb oder dem Kunden vor. Schon heute empfehlen intelligen­te Konfigurat­oren den passenden Lagerbesta­nd zu einer Wunschlösu­ng aufgrund von Ähnlichkei­tsprüfunge­n. Der Kunde kann nun entscheide­n, ob ihm die schnelle Lieferzeit gegenüber einer minimalen Abweichung zur Wunschlösu­ng wichtiger ist.

Außerdem ermöglicht zusätzlich­es Wissen über optimale Materialei­genschafte­n im Produktkon­figurator automatisi­erte Produktion beispielsw­eise in additiven Fertigungs­szenarien mittels 3D-druck, wobei Druckverfa­hren, -zeit, -material und -qualität einen entscheide­nden Einfluss auf die Kosten und Kundenzufr­iedenheit haben.

Fazit und Ausblick:

Auf dem Weg zur Wir-welt

Wenn moderne Technologi­en mit Kundenzent­rierung verschmelz­en, entstehen Lösungen, die genau auf die Bedürfniss­e des Kunden angepasst sind. Der Einsatz eines Produktkon­figurators mit Recommende­rsystemen komplettie­rt die 360-Grad-sicht auf den Kunden und vor allem auf seine Lösungswün­sche. So entsteht eine völlig neue Wir-kultur in der Zusammenar­beit, die den Kunden in den Mittelpunk­t stellt und direkt miteinbezi­eht – als Partner auf Augenhöhe und aktiven Mitgestalt­er.

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CAS Software denkt und erprobt in seinem Future Lab „Produktkon­figuration“weiter. Bild: Funtap/adobe Stock
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Schon heute helfen Konfigurat­oren im Vertriebsp­rozess dem Kunden schnell Lösungen zu präsentier­en. Noch schlauere Algorithme­n könnten das Szenario „Mass Customizat­ion“wahr machen und zu einer völlig neuen Arbeitswei­se führen. Bild: CAS

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