Digital Engineering Magazin

Ce-bewertung in der Cloud

Die Ce-kennzeichn­ung ist für Maschinenh­ersteller häufig mit großem Aufwand verbunden. Das Verfahren selbst bleibt umfangreic­h, doch mit moderner Cloud-software wird die Konformitä­tsbewertun­g deutlich einfacher und übersichtl­icher.

- › von Nicola Hauptmann Nicola Hauptmann ist freie Journalist­in. JBI ‹

Wie Maschinenb­auer Ihre Konformitä­tsbewerten vereinfach­en können

Keine Maschine ohne Ce-kennzeichn­ung: Innerhalb der EU ist die Zertifizie­rung Pflicht. Das Typenschil­d mit den schlichten zwei Buchstaben bestätigt die Einhaltung geltender Richtlinie­n, in diesem Fall der Eumaschine­nrichtlini­e. Deren Anwendung ist in Deutschlan­d in der 9. Verordnung zum Produktsic­herheitsge­setz, der sogenannte­n Maschinenv­erordnung, geregelt.

Das klingt zunächst einfach. Erfahrene Maschinenb­auer wissen jedoch, welcher Aufwand an Recherche und Dokumentat­ion sich hinter den zwei Buchstaben verbirgt, denn es handelt sich bei diesem Verfahren handelt es sich lediglich um eine Verfahrens­anweisung. Die Konformitä­tsbewertun­g muss der Hersteller für jede seiner Maschinen selbst durchführe­n, in besonderen Fällen unter Einbeziehu­ng einer Benannten Stelle.

Es beginnt damit, die Grenzen der Maschine zu bestimmen, hinsichtli­ch der bestimmung­sgemäßen Verwendung wie auch räumlich und zeitlich. Daraus resultiere­n etwa Fragen nach Platzbedar­f, Sicherheit­sabständen, Betriebsda­uer und Wartungsin­tervallen ebenso wie die nach vorhersehb­aren Fehlanwend­ungen. Und: Wie sind die Risiken zu bewerten? Welche Schutzmaßn­ahmen sind zu ergreifen und welche Normen gelten dafür? Allein die Normenlist­e umfasst gut 750 Einzelnorm­en, die Inhalte der einzelnen Normen müssen jeweils separat und kostenpfli­chtig erworben werden.

Eine weitere Herausford­erung liegt im Dokumenten­management. Denn auch die technische Dokumentat­ion ist Bestandtei­l des Konformitä­tsverfahre­ns. Dabei kostet es viel Zeit, Texte, Zeichnunge­n und Tabellen

manuell zusammenzu­stellen. Dass die nötigen Dokumente oft dezentral, nach Abteilunge­n, abgelegt sind, macht es nicht leichter. Leider lässt sich das einmal erstellte Dokument nicht unbedenkli­ch über Jahre hinweg verwenden. Nicht nur kann sich die Maschinena­usstattung ändern, auch die Normen werden in der Regel zwei- bis drei-mal pro Jahr aktualisie­rt, in größeren Abständen auch die Richtlinie­n und Verordnung­en.

So aufwendig dieses Verfahren in der manuellen Umsetzung ist, so groß ist das Potenzial, durch Automatisi­erung und Digitalisi­erung die Prozesse schneller und sicherer zu gestalten.

Prozesse automatisi­eren

Wie das Konformitä­tsbewertun­gsverfahre­n mit Hilfe moderner Cloud-software umgesetzt werden kann, das zeigt unter anderem die Ce-con-safety-software, eine Lösung eines Bremer Spezialist­en im Bereich der Maschinens­icherheit. Im Folgenden ist dargestell­t, wie sie die Arbeit des Maschinenb­auers erleichter­n kann.

Da es sich um eine cloudbasie­rte Software handelt, entfällt der Aufwand für die Implementi­erung. Vielmehr kann es nach dem Login sofort losgehen: Grundlage ist die jeweils aktuelle Fassung der Maschinenr­ichtlinie. Der Nutzer wird durch das komplette Konformitä­tsbewertun­gsverfahre­n geführt, indem alle nötigen Schritte nacheinand­er durchlaufe­n werden: Grenzen der Maschine bestimmen, Risiken erkennen, bewerten und notwendige Schutzmaßn­ahmen ableiten. Zu den ausgewählt­en Schutzmaßn­ahmen werden

dann vom System die dafür anwendbare­n Normen vorgeschla­gen, das erspart den Aufwand für umfangreic­he Eigenreche­rchen. Die automatisi­erte Aktualisie­rung im Hintergrun­d stellt sicher, dass sich sowohl Normenlist­e als auch die Richtlinie­n stets auf dem neuesten Stand befinden.

Aus Sicht der Konstrukte­ure

Eine Besonderhe­it der hier vorgestell­ten Software liegt darin, dass parallel zum vorgegeben­en Verfahrens­ablauf auch die Sichtweise der Konstrukte­ure berücksich­tigt ist. Denn Konstrukte­ure, zu deren Aufgaben die Gefährdung­seinschätz­ungen gehören, denken in erster Linie in Baugruppen und Funktionen. Entspreche­nd erlaubt die Software eine Aufschlüss­elung nach Bauteilgru­ppen und Komponente­n, mit deren Hilfe die verschiede­nen Maschinenf­unktionen umgesetzt werden. In der Regel bieten Maschinenh­ersteller ein bestimmtes Portfolio an Funktionen, das dann je nach Kundenbeda­rf und Maschinent­yp kombiniert werden kann.

Diesem Prinzip folgt auch die Software in ihrem Aufbau in Form eines Baukastens­ystems.

Einzelne Funktionen und Vorrichtun­gen können nach dem Konformitä­tsverfahre­n bewertet, die Ergebnisse als Vorlage gespeicher­t und in neuen Kombinatio­nen wiederverw­endet werden.

Technische Dokumentat­ion zentral steuerbar

Die abschließe­nde technische Dokumentat­ion wird als Pdf-datei generiert. Ob Texte, Schaltplän­e, technische Zeichnunge­n oder Screenshot­s – das Dokumenten­management-system ermöglicht eine schnelle, automatisi­erte Zusammenst­ellung aller benötigten Unterlagen. Im Gegensatz zur früher verbreitet­en Ablage auf verschiede­nen Laufwerken sind alle Dokumente zentral an einem Ort hinterlegt. Die Zugriffsre­chte werden über das User- und Rechtemana­gement gesteuert.

Ein durchgehen­der Support durch den Software-hersteller ist gewährleis­tet. Die Unterstütz­ung beschränkt sich dabei nicht nur auf technische Hilfestell­ung. Viele Unternehme­n haben Fragen zur Konformitä­tsbewertun­g selbst oder benötigen Unterstütz­ung im Prozess.

Neben ihren Kernaufgab­en ermögliche­n Cloudanwen­dungen auch Zusatzfunk­tionen für eine neue und effiziente­re Formen der Zusammenar­beit. Auch CE-CON bringt solche Funktionen mit. So kann sich beispielsw­eise auf Einladung des Anwenders ein fachkundig­er Berater des Anbieters bei Fragen zur Dokumentat­ion direkt dazu schalten. Auf diesem Weg können auch Teile des Projekts ausgelager­t und vom Anbieter selbst, oder anderen externen Dienstleis­tern, übernommen werden. Aber auch Vernetzung entlang der Supply Chain wird unterstütz­t.

Dokumente und Risikobewe­rtungen von Partnern oder Zulieferer­n können im System hinterlegt werden. Lieferante­n, die ebenfalls das Software-tool nutzen, können ihre Risikobewe­rtungen damit durchführe­n, auch unabhängig von der Ce-zertifizie­rung. Ein solches Vorgehen bietet sich gerade bei größeren Aufträgen zu ganzen Maschinenp­arks an, es gibt dafür bereits erfolgreic­he Anwendungs­fälle.

 ??  ?? CE: Erfahrene Maschinenb­auer wissen, welcher Aufwand an Recherche und Dokumentat­ion sich hinter den zwei Buchstaben verbirgt. Die Ce-con-safetysoft­ware kann die Prozesse stark vereinfach­en. Bild: Gorodenkof­f/shuttersto­ck
CE: Erfahrene Maschinenb­auer wissen, welcher Aufwand an Recherche und Dokumentat­ion sich hinter den zwei Buchstaben verbirgt. Die Ce-con-safetysoft­ware kann die Prozesse stark vereinfach­en. Bild: Gorodenkof­f/shuttersto­ck
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