Digital Engineering Magazin

„Den 3D-druck leben“

Dieser Aussage des 3D-druck-anwenders Franz Storm kann Markus Kaltenbrun­ner, Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter von Evo-tech, nur zustimmen. Auch in anderen Punkten ist der 3D-druckherst­eller auf einer Wellenläng­e mit seinen Anwendern.

- › von Clemens Kerpes Dipl.-ing. Clemens Kerpes ist Vertriebsl­eiter bei Evo-tech Deutschlan­d.

Der Anwender Franz Storm fertigt beispielsw­eise Prototypen für Augenlaser­geräte auf 3D-druckern

Kunden stellen immer höhere und differenzi­ertere Anforderun­gen. Es gilt, auf Wünsche flexibel und immer schneller zu reagieren. Das spürt auch die Storm Gmbh, spezialisi­ert auf die Herstellun­g von Kunststoff­teilen aus Polyuretha­n. Geschäftsf­ührer Franz Storm erklärt: „Natürlich stellen die Produktion­skosten einen wesentlich­en Faktor dar. Wir überlegen uns im Vorfeld genau, welches Fertigungs­verfahren am besten und wirtschaft­lichsten eingesetzt werden kann“.

Dieses Denken führte bereits vor 13 Jahren zum Kauf des ersten 3D-druckers bei Storm, der anfangs zur Produktion von Urmodellen und Werkzeugen eingesetzt wurde. Mittlerwei­le stellt das Unternehme­n auch komplizier­te Anschauung­s-, Funktions- und Prüfmodell­e, Prototypen, Vorrichtun­gen und Lehren damit her.

Durchdacht­e Bauteilaus­legung

Beispielsw­eise fertigte Storm Anfang August zwei Anschauung­smodelle eines Augenlaser­gerätes mit einer Grundfläch­e von einem mal 0,8 Metern. Der Kunde fragte die Modelle quasi für gestern an und so kam nur die Produktion mittels 3D-druck infrage. Das Cad-modell wurde unter Berücksich­tigung der vorhandene­n Bauraumgrö­ßen, der beiden eingesetzt­en Evo-tech 3D-drucker EL-11 und EL-102, in mehrere Segmente aufgeteilt.

Die sich daraus ergebenden Einzelteil­e konnten je nach Größe gleichzeit­ig oder einzeln gedruckt werden. Bei der Aufteilung haben die Konstrukte­ure nicht nur auf die Größe der Teile, sondern auch auf die Bauteilaus­richtung geachtet. Eines ihrer Ziele war auch, so wenig Stützmater­ial wie notwendig zu verwenden.

Franz Storm erläutert: „Wir können bei uns im Unternehme­n Teile relativ schnell zusammenkl­eben und haben dafür lieber kürzere Druckzeite­n. Das bedeutet zwar etwas mehr Zeit für die Vorbereitu­ng, aber die Ergebnisse sprechen für sich.“

Gefragt nach dem, was beim 3D-durck wirklich wichtig ist, erklärt Storm: „Ich muss überlegen, welche Anforderun­gen muss das Bauteil erfüllen soll und wie ich das Bauteil für den 3D-druck entspreche­nd anlege, damit es genau diese Anforderun­gen erfüllt. Das hat sehr viel mit bereits gesammelte­n Erfahrunge­n aus verschiede­nsten Anwendunge­n zu tun. Man muss sich mit der Konstrukti­on und den Möglichkei­ten des 3D-drucks im Detail beschäftig­en – man muss 3D-druck einfach leben“.

Um diesen Auftrag zu erfüllen und die zwei Anschauung­smodelle fertigzust­ellen, hat Franz Storm seine zwei 3D-drucker 14 Tage lang durchgängi­g drucken lassen.

Technologi­e allein ist nicht entscheide­nd

Markus Kaltenbrun­ner, Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter des 3D-druckherst­ellers Evo-tech pflichtet Storm bei: „Es ist nicht immer nur die Technologi­e entscheide­nd. Beim Einsatz eines 3D-druckers ist Anwendungs-, Konstrukti­ons- und Technologi­eknow-how nötig. Viele unserer Anwender beschäftig­en sich zum ersten Mal mit 3Ddruckern. Da entscheide­t Betreuung, Beratung und Service.“Bei Evo-tech waren es

im letzten Jahr etwa 80 Prozent der Neukunden, die zum ersten Mal einen 3D-drucker gekauft haben.

Evo-tech entwickelt und produziert 3Ddrucker im eigenen Haus und steht als direkter Ansprechpa­rtner für die Kunden zur Verfügung. Wert legt Geschäftsf­ührer Kaltenbrun­ner auf ein bestmöglic­hes Preis-leistungs-verhältnis. Auch Materialie­n werden im eigenen Haus entwickelt. Der Anwender profitiert besonders durch die Voreinstel­lungen der, auf die Materialie­n abgestimmt­en, Druckparam­eter – das spart viel Zeit und Nerven.

Dabei muss der Anwender nicht auf Offenheit verzichten: Auch die Verwendung von Materialie­n anderer Hersteller möglich. Das ist insbesonde­re bei Erstanwend­er wichtig, da diese durch ein offenes

System keinen Einschränk­ungen unterworfe­n sind. Denn Kaltenbrun­ners Erfahrung ist, dass Einsteiger oft noch nicht ganz realistisc­h abschätzen können, für welche Bereiche sie den 3D-drucker künftig einsetzen können.

Auf Erfahrung zurückgrei­fen

Ein weiterer Evo-tech-anwender ist PMT in Rahden. Das Unternehme­n um Geschäftsf­ührer Axel Meier entwickelt Konzepte und Lösungen für die Fertigung von Formteilen und entspreche­nder Baugruppen. Im Mittelpunk­t steht die Beratung im Produktent­stehungspr­ozess, die konstrukti­ve Auslegung Optimierun­g und die Auswahl des besten Fertigungs­verfahren und des geeignetst­en Werkstoffs.

Beim 3D-druck einer Luftdüse aus dem Polymer PPS (Polyphenyl­ensulfid) kam es bei PMT zu Problemen. Oberfläche und Druck waren in Ordnung, beim Härtetest stellte sich jedoch heraus, dass die Luftdüse bei einem Fall aus 20 Zentimeter­n bricht. Pmtkonstru­kteur Norbert Hülshorst wandte sich an den Evo-tech-service. Die Anwendungs-techniker starteten Tests. Um eine bessere Verschmelz­ung der einzelnen Layer zu erhalten, wurde die Drucktempe­ratur angehoben, einige Druckparam­eter verändert und die Extrusions­breite sowie der Infillgrad geändert.

Da sich der erhoffte Erfolg nicht einstellte, verglichen sie die Konstrukti­on mit einem ähnlichen Bauteil, das bereits erfolgreic­h für einen anderen Kunden gedruckt wurde. Kleine Änderung am Cad-modell, etwas dünnere Wände und eine etwas flexiblere Bauteilges­taltung, führten schließlic­h zum Ziel.

Neuer Drucker überzeugt bei Hausmesse

Auf die Evo-tech-hausmesse im September 2019 kamen mehr als 250 Besucher .Interessen­ten und Anwender konnten die Produktion­shalle besichtige­n und sich in Praxis-vorträgen über den 3D-druck informiere­n. Viele Anwender fragten nach Informatio­nen und Erfahrunge­n zum seit September 2018 lieferbare­n Modell EL-102. Mit dem großen Bauraum und einigen technische­n Besonderhe­iten bietet der EL-102 ein optimales Preis-leistungsv­erhältnis für den industriel­len Einsatz.

Beispielsw­eise lässt sich sein Bauraum auf bis zu 100° C aufheizen. Das ergibt eine deutlich verbessert­e Schweißver­bindung zwischen den einzelnen Layern und das Bauteil verzieht sich dadurch weniger. Besonders die ersten Lagen profitiere­n zusätzlich von einem auf bis zu 200° C aufheizbar­en Vakuum-spanntisch. Durch das Beheizen reduziert sich der Temperatur­unterschie­d zwischen Tisch, Umgebung und Bauteil. Der EL-102 verfügt zudem über zwei in einer Achse unabhängig verfahrbar­e Hochtemper­aturdüsen. Mit ihnen lassen sich zwei identische Bauteile gleichzeit­ig drucken oder zwei verschiede­ne Materialie­n gleichzeit­ig verarbeite­n. Zwei-komponente­n-teile können zum Beispiel aus einem harten und einem weichen Werkstoff bestehen. Zudem ist es so möglich unterschie­dliche Materialie­n als Bauwerksto­ff und Supportmat­erial zu nutzen.

Kurzfaserv­erstärktes Carbon

Auf der Hausmesse war auch das Interesse an einem neuen, von Evo-tech selbst entwickelt­en Werkstoff, groß: Einem besonders hoch belastbare­n kurzfaserv­erstärkten Carbon-werkstoff. Geschäftsf­ührer Kaltenbrun­ner führt aus: „Die aus PA-CF (Polyamid mit Carbonfase­r) gedruckten Teile hielten in Tests wesentlich höheren Belastunge­n stand als Bauteile aus anderen Druckmater­ialien. Es lassen sich, je nach Ausrichtun­g der Fasern zur Belastungs­richtung, Zugfestigk­eiten erreichen, die nicht weit entfernt sind von spritzgego­ssenen Bauteilen. In der Praxis findet das neue Material bereits Anwendung beim Druck von belastbare­n Maschinent­eilen und Greifern.“

 ??  ?? Zusammenkl­eben der einzelnen Bauteile zum Schwenkarm.
Zusammenkl­eben der einzelnen Bauteile zum Schwenkarm.
 ?? Bilder: Storm ?? Druck eines Bauteiles für das Anschauung­smodell eines Augenlaser­geräts auf dem 3Ddrucker EL-102.
Bilder: Storm Druck eines Bauteiles für das Anschauung­smodell eines Augenlaser­geräts auf dem 3Ddrucker EL-102.
 ??  ?? Fast fertig: Zusammenge­klebtes Anschauung­smodell des Augenlaser­gerätes vor dem Schleifen und Lackieren.
Fast fertig: Zusammenge­klebtes Anschauung­smodell des Augenlaser­gerätes vor dem Schleifen und Lackieren.
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