Kräfte am Rad effizient managen
Große Radiallasten auf kleinem Raum: Planetengetriebe für fahrerlose Transportfahrzeuge.
Große Radiallasten auf kleinem Raum: Fahrerlose Transportfahrzeuge stellen hohe Ansprüche an die eingesetzte Mechanik. Das gilt insbesondere auch für das Getriebe. Neugart erweitert deshalb das Produktportfolio für diese charakteristischen Anforderungen um ein speziell für fahrerlose Transportfahrzeuge konzipiertes Planetengetriebe. Die Neuentwicklung NGV ist jetzt auf der SPS 2019 zu erleben.
Der Markt für AGVS – also Automated Guided Vehicles (fahrerlose Transportfahrzeuge) – entwickelt sich in zunehmend automatisierten Produktions- und Logistikumgebungen rasant. Laut der International Federation of Robotics (IFR) waren im Jahr 2018 weltweit 115.000 AGVS im Einsatz. Dies entspricht einem Zuwachs von 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Innovationspotenziale spielen vor diesem Hintergrund mehr denn je eine entscheidende Rolle. Denn AGVS transportieren im 24/7-Dauerbetrieb hohe Lasten – und stellen damit ganz eigene, hohe Anforderungen an Konstruktion und Mechanik. Speziell für die eingesetzten Getriebe bedeutet das:
› Hohe Radiallasten: Da bei AGVS das Getriebe in der Regel direkt am Rad sitzt, wirkt je nach Fahrwerksprinzip das gesamte Gewicht aus Fahrzeug und Zuladung direkt auf die Abtriebslager des Getriebes.
› Axiallasten: Unter anderem bei Kurvenfahrten treten zusätzlich zu den Radiallasten auch Axialkräfte auf, welche ebenfalls vom Abtriebslager aufgenommen werden müssen.
› Beschränkter Platz: Die naturgemäß engen Platzverhältnisse im Fahrzeug erfordern eine besonders kompakte, platzsparende Bauform des Getriebes.
› Hoher Wirkungsgrad: Als Automatisierungskomponenten müssen AGVS möglichst energieeffizient arbeiten. Bei Fahrzeugen mit Akku-betrieb ist die vorhandene Energie begrenzt. Je besser der Wirkungsgrad des Antriebsstrangs, desto größer ist die erzielbare Reichweite.
› Hohe Zuverlässigkeit: Nicht zuletzt arbeiten AGVS meistens im Rund-um-dieuhr-betrieb und müssen deshalb eine sehr hohe Verfügbarkeit gewährleisten.
Diese besonderen Anforderungen lassen sich hervorragend mit Planetengetrieben erfüllen, da sie Zuverlässigkeit und Effizienz auf kleinem Raum verbinden: Der bewährte Getriebetyp zeichnet sich durch einen sehr hohen Wirkungsgrad von über 95 Prozent aus. Dadurch verringert sich die Wärmeentwicklung und die Effizienz des Fahrzeugs steigt.
Neuentwicklung NGV
Mit dem neu entwickelten NGV stellt Neugart ein Planetengetriebe vor, das mit seinen Produktmerkmalen ganz gezielt auf den Einsatz in AGVS zugeschnitten ist. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Lager: Sie sind so ausgeführt und platziert, dass sie am Abtrieb hohe Radiallasten erlauben. Konkret kommen vorgespannte Schrägrollenlager zum Einsatz. Diese können aufgrund ihres Aufbaus hohe Kräfte aufnehmen. Das Rad muss damit nicht separat abgestützt werden, sondern die Lager am Abtrieb übernehmen die Lastaufnahme.
Auch die Schnittstelle zwischen Getriebe und Chassis wurde beim NGV konsequent optimiert: So ist der Montageflansch des Getriebes so nah am Fahrgestell positioniert, dass es direkt dort montiert werden kann. Weitere Adapter und zusätzliche Verschraubungen sind nicht notwendig, was Kosten und Gewicht reduziert. Bei der Montage selbst lässt sich das Getriebe von innen
durch das Chassis durchstecken und einfach von außen verschrauben. Ein weiterer Vorteil neben der Montagefreundlichkeit: Motor und Getriebe lassen sich als Einheit vormontieren und gemeinsam einbauen. Die Bauform des Motors spielt damit keine Rolle und kann im Durchmesser auch deutlich größer sein als das Getriebe selbst.
Durch die Verwendung unterschiedlichster Motoradapter ist es möglich, nahezu jeden Motor anzubauen. Der Agv-hersteller kann somit uneingeschränkt seine präferierten Motoren und Steuerungen auswählen, denn Neugart bietet seine Lösungen als reiner Getriebehersteller motorenund steuerungsunabhängig an. Auch ein so genannter Direktanbau des Motors ist möglich. Hierbei wird das Sonnenritzel des Getriebes unmittelbar auf der Motorwelle montiert und der Motor direkt mit dem Getriebe verschraubt. Dadurch entfällt der Motorflansch, was zusätzlich Baulänge und Gewicht einspart. Zudem wird beim Motordirektanbau auch das Antriebslager des Getriebes überflüssig, was den Wirkungsgrad noch einmal erhöht.
Das Rad selbst wird von außen direkt an die Flanschabtriebswelle montiert und lässt sich somit bei Bedarf, zum Beispiel im Wartungsfall, schnell und einfach austauschen. Wegen seiner kompakten Bauform wird das NGV dabei fast vollständig vom Rad umschlossen.
Neues High-load-getriebe
Als weitere Neuheit stellt Neugart das Pfhe-getriebe vor. Das neue Standardgetriebe mit einer En-iso-9409-1-flanschschnittstelle nutzt ebenfalls das innovative Lagerdesign mit Schrägrollenlager des Ngv-getriebes, ist allerdings in die bestehende Economy Line eingegliedert. Das neue PFHE bietet damit eine preislich attraktive Alternative für High-loadapplikationen, bei denen hohe Radiallasten auftreten, die Genauigkeit eines Präzisionsgetriebes aber nicht zwingend erforderlich ist.
Mit den neu entwickelten Planetengetrieben NGV und PFHE erweitert Neugart somit das segmentspezifische Angebot für AGVS und Flurförderfahrzeuge sowie für weitere High-load-applikationen mit hohen Radiallasten. Die beiden Neuheiten werden auf der SPS (26. bis 28. November 2019, Messe Nürnberg) in Halle 4 am Stand 4-280 vorgestellt und sind ab Ende 2019 auch kurzfristig und ab Losgröße 1 lieferbar.