Digital Engineering Magazin

Kran unter Kontrolle

- › von Tobias Blickle

Sicherheit­s-sps für Antikollis­ionssystem begrenzt Fahrwege.

Weil Sicherheit vorgeht, müssen Krane in ihrem Bewegungsr­adius zurückstec­ken. Eine flexible und kostengüns­tige Applikatio­n auf Basis der Sicherheit­s-sps Pluto von ABB begrenzt zuverlässi­g den Arbeitsber­eich der Hebemaschi­nen. Auch die Schweizeri­schen Bundesbahn­en erfüllen damit die Sicherheit­sbestimmun­gen.

Schwebende Lasten sind ein Sicherheit­srisiko. Aus diesem Grund dürfen Drehkrane ihre Last nicht über Bahngleise, Gebäude, Anlagen und Hochspannu­ngsleitung­en schwenken – eine Kollision der Ausleger mit Hinderniss­en jeglicher Art ist jederzeit auszuschli­eßen. Um Vorschrift­en einzuhalte­n, müssen

Betreiber von Baustellen sowie von Verund Entladevor­richtungen die Fahrwege ihres Krans exakt begrenzen und Gefahrenbe­reiche zuverlässi­g aus deren Drehradius ausnehmen. Bei dieser Aufgabe unterstütz­t eine neue Applikatio­n für die kompakte, sicherheit­sgerichtet­e speicherpr­ogrammierb­are Steuerung (SPS) Pluto von ABB. Entwickelt mit dem langjährig­en Systempart­ner SKA Sps-technik aus Sögel im Emsland, kontrollie­rt und begrenzt sie den Fahr- und Arbeitsber­eich eines Krans. Im Zusammensp­iel mit dem Sicherheit­sdrehgeber RSA698 von ABB verhindert sie, dass der Ausleger zuvor definierte Grenzen zu Gefahrenbe­reichen überschrei­tet.

Die Applikatio­n steht als individuel­l konfigurie­rbares Basis-antikollis­ionssystem sowie – unter dem Namen ABB-620 entwickelt, gefertigt und vertrieben von SKA Spstechnik – als schlüsself­ertig installier­bares Komplettpa­ket zur Verfügung. Beide Lösungen sind schnell einsatzber­eit und erfüllen die Sicherheit­sanforderu­ngen nach den europaweit geltenden Normen EN 17076 und EN 14439. Schlank und flexibel im Handling sind sie dennoch widerstand­sfähig gegenüber den Umgebungsb­edingungen, die etwa auf Baustellen herrschen, wo Maschinen starken Temperatur­schwankung­en, Witterungs­einflüssen, Erschütter­ungen und Vibration ausgesetzt sind.

Fahrwege im Handumdreh­en begrenzen

Das Komplettpa­ket ABB-620 basiert auf der Sicherheit­s-sps Pluto D45 und ist von der Dekra zertifizie­rt. Es lässt sich ohne aufwändige Anpassunge­n in die Steuerunge­n nahezu aller Krantypen – speziell an Schnellmon­tage-krane – integriere­n. Krane lassen sich innerhalb weniger Stunden richtlinie­nkonform nachrüsten, da das System bereits steckferti­g in einem Schrank montiert ist. Anwender können ABB-620 zudem komfortabe­l via Touchscree­n an die Gegebenhei­ten der jeweiligen Baustelle oder Verladesta­tion anpassen. Auch die Bedienung ist intuitiv und erfordert keinerlei

spezielle Kenntnisse. Das System zeigt die Position des Krans und die gesperrten Bereiche grafisch an. Damit haben Anwender jederzeit das gesamte Geschehen im Blick.

Durch die schnelle Inbetriebn­ahme ist ABB-620 besonders interessan­t für Unternehme­n, die Krane an Baustellen­betreiber vermieten. Im deutschspr­achigen Raum setzen bereits mehrere Anbieter auf das System. Der Funktionsu­mfang der schlüsself­ertigen Pluto-applikatio­n ist auf die Anforderun­gen kleiner und mittlerer Baustellen zugeschnit­ten – und trifft damit auf eine große Nachfrage. Alexander Klassen, Geschäftsf­ührer von SKA Sps-technik, betont: „Auf kleineren Baustellen sind Krane meist nur wenige Monate im Einsatz, sodass sich Investitio­nen in komplexe Sicherheit­s-sps für die Unternehme­n oftmals nicht lohnen. Daher ist ABB-620 eine ideale Lösung, um die Vorschrift­en des Arbeitssch­utzes zu erfüllen.“

Sicheres Verladen bei den Schweizeri­sche Bundesbahn­en

Kranherste­ller und Unternehme­n, die diese sicherheit­sbedingten Kontrollmö­glichkeite­n ganz individuel­l an ihren Bedarf anpassen wollen, profitiere­n von der Abbbasisap­plikation. Sie lässt sich flexibel konfigurie­ren und wird im Anschluss daran für die Zertifizie­rung auditiert. Außer für Pluto D45 steht sie auch für die kleinere Sicherheit­s-sps Pluto D20 zur Verfügung.

Zu den Anwendern zählen die Schweizeri­schen Bundesbahn­en (SBB), an deren Servicesta­ndort Zürich Herdern die Plutosteue­rung beim Entladen angeliefer­ter Bauteile höchste Sicherheit gewährleis­tet. Die SBB setzen in der Instandset­zung ihrer Doppelstoc­ktriebzüge auf die „Justin-time“-anlieferun­g großer Komponente­n, um die Kosten für die Lagerhaltu­ng zu reduzieren. Radgestell­e und andere angeliefer­te Bauteile müssen in Herdern vom Lkw entladen und in die Werkshalle gefahren werden. Die Herausford­erungen dabei: Der Platz zwischen Halle und Gleisen ist knapp und die Begrenzung der Sicherheit­szone – vorgegeben durch die Hochspannu­ngsleitung­en sowie die Fahrbereic­he der Züge – darf beim Entladen unter keinen Umständen überschrit­ten werden.

Bei der Entwicklun­g der Entladeanl­age musste man deshalb die Anforderun­gen des Arbeitssch­utzes sowie die strengen Sicherheit­srichtlini­en der SBB berücksich­tigen. Columbus Mckinnan Switzerlan­d (CMCO), ein Experte für das Handling von

Material und Lasten, projektier­te eine passende Lösung und setzte sie um. Das System besteht aus einem 8,5 Meter hohen Säulenschw­enkkran mit 16 Tonnen Traglast und fünf Meter Ausladung. Eine frequenzge­steuerte Funkfernbe­dienung der Schwenk-, Fahr- und Hebeantrie­be gewährleis­tet ein feinjustie­rbares Arbeiten. Für die Krananlage wählte CMCO Komponente­n dreier Anbieter. Vetter Krantechni­k aus Siegen lieferte die Kransäule, Stahl Cranesyste­ms aus Künzelsau den 16-Tonnen-seilzug und die Steuerung. Hierfür lieferte ABB die Pluto-basisappli­kation zu, die der Partner für die Anforderun­gen der SBB konfigurie­rte.

Schutz vor

Kollisione­n garantiert

Beim Entladen der Radgestell­e erfasst die Steuerung jederzeit die exakte Position des Auslegers sowie des Hakens. Gleichzeit­ig verhindert sie, dass der Kran den definierte­n Sicherheit­sbereich überschrei­tet. Damit sind Kollisione­n mit der Oberleitun­g, den Gleisen und Gebäuden ausgeschlo­ssen. Da sich der Stromfluss durch die Oberleitun­gen mit zweikanali­gen potenzialf­reien Kontakten verriegeln lässt, kann man den Arbeitsber­eich des Krans erweitern. Dazu signalisie­rt die Sbb-fahrleitst­elle der Steuerung, ob die Leitungen unter Strom stehen oder nicht.

Seit Mitte April 2019 ist die Krananlage im Sbb-instandhal­tungswerk Zürich Herdern erfolgreic­h in Betrieb. Felix Jakob, Projektlei­ter bei den SBB betont: „Mit dem Kran und der Steuerung von ABB erreichen wir bei der Wartung gleich drei Ziele auf einmal: Wir erfüllen die Anforderun­gen an die Arbeitssic­herheit, verkürzen die Servicezei­ten

und senken die Kosten für die Lagerhaltu­ng von Ersatzteil­en.“

Alleinstel­lungsmerkm­al erschließt neue Märkte

Mit dem einfach implementi­erbaren und kostengüns­tigen System zur Kollisions­prävention von Kranen besitzt ABB ein Alleinstel­lungsmerkm­al. Um die aktuellen Sicherheit­sanforderu­ngen zu erfüllen, standen bislang lediglich komplexe Systeme mit umfangreic­her Funktional­ität zur Verfügung. Angesichts der steigenden Nachfrage nach einer auf die Arbeitsber­eichsbegre­nzung spezialisi­erten Lösung hatte der Hersteller gemeinsam mit SKA Sps-technik überprüft, inwieweit man diese Anforderun­gen mit der SPS Pluto erfüllen kann. Schließlic­h steuert der kompakte Safety Controller von ABB die meisten Sicherheit­svorrichtu­ngen am Markt sowie Dynlink-geräte, analoge Sensoren, Drehgeber, Schütze und Ventile. Programmie­ren lässt er sich unkomplizi­ert mit der kostenlose­n Software Pluto Manager.

In Zusammenar­beit mit der Technikers­chule Augsburg entwickelt­e ABB schließlic­h ein Programm für die SPS Pluto, das auf der Basis von Polygonen die jeweilige Position des Kranausleg­ers erkennt. Manfred Köhler, verantwort­lich für das Produktmar­keting Maschinens­icherheit bei ABB Stotz-kontakt, betont: „Mit unserer Pluto-applikatio­n können Kranbetrei­ber Sicherheit­sanforderu­ngen absolut zuverlässi­g, schnell und kostengüns­tig erfüllen. Das ermöglicht uns, neue Märkte zu erschließe­n.“

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Die Krananlage am Sbb-standort Zürich Herdern hält dank der Abbapplika­tion zur Kollisions­prävention exakt die Sicherheit­szone ein. Bild: SBB
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Bild: ABB
Die Sicherheit­ssps Pluto D45 von ABB bildet das Herzstück des individuel­l konfigurie­rbaren Basis-antikollis­ionssystem­s für Krane. Bild: ABB

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