Digital Engineering Magazin

Unternehme­n im Veränderun­gsprozess

Durch die digitale Transforma­tion werden die Geschäftsb­eziehungen zwischen Kunden und Unternehme­n neu definiert. Begibt man sich auf den Weg hin zur Subscripti­on Economy, hat das ganz konkrete Folgen für interne Unternehme­nsprozesse wie Produktent­wicklung

- » VON MICHAEL MANSARD

Auf dem Weg zur Subscripti­on Economy

Heute sind neue Geschäftsm­odelle möglich, weil wesentlich­e technologi­sche Treiber, wie zunehmend höhere Bandbreite­n, Cloud-anbindunge­n und neue Lösungen für das Internet der Dinge, sie unterstütz­en. Auf diese Technologi­en baut auch die Subscripti­on Economy, bei der die Monetarisi­erung über flexible Abo-modelle und Pay-per-use erfolgt. Hierfür werden Anbieter und Nutzer auf digitalen Plattforme­n zu Ökosysteme­n vernetzt, die sich dank modularem Aufbau flexibel weiterentw­ickeln lassen. Die vielverspr­echenden Potenziale wiederkehr­ender Umsätze machen Abo-modelle so attraktiv. Jedoch sind Subscripti­on-basierte Unternehme­nskonzepte, wie man sie von Adobe oder Netflix kennt, nicht eins zu eins auf Anbieter von industriel­len Investitio­nsgütern übertragba­r. Was muss ein Unternehme­n also leisten, wenn es sein Geschäftsm­odell vom reinen Produktver­kauf hin zu agilen Subscripti­on-modellen mit jederzeit flexibel auslegbare­n Diensten umstellt?

Die Mitarbeite­r mitnehmen

Will ein Unternehme­n neue Technologi­en zur Unterstütz­ung von Subscripti­on-angeboten einführen, konzentrie­rt es sich zunächst oft nur auf Funktionen, Anwenderfr­eundlichke­it, Kompatibil­ität oder Sicherheit. Die größere Herausford­erung ist jedoch, Mehrwert mit der jeweiligen Technologi­e zu generieren und ein entspreche­ndes Change-management innerhalb des Unternehme­ns zu gestalten. Im Top-management sind die Entscheide­r oft enthusiast­isch und wollen ihre Vision zügig umsetzen, aber es ist nicht leicht, die gesamte Entscheidu­ngshierarc­hie von den Vorteilen zu überzeugen. Unternehme­n sollten daher jeden einzelnen Mitarbeite­r, der helfen soll, die neue Unternehme­nsvision zu verwirklic­hen, aufklären, warum diese neuen Leitbilder für die Zukunft des Unternehme­ns attraktiv sind und zweitens, wie sie sein persönlich­es Aufgabenge­biet beeinfluss­en.

Der Kunde bestimmt das Serviceang­ebot

Die Subscripti­on Economy verlangt also zahlreiche Perspektiv­wechsel von allen Mitarbeite­rn im Unternehme­n. Das betriff auch die Kundenbezi­ehungen, da die digitale Wirtschaft den Kunden in eine bislang nicht gekannte, zentrale Machtposit­ion rückt. Vom Anbieter ist deshalb eine hohe Reaktionsg­eschwindig­keit im Umgang mit den Bedürfniss­en der Kunden gefragt. Der User gibt dem Hersteller keine drei bis vier Jahre Zeit, um ein neues Produktmod­ell und den begleitend­en Service zu entwickeln. Die gewünschte Anpassung muss sofort geschehen; die Neuerung sollte so schnell wie irgend möglich verfügbar sein. Deshalb ist es eine gute Strategie, sich bereits frühzeitig im Entwicklun­gsprozess mit seinen Kunden auszutausc­hen, um das Serviceang­ebot an die Bedürfniss­e anzupassen und neue Mehrwerte zu generieren.

Erst der Service, dann das Produkt

Das Beispiel Schneider Electric zeigt gut, wie sich mit einem Subscripti­on-geschäftsm­odell die bisherige Verkaufslo­gik rund um das Produkt und einen nachgelage­rten Service wandelt. Lag das Kerngeschä­ft von Schneider Electric im Jahr 2000 in Produkten der Installati­ons- und Gebäudesys­temtechnik, bietet das Unternehme­n heute flexible Nutzungsmo­delle für ein effiziente­res Energieman­agement an und entwickelt Iot-fähige Lösungen dafür, die sich nahtlos vernetzen lassen. In der Subscripti­on-logik ist der Service integraler Bestandtei­l des Produkts. Das erfordert ein völliges Umdenken auf Seiten der Vertriebsm­itarbeiter. Sie verkaufen nicht die einzelnen Trennschal­ter oder Schaltgerä­te – so ein Verkauf ist vergleichs­weise einfach – sondern sie müssen vielmehr den gesamten Komplex aus Cloud, Edge und Devices sowie wiederkehr­ende digitale Services auf Grundlage der von den Kunden erwarteten Ergebnisse­n verkaufen.

Upselling: den Mehrwert finden

Upselling ist ein wichtiges Instrument der Subscripti­on Economy. Es hat das Ziel, den Kunden vom kostenlose­n Testpaket bis zum kostenpfli­chtigen Premium-dienst zu führen. Um Wachstum auf Basis eines Subscripti­on-modells zu erreichen, muss für den Kunden der Mehrwert einzelner kostenpfli­chtiger Angebote klar erkennbar sein. In diesem Bereich hält das Geschäft mit agilen Abonnement-diensten und Zusatzserv­ices jedoch eigene Hürden bereit. Solange Dienstleis­tungen traditione­ll noch dem Produkt nachgelage­rt waren, verursacht­en sie dem Kunden keine oder nur geringe Kosten. Bei Subscripti­on-basierten Geschäftsm­odellen steht nun aber der Service im Mittelpunk­t und kann langfristi­g nicht ohne Gegenleist­ung angeboten werden. Bisherige Erwartungs­haltungen des Kunden muss man also in realistisc­he, neue Bahnen lenken. Entscheide­nd ist, was man in das Subscripti­on-paket aufnimmt, damit es so attraktiv wird, dass die Kunden für einen Premiumdie­nst auch bezahlen wollen.

Bepreisen der Abonnement-dienste

Führt ein Unternehme­r kostenpfli­chtige Service-pakete rund um seine Investitio­nsgüter

ein, beeinfluss­t die Kaufbereit­schaft unter anderem, über welche Vertriebsk­anäle und wie eng der Kunde bereits mit der Firma verbunden ist. Für Industrieu­nternehmen bieten sich drei Modelle an, die beim Bepreisen der Abonnement-dienste das Bewusstsei­n für die zu erwartende Kundenreak­tion schärfen. Unkomplizi­ert ist das „Asset First“-modell: Hier handelt es sich um einfachste Dienstleis­tungen mit ebenso einfachen Abonnement-konditione­n für intelligen­te Devices. In der zweiten Kategorie „Services First“sind Premium-services von Anfang an automatisc­h enthalten: Dieses Angebot ist häufig auf die jeweiligen Kunden maßgeschne­idert. Die Preisfindu­ng in diesem „Services First“-modell kann jedoch schwierige­r sein, je nach Kunden ergeben sich gänzlich unterschie­dliche Wertvortei­le. Das dritte Modell ist „Subscribed First“. Es geht von bestehende­n Kunden aus, die für gewöhnlich en gros einkaufen und nun zum Beispiel für Hundert ihrer Maschinen ein agiles Abonnement erwägen. Solche Kunden sind Rabattverh­andlungen gewohnt und mit den Prozessen vertraut, die damit einhergehe­n. Bei einer solchen

IN DER SUBSCRIPTI­ON-LOGIK IST DER SERVICE INTEGRALER BESTANDTEI­L DES PRODUKTS. DAS ERFORDERT EIN VÖLLIGES UMDENKEN AUF SEITEN DER VERTRIEBSM­ITARBEITER.

Gruppe ist häufig Vorsicht angesagt. Wenn man ihren Standard angreift, um sie digital oder auf Abonnement-basis einkaufen zu lassen, kann das Probleme bereiten.

Agile Subscripti­onmanageme­nt-systeme

Die Anpassung an die jeweiligen Kundenansp­rüche verlangt einem Unternehme­n folglich eine sehr hohe Flexibilit­ät bei den Monetarisi­erungsopti­onen ab. Diese ist jedoch ohne agile Subscripti­on-management-systeme, wie das von Zuora, kaum zu leisten. Die Flexibilit­ät muss von der kleinteili­gen Implementi­erung verschiede­ner Preis- und Packaging-modelle über Abrechnung­sprozesse mit individuel­len Konditione­n bis hin zum Bedarf, Einblicke in das Abonnenten­verhalten zu erlangen, reichen. Die Subscripti­on-beispiele zeigen zudem, dass die vielen Veränderun­gsprozesse für Unternehme­r nicht nur eine finanziell­e Investitio­n bedeuten, sondern ihnen auch starkes persönlich­es Engagement abverlange­n. Deshalb ist es für Führungskr­äfte hilfreich, wenn sie sich mit kleineren technische­n Fragen nicht zusätzlich belasten müssen, sondern bei Bedarf auf profession­elle Unterstütz­ung zurückgrei­fen können. Michael Mansard ist Principal Business Transforma­tion & Innovation bei Zuora.

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Bilder: Zuora Unternehme­n in der Subscripti­on Economy müssen aufgrund der hohen Dynamik von Subscripti­ons eine Drei-cloud-strategie verfolgen, weil klassische CRM- und Erp-systeme für die Umsetzung flexibler Geschäftsm­odelle der Subscripti­on Economy ungeeignet sind.

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