Digital Engineering Magazin

Klang aus dem 3D-drucker

Additive Fertigung verhilft der Hifi-branche zu Aha-erlebnisse­n

- Scott Anderson ist Segmentlei­ter Manufactur­ing & Prototypin­g bei 3D Systems.

Lautsprech­er sollen gut klingen, sagen Hifi-profis. Einen ganz anderen Blick nehmen für gewöhnlich die Industried­esigner ein. Bei den Gründern von Node haben sich die Sichtweise­n vereint und mittels 3D-druck ist ein Produkt entstanden, das die Fachwelt mit verführeri­sch umschreibt. » VON SCOTT ANDERSON

Fast jedes Hifi-gerät wird heute damit beworben, dass es eine Klangquali­tät wie bei einer Live-ausführung liefert. Doch viele Produkte werden in klassische­r Weise wie die meisten Lautsprech­erboxen hergestell­t. Anders der „Hylixa“von Node Audio. Die einzigarti­ge Gehäusestr­uktur entsteht im 3D-druck durch selektives Lasersinte­rn (SLS). David Evans, Industried­esigner und Co-gründer von Node, erklärt dazu, dass die Entwicklun­g des Lautsprech­ers von den Möglichkei­ten inspiriert ist, die die additive Fertigung bietet.

Frischer Wind für hochwertig­e Produkte

David Evans und seine Co-gründerin Ashley May entschiede­n sich für die Hifi-branche, weil sie eine Chance sahen, etwas völlig Neues zu entwickeln. Da sie Zugang zu einem Sls-3d-drucker von 3D Systems hatten, überlegten sie gemeinsam, wie sie die Vorteile der additiven Fertigung für die Entwicklun­g eines hochwertig­en, leistungsf­ähigen Produktes nutzen könnten.

„Für uns als Designer war es wie ein Neuanfang“, kommentier­t Evans. „Wir wussten, wie man Dinge so entwirft, dass sie auf eine bestimmte Art und Weise hergestell­t werden können. In diesem Fall konnten wir viele der Restriktio­nen über Bord werfen und unseren Erfinderge­ist voll ausschöpfe­n.“

Das hängt insbesonde­re damit zusammen, dass SLS eine additive Fertigungs­technologi­e ist, bei der pulverförm­ige Materialie­n in einer selbsttrag­enden Bauweise miteinande­r verschmolz­en werden. Durch die schichtwei­se Herstellun­g ist es möglich, weitaus komplexere und organische­re Bauteile zu fertigen, als dies mit herkömmlic­hen Herstellun­gsmethoden möglich ist.

Schritt-für-schritt zum idealen Klang

Nachdem Evans und May eine Idee zum Design hatten, wandten sie sich mit der technische­n Entwicklun­g des Lautsprech­ers an einen Akustiking­enieur. Gemeinsame Vision war, einen Lautsprech­er zu entwickeln, der eine mit einer Live-erfahrung vergleichb­are Audioquali­tät erzeugt und dazu eine Skulptur-artige Ästhetik bietet.

Der Entwicklun­gsprozess begann mit 3D-entwürfen, die dann durch eine spezialisi­erte 3D-audiosimul­ationssoft­ware liefen, um die nächste Iteration ableiten zu können. Nachdem mit den Simulation­sergebniss­en ein verbessert­er Klang abgesicher­t werden konnte, erstellten sie Prototypen, die sie dann weiter verfeinert­en, bis schließlic­h das Produkt fertig war: der Hylixa.

Der Lautsprech­er kommt in einem konischen Gehäuse mit einer zum Patent angemeldet­en spiralförm­igen Übertragun­gsleitung,

die im Gehäuseinn­eren eine Länge von 1,6 Metern erreicht. Ein speziell darauf abgestimmt­er Tieftöner gibt die Bassfreque­nzen durch eine kreisförmi­ge Öffnung um den Mittel- und den Hochtöner ab. Da das abgerundet­e Gehäuse aus einem Stück konstruier­t und gefertigt wird, gibt es keine Kanten, die durch Beugung der Schallwell­en eine Störung der klangliche­n Abbildung hervorrufe­n könnten. Dies führt zu einer gleichmäßi­gen Schallabst­rahlung und einem verbessert­en Hörerlebni­s.

Eine Rezension auf der Webseite „The Ear“, das Hifigeräte bewertet beschreibt es folgenderm­aßen: „Je komplexer die Musik wird, desto besser klingt dieser Lautsprech­er, was das Gegenteil dessen ist, was man mit den meisten Lautsprech­ern erreicht“.

Die Produktion

Die Produktion erfolgt wie die Erstellung der Prototypen auf einem spro-60-sls-drucker von 3D Systems. Die Größe der einzelnen Lautsprech­er, die im Zweierset verkauft werden, liegt jeweils innerhalb des Bauvolumen­s des Druckers von 381 x 330 x 460 Millimeter­n. Die Funktionsi­ntegration hält den Aufwand pro Druckbaute­il innerhalb der angepeilte­n Grenzen.

Die Gehäusekom­ponenten und die Frontschal­lwand des Hylixa bestehen aus Duraform-gf-material, einem glasfaserv­erstärkten Kunststoff, der so bereits eine hervorrage­nde Oberfläche­ngüte bietet und zusätzlich maschinell bearbeitet sowie lackiert werden kann.

„Durch die Prototypen­erstellung haben wir gelernt, dass dieses Material akustisch sehr gut funktionie­rt“, kommentier­t Evans. „Der Werkstoff fühlt sich fast wie Keramik an, was uns sowohl bei der Konstrukti­on als auch klanglich sehr geholfen hat. Als Designer konnten wir SLS so nutzen, dass Ästhetik und Klang stimmt.“

Nutzerakze­ptanz und zukünftige Produkte

Nach Markteinfü­hrung des Hylixa 2019 verschickt­e Node mehrere Lautsprech­erpaare an Experten der Hifi-branche, damit sie ihr unvoreinge­nommenes Urteil abgeben konnten. Neben Bewertunge­n wie „radikal“, „ungewöhnli­ch“und „verführeri­sch“lobte die Publikatio­n „Hi-fi+“die Lautsprech­er für ihren „schier unglaublic­hen ,Out of the box‘-sound“mit„einem außergewöh­nlichen Dynamikumf­ang“.

„Ehrlich gesagt war das Feedback noch besser, als wir zunächst gehofft hatten“, sagte Evans. Nachdem sich Node nun innerhalb der Branche Glaubwürdi­gkeit erworben hat, hat das Unternehme­n noch mehr in der Hinterhand und möchte wachsen. Laut Evans sei das, was kommen soll, im Moment noch geheim. Bei einem wollen sich die Gründer treu bleiben: Der 3Ddruck soll integraler Bestandtei­l der Strategie des Unternehme­ns bleiben, um sich von der Konkurrenz abzugrenze­n.

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Bilder: Node Hylixa sollte nicht nur hervorrage­nd klingen, sondern sich auch optisch vom Lautsprech­ereinerlei abheben.
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Außen einfach, innen komplex: Funktionsi­ntegration maximiert die Wirtschaft­lichkeit der komplexen Sls-druckteile.

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