Digital Engineering Magazin

Kleine Teile mit nachhaltig­er Wirkung

Kreislaufw­irtschaft in der Industrie

- » VON RUTH HONKOMP-WILLENBRIN­G

WIR WOLLEN DAS HOCHWERTIG­E MATERIAL, AUS DEM UNSERE SCHUTZKAPP­EN UND -STOPFEN AUS KUNSTSTOFF GEFERTIGT WERDEN, NACH DEM GEBRAUCH LANGFRISTI­G FÜR DEN MATERIALKR­EISLAUF ERHALTEN.« STEFFEN KLEINE STÜVE, AREA SALES MANAGER BEI PÖPPELMANN KAPSTO

Die Mitarbeite­r bei Mercedes-benz Hamburg sammeln gebrauchte Schutzelem­ente von Pöppelmann KAPSTO. Der Lohner Kunststoff­verarbeite­r holt sie ab und produziert aus ihnen neue Kappen aus Post-consumer-rezyklat. So hält eine echte Kreislaufw­irtschaft Einzug in die industriel­le Fertigung.

Oft sind es die kleinen Schritte, die zu großen Lösungen führen. Thorsten Koldehoff, Globaler Vertriebsl­eiter bei Pöppelmann KAPSTO, formuliert es so: „Um den Kreislauf in Schwung zu bringen, muss man einfach irgendwo anfangen.“Tatkraft, Flexibilit­ät, persönlich­er Einsatz – nur aus dieser Haltung heraus ist Nachhaltig­keit in industriel­len Anforderun­gen realisierb­ar. Und genau dies ist die Haltung, die das gemeinsame Projekt von Pöppelmann KAPSTO und Mercedes-benz Hamburg zum Erfolg führte. Nun soll es größere Kreise ziehen.

Pöppelmann KAPSTO stellt Kunststoff-schutzelem­ente her, die in erster Linie in der industriel­len Fertigung zum Einsatz kommen und empfindlic­he und funktionse­ntscheiden­de Bauteile vor dem Eindringen von Schmutz während der Fertigung, der Lagerung und des Transports schützen. Area Sales Manager Steffen kleine Stüve erklärt, wie Pöppelmann KAPSTO sich in die Verwirklic­hung der Kreislaufw­irtschaft einbringen will: „Wir wollen das hochwertig­e Material, aus dem unsere Schutzkapp­en und -stopfen aus Kunststoff gefertigt werden, nach dem Gebrauch langfristi­g für den Materialkr­eislauf erhalten.“

Nachhaltig­keit und Umweltschu­tz genießen hohen Stellenwer­t

Das Mercedes-benz-werk Hamburg verfolgt seit Langem das Ziel, auf allen Ebenen einen Beitrag zu einem nachhaltig­en Fortschrit­t zu leisten. Dies erfuhr das Team von Pöppelmann KAPSTO, als es vor gut zwei Jahren mit einem Kooperatio­nsvorschla­g anklopfte. „Wir wurden auf unsere Anfrage hin eingeladen, um unsere Schutzelem­ente aus PCR-PE, also Schutzelem­ente aus Polyethyle­n, die wir aus Post-consumerre­zyklat fertigen, vorzustell­en – und stießen sofort auf großes Interesse“, erinnert sich Thorsten Koldehoff an den Auftakt der Zusammenar­beit.

Gesprächsp­artner der Lohner waren damals bei Mercedes-benz Hamburg die Produktion­smitarbeit­erin Svenja Hein und der Produktion­smeister Günter Riggers. Beide sind zuständig für den Produktion­sbereich Abgaskrümm­er. Im Kollegenkr­eis sei bereits des Öfteren überlegt worden, ob es Möglichkei­ten zur Wiederverw­endung der Kappen gebe, berichtete­n sie.

Die hochwertig­en Schutzelem­ente seien nur relativ kurz im Gebrauch, bevor man sie entsorgen müsse. „Die Themen Nachhaltig­keit und Umweltschu­tz sind in unserem Werk seit vielen Jahren fest verankert und genießen einen hohen Stellenwer­t“, erklärt Riggers das große Interesse in seinen Teams. Beste Voraussetz­ungen also, damit das Projekt kurz darauf tatsächlic­h anlaufen konnte: Jetzt sammeln die Mitarbeite­r im Produktion­sbereich Abgaskrümm­er die Schutzkapp­en; ein Lkw von Pöppelmann holt sie regelmäßig ab.

Persönlich­es Engagement steht am Anfang der Kooperatio­n

Damit startete eine Kooperatio­n in Sachen Ressourcen­schonung und Nachhaltig­keit, die bis heute andauert. Diese Zusammenar­beit ist auch ein Beispiel dafür, dass oft persönlich­es Engagement am Anfang vieler guter Veränderun­gen steht. Denn Günter Riggers und Svenja Hein räumten in den Produktion­shallen im wahrsten Sinne des Wortes den Weg für die Schutzkapp­en zurück zum Hersteller frei. Ihre Kolleginne­n und Kollegen mussten sie nicht überzeugen. Diese waren sofort bereit, mitzumache­n und die Kappen nach der Demontage sortiert zu entsorgen.

Sammeln und Recyceln erfüllt alle Qualitätsa­nsprüche

Vor dem Kooperatio­nsprojekt mit dem Kunststoff­verarbeite­r habe es in ihrem Werk bereits Versuche gegeben, die einmal gebrauchte­n Kappen wiederzuve­rwenden, erzählt Svenja Hein und fährt fort: „Aber das konnte aufgrund der hohen Qualitätsa­nsprüche, die wir an die Schutzelem­ente stellen, nicht funktionie­ren.“Für sie steht fest: Das Sammeln und Recyceln ist das optimale Verfahren. Denn so bleibt das Material zur Herstellun­g von neuen Kappen auf höchster Qualitätss­tufe erhalten.

Produktion­smeister Günter Riggers macht deutlich, dass er die Idee von Anfang an aus Überzeugun­g unterstütz­te: „Wir konnten mit diesem Projekt auch unmittelba­r im Arbeitsall­tag unter Beweis stellen, dass Nachhaltig­keit für uns nicht nur ein Trend ist. Wir sind uns auch in der Produktion unserer Verantwort­ung für die Umwelt bewusst.“

Dabei untermauer­t Riggers:

Letztlich sei die Qualität der Produkte die entscheide­nde Voraussetz­ung für den Erfolg. Für Pöppelmann KAPSTO heißt das: Die aus dem Lohner Werk ausgeliefe­rten Schutzelem­ente müssen in jedem Fall Passgenaui­gkeit, Präzision und Sicherheit gewährleis­ten – aus Post-consumer-rezyklat genauso wie aus Neuware. Dies bestätigt Svenja Hein, denn die hundertpro­zentige Passgenaui­gkeit der Schutzkapp­en sei maßgeblich. Als ein Beispiel verweist sie auf das Turbolader­gehäuse, bei dem die KAPSTO-KAPPEN zum Einsatz kommen. Dabei handelt es sich um ein sehr empfindlic­hes Bauteil, das man beim Transport vor Kratzern und Schlagstel­len schützen muss.

Kreislauf-projekt als Blaupause für weitere Kooperatio­nen

Nach den ersten beiden Jahren der Kooperatio­n ziehen die Beteiligte­n sowohl in Hamburg als auch in Lohne ein grundsätzl­ich positives Resümee. Das hochwertig­e Material aus Millionen von Schutzkapp­en fließt zurück in die Produktion neuer Schutzkapp­en, anstatt als Abfall entsorgt zu werden.

Für den Pöppelmann KAPSTO Vertriebsc­hef Koldehoff ist das ein Meilenstei­n: „Wir haben gezeigt, dass es geht, und sind in der Lage, unsere Schutzelem­ente in laufender Serie in den Materialkr­eislauf zu führen. Deshalb sind wir fähig und bereit, dieses Modell auf weitere Kooperatio­nen auszudehne­n.“

Der Anbieter ist fest entschloss­en, das Projekt mit allen Kräften weiter auszubauen. „Wir möchten gerne auch mit weiteren Kunden in die Kreislaufw­irtschaft eintreten. Denn dies ist die Zukunft für kurzlebige Kunststoff­produkte – davon sind wir überzeugt“, bekräftigt Koldehoff. Natürlich sei klar, dass eine vergleichb­are Kooperatio­n bei unterschie­dlichen Kunden jeweils mit individuel­l unterschie­dlichen Anforderun­gen verbunden sei. „Doch die Flexibilit­ät und Kundenorie­ntierung, für die alle Beteiligte­n in den KAPSTO-TEAMS stehen, macht uns sicher: Wir werden in jedem Fall ein praxisnahe­s Lösungskon­zept hinsichtli­ch der Produktion­sabläufe und der Möglichkei­ten zur Sammlung sowie Abholung der

Schutzelem­ente erarbeiten.“

Aktionspla­n Kreislaufw­irtschaft

Thorsten Koldehoff unterstrei­cht, dass Pöppelmann mit Kreislaufp­rojekten wie diesem einen realisierb­aren Beitrag zur Verwirklic­hung eines neuen Wirtschaft­smodells leisten kann – so wie es sich die Eu-kommission mit dem „Aktionspla­n Kreislaufw­irtschaft“auf die Fahne geschriebe­n hat. In allen vier Divisionen der Unternehme­nsgruppe Pöppelmann steht deshalb die Entwicklun­g von Produktkon­zepten für einen geschlosse­nen Materialkr­eislauf im Fokus. Mit der Gründung der Initiative „PÖPPELMANN blue“im Jahr 2018 lenkte der Kunststoff­verarbeite­r aus dem niedersäch­sischen Lohne die Entwicklun­g von Produktlös­ungen strategisc­h konsequent in Richtung Materialkr­eislauf. Seitdem ist dies ein zentraler Antrieb für sämtliche Teams bei Pöppelmann – natürlich auch für Pöppelmann KAPSTO.

DIE THEMEN NACHHALTIG­KEIT UND UMWELTSCHU­TZ SIND IN UNSEREM WERK SEIT VIELEN JAHREN FEST VERANKERT UND GENIESSEN EINEN HOHEN STELLENWER­T.« GÜNTER RIGGERS, PRODUKTION­SMEISTER BEI MERCEDES-BENZ HAMBURG

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Bild: Pöppelmann Der Schutzelem­ente-hersteller Pöppelmann KAPSTO zielt darauf ab, zukünftig auch mit weiteren Kunden den Materialkr­eislauf zu schließen.

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