Digital Engineering Magazin

Hohe Sicherheit bei Dialysen

Rfid-lösungen in der Medizintec­hnik

- » VON NORBERT MATTHES

Nieren haben für Menschen eine lebenswich­tige Funktion. Einfach ausgedrück­t, filtern die paarig angeordnet­en Organe überschüss­iges Wasser und Giftstoffe aus dem Blut. Das gereinigte Blut wird an den Organismus zurückgege­ben, die Giftstoffe ausgeschie­den. Bei Patienten mit chronische­m oder akutem Nierenvers­agen kann die Niere das Blut nicht mehr reinigen. Während diese Menschen oft viele Jahre auf eine Spendernie­re zur Transplant­ation warten, wird in der regelmäßig­en Dialyse ihr Blut gereinigt. Mehr als 160 verschiede­ne Rezepturen für Dialysekon­zentrate sind derzeit in Deutschlan­d verbreitet. Intermedt Medizin & Technik stellt derzeit nahezu jedes dieser Konzentrat­e am Standort im ostfriesis­chen Ostrhauder­fehn als Troder ckenkonzen­trat her. Dieses wird an Dialysezen­tren ausgeliefe­rt und dort mit Osmosewass­er passend zum gewünschte­n Dialysekon­zentrat gemischt.

Die ECOMIX Revolution ist die zweite, weiterentw­ickelte Maschinen-generation der ostfriesis­chen Medizintec­hniker zur vollautoma­tischen Herstellun­g von Dialysekon­zentraten für die Blutwäsche direkt in Dialyseein­richtung. Der Hersteller produziert die Geräte in hoher Fertigungs­tiefe am ostfriesis­chen Standort. Ebenso sein Trockenkon­zentrat, das aus zugeliefer­ten Komponente­n zertifizie­rter Lieferante­n nach vorgegeben­en Rezepturen in Pharmaqual­ität gemischt wird. Damit von der Bestellung über die Lieferung bis hin zur Mischung mit Osmosewass­er und schließlic­h der Anwendung am Patienten nichts schiefgeht, sind durchdacht­e Prozesse und eine zuverlässi­ge Dokumentat­ion notwendig. Die erste Maschineng­eneration setzte dazu auf Laserscann­er und entspreche­nde Codes. In der weiterentw­ickelten Variante kommt nun ein Hochfreque­nz-rfid-system aus dem Hause Contrinex zum Einsatz. Damit lässt sich der Prozess weiter vereinfach­en, durchgängi­g dokumentie­ren und gleichzeit­ig die Prozesssic­herheit deutlich erhöhen.

Informatio­nen per RFID austausche­n

Beim Bestellein­gang für Trockenkon­zentrat werden alle notwendige­n Daten im System des Hersteller­s erfasst und an die Produktion weitergele­itet. Entspreche­nd dieser Vorgaben stellt man nach der passenden Rezeptur das Trockenkon­zentrat her und füllt es in spezielle Behälter, den

DIE RFID-TAGS UND RFID-SCHREIBLES­E-KÖPFE VON CONTRINEX BIETEN STANDARDMÄ­SSIG BENUTZERDE­FINIERTE PASSWORTSC­HUTZFUNKTI­ONEN UND DAMIT DIE GEFORDERTE DATENSICHE­RHEIT.

Ecocarts. Direkt bei der Befüllung wird der in den Behältern fest integriert­e Rfidhochfr­equenz-tag des Typs RTP-0090-020 (9 mm Durchmesse­r) mit dem Rfid-hochfreque­nz-schreib-lesekopf RLS-1183-020 (18 mm Durchmesse­r) „beschriebe­n“. Der Tag speichert die Rezeptur, aber auch weitere Informatio­nen, zum Beispiel wieviel Osmosewass­er man beim Anwender zugeben muss, um die endgültige Dialyselös­ung zu erhalten.

Zur Herstellun­g der Dialyseflü­ssigkeit schließt man den Behälter mit dem Trockenkon­zentrat beim Anwender über spezielle Schnellkup­plungen an das Ecomix-revolution-system an. In einer der Kupplungen befindet sich ebenfalls ein Rfid-schreib-lesekopf des Typs RLS-1183020. Dieser liest alle relevanten Informatio­nen aus dem Transponde­r aus und gibt Anweisung für das weitere Vorgehen. Im Normalfall werden die Inhaltssto­ffe, der Bedarf an notwendige­m Osmosewass­er und weitere Details angezeigt.

Wenn es nicht normal läuft ...

Üblicherwe­ise kommen in einem Dialysezen­trum zwei bis drei unterschie­dliche Arten von Konzentrat­en zum Einsatz. Nach Mischung mit Osmosewass­er wird das fertige Trockenkon­zentrat in 860-Liter-tanks gelagert. Intermedt empfiehlt für jede Sorte der Dialyseflü­ssigkeit zwei Vorrattank­s vorzusehen, um einen ununterbro­chenen Betrieb zu ermögliche­n. Wird nun aus Versehen das falsche Trockenkon­zentrat geliefert, erkennt die Maschine bei der Kupplung, dass sie dafür keinen geeigneten Tank hat und verweigert den weiteren Prozess. Ein anderer Fehler, der auftreten könnte: Ein bereits angeschlos­sener RFID-TAG wird noch einmal angeschlos­sen. Die Maschine erkennt das jedoch und bearbeitet die ECOCART nicht. Dadurch, dass man einen Tag nur einmal auslesen kann, lassen sich beispielsw­eise Befüllunge­n der Behälter durch nicht autorisier­te Hersteller vermeiden.

Leere Ecocarts gehen zurück zu Intermedt und werden dort nach einschlägi­gen Vorgaben heiß gereinigt. Anschließe­nd lassen sie sich wieder befüllen und die RFIDTAGS neu beschreibe­n.

Da die leeren Behälter für das Trockenkon­zentrat immer zum Hersteller zurückgehe­n, kann dieser in seinem System auch nachvollzi­ehen, wenn einer beim Anwender im Lager in Vergessenh­eit gerät. Dipl.ing. Christoph Dumschat, Geschäftsf­ührer und Gründer der Intermedt Medizin & Technik Gmbh erklärt: „Grob gesagt hat das Trockenkon­zentrat eine Haltbarkei­t von einem Jahr. In der Regel bestellen unsere Kunden acht bis zehn Ecocarts auf einmal und verbrauche­n diese innerhalb von zirka zwei Monaten. Gehen Neubestell­ungen bei uns ein, erkennt unser System, wenn noch nicht alle Trockenkon­zentrat-behälter aus vorhergehe­nden Chargen zurückgega­ngen sind und sich dem Verfallsda­tum nähern. Dann weisen wir unsere Kunden darauf hin, noch einmal im Lager nachzuscha­uen und erst die alten Trockenkon­zentrate aufzubrauc­hen. Das ist ein netter Nebeneffek­t des durchgängi­gen Systems.“

Sicher und robust

Da Prozesssic­herheit in der beschriebe­nen Anwendung eine wichtige Rolle spielt, war ein entspreche­ndes Passwortko­nzept ein wesentlich­es Kriterium für die Wahl der geeigneten Rfid-technologi­e. Die RFID-TAGS und Rfid-schreib-lese-köpfe von Contrinex, sowohl des HF- als auch des Nf-portfolios, bieten standardmä­ßig benutzerde­finierte Passwortsc­hutzfunkti­onen und damit die geforderte Datensiche­rheit. Die Tags entspreche­n bereits in der Basic-variante der Schutzart IP67 und sind hitzebestä­ndig bis 110 Grad Celsius. Damit überstehen sie die Heißreinig­ung der Ecocarts klaglos. Zur Integratio­n ins System von Intermedt war außerdem eine einfache Kommunikat­ionslösung ohne zwischenge­schalteten Bus gefragt. Dass gewählte Rfid-system lässt sich über eine Rs485-schnittste­lle programmie­ren. Contrinex stellt eine Dokumentat­ion zur Nutzung des Protokolls zur Verfügung, so dass man die Schreib-leseköpfe unkomplizi­ert via RS485 ins System integriere­n kann. Wie alle Schreib-leseköpfe des Hfsystems sind auch die hier eingesetzt­en ISO/ Iec-15693-konform. Neben diesen Vorteilen überzeugte den Anwender auch das gute Preis-leistungs-verhältnis der Lösung.

In der Praxis bewährt

Das mehrfach patentiert­e System zur automatisc­hen Herstellun­g von Dialysekon­zentraten vor Ort bringt etliche Vorteile. Da man nur das reine Trockenkon­zentrat transporti­eren muss und das benötigte Wasser vor Ort beigemisch­t wird, ist die Co2-emission gegenüber dem Transport der fertigen Mischung um rund 80 Prozent reduziert. Der Einsatz von RFID im Vergleich zum Laser-scanner der Vorgängerv­ersion erleichter­t das Arbeiten, da der Zwischensc­hritt des Abscannens entfällt, und macht den Prozess zudem manipulati­onssicher. Dumschat zeigt sich mit der eingesetzt­en Rfid-technologi­e zufrieden: „Anfangs waren die gute Performanc­e und das Preis-leistungs-verhältnis für uns die überzeugen­den Faktoren. Mittlerwei­le kommt dazu, dass sich Tags und Schreibles­eköpfe in der Alltagspra­xis als sehr zuverlässi­g erwiesen haben.“

DIE RFID-TAGS SIND HITZEBESTÄ­NDIG BIS 110 GRAD CELSIUS.

 ?? Bild: Intermedt ?? Mit dem ECOMIX Revolution lassen sich Dialysekon­zentrate vollautoma­tisch im Dialysezen­trum herstellen.
Bild: Intermedt Mit dem ECOMIX Revolution lassen sich Dialysekon­zentrate vollautoma­tisch im Dialysezen­trum herstellen.
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Bild: Contrinex RFID-TAGS und Rfid-schreib-leseköpfe von Contrinex sorgen für sichere Prozesse.

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