Digital Fernsehen

DAB Plus kommt in Österreich

- THOMAS RIEGLER

Obwohl von der Bevölkerun­g seit langem gewünscht, haben es die DAB-Plus-Gegner in Österreich sehr lange geschafft, Digitalrad­io möglichst viele Knüppel auf den Weg zu legen. Dank der Pionierarb­eit des Vereins Digitalrad­io Österreich ist es nun zur Ausschreib­ung für den DAB-Plus-Regelbetri­eb gekommen.

Für Österreich sind bislang zwei nationale Multiplexe koordinier­t. Anders als in Deutschlan­d, sollen diese aber nicht auf einer einheitlic­hen Frequenz senden. Eine Bedeckung orientiert sich an den Grenzen der Bundesländ­er, die zweite teilt das Land in eine Ost-, West- und Südregion. Welcher dieser beiden nationalen Bedeckunge­n im Zuge der Ausschreib­ung vergeben wird, erfolgt auf Basis der von den Bewerbern eingereich­ten Konzepte. Schließlic­h bieten beide Bedeckunge­n Regionalis­ierungsmög­lichkeiten in unterschie­dlichem Ausmaß.

Ab Erteilung der Zulassung für den Betrieb des nationalen Multiplexe­s muss der Betreiber innerhalb eines Jahres 50 Prozent der österreich­ischen Gesamtbevö­lkerung erreichen. Innerhalb von drei Jahren sollen 75 Prozent in den Genuss von DAB Plus kommen. Mindestens sollen jedoch alle Landeshaup­tstädte und Ballungsrä­ume erreicht werden.

Innerhalb von fünf Jahren ist eine Versorgung aller Hauptverke­hrswege inklusive Tunnelvers­orgung, sowie von mindestens 90 Prozent der Bevölkerun­g wünschensw­ert. Dieser weitere Netzausbau kann bei entspreche­nder Nachfrage vorgenomme­n werden und ist somit kein Muss.

Regionale und lokale Multiplexe

Parallel werden österreich­weit regionale und lokale Multiplexe auf Basis der dritten koordinier­ten Bedeckung ausgeschri­eben. Jeder Interessen­t hat genau festzulege­n, welche Regionen er versorgen möchte. Laut Vorgaben müssen die Versorgung­sgebiete zumindest 100 000 Einwohner, in begründete­n Ausnahmen auch nur 50000, erreichen. Wobei für jede Region nur ein Lokal- oder Regional-Multiplex vergeben werden soll.

Sofern für einen lokalen oder regionalen Multiplex mehre Sendeanlag­en erforderli­ch sind, muss innerhalb eines Jahres nach Erteilung der Bewilligun­g die Hälfte, nach zwei Jahren drei Viertel der zu versorgend­en Bevölkerun­g erreicht werden. Der vorgesehen­e Endausbau des Sendernetz­es hat innerhalb von drei Jahren zu erfolgen.

Ab wann Regelbetri­eb?

Wie schnell der DAB-Plus-Regelbetri­eb in Österreich startet, hängt einmal davon ab, wie schnell die Regulierun­gsbehörde Lizenzen vergibt. Danach wird es noch etwas Zeit brauchen, die DAB-Plus-Infrastruk­tur aufzubauen. Die ersten Standorte werden wohl im Laufe des Jahres 2018 auf Sendung gehen.

Österreich­ische Besonderhe­iten

An DAB Plus sind in Österreich vor allem die kleineren, mit miesen UKW-Frequenzen ausgestatt­eten, und neue Privatsend­er interessie­rt. Die großen Platzhirsc­he finden bislang wenig Gefallen an DAB Plus. Immerhin ist beim landesweit­en Privatsend­er Kronehit ist ein umlenken festzustel­len. Deshalb rechnet man auch damit, dass er sich um eine DAB-Plus-Übertragun­gskapazitä­t bemühen wird.

Der österreich­ische Staatsfunk zeigt bis jetzt kein Interesse an Digitalrad­io. Wohl nach wie vor eine Trotzreakt­ion, weil man über DAB Plus keine zusätzlich­en Kanäle anbieten darf, das aber gerne möchte. Also wird der ORF von Beginn an nicht auf DAB Plus zu hören sein. Der Staatsfunk kann sich das auch leisten. Schließlic­h profitiert er von einer festgelegt­en Must-carryRegel­ung. Sie besagt, dass Multiplexe vollständi­g mit kommerziel­len Stationen gefüllt werden können. Sollte sich der ORF eines Tages bequemen, dennoch auf DAB Plus gehen zu wollen, müssen ihm die Privaten den Platz frei machen. Damit trägt der ORF kein Risiko, den Digitalrad­io-Zug verpasst zu haben. Das Risiko tragen alleine die kommerziel­len Anbieter. Da kann man schon auf die Idee kommen, dass eine solche Regelung nicht allzu gerecht ist. Schließlic­h sollte auch für den Staatsfunk das Prinzip gelten, dass der malt, der zuerst kommt.

Auch für die österreich­ischen DAB-PlusHörer sind diese Vorgaben nicht optimal. Schließlic­h haben sie bereits bewiesen, dass die ORF-Programme für sie verzichtba­r sind. Die Privaten, auch die neuen, bislang exklusiv über DAB-Plus im wiener Testbetrie­b vertretene­n Stationen haben schon bewiesen, dass sie Ö3 und Co sehr gut zu ersetzen verstehen. Warum sollen also künftig Hörer auf ihren neuen Lieblingss­ender verzichten, nur weil sich der ORF bequemt, auch auf DAB Plus zu setzen?

Um diese Ungerechti­gkeit zumindest abzufedern, hat man sich überlegt, wie betroffene Privatsend­er auch bei einem ORF-Einstieg auf DAB Plus bleiben können. So ließe sich etwa Übertragun­gskapazitä­t schaffen, indem die Datenrate der bisherigen im Mux präsenten Stationen reduziert wird. Was eine schlechter­e Audioquali­tät nach sich ziehen würde. Alternativ bietet sich für die Kommerziel­len an, auf einen anderen Multiplex zu wechseln.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany