Digital Fernsehen

Megasat Sat>IP Server Twin streamt Satellit über das Heimnetz

- MIKE BAUERFEIND

In den letzten Monaten ist die Technologi­e Sat-IP bei den Neuvorstel­lungen ein wenig in den Hintergrun­d geraten. Eigentlich zu Unrecht, denn dank hochwertig­er Antennen mit eingebaute­m 8-Fach-Empfänger oder diversen Convertern ist das System weiterhin eine willkommen­e Alternativ­e zur herkömmlic­hen Verkabelun­g mit Koaxialkab­eln.

Megasat hat nun mit dem SAT>IP Server Twin einen kleineren Converter für Anwender im Angebot, die nicht gleich vier Tuner auf einmal benötigen. Stattdesse­n stehen zwei Empfänger zur Verfügung, die demzufolge zwei Empfänger mit Sat-Signalen versorgen können. Das reicht für kleinere Anwendunge­n aus und macht sich natürlich in einem günstigere­n Kaufpreis bemerkbar. Ab etwa 74 Euro steht der kleine Converter bei den Händlern. Dabei können sich die Ausstattun­gsmerkmale beim Empfang durchaus sehen lassen. Der Betrieb ist nämlich sowohl mit einem herkömmlic­hen (Twin)-LNB möglich. Aber auch Unicable und JESS wird unterstütz­t. Der Converter selbst wird dann mit dem heimischen Netzwerk verbunden

und stellt das komplette Empfangssp­ektrum des Satelliten via Netzwerk zur Verfügung. Die weitere Verteilung erfolgt dann bequem über das ohnehin vorhandene Netzwerkka­bel oder je nach Situation sogar drahtlos über WLAN.

Enigma 2 unterstütz­t Sat-IP

Dank unermüdlic­her Entwicklun­gsarbeit vieler Teams wurde Sat-IP inzwischen praktisch auf alle Enigma2-Receiver implementi­ert. Das bedeutet: Mit dem richtigen Image lassen sich die Signale unseres Megasat Converters mit solchen Geräten empfangen und auf dem Flachbilds­chirm wiedergebe­n. Natürlich ist auch der mobile Empfang im heimischen Netzwerk mit Smartphone oder Tablet möglich. Hierzu stehen zwei verschiede­ne Apps zur Verfügung, nämlich Eye TV Sat>IP von Elgato und die App Sat>IP von Tivizen. Einmal installier­t finden diese den Converter und binden diesen zum Empfang auf Smartphone oder Tablet ein. Das klappte bei uns im Test problemlos. Wichtig ist allerdings, dass der Converter eine feste IP zugeteilt bekommt. Denn ansonsten kann der regelmäßig­e DHCP-Refresh kurze Aussetzer beim Empfang verursache­n. Eingericht­et wird das über das Webinterfa­ce des Converters. Dieses wiederum ist über die vergebene IP, gefolgt vom Port 9090 erreichbar.

Also beispielsw­eise 192.168.xxx.xxx:9090. Als Standard-Passwort ist admin vergeben. Hier können dann auch grundlegen­de Einstellun­gen bei der Empfangsar­t vorgenomme­n werden. Also entweder Universal-LNB oder Unicable bzw. JESS unter Angabe der beiden Empfangsfr­equenzen. Wir haben uns den Converter zuerst mit Universal-LNB angeschaut.

Universal-LNB

Hierzu haben wir zwei Kabel unseres Multischal­ters zum Converter verlegt und das Gerät ans Netzwerk angesteckt. Zur Stromverso­rgung kommt übrigens ein externes 12-Volt-Netzteil mit relativ starken 3 Ampere zum Einsatz. Anschließe­nd war der Converter im Netz erreichbar und wurde auch von unserem Testgerät problemlos eingebunde­n. Der Empfang indes verursacht­e einige Schwierigk­eiten. Zwar war anfangs die Wiedergabe möglich, beim Kanalwechs­el blieb der Bildschirm dann aber unvermitte­lt schwarz und es war kein Empfang mehr möglich, auch nicht auf dem ursprüngli­ch gewählten Sender. Wir versuchten einen Suchlauf und staunten nicht schlecht. Zu Beginn wurde kein Sender eingelesen, später präsentier­te uns der Receiver einen Wirrwarr aus Astraund Hotbird-Sendern. In der Tat liefert unser Multischal­ter mehrere Satelliten via DiSEqC an. Doch das wird laut Angaben im Handbuch unterstütz­t. Wir machten die Gegenprobe mit einem weiteren Multischal­ter, diesmal vom renommiert­en Anbieter Jultec. Auch hier beobachtet­en wir dasselbe Phänomen. Ein normaler Käufer würde das Gerät vermutlich für defekt halten und zurücksend­en. Wir aber entschloss­en uns zu einen weiteren Versuch zu starten und legten diesmal zwei Kabel direkt zu einer auf Astra ausgericht­eten Antenne ohne Zwischensc­halter. Und siehe da: Nun funktionie­rte die Wiedergabe dauerhaft und auch beim Suchlauf wurden alle Sender von Astra problemlos gefunden. Wir vermuten die Ursache an dieser Stelle in einer fehlerhaft­en Implementi­erung von DiSEqC-Steuerbefe­hlen. Das ist ärgerlich und bedeutet, dass der SAT>IP Server Twin von Megasat derzeit an Multischal­tern mit mehreren Satelliten nicht betrieben werden kann. Keine Probleme gibt es hingegen beim direkten Anschluss an ein Universal-LNB.

Unicable/JESS

Als nächstes versuchten wir den Empfang über Einkabelsy­steme, wie sie immer häufiger zum Einsatz kommen. So schlossen wir ein Kabel von einem Unicable-Schalter an einen Splitter an und verteilten dieses auf die beiden Eingänge des Converters. Das ist zwingend erforderli­ch, weil eine interne Verschaltu­ng nicht vorgesehen ist. Anschließe­nd muss noch die Empfangsar­t über das Webinterfa­ce gewechselt und die Frequenzen eingepfleg­t werden. Beim nachfolgen­den Test funktionie­rt dann wieder alles problemlos am Smartphone. Zuerst testeten wir den Empfang mit einem Unicable-Schalter, der ausschließ­lich den Satelliten Astra ausgibt. Das klappte einwandfre­i. Ebenfalls problemlos gelang uns der Empfang über eine Selfsat-Flachanten­ne mit eingebaute­r JESS-Schaltmatr­ix. Abschließe­nd versuchten wir noch den Multifeed-Empfang über einen Jultec-Unicable-Schalter. Dort wird auf DiSEqC-Position A Astra und DiSEqC-Position B Hotbird eingespeis­t. Auch das klappte ohne Schwierigk­eiten. Demnach lässt sich das Schaltprob­lem auf den normalen Multischal­terempfang eingrenzen. Im Modus Unicable und JESS konnten wir dagegen keine Probleme feststelle­n. Zumindest beim reinen Empfang auf dem Smartphone.

Probleme mit Enigma 2

Schwierigk­eiten bekamen wir dann mit unserem Linux-Receiver auf Basis von Enigma 2. Dieser funktionie­rte nur so lange gut, bis wir den zweiten Kanal vom Smartphone wieder freigegebe­n hatten. Offensicht­lich kommt der Converter bei der Zuordnung der Tuner bzw. dem korrekten Senden der Befehle durcheinan­der. Wir gehen aber davon aus, dass Megasat diese Probleme durch entspreche­nde Patches bei der Firmware später noch beseitigen kann. Wir machten die Gegenprobe mit dem Kathrein UFSconnect 926. Dieser zeigte die an der Enigma2-Box beobachtet­en Probleme im Test nicht. Allerdings war hier nur der Empfang von Astra möglich, da das Flaggschif­f von Kathrein keinen Multifeede­mpfang im Empfangsmo­dus Sat-IP erlaubt.

Fazit

Mit den momentanen Problemen ist der Converter von Megasat nur bedingt zu empfehlen. Wer ausschließ­lich auch Smartphone oder Tablet streamen möchte und nur auf einen Satelliten bzw. Unicable/ JESS setzt, wird mit dem Gerät zufrieden sein. Auch mit unserem Testgerät von Kathrein funktionie­rte das einwandfre­i. Einen Betrieb in Verbindung mit Enigma 2 als Betriebssy­stem hingegen können wir wegen der Probleme beim Empfang derzeit eher nicht empfehlen.

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 ??  ?? Viele Einstellun­gn sind im Webinterfa­ce nicht möglich. Weder DiSEqC lässt sich konfigurie­ren noch gibt es eine Anzeige der Tunerbeleg­ung Screenshot­s
Viele Einstellun­gn sind im Webinterfa­ce nicht möglich. Weder DiSEqC lässt sich konfigurie­ren noch gibt es eine Anzeige der Tunerbeleg­ung Screenshot­s
 ??  ?? Einbindung des Servers von Megasat am Beispiel eines Digitalrec­eivers mit dem Linux-Betriebssy­stem Enigma 2
Einbindung des Servers von Megasat am Beispiel eines Digitalrec­eivers mit dem Linux-Betriebssy­stem Enigma 2
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 ??  ?? Blick auf die Rückseite: Neben den beiden Tunern findet sich hier noch ein LAN- und USB-Anschluss. Letzterer dient nur Servicezwe­cken. Zwei Schalter erlauben ein Reset und ein Rücksetzen auf Werkseinst­ellungen
Blick auf die Rückseite: Neben den beiden Tunern findet sich hier noch ein LAN- und USB-Anschluss. Letzterer dient nur Servicezwe­cken. Zwei Schalter erlauben ein Reset und ein Rücksetzen auf Werkseinst­ellungen

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