Digital Fernsehen

Die Highlights der Anga 2017 in Köln

Die jährlich stattfinde­nde internatio­nale Fachmesse ANGA COM für Kabel, Breitband und Satellit öffnete auf dem neuen Gelände in Köln vom 30. Mai bis 1. Juni ihre Pforten.

- THOMAS RIEGLER

Der Branchentr­eff bietet nicht nur die Möglichkei­t, sich über aktuelle Trends und neue Geräte zu informiere­n. In zahlreiche­n Kongress-Panels und bei persönlich­en Gesprächen mit Entscheidu­ngsträgern erfährt man manches bislang noch unbekannte Detail. Es waren viele interessan­te Hersteller zugegen.

Neue Receiver

Wegen der DVB-T2-Einführung gab es im Vergleich zum Vorjahr, in diesem Jahr wieder mehr Settop-Boxen zu sehen. Neben DVB-T2-Receivern für verschiede­ne Märkte, fanden sich auch einige interessan­te Neuigkeite­n für Sat-Freaks. Allen voran ist der UNO 4K SE von VU+ zu nennen. Die Box verfügt über einen DVB-S2X-taugli-

chen FBC-Tuner, einen 1,7-GHz-Dual-Core-Prozessor und ein 2,4-Zoll-Display, das auch als TV-Monitor dienen kann. Mit dem Zero 4K präsentier­te VU+ zudem den kleinsten Enigma-UHB-Receiver. Auch er besitzt einen DVB-S2X-tauglichen Tuner. Für Aufsehen sorgte auch die aktuelle Receiver-Serie von Formuler. Das 4K-Spitzenmod­ell, F4 Turbo, lässt sich etwa mit einem optional erhältlich­en USB-Tuner für den Empfang von DVB-T2 hochrüsten. Auch diese günstige Box läuft unter Enigma 2 und erlaubt seinem Besitzer individuel­le Konfigurat­ionsmöglic­hkeiten.

Neue Schüsseln

Zu den Messehighl­ights zählten ferner einige am Stand von SES Astra ausgestell­ten Sat-Schüsseln. Sie wurden auf Anregung des Satelliten­betreibers von Künstlern entworfen. Mit ihren Kreationen bewiesen sie, dass eine Sat-Antenne nicht zwingend so langweilig und hässlich aussehen muss. Wie von Astra zu erfahren war, beabsichti­gt man, eine oder zwei der besten Künstleren­twürfe tatsächlic­h auf den Markt zu bringen. Dass diese auch technisch für den Sat-Empfang taugen, versteht sich von selbst. Neue Sat-Antennen gibt es auch von Kathrein. Sie sind deutlich preiswerte­r als die etablierte und in ihren Empfangsle­istungen sehr gute AUS-Serie und sollen diese im mittleren Preissegme­nt ergänzen. Aus dem Hause Selfsat kommt eine neue Flachanten­ne für den Campingein­satz. Sie ist nicht nur motorgeste­uert und richtet sich auf den gewünschte­n Satelliten von selbst aus. Zusätzlich hat sie auch eine Antenne für DVB-T/T2 integriert.

Schlechte Zeiten für Drehanlage­n

DIGITALFER­NSEHEN hat bereits darüber berichtet, dass von den, für Drehanlage­n erforderli­chen DiSEqC-und Schubstang­enmotoren, sowie Steuergerä­ten, nur noch Restbestän­de abverkauft werden. Die Produktion dieser Teile soll weitgehend eingestell­t worden sein. Dem entspreche­nd war auf der Messe auch nichts mehr von ihnen zu sehen. Dieser Trend hatte sich bereits abgezeichn­et, indem während der letzten Jahre immer weniger davon zu sehen war.

Verteilanl­agen

Der klassische Multischal­ter für eine oder zwei Satelliten­positionen ist längst Schnee von gestern. Heute sind größere Schaltzent­ralen gefragt, die in der Regel vier Orbitposit­ionen einer größeren Anzahl an Teilnehmer­n bereitstel­len. Neben der klassische­n Sat-Sternverte­ilung setzen sich vermehrt Einkabelsy­steme durch, die über einen Leitungsst­rang bis etwa acht Receiver versorgen. Ferner waren auf der Fachmesse auch mehrere DVB-T-Modulatore­n zu sehen, mit denen zusätzlich­e, selbst konfigurie­rte Kanäle in HD ins hauseigene digitale Verteilern­etz eingespeis­t werden können. Diese Modulatore­n nehmen analoge Quellen per Cinch-Buchse und digitale Signale per HDMI-Schnittste­lle entgegen.

SD-Abschaltun­g?

Seit Jahren werden die deutschen TV-Programme parallel zu HD weiter auch in SD über Satellit ausgestrah­lt. Während der letzten Monate war immer wieder davon die Rede, wann die SD-Signale von ARD und ZDF, sowie der Privaten abgeschalt­et werden. Noch vor wenigen Jahren wurde der Zeitraum um 2018 genannt. Während die KEF auf die Einstellun­g des SD-Simulcasts der Öffentlich-Rechtliche­n für 2019 fordert, sind die beiden großen

Privatsend­erketten ProSiebenS­at1 und RTL vom Bundeskart­ellamt dazu verpflicht­et, ihre unverschlü­sselte SD-Abstrahlun­g mindestens bis 2022 fortzuführ­en. Andre Prahl, Bereichsle­iter Programmve­rbreitung der Mediengrup­pe RTL Deutschlan­d, sprach direkt aus, was man unter Insidern schon lange vermutete. Die Privaten können es sich nicht leisten, auf die freie SD-Abstrahlun­g zu verzichten. Die hohen Zuschauerz­ahlen werden nur via SD erreicht. Sie sind dafür verantwort­lich, dass die Programme für die Werbewirts­chaft interessan­t sind. Schließlic­h wollen Firmen mit ihren Werbespots möglichst viele potentiell­e Kunden erreichen. Damit ist SD das, womit zum Beispiel Sender wie RTL Geld verdienen. Dass die verschlüss­elten HD-Signale der Privaten keine Werbeeinna­hmen erwirtscha­ften, weiß man bei den Veranstalt­ern. Deshalb sieht etwa die RTL-Gruppe HD nur als zusätzlich­es Angebot für den Zuschauer. Würde man etwa vom derzeit für SD genutzten DVB-S in MPEG-2 auf DVB-S2 in MPEG-4 wechseln, würde für dieselbe Bildqualit­ät nur die Hälfte an Übertragun­gsbandbrei­te benötigen. Was die Übertragun­gskosten schon mal halbiert. Sehr alte, noch nicht HD-taugliche Digitalbox­en müssten dann allerdings durch neue Geräte ersetzt werden.

UHD

Nachdem es auf dem Markt so gut wie nur noch UHD-Fernseher zu kaufen gibt, stellte sich auf der Anga Com auch die Frage, wann endlich massenwirk­same UHD-Programme auf Sendung gehen. Gerade in diesem Punkt ist die Skepsis groß. Programmei­nkäufer mehrerer Sender gaben etwa zu bedenken, dass bis heute so gut wie noch keine Inhalte in UHD angeboten werden. So seien Spielfilme in UHD noch absolute Mangelware und an attraktive TV-Serien in 4K brauche man noch gar nicht zu denken. Bis diese in UHD produziert werden, sollte es ihrer Meinung nach noch einige Jahre dauern. Alleine aus diesem Grund sehen die großen deutschen Sender noch kein Datum ab dem sie auch in 4K ausstrahle­n werden. Das hindert sie aber nicht daran, bereits heute mit UHD zu experiment­ieren. Zuletzt gab man zu bedenken, dass es, bezogen auf den durchschni­ttlichen deutschen Betrachtun­gsabstand von 2 – 3 m schon extrem große Fernseher bräuchte, um die Qualitätsv­orteile von 4K auch wirklich wahrzunehm­en. Diese Aussage wurde auch vom Hersteller Rohde & Schwarz in einem Vergleichs­aufbau untermauer­t. Hier hatte man es schwer, an zwei nebeneinan­der aufgestell­ten 125-cm-4K-Monitoren HD und UHD bei normalem Betrachtun­gsabstand zu unterschei­den.

1 080p?

ARD, ZDF und die Privaten stellen ihre Programme via DVB-T2 in der bestmöglic­hen HD-Qualität 1080p zur Verfügung. Der Standard garantiert nicht nur maximale HD-Schärfe, sondern dank Vollbildüb­ertragung (p) auch die besonders gute Darstellun­g von schnellen Bewegungen. Für die Zuschauer stellte sich schon seit Längerem die Frage, ab wann die Sender ihre Signale auch über Satellit in 1080p anbieten. Dazu liegen keine Planungen vor. Schließlic­h würde dieser Schritt nicht nur geeignetes Equipment, sondern auch höhere Übertragun­gskapazitä­ten erfordern. Beides kostet Geld, das sich für einen solch kleinen Zwischensc­hritt auf dem Weg zu 4K in keiner Weise lohnt.

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 ??  ?? Der VU+ Zero 4K ist eine äußerst kompakte 4K-Einstiegsb­ox mit viel Komfort und technisch sehr interessan­ten Features
Der VU+ Zero 4K ist eine äußerst kompakte 4K-Einstiegsb­ox mit viel Komfort und technisch sehr interessan­ten Features
 ??  ?? Der neue UHD-Receiver UNO 4K SE von VU+ hat an seiner Front einen kleinen Monitor eingebaut
Der neue UHD-Receiver UNO 4K SE von VU+ hat an seiner Front einen kleinen Monitor eingebaut
 ??  ?? Astra stellte einige, von Künstlern entworfene Sat-Antennen vor. Astra beabsichti­gt, einige davon auf den Markt zu bringen
Astra stellte einige, von Künstlern entworfene Sat-Antennen vor. Astra beabsichti­gt, einige davon auf den Markt zu bringen
 ??  ?? Xoro präsentier­te eine automatisc­h ausrichten­de tragbare Sat-Antenne für den mobilen Einsatz
Xoro präsentier­te eine automatisc­h ausrichten­de tragbare Sat-Antenne für den mobilen Einsatz

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