Neues zum DAB-Empfang in Deutschland und Österreich
Das Digitalradio DAB Plus nimmt, nicht nur in Deutschland, immer mehr an Fahrt auf. Sendernetze werden verbessert, neue Programme aufgeschaltet. Kein Wunder, dass DAB Plus für die Zuhörer immer interessanter wird.
Im Juni begannen in Bayern die Neustrukturierung der DAB-Plus-Sendernetze und deren Programmbelegung. Bis Oktober werden zusätzliche regionale Sendernetze geschaffen und besonders der Empfang privater Rundfunkanbieter signifikant verbessert.
Offen für alle
Bislang sendeten in Bayern zwei landesweite Multiplexe. Auf Kanal 11D verbreitete der Bayerische Rundfunk seine Programme und auf 10D sorgte Bayern Digitalradio (BDR) für die Ausstrahlung privater Kanäle. Für Regionalsender war diese Lösung jedoch unbefriedigend. Um die Bevölkerung bestmöglich mit landesweiten und regionalen Inhalten zu erreichen, hat man sich in Bayern von der strikten Auftrennung von öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk verabschiedet. So öffnete etwa der BR seinen landesweiten Multiplex auf Kanal 11D für die äußerst erfolgreiche kommerzielle Landeswelle Antenne Bayern. Sie ist seit dem 30. Juni bayernweit über DAB Plus genauso gut zu hören, wie die Programme des BR.
Regionalisierung
In der Vergangenheit wurden über den ersten landesweiten bayerischen Digitalradio-Multiplex auf Kanal 10D Programme des BR und von privaten Veranstaltern ausgestrahlt. Nachdem sich der BR von diesem Multiplex zurückgezogen hatte, blieb ein Großteil der Übertragungskapazitäten wegen Fehlens weiterer landesweiter Privatsender ungenutzt. Verständlicherweise hielt sich das Interesse kommerzieller Regionalsender in Grenzen. Ihre Stärke liegt einfach darin, nahe am Hörer zu sein. Womit ihnen eine landesweite Ausstrahlung außer erheblichen Mehrkosten nichts gebracht hätte. Bereits 2016 nahm der Bayerische Rundfunk zusätzlich zu seinem landesweiten DAB-Plus-Kanal 11D, drei regionale Sendernetze in Ober-, Mittel- und Unterfranken auf Kanal 10B, 8C und 10A in Betrieb. Über sie wurden zunächst nur die ortsüblichen Regionalversionen von Bayern 1 und 2 ausgestrahlt. Ihre noch freien Übertragungskapazitäten boten sich an, von Privatsendern genutzt zu werden. In Zusammenarbeit mit Bayern Digitalra-
dio wurden diese freien Sendeplätze inzwischen für Privatsender zugänglich gemacht. Was nicht nur dazu führte, dass alle über UKW verfügbaren Kanäle nun auch in besserer Qualität via Digitalradio zu hören sind, sondern auch, dass diese Multiplexe voll ausgelastet sind. Über sie werden nicht nur die bislang über Kanal 10D verbreiteten landesweiten, sondern auch regionale Stationen ausgestrahlt. Seit Juni diesen Jahres wird die Regionalisierung auch im restlichen Bayern vorangetrieben. Wozu die in den einzelnen Regionen arbeitenden 10D-Senderstandorte auf neue Frequenzen umgelegt wurden. Für Niederbayern und die Oberpfalz sendet man nun auf Kanal 12D und für Oberbayern und Schwaben auf Kanal 10A.
Bessere Versorgung
Obwohl der Vollausbau der neuen regionalen Sendernetze noch etwas Zeit in Anspruch nehmen wird, profitieren die landesweiten bayerischen Privatradios, wie Kultradio und Rock Antenne, bereits heute von der landesweiten Ausstrahlung über die fünf geschaffenen Regionalnetze. Wurden sie zuvor über 26 Senderstandorte ausgestrahlt, sind es jetzt 34, von denen mehrere zudem über eine markant höhere Sendeleistung verfügen. Bis vornehmlich 2018 soll der Vollausbau der regionalen DAB-Plus-Sendernetze abgeschlossen sein. Ziel ist es, sie genauso gut empfangbar wie den landesweiten Multiplex des Bayerischen Rundfunks auf Kanal 11D zu machen.
DAB Plus erfolgreich
Spätestens seit diesem Jahr ist DAB Plus zu einer nicht mehr zu leugnenden Größe geworden. Laut aktueller Funkanalyse besitzen und nutzen bereits über 20 Prozent der bayerischen Haushalte mindestens ein DAB-Plus-Radio. Was im Vergleich zu 2016 ein Plus von rund 30 Prozent bedeutet! Der Erfolg von Digitalradio spiegelt sich auch in den Reichweiten wider, die die Sender inzwischen mit DAB Plus erzielen. Dies dürfte sich zeitnah auch auf die eben erst neu entstandenen Regionalnetze in Südbayern auswirken. Aktuelle Erfahrungen aus den anderen deutschen Bundesländern zeigen, dass DAB-Plus-Übertragungskapazitäten inzwischen bei neuen und etablierten Anbietern ein heiß begehrtes Gut sind. Schließlich wissen sie, dass sich neue Sendernetze nicht über Nacht aus dem Boden stampfen lassen. Die Umstellung der bayerischen Digitalradio-Landschaft bringt für Programmanbieter und Hörer zahlreiche Vorteile. Dichte, leistungsstarke Sendernetze
sorgen für zuverlässigen Empfang. Ihre neue Struktur erlaubt es erstmals auch Regionalsendern auf DAB Plus zu gehen. Eine Option, von der sie reichlich Gebrauch machen. Damit sollten bald alle, heute noch exklusiv über UKW sendende Stationen auch mit dem Digitalradio in besserer Qualität zu hören sein. Womit das alte analoge UKW eigentlich niemand mehr braucht. Schon heute kann man im bayerischen DAB Plus viel mehr Stationen
glasklar hören, als dies über UKW auch nur annähernd möglich wäre. Diese Vorteile werden ihren Beitrag dazu leisten, dass Digitalradio im Freistaat wohl noch schneller noch mehr Freunde finden wird.
Zweiter Bundesmux
Mit der Neuordnung der bayerischen Digitalradio-Sendernetze wird gleichzeitig auch eine Frequenz für den zweiten bundesweiten DAB-Plus-Multiplex frei gemacht. Diesem steht während der Anfangszeit deutschlandweit kein bundesweit einheitlicher Kanal zur Verfügung. Weshalb er in Bayern zunächst auf Kanal 10D ausgestrahlt werden wird. Der zweite bundesweite DAB-Plus-Multiplex wird vom Unternehmerkonsortium Antenne Deutschland GmbH als Plattformmodell betrieben werden. Der Sendestart ist ab dem zweiten Quartal 2018 vorgesehen und wird zunächst in und um Ballungsräume bis zu 16 weitere DAB-Plus-Programme anbieten.
Sendersuchlauf
Mit der Neustrukturierung der DABPlus-Sendernetze wechseln Multiplexe nicht nur auf neue Frequenzen. Es werden auch weitere Programme aufgeschaltet. All diese Änderungen erfordern einen Sendersuchlauf am Digitalradio. Erst danach ist es in der Lage, alle neuen Kanäle zu empfangen.
Weitere DAB-Plus-News
Auch in anderen deutschen Bundesländern hat man erkannt, dass die Öffnung öffentlich-rechtlicher Multiplexe für Private Vorteile für alle Beteiligten mit sich bringt. So kann man etwa im Digitalpaket des MDR in Sachsen auf Kanal 9A bereits die private Musikwelle R.SA hören. Wie groß das Interesse an DAB Plus inzwischen bei den Programmveranstaltern geworden ist, zeigte sich auch bei den von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg ausgeschrie- benen DAB-Plus-Kapazitäten. Von den 24 eingegangenen Bewerbungen bekundeten 15 ihr Interesse, neben Berlin auch in Brandenburg auf DAB Plus präsent zu sein. Dies könnte dazu führen, dass sich der Medienrat für einen weiteren DAB-Plus-Multiplex entscheidet. Die dafür erforderlichen Frequenzen wären für beide Bundesländer vorhanden. Bei den eingegangenen Bewerbungen fällt auch auf, dass zunehmend Privatsender aus anderen Regionen ihr Sendegebiet via DAB Plus zu vergrößern versuchen. Zu ihnen gehören neben Domradio aus Köln und bigFM aus Baden-Württemberg auch die bayerische Rockantenne. Diese sendet übrigens seit dem 1. August auf Kanal 11D in Baden-Württemberg. Erwähnenswert sind außerdem der weitere Sendernetzausbau des ersten bundesdeutschen DAB-Plus-Multiplexes auf Kanal 5C, der kontinuierlich voranschreitet. Ende Juli ging bereits der Sender Templin ans Netz. Im September folgt der Standort Casekow. Womit das bundesweite Digitalradio künftig in ganz Brandenburg verfügbar ist. Voraussichtlich ab Herbst sollen in Sachsen, in Leipzig und Freiberg, zwei Small-Scall-DAB-Plus-Projekte auf Sendung gehen. Darüber soll das neue Deutschpop-Programm 1/Deutsch zu hören sein.