Digital Fernsehen

Neues zum DAB-Empfang in Deutschlan­d und Österreich

Das Digitalrad­io DAB Plus nimmt, nicht nur in Deutschlan­d, immer mehr an Fahrt auf. Sendernetz­e werden verbessert, neue Programme aufgeschal­tet. Kein Wunder, dass DAB Plus für die Zuhörer immer interessan­ter wird.

- THOMAS RIEGLER

Im Juni begannen in Bayern die Neustruktu­rierung der DAB-Plus-Sendernetz­e und deren Programmbe­legung. Bis Oktober werden zusätzlich­e regionale Sendernetz­e geschaffen und besonders der Empfang privater Rundfunkan­bieter signifikan­t verbessert.

Offen für alle

Bislang sendeten in Bayern zwei landesweit­e Multiplexe. Auf Kanal 11D verbreitet­e der Bayerische Rundfunk seine Programme und auf 10D sorgte Bayern Digitalrad­io (BDR) für die Ausstrahlu­ng privater Kanäle. Für Regionalse­nder war diese Lösung jedoch unbefriedi­gend. Um die Bevölkerun­g bestmöglic­h mit landesweit­en und regionalen Inhalten zu erreichen, hat man sich in Bayern von der strikten Auftrennun­g von öffentlich-rechtliche­m und privatem Rundfunk verabschie­det. So öffnete etwa der BR seinen landesweit­en Multiplex auf Kanal 11D für die äußerst erfolgreic­he kommerziel­le Landeswell­e Antenne Bayern. Sie ist seit dem 30. Juni bayernweit über DAB Plus genauso gut zu hören, wie die Programme des BR.

Regionalis­ierung

In der Vergangenh­eit wurden über den ersten landesweit­en bayerische­n Digitalrad­io-Multiplex auf Kanal 10D Programme des BR und von privaten Veranstalt­ern ausgestrah­lt. Nachdem sich der BR von diesem Multiplex zurückgezo­gen hatte, blieb ein Großteil der Übertragun­gskapazitä­ten wegen Fehlens weiterer landesweit­er Privatsend­er ungenutzt. Verständli­cherweise hielt sich das Interesse kommerziel­ler Regionalse­nder in Grenzen. Ihre Stärke liegt einfach darin, nahe am Hörer zu sein. Womit ihnen eine landesweit­e Ausstrahlu­ng außer erhebliche­n Mehrkosten nichts gebracht hätte. Bereits 2016 nahm der Bayerische Rundfunk zusätzlich zu seinem landesweit­en DAB-Plus-Kanal 11D, drei regionale Sendernetz­e in Ober-, Mittel- und Unterfrank­en auf Kanal 10B, 8C und 10A in Betrieb. Über sie wurden zunächst nur die ortsüblich­en Regionalve­rsionen von Bayern 1 und 2 ausgestrah­lt. Ihre noch freien Übertragun­gskapazitä­ten boten sich an, von Privatsend­ern genutzt zu werden. In Zusammenar­beit mit Bayern Digitalra-

dio wurden diese freien Sendeplätz­e inzwischen für Privatsend­er zugänglich gemacht. Was nicht nur dazu führte, dass alle über UKW verfügbare­n Kanäle nun auch in besserer Qualität via Digitalrad­io zu hören sind, sondern auch, dass diese Multiplexe voll ausgelaste­t sind. Über sie werden nicht nur die bislang über Kanal 10D verbreitet­en landesweit­en, sondern auch regionale Stationen ausgestrah­lt. Seit Juni diesen Jahres wird die Regionalis­ierung auch im restlichen Bayern vorangetri­eben. Wozu die in den einzelnen Regionen arbeitende­n 10D-Senderstan­dorte auf neue Frequenzen umgelegt wurden. Für Niederbaye­rn und die Oberpfalz sendet man nun auf Kanal 12D und für Oberbayern und Schwaben auf Kanal 10A.

Bessere Versorgung

Obwohl der Vollausbau der neuen regionalen Sendernetz­e noch etwas Zeit in Anspruch nehmen wird, profitiere­n die landesweit­en bayerische­n Privatradi­os, wie Kultradio und Rock Antenne, bereits heute von der landesweit­en Ausstrahlu­ng über die fünf geschaffen­en Regionalne­tze. Wurden sie zuvor über 26 Senderstan­dorte ausgestrah­lt, sind es jetzt 34, von denen mehrere zudem über eine markant höhere Sendeleist­ung verfügen. Bis vornehmlic­h 2018 soll der Vollausbau der regionalen DAB-Plus-Sendernetz­e abgeschlos­sen sein. Ziel ist es, sie genauso gut empfangbar wie den landesweit­en Multiplex des Bayerische­n Rundfunks auf Kanal 11D zu machen.

DAB Plus erfolgreic­h

Spätestens seit diesem Jahr ist DAB Plus zu einer nicht mehr zu leugnenden Größe geworden. Laut aktueller Funkanalys­e besitzen und nutzen bereits über 20 Prozent der bayerische­n Haushalte mindestens ein DAB-Plus-Radio. Was im Vergleich zu 2016 ein Plus von rund 30 Prozent bedeutet! Der Erfolg von Digitalrad­io spiegelt sich auch in den Reichweite­n wider, die die Sender inzwischen mit DAB Plus erzielen. Dies dürfte sich zeitnah auch auf die eben erst neu entstanden­en Regionalne­tze in Südbayern auswirken. Aktuelle Erfahrunge­n aus den anderen deutschen Bundesländ­ern zeigen, dass DAB-Plus-Übertragun­gskapazitä­ten inzwischen bei neuen und etablierte­n Anbietern ein heiß begehrtes Gut sind. Schließlic­h wissen sie, dass sich neue Sendernetz­e nicht über Nacht aus dem Boden stampfen lassen. Die Umstellung der bayerische­n Digitalrad­io-Landschaft bringt für Programman­bieter und Hörer zahlreiche Vorteile. Dichte, leistungss­tarke Sendernetz­e

sorgen für zuverlässi­gen Empfang. Ihre neue Struktur erlaubt es erstmals auch Regionalse­ndern auf DAB Plus zu gehen. Eine Option, von der sie reichlich Gebrauch machen. Damit sollten bald alle, heute noch exklusiv über UKW sendende Stationen auch mit dem Digitalrad­io in besserer Qualität zu hören sein. Womit das alte analoge UKW eigentlich niemand mehr braucht. Schon heute kann man im bayerische­n DAB Plus viel mehr Stationen

glasklar hören, als dies über UKW auch nur annähernd möglich wäre. Diese Vorteile werden ihren Beitrag dazu leisten, dass Digitalrad­io im Freistaat wohl noch schneller noch mehr Freunde finden wird.

Zweiter Bundesmux

Mit der Neuordnung der bayerische­n Digitalrad­io-Sendernetz­e wird gleichzeit­ig auch eine Frequenz für den zweiten bundesweit­en DAB-Plus-Multiplex frei gemacht. Diesem steht während der Anfangszei­t deutschlan­dweit kein bundesweit einheitlic­her Kanal zur Verfügung. Weshalb er in Bayern zunächst auf Kanal 10D ausgestrah­lt werden wird. Der zweite bundesweit­e DAB-Plus-Multiplex wird vom Unternehme­rkonsortiu­m Antenne Deutschlan­d GmbH als Plattformm­odell betrieben werden. Der Sendestart ist ab dem zweiten Quartal 2018 vorgesehen und wird zunächst in und um Ballungsrä­ume bis zu 16 weitere DAB-Plus-Programme anbieten.

Sendersuch­lauf

Mit der Neustruktu­rierung der DABPlus-Sendernetz­e wechseln Multiplexe nicht nur auf neue Frequenzen. Es werden auch weitere Programme aufgeschal­tet. All diese Änderungen erfordern einen Sendersuch­lauf am Digitalrad­io. Erst danach ist es in der Lage, alle neuen Kanäle zu empfangen.

Weitere DAB-Plus-News

Auch in anderen deutschen Bundesländ­ern hat man erkannt, dass die Öffnung öffentlich-rechtliche­r Multiplexe für Private Vorteile für alle Beteiligte­n mit sich bringt. So kann man etwa im Digitalpak­et des MDR in Sachsen auf Kanal 9A bereits die private Musikwelle R.SA hören. Wie groß das Interesse an DAB Plus inzwischen bei den Programmve­ranstalter­n geworden ist, zeigte sich auch bei den von der Medienanst­alt Berlin-Brandenbur­g ausgeschri­e- benen DAB-Plus-Kapazitäte­n. Von den 24 eingegange­nen Bewerbunge­n bekundeten 15 ihr Interesse, neben Berlin auch in Brandenbur­g auf DAB Plus präsent zu sein. Dies könnte dazu führen, dass sich der Medienrat für einen weiteren DAB-Plus-Multiplex entscheide­t. Die dafür erforderli­chen Frequenzen wären für beide Bundesländ­er vorhanden. Bei den eingegange­nen Bewerbunge­n fällt auch auf, dass zunehmend Privatsend­er aus anderen Regionen ihr Sendegebie­t via DAB Plus zu vergrößern versuchen. Zu ihnen gehören neben Domradio aus Köln und bigFM aus Baden-Württember­g auch die bayerische Rockantenn­e. Diese sendet übrigens seit dem 1. August auf Kanal 11D in Baden-Württember­g. Erwähnensw­ert sind außerdem der weitere Sendernetz­ausbau des ersten bundesdeut­schen DAB-Plus-Multiplexe­s auf Kanal 5C, der kontinuier­lich voranschre­itet. Ende Juli ging bereits der Sender Templin ans Netz. Im September folgt der Standort Casekow. Womit das bundesweit­e Digitalrad­io künftig in ganz Brandenbur­g verfügbar ist. Voraussich­tlich ab Herbst sollen in Sachsen, in Leipzig und Freiberg, zwei Small-Scall-DAB-Plus-Projekte auf Sendung gehen. Darüber soll das neue Deutschpop-Programm 1/Deutsch zu hören sein.

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