BBC-Empfang in der Praxis
Der UK-Beam auf 28,2 Grad Ost beherbergt viele frei empfangbare attraktive britische Fernsehprogramme und ist deshalb in unseren Breiten heiß begehrt.
Während sein Empfang im deutschen Westen keine große Herausforderung ist, braucht es im Osten und Süden richtig große Schüsseln. Dennoch ist sein Empfang selbst damit nicht immer gewährleistet.
Wie weit reicht UK-Beam?
Laut der vom Satellitenbetreiber veröffentlichten Footprints, wäre der UK-Beam des Astra 2E, 2F und 2G identisch. Etwas differenzierter werden sie auf www.satbeams. com angegeben. Wobei sie hier nicht wirklich miteinander vergleichbar sind. Immerhin verraten sie, dass die UK-Beams des Astra 2E und 2F mit 110cm etwa bis zur Linie Hamburg-Augsburg zu bekommen sein sollten. Weiter südlich machen die Ausleuchtzonen bereits einen Bogen nach Westen und erreichen gerade noch Mailand und Monaco.
Näher = kleinere Schüssel?
Von unserem oberösterreichischen Büro bei Linz wissen wir, dass wir die UK-Beams der auf 28 Grad Ost kopositionierten Satelliten zwar rund um die Uhr empfangen werden. Allerdings bereits mit erheblichen Signalstärkeschwankungen. An unserem Standort im Osttiroler Lienz befinden wir uns ein Stück näher an der UK-Ausleuchtzone. Angesichts dessen, dass im nur rund 180 km entfernten bayerischen Südwesten BBC und Co bereits mit rund 110cm Durchmesser zu sehen sind, animierte uns dies, für die Briten eine 150er-Schüssel zu installieren. Mit ihr blieb der erhoffte Erfolg allerdings aus. Der UK-Beam kam gerade einmal mit nur bis zu 0,5dB über Grundrauschen und war so gut wie gar nicht nachweisbar. Also versuchten wir unser Glück mit einer 240-cm-Schüssel. Die am späten Vormittag vorgenommenen Einstellarbeiten führten auch bald zum Ziel. Zumindest ein Teil der UK-Beam-Transponder flimmerte über den Schirm. Eine erste Analyse ergab, dass wir den britischen Spotbeam ausschließlich von Astra 2E empfangen konnten. Von jenen des Astra 2F und 2G fehlte jede Spur. Von ihnen waren nicht einmal Signalreste auszumachen. Des Rätsels Lösung liegt in der exakten Position der drei Satelliten. Während sich Astra 2F und 2G auf 28,2 Grad Ost aufhalten, funkt
Astra 2E von 28,5 Grad Ost. Hier macht sich der bereits sehr kleine Öffnungswinkel unserer 240er-Antenne bemerkbar. Erst nachdem wir sie per Schubstangenmotor um fünf Impulse nach Westen gedreht haben, waren auch diese UK-Transponder messbar. Mit 0 bis etwa 3dB über Grundrauschen blieben sie jedoch weit unter der benötigten Mindestsignalstärke.
Respektable Vielfalt
Zunächst konnten wir uns über die 10,728 GHz vertikal freuen. Sie kristallisierte sich als unsere stärkste UK-Beam-Frequenz heraus. Binnen rund zwei Stunden wuchs ihre Signalstärke von etwa 6,3 auf 8,9 dB an. Dieses Maximum wurde gegen 13 Uhr erreicht. Um diese Zeit konnten wir alle UK-Transponder des Astra 2E zwischen 10,7 bis 10,906GHz sehen. Die weiteren Transponder der vertikalen Ebene lagen im Bereich von rund 6,8 bis 7,7 dB über Grundrauschen. Die horizontalen Frequenzen kamen in diesem Bereich mit rund 0,5 dB weniger. Immerhin durften wir uns über die meisten Programme von BBC und ITV, Channel 4 und einigen weiteren erfreuen.
Böse Überraschung
Kurz nach dem mittäglichen Hoch, verlieren die UK-Transponder schnell an Power. Die HD-Programme auf 10,847 GHz vertikal verabschiedeten sich bereits gegen 16 Uhr vom Bildschirm. Die weiteren UK-Frequenzen folgten ihnen nach und nach, sodass gegen 17.45 Uhr nur noch Channel 4 auf 10,728 vertikal übrig blieb. Nicht einmal eine halbe Stunde darauf machte aber auch er schlapp. Wenig später waren von ihm nicht einmal mehr schwache Restsignale auszumachen. Das war’s dann. Erst am nächsten Morgen ab etwa 7:30 Uhr klopfte der UK-Beam wieder an und ab etwa 8 Uhr zumindest auf der 10,728 GHz v, auch wieder sichtbar. Die weiteren kamen bis rund 10 Uhr.
Jeden Tag anders
Mit unserem PC-Receiver und der Software EBS Pro lassen sich nur bei DVB-S2-Transpondern die dB-Werte auch bei Nichtempfang ermitteln. Deshalb sind wir für eine
Langzeitbeobachtung über vier Tage bei durchgehend perfektem Wetter auf die 10,847 GHz v ausgewichen. Sie verriet uns, dass der UK-Beam des Astra 2E jeden Tag anders ankommt. So schwankte die an den einzelnen Tagen erreichte Maximalsignalstärke nicht nur um 1,2 dB. Auch die Signalverlaufskurve änderte sich jeweils geringfügig. Zuletzt verschob sich das Empfangsfenster in vier Tagen um etwa 30 Minuten nach vorne. Erreichten wir am ersten Tag die höchste Signalstärke gegen 13.11 Uhr, wurde sie am vierten bereits um 12.41 Uhr erreicht. Entsprechend früher brach auch der Empfang am späten Nachmittag wieder zusammen.
Empfang – kein Empfang
Nach rund einer Woche erlebten wir eine weitere Überraschung. Der Empfang 2E-UK-Programme blieb ganz aus und ließ für über eine Woche gänzlich auf sich warten. Erst danach waren die Sender, je nach Transponder, wieder täglich für 4 bis 10 Stunden verfügbar.
Astra 2F und 2G?
Nach den ernüchternden Empfängen auf 28,5 Grad Ost, haben wir unsere 240er-Schüssel auf Astra 2G optimiert. Dazu mussten wir sie um sechs Impulse in Richtung Westen drehen. Was zunächst einen vollkommenen Verlust des 2E-UK-Beams zur Folge hatte. Die britischen Ausleuchtzonen des 2F und 2G waren nun zwar deutlich zu erkennen. Mit nur etwa 2 bis 4dB über Grundrauschen kamen die UK-Transponder jedoch generell viel zu schwach an. Dennoch fiel auf, dass der 24-Stunden-Signalstärkeverlauf des Astra 2G in etwa mit dem des 2E vergleichbar ist.
Vergleiche
Nachdem die Signalstärke auf dem UK-Beam des Astra 2E an unserem Osttiroler Empfangsort jedenfalls um 9 dB schwankt, drängte sich ein Vergleich mit unserer 450er-Antenne bei Linz auf. Mit ihr ermittelten wir auf der 10,847 GHz v 9,8 bis 13,1dB und somit einen Schwankungsbereich von „nur“3,3 dB. Wobei hier das Maximum zwischen rund 19 und 24 Uhr lag. Weiter interessierte uns, wie der Europa-Beam des Astra 2E mit unserer 240er hereinkommt. Dieser schwankt im Bereich von etwa 13,6 bis 17,2 dB. Was zwar auch beachtlich ist, aber dennoch nur einen Bruchteil der Schwankungen auf dem UK-Beam ausmacht. Wie alle Satelliten, beschreiten auch Astra 2E und 2G innerhalb von 24 Stunden eine kleine elliptische Bahn am Himmel. Dabei pendelt etwa Astra 2E pro Tag um etwa 0,04 Grad im Azimut und um rund 0,152 Grad in der Elevation. Diese minimalen Auslenkungen führen immerhin dazu, dass sich der Footprint im Laufe eines Tages um rund 100 km über Europa hin- und herbewegt. Was sich besonders am Rand einer Ausleuchtzone deutlich bemerkbar auswirken kann. Angesichts dessen, dass uns der Südzipfel des UK-Beams am Nächsten ist, scheinen wir
davon besonders betroffen zu sein. Der zeitliche Kurvenverlauf verrät uns ferner, dass wir den UK-Footprint des Astra 2E sehen können, wenn sich der Satellit auf der westlichen Hälfte seiner Tagesbahn von unten nach oben bewegt.
Auch für die täglich anderen Empfangsvoraussetzungen gibt es eine simple Erklärung. Die Satelliten bewegen sich kontinuierlich in Spiralenform nach Osten. Bei Astra 2E sind das von gestern auf heute immerhin 0,017 Grad. Damit unsere TV-Vögel mit fest ausgerichteten Antennen empfangbar bleiben, wird ihre Flugbahn rund alle zwei bis drei Wochen korrigiert. Dazu reichen kurze Impulse ihrer Steuerdüsen, die sie dann eine zeitlang in Richtung Westen wandern lassen, ehe sie ihre Reise nach Osten wieder antreten. All das spielt sich in einem gedachten Raumwürfel von einer Kantenlänge von etwa 140 km ab.
Fazit
Unsere Beobachtungen beweisen, dass wir an unserem südlichen Standort den UK-Beam des Astra 2E wahrscheinlich nicht einmal mit 4,5m Durchmesser rund um die Uhr sehen würden. Die Ausfallzeiten wären zwar kürzer.
Dennoch würden bei angenommenen bis zu 12dB Maximum über Grundrauschen und einer täglichen Schwankung von 9dB im Minimum nur an die 3dB erreicht werden. Was bereits 2 bis 2,5dB unter der erforderlichen Mindestsignalstärke für Gerade-noch-Empfang liegen würde. Da die UK-Beams von Astra 2F und 2G noch schwächer ankommen, würde sich ihr Empfang auch mit 4,5m schwieriger als der des 2E gestalten.