4K-Zeitalter in Österreich beginnt
Das Fernsehen entwickelt sich weiter. Im April gab der größte Sendernetzbetreiber Österreichs einen Ausblick, wie sich das Fernsehen in den nächsten Jahren bei unseren südlichen Nachbarn weiter entwickeln wird.
Im Fokus stehen schärfere Bilder und mehr Komfort. Speziell, was die Nutzung von Programmen abseits des TV-Geräts betrifft. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen Österreichs, der ORF, startet bereits demnächst mit UHD. Allerdings nicht über Satellit oder Kabel, sondern nur via HbbTV über den hybriden Weg. Dabei wird er genauso vorgehen, wie in der jüngeren Vergangenheit bereits das ZDF. Es hatte etwa die letzten Staffeln der Bergretter und des Bergdoktors in 4K über die sendereigene Mediathek angeboten. Auch der ORF wird vorerst nur einzelne Sendungen in Ultra HD anbieten. Wobei er mit einem echten Knaller startet. Denn der ORF hat die 4K-Übertragungsrechte für die Fußball-WM in Russland erworben. Der Technischer Direktor des großen österreichischen Sendernetzbetreibers ORS, DI Norbert Grill gilbt jedoch zu bedenken, dass die Übertragung von 4K für alle Beteiligten noch Neuland und somit eine große Herausforderung ist. Sowohl auf Seiten des Senders, als auch bei den Zuschauern. Schließlich genügt es nicht, das Smart-TV mit dem Heimnetzwerk zu verbinden. Der Breitbandanschluss muss auch ziemlich schnell sein. Grill empfiehlt dazu eine Downloadgeschwindigkeit von 20 MBit/s. Ihm ist sehr wohl bewusst, dass diese Voraussetzungen längst nicht bei allen Österreichern erfüllt sind. Es wird also nur eine Minderheit in den Genuss des ultrascharfen Fußballs kommen. Wichtig ist jedenfalls, dass ein Anfang gemacht wird. Einen zeitlichen Horizont, wann der ORF über Satellit in UHD starten wird, gibt es noch nicht. Dazu gibt es noch keine konkreten Planungen. Fix ist jedenfalls, dass der ORF 4K mit HDR ausstrahlen wird. Wobei er auf das HLG-Verfahren setzen wird. Er ist als einziges abwärtskompatibel und erlaubt den Empfang der Programme auch mit älteren TV-Geräten, die kein HDR unterstützen. Von der durch HDR verbesserten Bildqualität können die 4K-Altfernseher jedoch nicht profitieren.
Kartenlose Decodierung
Wie allseits bekannt, sind die österreichischen TV-Programme aus urheberrechtlichen Gründen verschlüsselt. Bislang wurde dazu die so genannte ORF-Smartcard ausgegeben. Ihr Vertrieb wird bereits in nächster Zukunft eingestellt werden. Damit können Neukunden nur noch auf die seit Oktober 2017 erhältlichen kartenlosen ORF-Module zugreifen. Sie versprechen ein einfacheres Handling, da mit ihnen kein kostenpflichtiger Kartentausch im Fünfjahresrhythmus mehr erforderlich ist. Weiter kann ausschließlich auf dem neue Modul simpliTV Sat HD für monatlich sieben euro freigeschaltet werden. Das Paket enthält die Österreichversionen der 15 wichtigsten deutschen Privatsender in HD. Mit den neuen Modulen werden nur noch
Kleines Land, großer Kunde
Man möchte es kaum glauben. Aber das kleine Österreich zählt zu den größten und wichtigsten Kunden des weltweit operierenden Satellitenbetreibers SES Astra. Wie seitens des Geschäftsführers von Astra Deutschland, Norbert Hölzle, zu vernehmen war, belegt Österreich im internationalen Ranking der wichtigsten Kunden Platz sieben.
die HD-Signale der ORF-Programme decodiert. Ihre SD-Versionen kann man damit nicht mehr sehen. Mit dieser Maßnahme will man erreichen, dass die Zuschauer nicht fälschlicherweise die SD-Versionen der Programme nutzen. Weiter soll damit die HD-Nutzung der ORF-Programme angehoben werden.
TV-Nutzung
Österreich ist ein Sat-Empfangsland. Derzeit empfangen 58 Prozent der Österreicher ihre Programme über Astra 19,2 Grad Ost. Dazu sind aktuell 3,1 Millionen ORF-Smartcards und –Module im Einsatz. Wobei noch immer pro Tag etwa 100 neue Kunden hinzu kommen.
Im April feierte DVB-T2, das in Österreich unter dem Namen SimpliTV vermarktet wird, seinen fünften Geburtstag. Inzwischen kann SimpliTV 430 000 Kunden verzeichnen. Davon empfangen rund drei Viertel kostenfrei die vier ORF-Kanäle, sowie Servus TV, ATV und 3sat in HD, sowie Puls4 in SD. ATV2 wird über DVB-T2 ohne Codierung ausgestrahlt. 100000 Kunden empfangen das gesamte SimpliTV-Paket aus zumindest annähernd 40 Programmen für monatlich 11 Euro. Das Kabel nutzen rund 31 Prozent als primären Verbreitungsweg, IPTV etwa sieben Prozent.
Änderungen bei DVB-T2
Die Digitale Dividende 2 erfordert, dass bis 2020 alle heute noch genutzten TV-Kanäle über Kanal 48 geräumt werden müssen. Beginnend ab Oktober 2018 bis April 2020 werden alle betroffenen Frequenzen in fünf Etappen umgeschaltet werden. Davon werden annähernd 150000 terrestrische TV-Kunden betroffen sein, die zur gegebenen Zeit an ihren Geräten neue Sendersuchläufe starten müssen. In mehreren Ballungsräumen können über den lokalen Multiplex C via DVB-T2 mehr Programme empfangen werden, als im Großteil Österreichs. Hier soll beginnend ab Ende 2018 das Programmangebot erweitert werden. Außerdem werden einige zusätzliche Senderstandorte in Betrieb genommen werden. Womit mittelfristig mehr Zuschauer als heute die erweiterte Vielfalt nutzen können. Einen österreichweiten Ausbau wird es aber nicht geben. 5G soll nicht nur für lineare Broadcast-Dienste, sondern auch für typische Breitbandanwendungen, wie Timeshift, Verwendung finden.
Stichwort HD
Im Durchschnitt empfangen im ersten Quartal 2018 50 Prozent der Österreicher zumindest einen Teil der ORF-Programme in HD. Allerdings mit großen regionalen Unterschieden. Die meisten HD-Zuschauer befinden sich in Oberösterreich und Salzburg (62 und 60 Prozent). Das Schlusslicht bildet, bereits deutlich abgeschlagen, Niederösterreich.
Bei den beliebtesten HD-Kanälen liegen bei den Österreichern die nur aus urheberrechtlichen Gründen verschlüsselten einheimischen Kanäle, sowie die freien deutschen hoch in der Gunst. An erster Stelle der Publikumsgunst liegt ORF2 HD, gefolgt von ORF1 HD. Der meistgesehene Privatsender, der im Rahmen eines Pay-TV-Abos, vergleichbar dem deutschen HD Plus, zugänglich gemacht wird, ist Puls 4 HD auf Platz 18. RTL Austria HD und Sat1 Österreich belegen überhaupt erst Rang 22 und 23. Womit sich zeigt, wie wenig verschlüsselte und kostenpflichtiger HD-Sender zur Verbreitung des hochauflösenden Fernsehens beitragen.
5G
Die ORS sieht im neuen Mobilfunkstandard 5G die große Zukunft des Rundfunks. Sowohl was TV, als auch Radio betrifft. Anders als bei de heutigen Mobilfunknetzen wird man bei 5G für den Rundfunkempfang nicht mehr zwingend eine Simkarte
eines Mobilfunkanbieters benötigen. Was wiederum heißt, dass keine zusätzlichen Kosten anfallen und man sich auch keine Gedanken wegen des schnell schrumpfenden Download-Volumens zu machen braucht. Bereits ab Ende 2018 oder dem frühen 2019 will die ORS im Großraum Wien einen 5G-Testbetrieb starten. Die Aufnahme eines Regelbetriebs hält man ab etwa 2023 für möglich.
Streaming
SimpliTV baut sein Streamingangebot aus. Bereits ab jetzt wird allen zahlenden Kunden die acht Programme ORF1-4, Servus TV, ATV, ATV2 und Puls4 als Livestream für die Nutzung am Smartphone, Tablet und PC freigeschaltet.
Gegen ein kleines Zusatzentgelt können sie sich den Zugang zu über 40 Kanälen, darunter exklusiv SRF1 HD und ZDF info HD, aktivieren lassen. Weiter beinhaltet dieses Abo-Modell eine Start-Stopp-Funktion, sowie sieben Tage Replay, womit man uneingeschränkten Zugriff zu allen, während der letzten Woche ausgestrahlten Sendungen hat. Hat man den Beginn einer Sendung verpasst, wird ferner eine Restart-Funktion geboten. Zuletzt kann man beliebige Sendungen per Online-Videorekorder aufzeichnen und jederzeit und überall abrufen.