Sony KD-55A1 im Expertentest
Ganz gleich, wie oft wir Sonys OLED-Fernseher aus nächster Nähe erleben, das Gesamtkonstrukt weckt immer wieder Emotionen. Vor allem der Klang hat es uns angetan. Lesen Sie mehr im Test.
Die hauchdünne OLED-Bildfläche steht leicht angewinkelt auf dem Sideboard und von vorn lenkt nichts vom Bild ab: Einen klassischen Standfuß sehen Sie hier ebensowenig wie Lautsprecher. Die Bildfläche des 55A1 zeigt weniger verfärbte Reflexionen als letztjährige OLED-Modelle, Spiegelungen erscheinen dennoch leicht violett und teilweise verzerrt. Erst von der Seite betrachtet gibt die Konstruktion ihre Geheimnisse preis. Das OLED-Panel wird durch zweimal zwei Effektoren in minimale Schwingung versetzt (nicht sichtbar, aber leicht fühlbar) und ein im Standfuß verborgener Tieftonlautsprecher sorgt für einen überzeugenden Grundton. Stimmen erschallen exakt auf Ohrhöhe, Bild und Ton verschmelzen zu einer Einheit. Im Musikmodus und mittels optimierter Equalizer-Einstellungen konnten wir dem TV einen klaren, direkten Klang entlocken, der kaum Wünsche aufkommen lässt und in Anbetracht der unsichtbaren Soundlösung bislang einmalig im TV-Sektor ist. Gleiches können wir über die TV-Funktionen leider nicht berichten: Twin-Tuner und Anzeigequali-
tät überzeugen zwar, doch die fehlende Time-Shift-Funktion bleibt auch nach dem aktuellen Android-7-Update ein Manko und die neue Bild-in-Bild-Darstellung lässt Sie einzig eine Quelle im verkleinerten Fenster innerhalb des Homescreens wiedergeben. Dafür klappt die Unterstützung des HLG-HDR-Formats fehlerfrei, für Dolby-Vision-Quellen ist der 55A1 zwar vorbereitet, ein entsprechendes Update stand bis zum Redaktionsschluss jedoch nicht zur Verfügung. Umschaltzeiten und Smart-TV-Bedienung laufen ein wenig verzögert ab, die Einstellungsmenüs verdecken nach dem Softwareupdate aber deutlich weniger vom laufenden Bild. In Sachen Energieaufnahme kann es der 55A1 nur dann mit dem 55XE9305 aufnehmen, wenn ausreichend dunkle Bildflächen dargestellt werden, je bunter und heller der Bildinhalt, desto höher der OLED-Verbrauch im Vergleich zum Edge-LED-LCD. Gegen Nachleuchteffekte ist das OLED-Panel nicht immun, was eine kurzzeitige Schattenbildung nach sich ziehen kann, im Praxisbetrieb störte der Effekt aber selbst bei statischen Videospielanzeigen nicht. Um die Eingabeverzögerung auf den niedrigsten Wert im Spielmodus zu reduzieren, sollten Sie 4K-Quellen zuspielen, da das HD-Upscaling eine geringe Verzögerung nach sich zieht. 4K-HDR-Quellen zeigen an den HDMI-Schnittstellen 2 und 3 die bestmögliche Qualität, zunächst sollten Sie in den Systemeinstellungen die Eingänge in das optimierte Format umschalten. Zu unserer Überraschung konnten ausreichend schnelle PCs dem TV sogar 120-Hz-Signale nativ in HD-Qualität zuspielen, was die Eingabeverzögerung auf ein absolutes Minimum reduziert und die Bewegtbildschärfe bei schnellen Kamerabewegungen bzw. Spielszenen verbessert. Gerade im Vergleich zum 55XE93 zeigte sich, dass das OLED-Panel des A1 native 120-Hz-Signale deutlich schärfer abbilden kann. Leider liefern die meisten Videoquellen maximal nur 60 Bilder pro Sekunde. 3DSignale unterstützt der TV nicht.
Mehr Dynamik
Obwohl Sonys Bildverarbeitung eine kontrastreiche und zugleich natürliche Darstellung ermöglicht und gerade Heimkinofans glücklich macht, wäre im Bereich der Bildhelligkeit mit SDR-Quellen noch mehr möglich – erst mit HDR-Quellen stellt der 55A1 sein gesamtes Kontrastpotenzial zur Schau. OLED-Vorteile ergeben sich durch die fehlerfreie Bilddarstellung in dunklen und hellen Bildbereichen und Artefakte treten so gut wie nie zum Vorschein. Großen Anteil daran hat auch Sonys exklusive Nachbearbeitung, um Banding-Artefakte zu glätten, nur die Rauschfilter zeigen oftmals nicht den gewünschten Effekt. Die Zwischenbildberechnung findet den richtigen Mittelweg zwischen einer leicht flüssigeren und zugleich artefaktfreien Wiedergabe, nur den Modus „Weich“sollten Sie meiden, da die Berechnung in diesem Fall deutliche Fehler und Aussetzer produziert, was zugleich eine butterweiche Darstellung von Film- oder 30-FPS-Spielinhalten ausschließt. Im Vergleich zu Sonys XE93 zeigte der 55A1 Bewegungen noch etwas sanfter und Details prägnanter. Um die Bewegtbildschärfe ohne Zwischenbildberechnung im Spielmodus zu steigern, greift Sony auf einen Trick zurück und fügt Schwarzphasen ein (Motionflow Klarheit max.), was die Bildhelligkeit sehr stark reduziert und zu Flimmereffekten führt. Mit 60-Hertz-Quellen sollten Sie es dennoch ausprobieren, denn sämtliche Unschärfen verschwinden und alle Pixel der Vorlage werden auch bei extrem schnellen Bildbewegungen extrascharf wiedergegeben. Die Ausleuchtung der Bildfläche, normalerweise eine OLED-Stärke, fiel bei unserem Testmuster nicht durchgehend überzeugend aus. Randbereiche waren etwas abgedunkelt und der obere Bildbereich leicht rötlich verfärbt, zudem waren vertikale Schatten mit einfarbigen dunklen Flächen sichtbar. PC-Spieler nehmen erfreut zur Kenntnis, dass im Spielmodus alle Pixel verlustfrei ausgegeben werden (volle Farbauflösung). HDR-Inhalte präsentiert der KD-55A1 mit überzeugender Bildhelligkeit, der Detailverlust in hellen Bildbereichen ist aber gerade mit 4000-Nits-Filmquellen offensichtlich. Reduzieren Sie die Kontrasteinstellung um wenige Stufen, können Sie diesem Effekt entgegenwirken, ohne die Gesamtdarstellung zu dunkel erscheinen zu lassen. OLED-Kunstwerk
Nach wie vor ist Sonys OLED-Fernseher einmalig: Die unsichtbare Tonlösung überzeugt ebenso wie die Bilddarstellung. Sonys Konzept, Artefakte im Bild zu mindern und dennoch den Kontrast und die Bildschärfe zu verbessern, geht meist auf, nur bei den Rauschfiltern herrscht noch Handlungsbedarf. Filmbilder präsentiert der 55A1 natürlicher und plastischer als viele LED-LCDs, nur bei vollflächig hellen Bildinhalten kommt das OLED-Panel an die Leistungsgrenze.