Ausprobiert: So klein darf eine Satellitenantenne sein
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie klein eine Antenne sein darf, um mit ihr gerade noch fernsehen zu können?
Es ist allseits bekannt, dass für den Individualempfang der Astra-Satelliten auf 19,2 Grad Ost als Mindestdurchmesser 60 cm empfohlen werden. Er soll gewährleisten, dass alle Transponder ausreichend stark empfangen werden. Wobei gewisse Schlechtwetterreserven mit berücksichtigt sind. Denn während bei wolkenlosem Himmel Satelliten mit maximaler Power empfangen werden, werden ihre Signale durch dicke Wolken und etwa Regen, gedämpft. Während starker Sommergewitter kommt mitunter nur noch so wenig an Satellitensignalen zur Schüssel, dass der Empfang zusammenbricht. Davon sind auch wesentlich größere Antennen betroffen. Campingantennen werden, abgesehen von etwa 48×26cm großen Flachantennen, ab 35 cm Durchmesser angeboten. Ihre Empfangsleistungen reichen zwar für alle Astra-Transponder, liegen aber jedenfalls unter denen einer 60er-Schüssel. Womit bei ihnen großteils auf Schlechtwetterreserven verzichtet wird. Für unseren Versuch haben wir bei perfektem Frühlingswetter eine 35-cm-Schüssel mit einem Messempfänger auf maximale Signalstärke auf Astra 19,2 Grad Ost ausgerichtet. Auch der LNB wurde so an der Antenne in seine Idealposition gebracht. Weiter haben wir den stärksten Transponder mit frei empfangbaren Programmen ermittelt. Ihn haben wir auf 11,053 GHz (Polarisation horizontal, Symbolrate 22000 MSym/s, FEC 2/3, Modulation DVB-S2/8PSK) gefunden. Er kam mit etwa 12,8 dB über Grundrauschen.Zum beliebigen Abdecken der Schüssel haben wir eine Schaumstoffplatte auf einer Seite mit Alufolie, so wie wir sie aus der Küche kennen, beklebt. Die dünne Folie reicht, um Sat-Signalen den Weg zum Reflektor vollständig zu versperren. Um die Abschirmplatte möglichst genau vor die Antenne halten zu können, haben wir über ihre Breite einen, das Signal nicht dämpfenden, Papierstreifen mit Zentimetereinteilung geklebt.
Unser Test
Vom Rand beginnend decken wir zunächst die ersten beiden Zentimeter ab und nähern uns in 2-cm-Schritten der 12-cm-Marke. Damit verkleinern wir die noch aktive Restfläche zwar nicht gleichmäßig. Diese Ungleichmäßigkeit macht sich aber primär im Randbereich bemerkbar. Während der ersten Zentimeter macht sich der Signalverlust nur wenig bemerkbar. Beginnend bei 12,6 dB, liegt er bei 2 cm gerade einmal bei 0,3, bei 4cm bei 0,6dB. Selbst bei bereits 6 cm Abdeckung kommen wir noch immer auf 11,8dB. Währenddessen sind noch etwa 86 Prozent der Reflektorfläche wirksam. 2 cm weiter kosten der Antenne weitere 7 Prozent an wirksamer Fläche. Sie lassen das Signal um fast 2 dB auf rund 9,9 dB sinken. Womit bereits die Grenze erreicht ist, bei der es bei den schwächsten Transpondern eng wird. Der absolute Mindestdurchmesser um bei perfektem Wetter gerade noch alle Transponder zu bekommen, liegt bei etwa 31cm. Das Resultat zeigt uns, dass wir mit einem 35-cm-Spiegel schon näher an der Machbarkeitsgrenze arbeiten, als erwartet. Wir reduzieren die aktive Fläche um weitere 2cm. Sie lassen die Stärke unseres Testtransponders um ein weiteres dB auf 8,9dB sinken. Bei der 12-cm-Marke und etwa einem Drittel an abgedeckter Fläche kommen wir noch auf 8dB über Grundrauschen. Womit die Systemreserve auf rund 1,5 dB zusammengeschrumpft ist. Ein Großteil der auf Astra ausgestrahlten Transponder würde so bei wolkenlosem Wetter noch immer funktionieren. Allerdings wären auf vielen bereits erste Klötzchenbildungen zu bemerken. Nun rücken wir unsere Alufolienplatte nur noch einen Zentimeter weiter zur Mitte. 13 cm der Antenne sind bereits verdeckt. Mit den verbleibenden etwa 62 Prozent schaffen wir gerade noch 6,8 dB. Nun bleibt nur noch eine Handvoll HD-Transponder übrig, bei denen noch Empfang möglich ist. Sie erfordern eine Mindestsignalstärke um 6,4 bis 6,5dB. Um sie zu erreichen, würde eine Schüssel mit rund 29 cm Durchmesser genügen. Die auf Astra aufgeschalteten DVB-S-Transponder erfordern eine etwas geringere Mindestsignalstärke.
Für sie können wir bis zu 15cm unserer kleinen Antenne abdecken. Womit ihr noch etwa 55 Prozent an wirksamer Fläche zur Verfügung stehen. Bei ihr ermitteln wir an unserem Transponder immerhin noch 5,9 dB. Für HD eindeutig zu wenig. Für SD würde es noch reichen. Dafür müsste die Schüssel zumindest 27 cm groß sein. Ihren Durchmesser noch weiter zu reduzieren, würde den Verlust der letzten noch arbeitenden SD-Transponder bedeuten. Denn bereits bei 16 cm Abdeckung sackt das Signal auf 3,5 dB ab. Zuletzt haben wir unsere Abdeckplatte bis zur Mitte der Campingantenne vorgeschoben. In dieser Position erzielten wir nur noch 0,7 dB.
Überraschendes Resultat
Im Vergleich zu 35 cm Durchmesser hören sich 29 oder 27cm nur unwesentlich kleiner an. Dabei vergisst man allzu gerne, dass halber Durchmesser nicht der halben Fläche entspricht. Diese ist nämlich bei
26 cm Durchmesser erreicht. Eigentlich waren wir davon ausgegangen, zumindest bei zur Hälfte abgedeckter Antenne gerade noch HD gucken zu können.
Dieser Wunsch wurde trotz perfekter Witterungsverhältnisse und ausgesuchten, leistungsstarken LNB, nicht erfüllt.
Kleinstantennen nur für Schönwetter
Die Erfahrung zeigt uns aber, dass wir uns beim Empfang mit Kleinstantennen auf dünnem Eis bewegen. Zufriedenstellende Resultate sind besonders bei ihnen nur zu erreichen, wenn sie mit hochwertigen LNBs betrieben werden. Häufig sind kleinen Campingschüsseln bereits einfache LNBs beigepackt. Von ihnen sollte man sich keine DX-Eigenschaften erwarten. Zum Teil sind sie sogar so schlecht, dass mit ihnen die schwächsten Transponder bereits bei dichterer Bewölkung zu Klötzchenbildungen neigen.
Weiter sind kleine Antennen besonders genau auf den Wunschsatelliten auszurichten. Was wegen ihres großen Öffnungswinkels gar nicht so leicht ist.
Fläche entscheidet
Ob noch Empfang gelingen kann, entscheidet nicht das Verhältnis von noch freier zur abgedeckten Fläche, sondern einzig die Fläche des noch aktiven Bereichs. Dieser liegt für Geradenoch-HD-Empfang bei etwa 650cm². Was 0,065m² entspricht. Zum Vergleich: Die Fläche einer 60-cm-Schüssel liegt bei 0,28m², beziehungsweise 2 800 cm². In einer zweiten Testreihe haben wir nicht den Reflektor abzudecken versucht, sondern nur die Feedkappe des LNBs. Wegen ihres geringen Durchmessers lässt sie nur recht wage Ergebnisse zu. Im Wesentlichen bestätigten sie aber unsere zuvor gemachten Erfahrungen. Womit auch hier die HD-Transponder bei einer Abschattung von etwa einem Drittel und die stärksten SD-Kanäle bei etwas weniger als bei halb verdecktem Feed ausfielen.