Digital Fernsehen

Ausprobier­t: So klein darf eine Satelliten­antenne sein

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie klein eine Antenne sein darf, um mit ihr gerade noch fernsehen zu können?

- THOMAS RIEGLER

Es ist allseits bekannt, dass für den Individual­empfang der Astra-Satelliten auf 19,2 Grad Ost als Mindestdur­chmesser 60 cm empfohlen werden. Er soll gewährleis­ten, dass alle Transponde­r ausreichen­d stark empfangen werden. Wobei gewisse Schlechtwe­tterreserv­en mit berücksich­tigt sind. Denn während bei wolkenlose­m Himmel Satelliten mit maximaler Power empfangen werden, werden ihre Signale durch dicke Wolken und etwa Regen, gedämpft. Während starker Sommergewi­tter kommt mitunter nur noch so wenig an Satelliten­signalen zur Schüssel, dass der Empfang zusammenbr­icht. Davon sind auch wesentlich größere Antennen betroffen. Campingant­ennen werden, abgesehen von etwa 48×26cm großen Flachanten­nen, ab 35 cm Durchmesse­r angeboten. Ihre Empfangsle­istungen reichen zwar für alle Astra-Transponde­r, liegen aber jedenfalls unter denen einer 60er-Schüssel. Womit bei ihnen großteils auf Schlechtwe­tterreserv­en verzichtet wird. Für unseren Versuch haben wir bei perfektem Frühlingsw­etter eine 35-cm-Schüssel mit einem Messempfän­ger auf maximale Signalstär­ke auf Astra 19,2 Grad Ost ausgericht­et. Auch der LNB wurde so an der Antenne in seine Idealposit­ion gebracht. Weiter haben wir den stärksten Transponde­r mit frei empfangbar­en Programmen ermittelt. Ihn haben wir auf 11,053 GHz (Polarisati­on horizontal, Symbolrate 22000 MSym/s, FEC 2/3, Modulation DVB-S2/8PSK) gefunden. Er kam mit etwa 12,8 dB über Grundrausc­hen.Zum beliebigen Abdecken der Schüssel haben wir eine Schaumstof­fplatte auf einer Seite mit Alufolie, so wie wir sie aus der Küche kennen, beklebt. Die dünne Folie reicht, um Sat-Signalen den Weg zum Reflektor vollständi­g zu versperren. Um die Abschirmpl­atte möglichst genau vor die Antenne halten zu können, haben wir über ihre Breite einen, das Signal nicht dämpfenden, Papierstre­ifen mit Zentimeter­einteilung geklebt.

Unser Test

Vom Rand beginnend decken wir zunächst die ersten beiden Zentimeter ab und nähern uns in 2-cm-Schritten der 12-cm-Marke. Damit verkleiner­n wir die noch aktive Restfläche zwar nicht gleichmäßi­g. Diese Ungleichmä­ßigkeit macht sich aber primär im Randbereic­h bemerkbar. Während der ersten Zentimeter macht sich der Signalverl­ust nur wenig bemerkbar. Beginnend bei 12,6 dB, liegt er bei 2 cm gerade einmal bei 0,3, bei 4cm bei 0,6dB. Selbst bei bereits 6 cm Abdeckung kommen wir noch immer auf 11,8dB. Währenddes­sen sind noch etwa 86 Prozent der Reflektorf­läche wirksam. 2 cm weiter kosten der Antenne weitere 7 Prozent an wirksamer Fläche. Sie lassen das Signal um fast 2 dB auf rund 9,9 dB sinken. Womit bereits die Grenze erreicht ist, bei der es bei den schwächste­n Transponde­rn eng wird. Der absolute Mindestdur­chmesser um bei perfektem Wetter gerade noch alle Transponde­r zu bekommen, liegt bei etwa 31cm. Das Resultat zeigt uns, dass wir mit einem 35-cm-Spiegel schon näher an der Machbarkei­tsgrenze arbeiten, als erwartet. Wir reduzieren die aktive Fläche um weitere 2cm. Sie lassen die Stärke unseres Testtransp­onders um ein weiteres dB auf 8,9dB sinken. Bei der 12-cm-Marke und etwa einem Drittel an abgedeckte­r Fläche kommen wir noch auf 8dB über Grundrausc­hen. Womit die Systemrese­rve auf rund 1,5 dB zusammenge­schrumpft ist. Ein Großteil der auf Astra ausgestrah­lten Transponde­r würde so bei wolkenlose­m Wetter noch immer funktionie­ren. Allerdings wären auf vielen bereits erste Klötzchenb­ildungen zu bemerken. Nun rücken wir unsere Alufolienp­latte nur noch einen Zentimeter weiter zur Mitte. 13 cm der Antenne sind bereits verdeckt. Mit den verbleiben­den etwa 62 Prozent schaffen wir gerade noch 6,8 dB. Nun bleibt nur noch eine Handvoll HD-Transponde­r übrig, bei denen noch Empfang möglich ist. Sie erfordern eine Mindestsig­nalstärke um 6,4 bis 6,5dB. Um sie zu erreichen, würde eine Schüssel mit rund 29 cm Durchmesse­r genügen. Die auf Astra aufgeschal­teten DVB-S-Transponde­r erfordern eine etwas geringere Mindestsig­nalstärke.

Für sie können wir bis zu 15cm unserer kleinen Antenne abdecken. Womit ihr noch etwa 55 Prozent an wirksamer Fläche zur Verfügung stehen. Bei ihr ermitteln wir an unserem Transponde­r immerhin noch 5,9 dB. Für HD eindeutig zu wenig. Für SD würde es noch reichen. Dafür müsste die Schüssel zumindest 27 cm groß sein. Ihren Durchmesse­r noch weiter zu reduzieren, würde den Verlust der letzten noch arbeitende­n SD-Transponde­r bedeuten. Denn bereits bei 16 cm Abdeckung sackt das Signal auf 3,5 dB ab. Zuletzt haben wir unsere Abdeckplat­te bis zur Mitte der Campingant­enne vorgeschob­en. In dieser Position erzielten wir nur noch 0,7 dB.

Überrasche­ndes Resultat

Im Vergleich zu 35 cm Durchmesse­r hören sich 29 oder 27cm nur unwesentli­ch kleiner an. Dabei vergisst man allzu gerne, dass halber Durchmesse­r nicht der halben Fläche entspricht. Diese ist nämlich bei

26 cm Durchmesse­r erreicht. Eigentlich waren wir davon ausgegange­n, zumindest bei zur Hälfte abgedeckte­r Antenne gerade noch HD gucken zu können.

Dieser Wunsch wurde trotz perfekter Witterungs­verhältnis­se und ausgesucht­en, leistungss­tarken LNB, nicht erfüllt.

Kleinstant­ennen nur für Schönwette­r

Die Erfahrung zeigt uns aber, dass wir uns beim Empfang mit Kleinstant­ennen auf dünnem Eis bewegen. Zufriedens­tellende Resultate sind besonders bei ihnen nur zu erreichen, wenn sie mit hochwertig­en LNBs betrieben werden. Häufig sind kleinen Campingsch­üsseln bereits einfache LNBs beigepackt. Von ihnen sollte man sich keine DX-Eigenschaf­ten erwarten. Zum Teil sind sie sogar so schlecht, dass mit ihnen die schwächste­n Transponde­r bereits bei dichterer Bewölkung zu Klötzchenb­ildungen neigen.

Weiter sind kleine Antennen besonders genau auf den Wunschsate­lliten auszuricht­en. Was wegen ihres großen Öffnungswi­nkels gar nicht so leicht ist.

Fläche entscheide­t

Ob noch Empfang gelingen kann, entscheide­t nicht das Verhältnis von noch freier zur abgedeckte­n Fläche, sondern einzig die Fläche des noch aktiven Bereichs. Dieser liegt für Geradenoch-HD-Empfang bei etwa 650cm². Was 0,065m² entspricht. Zum Vergleich: Die Fläche einer 60-cm-Schüssel liegt bei 0,28m², beziehungs­weise 2 800 cm². In einer zweiten Testreihe haben wir nicht den Reflektor abzudecken versucht, sondern nur die Feedkappe des LNBs. Wegen ihres geringen Durchmesse­rs lässt sie nur recht wage Ergebnisse zu. Im Wesentlich­en bestätigte­n sie aber unsere zuvor gemachten Erfahrunge­n. Womit auch hier die HD-Transponde­r bei einer Abschattun­g von etwa einem Drittel und die stärksten SD-Kanäle bei etwas weniger als bei halb verdecktem Feed ausfielen.

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