Labornotizen
Der Preisverfall bei der Hardware hat nicht erst seit jetzt auch den Bereich der Satelliten-Empfangstechnik erreicht. Bisher blieben zumindest die Geräte mit UHD-Empfang davon verschont und konnten sich als recht preisstabil – wenn auch im mittleren Preissegment – etablieren. Doch das könnte bald vorbei sein.
Ereilt die UHD-Empfänger nun auch das Schicksal der Empfangstechnik für digitales terrestrisches Fernsehen DVB-T2 HD? Auch hier zeigen die Preise allesamt nur in eine Richtung, nach unten. Der am Testtag günstigste Empfänger mit Freenet-Empfänger kostete bei Amazon 21,56 Euro. Rechnet man die drei kostenlosen Monate Freenet TV mit ein, bleiben rein rechnerisch noch 4,31 Euro für die Hardware übrig.
Es fragt sich, wer einen Receiver zu diesem Preis herstellen kann und was dann daran noch verdient werden kann. Das diese Preispolitik auf Kosten der Billigarbeiter und der Umwelt geht, kann sich jeder leicht ausmalen. Nun scheint der Preisverfall auch auf die bislang noch recht stabilen UHD-Receiver mit Enigma 2 als Betriebssystem überzugreifen.
Preiswerter Chinese
Wie haben den Zgemma H9S in dieser Ausgabe auf Seite 26 im Test. Ein Gerät mit einigen herausragenden Fähigkeiten, die vor allem DXer-Herzen höherschlagen lassen. Aber auch zum Streamen von Sendern über das Internet eignet sich das Gerät dank erstmals vorhandenem H.265-Encoder hervorragend. Wer denkt, solche exklusiven Features lässt sich der Hersteller fürstlich entlohnen, der irrt. Für unter 100 Euro soll der Receiver in den nächsten Wochen auf dem deutschen Markt erscheinen. Natürlich muss dabei auf allerlei Komfortmerkmale wie Display, zweiten Tuner und sogar Kartenschacht und CI-Port verzichtet werden, doch gerade die anvisierte Zielgruppe geht auch gerne mit einem so schmal ausgestatteten Receiver auf die Jagd nach den neuesten Feeds am Satellitenhimmel. Den Nutzer wird der Schnäppchenpreis freuen, der Branche aber wohl eher nicht. Schon in den letzten Monaten konnten wir eine Konsolidierung des Marktes beobachten. Lange vorbei sind die Zeiten, als Dreamboxen noch als Premiummarke galten und zu Preisen gehandelt wurden, die heute zur Ausstattung einer ganzen Wohngemeinschaft ausreichen. Doch die Frage ist: Was verdient ein Receiverhersteller noch bei solchen Dumping- preisen? Vermutlich nicht viel, möglicherweise ist es sogar ein Verlustgeschäft. Die Gefahr ist groß, dass wieder einmal so mancher Anbieter auf der Strecke bleiben wird. Die Gefahr ist groß, dass eine Containerlieferung aus Fernost schon so stark an Wert verliert, dass von der ursprünglich beim Einkauf kalkulierten Marge ein Minusgeschäft beim Verkauf wird. Das verkraftet eine kleine GmbH unter Umständen nicht. Wir finden diese Entwicklung jedenfalls bedenklich. Natürlich sind günstige Preise im Interesse der Kunden, aber auf der anderen Seite darf das Geschäft auch nicht zu ruinös werden, dass Firmen in den Konkurs getrieben werden. Denn was nützt ein preiswertes Gerät, wenn der Käufer im Garantiefall auf dem defekten Gerät sitzen bleibt.
Bekanntheit nur über Preis?
Bleibt zu hoffen, dass Zgemma diese Preispolitik nur zur Markteinführung nutzt. Denn natürlich versuchen die Chinesen derzeit über den Preis an Marktanteile zu kommen. Findet sich ein dauerhafter Distributor hierzulande, könnte sich der Hersteller als preiswerte Einstiegsmarke durchaus etablieren. Wer höhere Ansprüche setzt, kann ja auf andere Anbieter mit besserer Ausstattung und natürlich einen höheren Preis zurückgreifen. Wie sich der Markt weiterentwickelt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.