Kompakter Linux-Zwerg Dinobot U5 Mini auf dem Prüfstand
Der Trend zu Geräten mit mehreren Betriebssystemen setzt sich fort. Auch Dinobot hat eine weitere Box im Portfolio, die ähnlich wie die auf den vorangegangenen Seiten getestete Axas-Box auf zwei beliebte Betriebssysteme setzt. Wir nehmen für Sie den U5mini genauer unter die Lupe.
Der Vorteil von zwei Betriebssystemen – vereint in einem Gehäuse – liegt auf der Hand. Für den TV-Empfang ist Enigma2 mit all seinen cleveren Bedienhilfen noch immer das Non plus-Ultra. Leider ist es mit dem freien Linux-System aber schier unmöglich, kopiergeschützte VoD-Inhalte zu schauen. Netflix, Amazon Video, aber auch Diveo sowie Audio-Streamingdienste bleiben außen vor. Letztendlich muss eine zweite Box her, die genau diese Inhalte wiedergibt, falls der Fernseher selbst das noch nicht kann. Zwei Boxen bedeuten aber auch zusätzliches Fernbedienungschaos und Tricks bei der intelligenten Verkabelung.
Den Herstellern ist dies bewusst und man hat eine Lösung bereits parat: Multiboot. Möglich wird dies durch neue Prozessoren, die sowohl Enigma2 als auch Android unterstützen. Der Benutzer hat beim Start des Gerätes die Wahl, welches System genutzt werden soll und ist somit flexibler. Wie flexibel, soll der Test zeigen.
Ausstattung
Äußerlich macht der U5mini von Dinobot einen deutlich schickeren Eindruck als die bisherigen Boxen des Herstellers. Im quadratischen Gehäuse, das auch optisch auf einen Mediaplayer hinweist, verbirgt sich eine Menge Technik. Der U5 Mini ist
nämlich mit einem ARM Cortex A53, 64bit Quad Core Hi3798CV200 – Prozessor mit 1,6GHz ausgestattet. Hinzu kommen ein sehr großer Speicher von 16 Gigabyte sowie weitere zwei Gigabyte Systemspeicher. Auch die WLAN-Antenne für die Nutzung in kabellosen Netzwerken sowie ein Bluetooth-Empfänger sind im Inneren der Box fest verbaut. Auf der linken Seite sind zwei USB-Anschlüsse (einer davon USB 3.0), ein Micro SD-Kartenleser, ein optischer Digitaltonausgang sowie eine Klinkenbuchse für die analoge Audio-Video-Ausgabe zu finden. Rückwärtig verfügt die kleine Box über einen HDMI- sowie einen Netzwerkanschluss. Gut sichtbar
ist auch der Kombi-Tuner für DVB-S2 und terrestrische bzw. Kabelsignale. Ein entsprechender Adapter für DVB-T-Antennen liegt dem Lieferumfang bei. Das Netzteil ist einmal mehr ausgelagert, trotzdem wurde dem Receiver ein Netzschalter an der Rückseite spendiert.
Als Signalgeber liegt eine mit nur wenigen Tasten bestückte Kombi-Fernbedienung bei. Diese kann die Box sowohl mittels Infrarotbefehlen als auch über Bluetooth steuern. Letztere Funktion ist wichtig, um die Sprachbefehle mit der Box auszutauschen. Denn die Fernsteuerung besitzt ein integriertes Mikrofon, mit dem die Box per Sprachsteuerung genutzt werden kann.
Qual der Wahl
Nur wenige Sekunden nach Inbetriebnahme des Gerätes erscheint auf dem angeschlossenen Bildschirm ein Auswahlmenü. Hier ist der Nutzer aufgefordert, zu bestimmen, ob die Box mit dem installierten Android 7.0 oder doch mit Enigma2 – im speziellen Falle OpenATV 6.2 – starten soll. Mittels Farbtaste geschieht die Auswahl. Wir entscheiden uns für den Start der Android-Software. Dazu wird die rote Farbtaste auf der Fernbedienung gedrückt. Anschließend begrüßt ein Installationsmenü für Android den Nutzer. Dies ist der Redaktion von Set-Top-Boxen unbekannt und bisher nur an TV-Geräten aufgefallen. Der Nutzer kann darin die Grundeinstellung vornehmen. Dies soll auch unter Zuhilfenahme des Smartphones – vorausgesetzt dieses ist ebenfalls Android-basierend – funktionieren. Im Test führte dies aber nicht zum gewünschten Erfolg. Die Google App auf dem Smartphone findet zwar den Mediaplayer, kann mit diesem aber nicht korrekt kommunizieren und somit diesen auch nicht einrichten. Wir entschieden uns beim Test daher für die Installation per Fernbedienung. Soll die Box per WLAN eingebunden werden, müssen zuerst die Zugangsdaten für das heimische Drahtlosnetzwerk eingetragen werden. Wer die Box über ein Netzwerkkabel betreibt, spart sich diesen Schritt. Danach geht es an die Implementierung des eigenen Google-Kontos. Hier erweist sich die Zuhilfenahme des PCs als äußerst hilfreich. Ähnlich wie von YouTube gewohnt, kann die Box schnell im privaten Google-Konto mit einem Code integriert werden. Das aufwendige Eingeben des Google Accounts entfällt. Anschließend prüft der Dinobot-Receiver noch, ob das Betriebssystem aktuell ist und lädt einzelne Apps nach. Knapp zehn Minuten sind zur Ersteinrichtung nötig.
Android für TVs
Dinobot setzt auf eine spezielle Android-Version, welche für TV- und Multimediageräte konzipiert wurde. Der Vorteil liegt auf der Hand, denn diese Version lässt sich viel besser per Fernbedienung nutzen als dies bei Android-Versionen, die für Smartphone und Tablet-PCs erstellt wurden, der Fall ist. Auf dem Gerät ist aktuell Android 7.0 installiert, ein Update auf die Version 8.0 ist aber fest in Planung. Dieses Update ist für die Mediaplayer-Funktionen auch immens wichtig, denn erst Android 8.0 ermöglicht die Nutzung von Amazon Prime Video auf der Box. Aktuell bleibt somit dieser Videodienst noch außen vor. Genutzt werden können alllerdings schon die VoD-Angebote von Netflix und Maxdome sowie zahlreiche freie Mediatheken und YouTube. Auch für die OTT-Angebote Zattoo und Magine stehen
die Apps im Google Playstore auf der Box bereit. Sky Nutzer, aber auch Nutzer von Diveo und Waipu.tv müssen sich ebenso wie die Amazon Nutzer noch gedulden. Die Apps dieser Dienste sind aktuell nicht auf der Plattform des U5mini installierbar.
Sprachsteuerung
Ein Highlight bietet die Box mit Hilfe der Fernbedienung im Android-Modus. Hier kann nämlich die Sprachsteuerung genutzt werden. Serien und Filme können mithilfe dieser Funktion ebenso aufgespürt werden wie passende Apps. Ganz ersetzt die Sprachsteuerung den Signalgeber aber nicht, denn im TV-Modus ist das nützliche Tool nicht verwendbar. Hierzu muss die App noch verbessert werden.
TV-Funktion
Apropos TV-Funktion. Auch beim Dinobot U5mini kommt die Android TV-App zum Einsatz. Diese besitzt dieselben Schwächen und Stärken, wie wir sie schon im vorangegangenen Test der Axas-Box diagnostiziert hatten. Auch beim Dinobot U5mini ist es somit nötig, vor dem eigentlichen TV-Betrieb – egal ob über Satellit, Antenne oder via Digitalkabel geschaut werden soll – einen ausführlichen Kanalsuchlauf zu starten. Aufgrund der Bedienung empfehlen wir an der Stelle für den Live-TV-Betrieb Enigma2 zu nutzen. Schneller Wechsel
Die Bootzeiten des neuen U5mini können sich sehen lassen. Dadurch wird auch der Betriebssystemwechsel erleichtert. Aus dem Android-System heraus kann der Box direkt gesagt werden, dass beim kommenden Start automatisch das Enigma2-Betriebssystem gewählt werden soll. Nur etwas mehr als eine halbe Minute nach dem Neustart kann OpenATV genutzt werden und somit der komfortable TV-Genuss beginnen. Voraussetzung hierfür ist, dass OpenATV bereits eingerichtet wurde. Wenn das nicht der Fall ist, bedarf es ein paar Minuten mehr um die Ersteinrichtung zu absolvieren. Im Nachgang steht aber sogar eine aktuelle Senderliste bereit.
In der Praxis
Bei der Umschaltgeschwindigkeit gibt es noch immer Optimierungsbedarf, denn 1,5 Sekunden sind etwas lang für eine Linux-Box. Zwar erscheint das Bild etwas flotter, aber flüssige Bewegungen – und auf diese warten wir bei der Messung der Umschaltgeschwindigkeit – erscheinen erst nach 1,5 bis zwei Sekunden. Ansonsten überzeugt die Box absolut im TV-Betrieb. Der EPG kann vom Nutzer in der Wunschansicht genutzt werden. Natürlich sind Timer-Programmierungen aus dem Programmführer heraus schnell und unkompliziert möglich. Die Vor- und Nachlaufzeit dieser Timer wird vorab einmalig im Menü festgelegt.
Aufnahme
Für Aufnahmen muss ein externer Datenträger angeschlossen bzw. eingesteckt werden. Dank des Micro-SD-Kartenschachts sind Aufnahmen auf den schier unsichtbaren Wechselspeicher beim Dinobot U5mini möglich. Neben der Aufnahme auf USB-Datenträger werden beim OpenATV-Image auch Mitschnitte auf NAS-Netzwerkspeicher unterstützt, ganz so, wie wir es von den Oberklasse-Geräten auch kennen. Alle Programme werden natürlich uncodiert mitgeschnitten. Auch Mehrfachaufnahmen sind möglich. Allerdings sollten die zu empfangenden Programme auf einem Transponder liegen.
Empfang
Die DiSEqC-Unterstützung wird unter OpenATV perfekt beherrscht. Egal ob Drehanlage, große Multifeed-Einheit oder Unicable-Systeme, die Box beherrscht alle zur Verfügung stehenden Protokolle und kann somit auch sehr gut bestückte Multifeed-Anlagen mit 16 oder mehr LNBs verarbeiten. Zudem kann unter Enigma2 auch der Einkabelstandard JESS/ EN50607 genutzt werden.
Fazit
Der Dinobot U5mini ist ein zuverlässiger, kleiner UHD-Receiver, der auch mit den Mediaplayerfunktionen dank des integrierten Android-Betriebssystems überzeugt.