Labornotizen
Die ersten Pioniere unter den DXern in den 1980er Jahren machten sich vor allem durch große Satellitenantennen, teilweise noch abenteuerlich aus dem Ausland wie den USA importiert, einen Namen. Das kostete nicht nur Geld und Nerven, auch ein stabiles Fundament und ein großes Grundstück waren zwingend notwendig.
Damit haben sich die DXer der ersten Stunde nicht nur Freunde gemacht. So mancher Nachbar fühlte sich vom Anblick der Empfangsanlage gestört oder witterte darin sogar die Ursache für Empfangsstörungen bei seiner eigenen terrestrischen Antennenanlage. Inzwischen reicht für den Durchschnitts-DXer
eine kleine Antenne und eine Drehanlage, um tausende Fernsehprogramme aus aller Welt zu empfangen. Nur wenige kommen noch auf die Idee, eine Antenne mit Durchmessern von 120 cm oder noch größer zu installieren. Damit wird auch der Empfang vom C-Band immer seltener. Kein Wunder, dank moderner Empfangstechnik kommen viele exotische Programme mittlerweile auf einem ganz anderen Weg auf den heimischen Fernseher.
IPTV als Zukunft
EntertainTV oder auch VodafoneTV sind die Vorreiter des linearen TV-Empfangs über das Internet. Over-the-Top-Anbieter wie Magine, Waipu.tv oder Zattoo bieten ebenfalls ein gutes und qualitativ hochwertiges Angebot an TV-Programmen für den deutschen Markt. Doch damit nicht genug, dank zahlreicher im Internet verfügbarer M3U-Listen lassen sich mittlerweile TV-Sender aus aller Welt empfangen.
Hardware
Nötig ist hierfür nur ein tauglicher Receiver wie Boxen mit Enigma2 als Betriebssystem oder schlicht ein PC mit installiertem VLC-Player und der Emp- fang ist problemlos möglich – natürlich immer vorausgesetzt, ein ausreichend schneller Internetanschluss ist verfügbar. Doch das dürfte immer häufiger der Fall sein, laufen die meisten Sender doch schon problemlos an DSL-Anschlüssen ab 6 Mbit/s. Und exotische Sender sind hier problemlos zu empfangen, auch aus Regionen, die nicht einmal mit riesigen Schüsseln empfangbar sind.
Australien, Asien, Amerika
Ein Beispiel ist die gut gepflegte M3U-Liste von Fluxus TV. Hier finden wir zahlreiche Sender aus Nord- und Südamerika. Auch bekannte Sender wie ABC, CNBC, Fox oder MSNBC finden sich in der Liste und sind teilweise sogar in HD verfügbar. Ebenfalls empfangbar sind Sender aus dem asiatischen Raum und sogar einige Programme aus Australien sind dabei.
Fluxus TV
Allein die M3U-Liste von Fluxus TV beinhaltet mehr als 2 700 Sender. Einen ausführlichen Workshop zur Nutzung solcher Listen mit Enigma2 finden Sie übrigens auf Seite 80 dieser Ausgabe. In Anbetracht der überwältigen Zahl an Kanälen stellt sich so mancher die berechtigte Frage, ob sich der Aufbau einer großen Anlage zum Empfang vom C-Band und einiger weniger sonst nicht empfangbaren KU-Band-Kanäle wirklich noch lohnt. Vom finanziellen Aufwand her wohl kaum. Eher ist es noch der Ehrgeiz und die Experimentierfreudigkeit, die auch heute noch manchen DXer umtreibt. In Zukunft wird es aber vor allem für den DXer-Nachwuchs wohl eher der Empfang über das Internet sein, denn auch hier gibt es viel zu entdecken. Eine Ausnahme stellen lediglich die beliebten Feeds dar. Denn weltweite SenderLive-Schalten lassen sich nach wie vor nur über Satellit entdecken – sofern sie noch unverschlüsselt und im vom Receiver auch lesbaren Übertragungsformaten ausgestrahlt werden.
Alte Schüsseln als Kunstwerk
Interessant ist, was mancher aus ausgedienten Empfangsanlagen macht. Durch Zufall sind wir hier auf ein besonders interessantes Exemplar auf der Insel Rügen gestoßen. Die bunt bemalte Schüssel aus dem Einstiegsbild stammt aus einem Vorgarten an der Glewitzer Fähre. Ein optischer Leckerbissen, der nur auf den zweiten Blick noch als Satellitenschüssel zu erkennen ist. Würde man hier einen LNB-Arm montieren, könnte man mit Sicherheit auch wieder TV-Programme empfangen. Aber das ist wieder ein anderes Kapitel.