Schnäppchen-Digitalradio:Tiny Audio Travel
Das Travel von Tiny Audio hatten wir diesen Sommer in Norwegen für 399 Kronen, umgerechnet etwa 43 Euro entdeckt und sich spontan für es entschieden. Auch wegen seines, selbst für deutsche Verhältnisse, günstigen Preises.
Schnell durften wir jedoch feststellen, dass das kleine Digitalradio mehr auf dem Kasten hat, als von uns erwartet.
Das zugegeben nicht gerade formschöne Reiseradio aus dem Hause Tiny Audio wird in den Farben weiß, rot und schwarz angeboten und kommt mit einem USB-Ladenetzteil, sowie einer in Norwegisch und Englisch verfassten, ausführlichen Bedienungsanleitung daher. Sein quadratisches Gehäuse lässt zunächst einen großen Monolautsprecher vermuten. Tatsächlich hat der aber nur einen Durchmesser von 4,5 cm. Was dennoch für erstaunlich guten Klang und hohe Lautstärke reicht.
Ausstattung und Bedienung
Sämtliche Bedienungselemente sind an der Oberseite des Geräts untergebracht. Hier findet sich zunächst ein kleines zweizeiliges Display mit je 16 Zeichen. Im Bereitschaftsmodus zeigt es die aktuelle Uhrzeit und das Datum an. Die dafür erforderlichen Daten werden aus dem Digitalradio-Datenstrom ausgelesen. Alternativ können sie auch manuell über das daneben angeordnete Feld mit zehn Tasten eingestellt werden. Über diese können unter anderem auch zwei Weckzeiten und der Sleeptimer programmiert werden. Mit dem Travel können Programme in DAB/DAB Plus, sowie UKW empfangen werden. Dazu besitzt es eine fest eingebaute, drehbare Teleskopantenne. Sie ist rund 56cm lang und wird ins Gehäuse eingeschoben. Eine F-Buchse, die den Anschluss einer externen Antenne erlauben würde, besitzt das Radio nicht. Wohl auch deshalb, weil das Travel primär als Reisebegleiter oder etwa für den Einsatz
im Garten gedacht ist. Also an Orten, an denen man ohnehin auf die integrierte Antenne angewiesen ist. In beiden Betriebsarten stehen je zehn Stationsspeicher zur Verfügung, die der Reihe nach abgerufen werden können. Der Wechsel zwischen Digitalradio und UKW erfolgt etwas gewöhnungsbedürftig über die EinAus-Taste. Obwohl die Tastenbeschriftungen etwas vom Gewohnten abweichen, erfolgt die Bedienung des Radios intuitiv. Auch an den rückwärtigen Hauptschalter hat man sich schnell gewöhnt. Ein Blick in die Anleitung ist selten nötig.
DAB Plus
Im DAB-Plus-Modus steht ein automatischer Sendersuchlauf zur Verfügung. Er wird durch kurzes drücken der Scan-Taste gestartet und arbeitet überaus zügig. Der Scanverlauf wird als Prozentzahl angezeigt. Weiter wird die Zahl der aktuell gefundenen Programme eingeblendet. Das Digitalradio überschreibt bei jedem Suchlauf alle zuvor gespeicherten Stationen. Womit sich in der Senderliste keine Karteileichen ansammeln können. In der Senderliste ist somit stets nur enthalten, was man vor Ort auch wirklich hören kann. Zum gerade laufenden Programm können über die Info-Taste unter anderem die Empfangsfrequenz, die genutzte Datenrate und natürlich der Radiotext aufgerufen werden. Die Signalqualität lässt sich anhand der Bitfehlerrate ermitteln. Weiter gibt ein 16-stelliger Signalstärkebalken Auskunft, wie gut ein Multiplex empfangen wird. Das Travel beginnt bereits ab zwei Balken, also schon bei recht dünnem Signal, zu spielen.
UKW
Im UKW-Modus stehen ein automatischer und manueller Suchlauf zur Verfügung. Der automatische erfolgt über die Scan-Taste und hält beim ersten gefundenen Sender. Gefällt er nicht, wird der Scan durch erneutes betätigen des Scan-Knopfs fortgesetzt. Erfreulich ist, dass die Suchlauf-Automatik auch nicht perfekt hereinkommende Programme berücksichtigt. Um auch schwache Stationen zu bekommen, bietet sich der manuelle Suchlauf an, der in 50-kHz-Schritten arbeitet. Das Travel beherrscht selbstverständlich RDS, das für die Anzeige des Stationsnamens und Radiotextes sorgt. Über die Info-Taste können zudem die PTY-Programmsparte, sofern vom Sender ausgestrahlt, und sogar die Signalstärke abgerufen werden.
Empfangsleistungen
Zugegeben, unsere Erwartungen an die Empfangsleistungen des Travel von Tiny Audio waren nicht allzu hoch. Erste Versuche vor Ort waren ebenfalls wenig aussagekräftig. Schließlich verfügt Norwegen über bestens ausgebaute DAB-Sendernetze, die das Radio jederzeit spielen ließen und von UKW hat man sich bereits 2017 verabschiedet. Deshalb vertagten wir den Härtetest auf unser Büro im österreichischen Lienz, wo Digitalradio bestenfalls mit Dachantenne aus dem benachbarten Südtirol gerade noch zu bekommen ist. Obwohl der Dachboden unseres Büros für DAB-Plus-Radios mit fest eingebauter Antenne aus Erfahrung eine empfangsfreie Zone darstellt, haben wir hier einen Sendersuchlauf gestartet und bekamen prompt zwei von vier möglichen Multiplexen nicht nur eingelesen, die darin enthaltenen Programme spielten auch! Störungsfrei! Selbst ein Stockwerk tiefer spielte das kleine Tiny stellenweise in unserem Fotostudio.
So etwas hatten wir noch nie erlebt. Das Travel hat es echt geschafft, unsere bisherigen DAB-Plus-Referenzgeräte in den Schatten zu stellen. Auch auf UKW hinterlässt das Radio einen guten Eindruck. Es sorgt auch unter schwierigen Empfangsvoraussetzungen für weitgehend ungestörte Wiedergabe. Zudem gefällt, dass RDS-Signale schnell ausgewertet und angezeigt werden. In Sachen Empfangsleistungen steckt im Travel weit mehr, als man sich von einem Radio seiner Klasse auch nur annähernd erwarten dürfte.
Akku
Besonders gefallen hat uns ferner, dass das Travel ein fest eingebauten Lithium-Akku besitzt. Mit ihm lässt es sich bis zu fünf Stunden netzunabhängig betreiben. Das im Lieferumfang enthaltene Steckernetzteil wird per Mini-USB am Radio angedockt. Mit ihm wird nicht nur der Akku aufgeladen und das Radio ganz normal an der Steckdose betreiben. Es erlaubt auch das Aufladen von in anderen Geräten enthaltenen Lithium-Akkus, wie dem Smartphone oder der Digitalkamera. Dank der Mini-USB-Ladebuchse lässt sich der Travel übrigens auch per Powerbank oder über den gerade laufenden Computer wieder auftanken. Eine kleine LED an der Rückseite informiert über den Ladestatus. Solange der Akku nicht voll ist, leuchtet sie rot.
Klang
Das Travel von Tiny Audio kommt mit reichlich Power, das es seinem 2-Watt-Monolautsprecher zu verdanken hat. Auch die Wiedergabequalität stellt zufrieden, sofern man keine klanglichen Höhenflüge erwartet.
Fazit
Eigentlich zählt das Travel von Tiny Audio nicht zu den Geräten, über die man sich groß Gedanken vor dem Kauf macht. Wer denkt da schon an hervorragende Empfangsleistungen? Doch gerade die bietet es und macht das Travel zu einem interessanten Gerät für alle, die in Gebieten mit (noch) nicht optimaler DAB-Plus-Versorgung liegen.