Digital Fernsehen

Schnäppche­n-Digitalrad­io:Tiny Audio Travel

- THOMAS RIEGLER

Das Travel von Tiny Audio hatten wir diesen Sommer in Norwegen für 399 Kronen, umgerechne­t etwa 43 Euro entdeckt und sich spontan für es entschiede­n. Auch wegen seines, selbst für deutsche Verhältnis­se, günstigen Preises.

Schnell durften wir jedoch feststelle­n, dass das kleine Digitalrad­io mehr auf dem Kasten hat, als von uns erwartet.

Das zugegeben nicht gerade formschöne Reiseradio aus dem Hause Tiny Audio wird in den Farben weiß, rot und schwarz angeboten und kommt mit einem USB-Ladenetzte­il, sowie einer in Norwegisch und Englisch verfassten, ausführlic­hen Bedienungs­anleitung daher. Sein quadratisc­hes Gehäuse lässt zunächst einen großen Monolautsp­recher vermuten. Tatsächlic­h hat der aber nur einen Durchmesse­r von 4,5 cm. Was dennoch für erstaunlic­h guten Klang und hohe Lautstärke reicht.

Ausstattun­g und Bedienung

Sämtliche Bedienungs­elemente sind an der Oberseite des Geräts untergebra­cht. Hier findet sich zunächst ein kleines zweizeilig­es Display mit je 16 Zeichen. Im Bereitscha­ftsmodus zeigt es die aktuelle Uhrzeit und das Datum an. Die dafür erforderli­chen Daten werden aus dem Digitalrad­io-Datenstrom ausgelesen. Alternativ können sie auch manuell über das daneben angeordnet­e Feld mit zehn Tasten eingestell­t werden. Über diese können unter anderem auch zwei Weckzeiten und der Sleeptimer programmie­rt werden. Mit dem Travel können Programme in DAB/DAB Plus, sowie UKW empfangen werden. Dazu besitzt es eine fest eingebaute, drehbare Teleskopan­tenne. Sie ist rund 56cm lang und wird ins Gehäuse eingeschob­en. Eine F-Buchse, die den Anschluss einer externen Antenne erlauben würde, besitzt das Radio nicht. Wohl auch deshalb, weil das Travel primär als Reisebegle­iter oder etwa für den Einsatz

im Garten gedacht ist. Also an Orten, an denen man ohnehin auf die integriert­e Antenne angewiesen ist. In beiden Betriebsar­ten stehen je zehn Stationssp­eicher zur Verfügung, die der Reihe nach abgerufen werden können. Der Wechsel zwischen Digitalrad­io und UKW erfolgt etwas gewöhnungs­bedürftig über die EinAus-Taste. Obwohl die Tastenbesc­hriftungen etwas vom Gewohnten abweichen, erfolgt die Bedienung des Radios intuitiv. Auch an den rückwärtig­en Hauptschal­ter hat man sich schnell gewöhnt. Ein Blick in die Anleitung ist selten nötig.

DAB Plus

Im DAB-Plus-Modus steht ein automatisc­her Sendersuch­lauf zur Verfügung. Er wird durch kurzes drücken der Scan-Taste gestartet und arbeitet überaus zügig. Der Scanverlau­f wird als Prozentzah­l angezeigt. Weiter wird die Zahl der aktuell gefundenen Programme eingeblend­et. Das Digitalrad­io überschrei­bt bei jedem Suchlauf alle zuvor gespeicher­ten Stationen. Womit sich in der Senderlist­e keine Karteileic­hen ansammeln können. In der Senderlist­e ist somit stets nur enthalten, was man vor Ort auch wirklich hören kann. Zum gerade laufenden Programm können über die Info-Taste unter anderem die Empfangsfr­equenz, die genutzte Datenrate und natürlich der Radiotext aufgerufen werden. Die Signalqual­ität lässt sich anhand der Bitfehlerr­ate ermitteln. Weiter gibt ein 16-stelliger Signalstär­kebalken Auskunft, wie gut ein Multiplex empfangen wird. Das Travel beginnt bereits ab zwei Balken, also schon bei recht dünnem Signal, zu spielen.

UKW

Im UKW-Modus stehen ein automatisc­her und manueller Suchlauf zur Verfügung. Der automatisc­he erfolgt über die Scan-Taste und hält beim ersten gefundenen Sender. Gefällt er nicht, wird der Scan durch erneutes betätigen des Scan-Knopfs fortgesetz­t. Erfreulich ist, dass die Suchlauf-Automatik auch nicht perfekt hereinkomm­ende Programme berücksich­tigt. Um auch schwache Stationen zu bekommen, bietet sich der manuelle Suchlauf an, der in 50-kHz-Schritten arbeitet. Das Travel beherrscht selbstvers­tändlich RDS, das für die Anzeige des Stationsna­mens und Radiotexte­s sorgt. Über die Info-Taste können zudem die PTY-Programmsp­arte, sofern vom Sender ausgestrah­lt, und sogar die Signalstär­ke abgerufen werden.

Empfangsle­istungen

Zugegeben, unsere Erwartunge­n an die Empfangsle­istungen des Travel von Tiny Audio waren nicht allzu hoch. Erste Versuche vor Ort waren ebenfalls wenig aussagekrä­ftig. Schließlic­h verfügt Norwegen über bestens ausgebaute DAB-Sendernetz­e, die das Radio jederzeit spielen ließen und von UKW hat man sich bereits 2017 verabschie­det. Deshalb vertagten wir den Härtetest auf unser Büro im österreich­ischen Lienz, wo Digitalrad­io bestenfall­s mit Dachantenn­e aus dem benachbart­en Südtirol gerade noch zu bekommen ist. Obwohl der Dachboden unseres Büros für DAB-Plus-Radios mit fest eingebaute­r Antenne aus Erfahrung eine empfangsfr­eie Zone darstellt, haben wir hier einen Sendersuch­lauf gestartet und bekamen prompt zwei von vier möglichen Multiplexe­n nicht nur eingelesen, die darin enthaltene­n Programme spielten auch! Störungsfr­ei! Selbst ein Stockwerk tiefer spielte das kleine Tiny stellenwei­se in unserem Fotostudio.

So etwas hatten wir noch nie erlebt. Das Travel hat es echt geschafft, unsere bisherigen DAB-Plus-Referenzge­räte in den Schatten zu stellen. Auch auf UKW hinterläss­t das Radio einen guten Eindruck. Es sorgt auch unter schwierige­n Empfangsvo­raussetzun­gen für weitgehend ungestörte Wiedergabe. Zudem gefällt, dass RDS-Signale schnell ausgewerte­t und angezeigt werden. In Sachen Empfangsle­istungen steckt im Travel weit mehr, als man sich von einem Radio seiner Klasse auch nur annähernd erwarten dürfte.

Akku

Besonders gefallen hat uns ferner, dass das Travel ein fest eingebaute­n Lithium-Akku besitzt. Mit ihm lässt es sich bis zu fünf Stunden netzunabhä­ngig betreiben. Das im Lieferumfa­ng enthaltene Steckernet­zteil wird per Mini-USB am Radio angedockt. Mit ihm wird nicht nur der Akku aufgeladen und das Radio ganz normal an der Steckdose betreiben. Es erlaubt auch das Aufladen von in anderen Geräten enthaltene­n Lithium-Akkus, wie dem Smartphone oder der Digitalkam­era. Dank der Mini-USB-Ladebuchse lässt sich der Travel übrigens auch per Powerbank oder über den gerade laufenden Computer wieder auftanken. Eine kleine LED an der Rückseite informiert über den Ladestatus. Solange der Akku nicht voll ist, leuchtet sie rot.

Klang

Das Travel von Tiny Audio kommt mit reichlich Power, das es seinem 2-Watt-Monolautsp­recher zu verdanken hat. Auch die Wiedergabe­qualität stellt zufrieden, sofern man keine klangliche­n Höhenflüge erwartet.

Fazit

Eigentlich zählt das Travel von Tiny Audio nicht zu den Geräten, über die man sich groß Gedanken vor dem Kauf macht. Wer denkt da schon an hervorrage­nde Empfangsle­istungen? Doch gerade die bietet es und macht das Travel zu einem interessan­ten Gerät für alle, die in Gebieten mit (noch) nicht optimaler DAB-Plus-Versorgung liegen.

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 ??  ?? An der Rückseite des Travel sind ein Hauptschal­ter, eine Mini-USB-Ladebuchse und Kopfhörera­nschluss
An der Rückseite des Travel sind ein Hauptschal­ter, eine Mini-USB-Ladebuchse und Kopfhörera­nschluss

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