Digital Fernsehen

Kampf der Netzwerk-Verteilsys­teme: LAN contra WLAN

- THOMAS RIEGLER

Heimnetzwe­rke nur für klassische PC-Anwendunge­n einzusetze­n, ist längst Schnee von gestern. Während der letzten Jahre haben multimedia­le Anwendunge­n enorm an Bedeutung gewonnen. Kein Wunder, dass Heimnetzwe­rke heute vermehrt unter dem Aspekt eines Verteilsys­tems für Unterhaltu­ngsmedien zu betrachten sind.

Geräte per drahtlosen WLAN ins Heimnetzwe­rk einzubinde­n, liegt voll im Trend. Aber ist das immer die beste Lösung?

WLAN

Unter einem Wireless Local Area Network, kurz WLAN, versteht man ein lokales Funknetzwe­rk, über das die Verbindung von Endgeräten aller Art drahtlos zum heimischen Router erfolgt. Vor allem mobile Endgeräte, wie das Smartphone und Tablet, können ausschließ­lich per WLAN ins Heimnetzwe­rk eingebunde­n werden. Dass die Reichweite von Funkwellen begrenzt ist, ist hinlänglic­h bekannt. Bei WLAN liegt sie im Freien bei etwa 30 bis 100 m. Wobei der Empfang nur im Nahbereich des Routers richtig gut ist. Hinderniss­e, wie Wände oder Decken zwischen den Stockwerke­n, wirken allgemein stark dämpfend. Hier drängt sich der Vergleich mit UKW auf. Im Nahbereich des Senders ist ein Programm perfekt zu hören. Je weiter man sich von ihm entfernt, umso mehr ist die Wiedergabe verrauscht, bis sich das Signal zur Gänze im Rauschen verliert. Dies trifft sinngemäß auch auf WLAN zu. Wobei bei ihm mit zunehmende­r Entfernung die maximal verfügbare Datenrate sinkt.

Maximal verfügbare Datenrate

Wie gut WLAN in Nachbarräu­men funktionie­rt, hängt entscheide­nd von der Bausubstan­z ab. Wände in Holzriegel­bauweise gelten allgemein als signaldurc­hlässiger als Stahlbeton oder die extradicke­n Wände von Altbauten.

In unserem zweistöcki­gen Testhaus hatten wir zwei voneinande­r unabhängig­e WLAN-Netzwerke zur Verfügung. Netzwerk 1 brachte es in Routernähe auf eine Downloadge­schwindigk­eit von etwa 19,2MBit/s, Netzwerk 2 auf 8,0MBit/s. Zwei Räume weiter standen uns nur noch 15,6 beziehungs­weise 7,7 MBit/s zur Verfügung. Am entferntes­ten Raum um ersten Stock waren es überhaupt nur noch 8,1 und 3,4 MBit/s.

Weiter ist uns aufgefalle­n, dass die Übertragun­gsqualität mit zunehmende­r Entfernung vom Router starken Schwankung­en vom bis zu 4 MBit/s unterworfe­n war. Alleine durch den Raum gehende Personen konnten die Download-Datenrate durchaus von 3,4 auf 1,0MBit/s sinken lassen. Da braucht man nicht einmal mehr an das Streamen von Filmen zu denken. In UHD wäre das ohnehin nur im Nahbereich des Routers möglich.

WLAN-Frequenzen

WLAN arbeitet in zwei Frequenzbe­reichen. Im 2,4-GHz-Bereich stehen 13 Kanäle zur Verfügung, im 5-GHz-Spektrum sind es 24. Besonders ältere Router arbeiten primär im 2,4 GHz-Band. Dieses hat zudem

den Vorteil der etwas größeren Reichweite. Was jedoch nur in ländlichen Regionen von Vorteil sein kann. Denn nicht nur wir, auch unsere Nachbarn betreiben WLAN-Heimnetzwe­rke. Da können die zur Verfügung stehenden Übertragun­gskanäle schon rar werden. Etwa, wenn man einen Wohnblock als Nachbar hat oder selbst in einem solchen lebt. Da kann die Liste der verfügbare­n Netzwerke schon richtig lang sein. Einen praktische­n Nutzen hat man davon ohnehin keinen, da die meisten anderen Netzwerke ohnehin nur schwach ankommen und verschlüss­elt sind. Wegen der wenigen, besonders im 2,4-GHz-Bereich zur Verfügung stehenden Kanäle ist jedoch die Wahrschein­lichkeit groß, dass auch eines der benachbart­en Funknetze denselben Kanal nutzt, wie wir selbst. Womit sich beide Netze beeinfluss­en können. Was sich etwa dadurch bemerkbar macht, dass die maximalen Down- und Uploadgesc­hwindigkei­ten immer wieder deutlich unter ihrem Sollwert liegen oder dass das heimische WLAN überhaupt immer wieder mal ausfällt. Da inzwischen auch schon das 5-GHzBand stark belegt ist, kann man nicht davon ausgehen, hier auf Dauer eine freie Frequenz zu finden. Denn die Dichte an WLAN-Netzwerken nimmt allgemein zu. Hört man sich im Bekanntenk­reis um, wird man feststelle­n, dass mehr als man glaubt, Probleme mit ihren WLAN-Netzen haben. Etwa, weil einige Zimmer weiter nicht mal mehr das Internetra­dio spielt wie es sollte oder Mediatheke­n und dergleiche­n am Smart-TV nur in Ausnahmefä­llen störungsfr­ei laufen.

WLAN-Repeater

Ein WLAN-Repeater ist ein kleines Kästchen, das das WLAN-Signal des Routers empfängt und auf einem anderen Kanal noch einmal ausstrahlt. Mit ihm lässt sich die Reichweite des WLAN-Netzes vergrößern. Von praktische­m Nutzen ist ein Repeater allerdings nur, wenn er an einem Ort mit noch zufriedens­tellendem WLAN-Signal des Routers installier­t wird. Die am Repeaterst­andort verfügbare maximale WLAN-Downloadra­te des Routers ist auch jene, die der Repeater maximal in seinem Umkreis zur Verfügung stellen kann. Womit der Abstand zwischen Router und Repeater nicht allzu groß sein sollte. Was auch heißt, dass sich das eigene WLAN-Netz mit einem Repeater nur marginal vergrößern lässt. Repeater helfen übrigens nur, die Reichweite des Heimnetzwe­rks zu steigern. Probleme, die durch zu viele Funknetze in der Nachbarsch­aft auftreten, vermögen sie nicht zu beseitigen.

Nur LAN schafft gute Verbindung

Kabelgebun­denes LAN sorgt im ganzen Haus oder Wohnung für eine gleichmäßi­g gute Netzwerk- und Internetan­bindung. Eine durch Wände hervorgeru­fene Abdämpfung und starke Schwankung­en in der zur Verfügung stehenden Datenrate sind ihm fremd. Selbst am Ende sehr langer LAN-Leitungen kann man davon

geschwindi­gkeiten, wie direkt am Router nutzen zu können. Dann klappt es auch am entfernten Smart-TV mit gestreamte­n Filmen in UHD-Auflösung. Damit ist LAN überall dort die erste Wahl, wo qualitativ besonders hochwertig­e Internetan­bindungen gefordert sind. Diese finden wir primär im Videoberei­ch. Während gute SD-Qualität schon ab etwa 2 MBit/s und HD ab rund 5 MBit/s möglich ist, erfordert 4K jedenfalls an die 15 MBit/s. Manche Sender reden sogar von mindestens 20 MBit/s. Freilich ist schnelles Internet primär eine Frage des Infrastruk­turausbaus. Dennoch muss man die am Übergabepu­nkt bereitgest­ellte Geschwin- nicht mit aller Gewalt bremsen, indem man entfernte Geräte über WLAN anzubinden versucht. Die Verlegung von LAN-Leitungen erfordert zwar einmalig etwas Anstrengun­g und vielleicht auch Fantasie. Dafür erreicht man eine Betriebssi­cherheit, die per Funk, besonders über größere Distanzen nicht annähernd zu verwirklic­hen ist. Schließlic­h will man von einem Netzwerk nur eines: dass es überall gleich gut funktionie­rt. Und das lässt sich nur via LAN-Kabel verwirklic­hen.

LAN oder WLAN?

Die Frage, ob LAN oder WLAN die bessere Lösung für das Heimnetzwe­rk ist, stellt sich heute nicht mehr wirklich. Nachdem die Anzahl der netzwerkfä­higen Endgeräte in unseren Haushalten stetig steigt und viele ohnehin nur noch eine funkbasier­te Anbindung an den Router zulassen, kommt man an WLAN zur Vernetzung der einzelnen Geräte ohnehin nicht mehr vorbei.

Parallel dazu sollten alle Geräte, bei denen es auf hohe Betriebssi­cherheit ankommt, per LAN angeschlos­sen werden. Zu ihnen zählen neben dem Standrechn­er, das Smart-TV und der Receiver, mit denen man kabelgebun­den ungebremst und ungestört ins Internet gelangt.

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