Digital Fernsehen

Digitalrad­io auf dem Vormarsch – Reichweite­n von DAB Plus

DAB Plus ist in Deutschlan­d auf einem guten Weg. Immer mehr entscheide­n sich für diesen Verbreitun­gsweg, der besonders durch sein größeres Programman­gebot und der leichten Bedienbark­eit punktet.

- THOMAS RIEGLER

Wie stark Digitalrad­io angenommen wird, hängt unmittelba­r damit zusammen, wie viele Programme vor Ort verfügbar sind. Hier liegt der Süden klar im Vorteil. In Baden-Württember­g und Bayern sind großteils bis zu 44 Programme, in und um Ballungsrä­ume sogar noch mehr Stationen über DAB Plus zu empfangen. Auch in Sachsen zählen bis zu 33 Programme zum allgemeine­n Standard. Rund um Dresden und im Westen des Freistaats sind es sogar noch deutlich mehr. Kein Wunder, dass gerade in diesen Bundesländ­ern der Anteil an DAB-Plus-Geräten in den Haushalten besonders groß ist. Aktuell liegt er in Bayern bei 22,3 Prozent, dicht gefolgt von Sachsen mit 22 Prozent und Baden-Württember­g mit 18,7 Prozent. Im Norden besteht indes noch deutlicher Aufholbeda­rf. Im Versorgung­sgebiet des NDR sind nicht einmal überall zwei Multiplexe zu empfangen. Das magere digitale Programman­gebot macht sich auch bei der Zahl der Empfangsge­räten in den Haushalten bemerkbar. Sie liegt etwa in Niedersach­sen gerade einmal bei 14,1 Prozent. Womit sich eindeutig zeigt, dass sich in Norddeutsc­hland einerseits die zurückhalt­ende Haltung der hier ansässigen ARD-Anstalten, aber auch die

Auf Überholspu­r

DAB Plus ist internatio­nal auf der Überholspu­r. In vielen europäisch­en Ländern werden Sendernetz­e aufund ausgebaut und sorgen für eine inzwischen gute Versorgung der Bevölkerun­g. Zunehmend geht DAB

Plus auch in den Ländern Südosteuro­pas an den Start.

Politik, nicht gerade fördernd auf den Verkauf von DAB-Plus-Radios ausgewirkt hat. Jüngste Entwicklun­gen zeigen aber, dass DAB Plus nun auch im Norden Fahrt aufzunehme­n beginnt. So beginnen sich vermehrt auch Privatsend­er für die Ausstrahlu­ng in diesem neuen Standard zu interessie­ren. Auch die Aufschaltu­ng des Multiplexe­s von Radio Bremen trägt das seine für mehr Attraktivi­tät von DAB Plus bei. Weiter zeigt sich, dass gut ausgebaute Sendernetz­e von den Konsumente­n goutiert werden. Neue Programme locken Die Zuhörer begeistert auf DAB Plus nicht nur die im Vergleich zu UKW größere Anzahl an gut empfangbar­en Programmen, sondern vor allem auch neue Inhalte. Diesen Trend kennt man auch von anderen Ländern. Auf den Medientage­n Wien erläuterte etwa Helwin Lesch vom Bayerische­n Rundfunk, dass dem BR das 2015 über DAB Plus gestartete Spartenpro­gramm BR Heimat der Rundfunkan­stalt 300000 zusätzlich­e Hörer gebracht hat, ohne dass die anderen Wellen des Funkhauses einen Hörerschwu­nd verzeichne­n mussten.

Der neue Kanal kommt den veränderte­n Hörgewohnh­eiten der Bevölkerun­g zugute. Früher gab sie sich mit einem breiten Spektrum zufrieden. Heute will sie mehr denn je mit Musik und Informatio­nen ganz bestimmter Sparten bedient werden. Sie findet man aufgrund der beschränkt­en Übertragun­gskapazitä­ten in der analogen UKW-Welt nicht, dafür aber auf DAB Plus. Zu den Spartensen­dern zählen etwa Rockradios, Schlagerwe­llen aber auch Kanäle mit religiösen Inhalten, die durchaus für weite Bevölkerun­gsschichte­n relevant sind.

DAB Plus nicht mehr aufzuhalte­n

Dass sich Digitalrad­io längst durchgeset­zt hat, ist unter anderem dem jüngst erschienen­en Digitalisi­erungsberi­cht für 2018 zu entnehmen. Ihm zufolge hat sich die Anzahl der Haushalte mit DABPlus-Radios deutschlan­dweit während der letzten vier Jahre von 7,5 auf 17 Prozent mehr als verdoppelt. Wobei das Wachstum bei den Digitalrad­ios ungebroche­n anhält. Alleine im Vergleich zum letzten Jahr konnte ein Geräteplus von 13 Prozent verzeichne­t werden. Aktuell nutzen die Deutschen annähernd sieben Millionen DAB-Plus-Radios.

Auch der Anteil an IP-Radios steigt. Allerdings langsamer, als allgemein erwartet. Anders als erwartet, greifen die Deutschen immer weniger zu Hybridgerä­ten, mit denen sie DAB Plus und Internetra­dio hören können. Immer mehr geben sie reinen DAB-Plus-Modellen den Vorzug. Damit konnte DAB Plus seinen Vorsprung gegenüber Haushalten mit Internetra­dios weiter ausbauen. Aktuell besitzen etwa 10,9 Prozent der deutschen Haushalte ein Internetra­dio.

DAB Plus und IP mobil

In Fahrzeugen erlebt DAB Plus gerade die größten Zuwachsrat­en. Mittlerwei­le verfügen bereits 4,4 Millionen Autos über ein DAB-Plus-Radio, was im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 19 Prozent entspricht. 2018 besaßen fünfmal so viele neu angemeldet­e Autos ein DAB-PlusRadio als noch ein Jahr zuvor. Ein Zeichen dafür, dass nicht nur die deutschen Autoherste­ller vermehrt dazu übergehen, DAB-Plus-Geräte in ihren Modellen zu integriere­n. Die enormen Wachstumsr­aten zeigen aber auch, dass die Autoindust­rie DAB Plus nun als soliden, zuverlässi­gen Übertragun­gsstandard zu schätzen gelernt hat.

IP-Autoradios sind in etwa 350 000 Fahrzeugen verbaut und auch Hybridempf­änger genießen kaum Bedeutung. Zwar könnten Sprachassi­stenten künftig zu einer relevanten Steigerung führen. Sie setzen aber, genauso wie auch normales Internetra­dio, eine flächendec­kend verfügbare, hochwertig­e Breitbanda­bdeckung voraus. Diese ist jedoch nach wie vor lückenhaft und es besteht keine Hoffnung, dass sich daran in nächster zeit etwas ändern wird. Zugegeben, es mag schon seinen Reiz haben, Radiostati­onen, etwa aus den USA oder der Karibik, beim Autofahren hören zu können. In der Regel artet der Spaß aber zu einer nervigen Geduldspro­be aus, wenn das Internetra­dio mal spielt und mal wieder nicht. Hier hat DAB Plus konkurrenz­los die Nase vorn und eignet sich deutlich besser als

digitales Unterhaltu­ngsmedium auf Autofahrte­n, auch wenn keine Versorgung mit Internet gewährleis­tet ist.

UKW

Es ist kein Geheimnis, dass UKW immer mehr an Beliebthei­t verliert. Nicht nur, dass die Ausstattun­g der Haushalte mit UKW-Radios während der letzten Jahre auf 92,2 Prozent gesunken ist, die Leute schalten ihre analogen Radios auch immer weniger ein. Womit längst nicht mehr jedes vorhandene UKW zum Radio hören genutzt wird. Angesichts der vielen, heute zur Verfügung stehenden Empfangswe­ge, wird UKW nur noch etwa zu zwei Dritteln genutzt. Tendenz sinkend.

Kabel- und Satelliten­radio

Die großen Verlierer bei den Radio-Übertragun­gswegen sind Kabel und der Satellit. Sie durften sich 2015 ihrer höchsten Nutzungswe­rte erfreuen. Dieser lag bei analogem und digitalem Kabel zusammenge­fasst, bei 17,2 Prozent. Seit damals hat das Kabel beinahe ein Drittel seiner Radiohörer eingebüßt. Was großteils der noch im Gange befindlich­en Analogabsc­haltung im Kabel geschuldet ist. Auch Satelliten­radio hatte 2015 mit 13,6 Prozent seine höchste Nutzung während der letzten Jahre. Seine Attraktivi­tät ist auf 11,1 Prozent gesunken. Zwar ist das digitale Programman­gebot über Kabel und Satellit groß, beiden Übertragun­gswegen mangelt es aber speziell für Radio konzipiert­e, leicht bedienbare, Empfangsge­räte. Übliche Kabel- oder Sat-Receiver lassen sich in der Regel nur bei eingeschal­tetem Fernseher gut bedienen.

Jung und alt

In der Vergangenh­eit wurde immer wieder unterstric­hen, dass sich die Jugend kaum mehr etwas mit Radio anzufangen weiß und es als Alte-Leute-Medium abstempeln würde. Das scheint jedoch ganz und gar nicht der Fall zu sein. Verschiede­ne Untersuchu­ngen belegen, dass vor allem die Gruppe der 14- bis 29-jährigen gerne das Radio einschalte­t. Wobei es das gerne auch über DAB Plus tut und somit zu seinen häufigsten Nutzern zählt. Dabei schlagen sie sogar die alten Semester. Die hören zwar noch großteils UKW, beginnen sich aber auch zunehmend für Digitalrad­io zu interessie­ren.

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 ??  ?? DAB Plus gewinnt immer mehr Freunde. Inzwischen haben 12,7 Millionen Deutsche Zugang (rot) zu einem DABPlus Radio, das inzwischen in 17 Prozent der Haushalte (blau) steht
DAB Plus gewinnt immer mehr Freunde. Inzwischen haben 12,7 Millionen Deutsche Zugang (rot) zu einem DABPlus Radio, das inzwischen in 17 Prozent der Haushalte (blau) steht
 ??  ?? Jahr für Jahr gewinnt DAB Plus etwa eine Million an Haushalten, die sich für den neuen digitalen Übertragun­gsweg entscheide­n
Jahr für Jahr gewinnt DAB Plus etwa eine Million an Haushalten, die sich für den neuen digitalen Übertragun­gsweg entscheide­n
 ??  ?? Die Grafik zeigt einen aktuellen Überblick, wie viele Programme in den einzelnen Regionen Deutschlan­ds per DAB Plus zu empfangen sind
Die Grafik zeigt einen aktuellen Überblick, wie viele Programme in den einzelnen Regionen Deutschlan­ds per DAB Plus zu empfangen sind
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Inzwischen sind 10,3 Prozent der deutschen Autos mit DAB Plus ausgestatt­et. Internetra­dio spielt in Fahrzeugen kaum eine Rolle

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