Digitalradio auf dem Vormarsch – Reichweiten von DAB Plus
DAB Plus ist in Deutschland auf einem guten Weg. Immer mehr entscheiden sich für diesen Verbreitungsweg, der besonders durch sein größeres Programmangebot und der leichten Bedienbarkeit punktet.
Wie stark Digitalradio angenommen wird, hängt unmittelbar damit zusammen, wie viele Programme vor Ort verfügbar sind. Hier liegt der Süden klar im Vorteil. In Baden-Württemberg und Bayern sind großteils bis zu 44 Programme, in und um Ballungsräume sogar noch mehr Stationen über DAB Plus zu empfangen. Auch in Sachsen zählen bis zu 33 Programme zum allgemeinen Standard. Rund um Dresden und im Westen des Freistaats sind es sogar noch deutlich mehr. Kein Wunder, dass gerade in diesen Bundesländern der Anteil an DAB-Plus-Geräten in den Haushalten besonders groß ist. Aktuell liegt er in Bayern bei 22,3 Prozent, dicht gefolgt von Sachsen mit 22 Prozent und Baden-Württemberg mit 18,7 Prozent. Im Norden besteht indes noch deutlicher Aufholbedarf. Im Versorgungsgebiet des NDR sind nicht einmal überall zwei Multiplexe zu empfangen. Das magere digitale Programmangebot macht sich auch bei der Zahl der Empfangsgeräten in den Haushalten bemerkbar. Sie liegt etwa in Niedersachsen gerade einmal bei 14,1 Prozent. Womit sich eindeutig zeigt, dass sich in Norddeutschland einerseits die zurückhaltende Haltung der hier ansässigen ARD-Anstalten, aber auch die
Auf Überholspur
DAB Plus ist international auf der Überholspur. In vielen europäischen Ländern werden Sendernetze aufund ausgebaut und sorgen für eine inzwischen gute Versorgung der Bevölkerung. Zunehmend geht DAB
Plus auch in den Ländern Südosteuropas an den Start.
Politik, nicht gerade fördernd auf den Verkauf von DAB-Plus-Radios ausgewirkt hat. Jüngste Entwicklungen zeigen aber, dass DAB Plus nun auch im Norden Fahrt aufzunehmen beginnt. So beginnen sich vermehrt auch Privatsender für die Ausstrahlung in diesem neuen Standard zu interessieren. Auch die Aufschaltung des Multiplexes von Radio Bremen trägt das seine für mehr Attraktivität von DAB Plus bei. Weiter zeigt sich, dass gut ausgebaute Sendernetze von den Konsumenten goutiert werden. Neue Programme locken Die Zuhörer begeistert auf DAB Plus nicht nur die im Vergleich zu UKW größere Anzahl an gut empfangbaren Programmen, sondern vor allem auch neue Inhalte. Diesen Trend kennt man auch von anderen Ländern. Auf den Medientagen Wien erläuterte etwa Helwin Lesch vom Bayerischen Rundfunk, dass dem BR das 2015 über DAB Plus gestartete Spartenprogramm BR Heimat der Rundfunkanstalt 300000 zusätzliche Hörer gebracht hat, ohne dass die anderen Wellen des Funkhauses einen Hörerschwund verzeichnen mussten.
Der neue Kanal kommt den veränderten Hörgewohnheiten der Bevölkerung zugute. Früher gab sie sich mit einem breiten Spektrum zufrieden. Heute will sie mehr denn je mit Musik und Informationen ganz bestimmter Sparten bedient werden. Sie findet man aufgrund der beschränkten Übertragungskapazitäten in der analogen UKW-Welt nicht, dafür aber auf DAB Plus. Zu den Spartensendern zählen etwa Rockradios, Schlagerwellen aber auch Kanäle mit religiösen Inhalten, die durchaus für weite Bevölkerungsschichten relevant sind.
DAB Plus nicht mehr aufzuhalten
Dass sich Digitalradio längst durchgesetzt hat, ist unter anderem dem jüngst erschienenen Digitalisierungsbericht für 2018 zu entnehmen. Ihm zufolge hat sich die Anzahl der Haushalte mit DABPlus-Radios deutschlandweit während der letzten vier Jahre von 7,5 auf 17 Prozent mehr als verdoppelt. Wobei das Wachstum bei den Digitalradios ungebrochen anhält. Alleine im Vergleich zum letzten Jahr konnte ein Geräteplus von 13 Prozent verzeichnet werden. Aktuell nutzen die Deutschen annähernd sieben Millionen DAB-Plus-Radios.
Auch der Anteil an IP-Radios steigt. Allerdings langsamer, als allgemein erwartet. Anders als erwartet, greifen die Deutschen immer weniger zu Hybridgeräten, mit denen sie DAB Plus und Internetradio hören können. Immer mehr geben sie reinen DAB-Plus-Modellen den Vorzug. Damit konnte DAB Plus seinen Vorsprung gegenüber Haushalten mit Internetradios weiter ausbauen. Aktuell besitzen etwa 10,9 Prozent der deutschen Haushalte ein Internetradio.
DAB Plus und IP mobil
In Fahrzeugen erlebt DAB Plus gerade die größten Zuwachsraten. Mittlerweile verfügen bereits 4,4 Millionen Autos über ein DAB-Plus-Radio, was im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 19 Prozent entspricht. 2018 besaßen fünfmal so viele neu angemeldete Autos ein DAB-PlusRadio als noch ein Jahr zuvor. Ein Zeichen dafür, dass nicht nur die deutschen Autohersteller vermehrt dazu übergehen, DAB-Plus-Geräte in ihren Modellen zu integrieren. Die enormen Wachstumsraten zeigen aber auch, dass die Autoindustrie DAB Plus nun als soliden, zuverlässigen Übertragungsstandard zu schätzen gelernt hat.
IP-Autoradios sind in etwa 350 000 Fahrzeugen verbaut und auch Hybridempfänger genießen kaum Bedeutung. Zwar könnten Sprachassistenten künftig zu einer relevanten Steigerung führen. Sie setzen aber, genauso wie auch normales Internetradio, eine flächendeckend verfügbare, hochwertige Breitbandabdeckung voraus. Diese ist jedoch nach wie vor lückenhaft und es besteht keine Hoffnung, dass sich daran in nächster zeit etwas ändern wird. Zugegeben, es mag schon seinen Reiz haben, Radiostationen, etwa aus den USA oder der Karibik, beim Autofahren hören zu können. In der Regel artet der Spaß aber zu einer nervigen Geduldsprobe aus, wenn das Internetradio mal spielt und mal wieder nicht. Hier hat DAB Plus konkurrenzlos die Nase vorn und eignet sich deutlich besser als
digitales Unterhaltungsmedium auf Autofahrten, auch wenn keine Versorgung mit Internet gewährleistet ist.
UKW
Es ist kein Geheimnis, dass UKW immer mehr an Beliebtheit verliert. Nicht nur, dass die Ausstattung der Haushalte mit UKW-Radios während der letzten Jahre auf 92,2 Prozent gesunken ist, die Leute schalten ihre analogen Radios auch immer weniger ein. Womit längst nicht mehr jedes vorhandene UKW zum Radio hören genutzt wird. Angesichts der vielen, heute zur Verfügung stehenden Empfangswege, wird UKW nur noch etwa zu zwei Dritteln genutzt. Tendenz sinkend.
Kabel- und Satellitenradio
Die großen Verlierer bei den Radio-Übertragungswegen sind Kabel und der Satellit. Sie durften sich 2015 ihrer höchsten Nutzungswerte erfreuen. Dieser lag bei analogem und digitalem Kabel zusammengefasst, bei 17,2 Prozent. Seit damals hat das Kabel beinahe ein Drittel seiner Radiohörer eingebüßt. Was großteils der noch im Gange befindlichen Analogabschaltung im Kabel geschuldet ist. Auch Satellitenradio hatte 2015 mit 13,6 Prozent seine höchste Nutzung während der letzten Jahre. Seine Attraktivität ist auf 11,1 Prozent gesunken. Zwar ist das digitale Programmangebot über Kabel und Satellit groß, beiden Übertragungswegen mangelt es aber speziell für Radio konzipierte, leicht bedienbare, Empfangsgeräte. Übliche Kabel- oder Sat-Receiver lassen sich in der Regel nur bei eingeschaltetem Fernseher gut bedienen.
Jung und alt
In der Vergangenheit wurde immer wieder unterstrichen, dass sich die Jugend kaum mehr etwas mit Radio anzufangen weiß und es als Alte-Leute-Medium abstempeln würde. Das scheint jedoch ganz und gar nicht der Fall zu sein. Verschiedene Untersuchungen belegen, dass vor allem die Gruppe der 14- bis 29-jährigen gerne das Radio einschaltet. Wobei es das gerne auch über DAB Plus tut und somit zu seinen häufigsten Nutzern zählt. Dabei schlagen sie sogar die alten Semester. Die hören zwar noch großteils UKW, beginnen sich aber auch zunehmend für Digitalradio zu interessieren.