Münchner Medientage 2018 im Überblick
Vom 24. bis 26. Oktober traf sich die Medienwelt zu den Medientagen in München. Der Branchentreff zeigt in einem Ausstellungsbereich und einem Kongress, welche Trends und Entwicklungen uns künftig rund ums Thema Radio und Fernsehen sowie die hybriden Dienste erwarten werden.
Auch heuer wurden wieder viele spannende Entwicklungen präsentiert, von denen wir alle früher oder später profitieren können.
UHD mit 100p
Das IRT präsentierte auf seinem Stand Ultra-HD in HDR und mit 100p. Also mit 100 Vollbildern pro Sekunde. Die doppelte Bildfrequenz sorgt für messerscharfe Konturen selbst bei schnellen Bewegungen, wie sie etwa bei Sportsendungen üblich sind. Für uns überraschend war, dass für diese hervorragende Bildqualität nur etwa 30 Prozent mehr an Übertragungskapazität benötigt wird. Anfangs möchte man meinen, dass dafür die doppelte Datenrate erforderlich ist. Schließlich werden auch zweimal so viele Einzelbilder übertragen. Das Geheimnis liegt allerdings in der Art der digitalen Bildübertragung. Bei ihr werden ja nur die Änderungen von einem Einzelbild zum Nächsten ausgestrahlt. Und diese sind bei einer derart schnellen Bildwechselfrequenz äußerst gering. Womit sich auch die überraschend geringe benötigte Über-
tragungskapazität erklärt. Bis wir in den Genuss dieses noch einmal verbesserten 4K kommen werden, steht allerdings in den Sternen. Nicht, weil es dafür spezielle, besonders ausgerüstete UHD-Fernseher bräuchte, sondern vielmehr, weil noch nicht absehbar ist, ab wann die großen Vollprogramme in 4K verfügbar sein werden.
Interaktives Fernsehen
Dass der über das Breitband geschaffene Rückkanal unsere Smart-TVs interaktiv macht, ist uns soweit schon bekannt. Wir nutzen ihn schon seit geraumer Zeit, um etwa über Videoplattformen Filme abzurufen und navigieren damit via HbbTV 2 in Mediatheken. Auf den Medientagen zeigte das IRT eine HbbTV-2-Anwendung, mit der es uns künftig möglich sein kann, bequem an Abstimmungen oder etwa Quizsendungen mitzuwirken. Dazu wurde etwa eine Matte mit Kontakten gezeigt, die den Lösungsfeldern der Rateshow 1, 2 oder 3 ähneln. Auf sie können die Kinder zur Beantwortung von Fragen springen und so gemeinsam mit den Kandidaten im TV am Spiel teilnehmen. Die gleiche Funktionalität hat das IRT auch in ein kleines Kästchen gepackt, mit dem die Abstimmung einfach per Knopfdruck erfolgt. Voraussetzung für das Funktionieren dieser simpel klingenden Anwendung ist die via HbbTV 2 realisierte Media-Synchronisation. Sie sorgt dafür, dass unsere Abstimmungen nicht zu spät beim Sender einlangen und so auch berücksichtigt werden können. Zur Übertragung der Sensorsignale braucht es übrigens nur einen Mini-PC mit WLAN-Schnittstelle, der die Verbindung zur HbbTV-Anwendung herstellt.
Hybridradio
Unter dem Namen HRadio wurde ein neuer Ansatz von Hybridradio demonstriert. Dieses europäische Projekt vereinfacht die Entwicklung von digitalen Radioapplikationen auf verschiedenen Plattformen und zeigt auf, wie sich klassischer Rundfunk mit Online-Anwendungen kombinieren lässt, ohne dass sich der Nutzer Gedanken über den gerade verwendeten Empfangsweg zu machen braucht. Ein Highlight dabei ist etwa, wie sie lineares DAB Plus mit Internetradio verbinden lässt. Wobei der Fokus darauf gelegt wurde, wie man ein Radioprogramm weiter hören kann, wenn man gerade sein Sendegebiet verlässt. Über Internet müssen Radioprogramme nicht zwingend über Plattformen wie Tunein gehört werden. Es besteht auch die Möglichkeit, den originalen DAB-Plus-Datenstrom eines Programms zu streamen. Das Radio erkennt nur, dass es gerade DAB Plus empfängt, egal, ob dieses nun über das terrestrische Digitalradio-Sendernetz oder das mobile Internet zugeliefert wird. Daraus ergeben sich zahlreiche Vorteile. Da über DAB Plus und das Internet derselbe Datenstrom kommt, laufen beide Übertragungswege absolut synchron, sind exakt gleich laut und liefern bis ins kleinste Detail dieselbe Tonqualität. Weiter sind alle Digitalradio-Zusatzdaten, wie die Slideshow und der Radiotext, weiter verfügbar. Zu den weiteren Funktionalitäten von HRadio gehört die Verknüpfung von linearem Radio und nichtlinearen Inhalten zu einem hybriden Dienst. Dazu gehört
etwa, dass man Radioprogramme auch anhalten und zeitversetzt weiterhören kann. Wobei auch ein Wechsel von einem Empfangsgerät zu einem anderen, wie etwa vom Küchen- zum Autoradio, möglich sein soll. Das soll etwa Hörern helfen, ihre Radioprogramme künftig so zu erleben, wie sie es sich wünschen. Weiter würde es den Sendern erlauben, sich anstatt auf Technologien, auf Inhalte konzentrieren zu können.
DAB Plus
Bayern bekommt zwei weitere regionale Digitalradio-Multiplexe. Bereits um den 15. Dezember soll der Allgäu-Multiplex auf Kanal 8B auf Sendung gehen. Bereits im Mai hat die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) die Sendegenehmigungen für den neuen Multiplex bestimmt. Demnach sollen über ihn Hitradio RT1 Südschwaben, RSA Radio, RSA Ostallgäu, RSA Lindau und Radio Galaxy Kempten, sowie die bislang nur im Kabel und Internet vertretenen Programme RSA 2 Heimatmelodie, RSA 3 Holiday und Allgäu Hit kommen. Auch Arabella Plus ist im Gespräch. Wobei nicht alle Programme ab dem Sendestart des 8B mit an Bord sein werden. Zunächst wird das neue Paket über die Standorte Grünten und Memmingen kommen. In einer zweiten Ausbaustufe sollen die Standorte Markt Wald und Pfronten hinzu kommen. Voraussichtlich um den 1. Juli 2019 soll auch der Voralpen-Multiplex, der die Alpenregion im Süden Oberbayerns abdeckt, auf Sendung gehen. Weitere Details dazu sind noch nicht bekannt.
Rund um Sprachsteuerung
Die Kenner der Branche sind sich einig. Die Sprachsteuerung wird während der kommenden Jahre rasant an Bedeutung gewinnen. Was nur eine logische Entwicklung wäre. Zunächst mussten wir unsere Handys über Tastaturen bedienen, dann folgten der Touchscreen und die Wischfunktion. Die Sprachsteuerung ist somit der nächste logische Schritt. Auf den Medientagen war eine gewisse Verunsicherung von Radioveranstaltern vor den smarten Lautsprechern zu verspüren. Ihnen geht es vor allem darum, dass ihre Programme auch in Zukunft über solche Geräte gefunden werden. Wobei nicht der Zugang über irgendwelche Radio-Plattformen, sondern Direktzugänge zu ihren eigenen Streamadressen im Fokus stehen. Sie erachtet man als zuverlässigsten Weg, die eigenen Angebote an den Mann zu bringen. Um sicherzugehen, dass Programme von den Hörern über die von den Sendern favorisierten Wege hören, sollen genau definierte Befehle helfen.
5G
In aller Munde war auch der neue Mobilfunkstandard 5G. Noch vor kurzem wurde er als eierlegende Wollmilchsau in den Himmel gepriesen. Während der Medientage wurde auf mehreren Panels offenkundig, dass 5G bei weitem nicht so glänzen wird, wie man uns Glauben machen wollte. Unbestritten ist, dass mit 5G sehr hohe Down- und Uploadgeschwindigkeiten möglich sein werde. Bis es jedoch soweit ist, werden noch viele Jahre ins Land ziehen. Wie schon bei den vorangegangenen Mobilfunkstandards wird man von 5G zuerst in den ballungsräumen profitieren. Auf dem dünn besiedelten Land wird 5G wohl auf sehr lange Sicht nicht mehr als ein Traum bleiben.