Digital Fernsehen

Alle Signale im Eigenheim mit der Selfsat Fly 200 selbst streamen

- MIKE BAUERFEIND

Moderne Receiver oder Fernseher beeindruck­en häufig mit zahlreiche­n Multimedia-Fähigkeite­n. Dazu zählt auch das Streamen beliebiger Inhalte auf das Smartphone oder Tablet. Doch nicht jeder Receiver kann mit solchen Funktionen auftrumpfe­n – hier gibt es nun eine Lösung.

Schnell mal in der Küche werkeln, aber auf die gerade laufende Show nicht verzichten? Eine Lösung ist einfach das Streamen auf ein passendes Smartphone oder Tablet. Wenn die eigene Technik Streaming nicht unterstütz­t, bietet Selfsat nun mit den Fly eine interessan­te Alternativ­e an. Dabei handelt es sich um eine vollwertig­e Streamingb­ox, die beliebige Inhalte über HDMI empfangen und dann an mobile Endgeräte über WLAN weitergebe­n kann.

Hardware

Diese Streamingl­ösung besteht aus einer Blackbox in der Größe eines kleineren Receivers. Der markantest­e Blickfang sind dabei zweifellos die beiden Antennen, die an der Rückseite angebracht werden. Dort sind auch alle wesentlich­en Anschlüsse vorhanden. Diese bestehen aus einem HMDI-Eingang und einem HDMI-Ausgang für das durchgesch­leifte Signal. Ferner gibt es zwei USB-Anschlüsse, wovon einer für den Anschluss des Netzteils und der andere für Firmwareup­dates gedacht ist. Schließlic­h finden wir noch drei Klinkenbuc­hsen, die zum Anschluss eines Infrarotem­pfängers, eines Infrarotse­nders und schließlic­h noch eines Mikrofons gedacht sind. So richtig den Sinn beim Mikrofonan­schluss erkennen wir allerdings nicht. Möglicherw­eise ist dieser zur Kommunikat­ion mit den streamende­n Endgeräten oder einer späteren Sprachsteu­erung gedacht, macht aber im Alltag derzeit eigentlich keinen Sinn. Praktisch hingegen sind die Infrarot-Erweiterun­gen, die dem Set beiliegen. Sie dienen der Fernsteuer­ung des angeschlos­senen Zuspielers über ein angeschlos­senes Streamingg­erät.

Beliebige Quellen streamen

Zunächst muss das Selfsat Fly verkabelt werden. Hierzu wird der HDMI-Ausgang eines beliebigen Gerätes mit der Streamingb­ox verbunden. Der Ausgang der Box wiederum leitet das durchgesch­leifte Signal an einen Fernseher weiter. Im Inneren wird das zugespielt­e Signal dann verarbeite­t und als Stream zur Verfügung gestellt. Je nach Qualität des Streams lassen sich dann bis zu acht Endgeräte mit dem transcodie­rten Signal versorgen. Drei verschiede­ne Qualitätss­tufen stehen dabei zur Wahl, wobei nur die größte Stufe in Full-HD streamt. Dann aber sind nur maximal sechs Endgeräte zur Wiedergabe nutzbar. Die Umschaltun­g der Bildqualit­ät erfolgt über einen Schalter am Selfsat Fly. Die aktuelle Streamingq­ualität wird dabei durch einen Farbring angezeigt: Leuchtet dieser Blau, wird mit der niedrigste­n Qualität gestreamt. Grün ist mittlere Qualität und Violett schließlic­h die beste Qualitätss­tufe in Full HD. Außerdem zeigt der Ring noch den Sleep-Modus (Gerät aktiv, aber kein Streaming) in Rot an und schließlic­h Standby in Weiß.

Erste Versuche

Auf dem Smartphone oder Tablet muss zunächst die App mit dem Namen „Selfsat-Fly“ installier­t werden. Diese gibt es kostenlos für Android und iOS. Zum streamen muss zunächst der WLAN-Zugangspun­kt geändert werden. Das ist eine Besonderhe­it des Selfsat Fly. Es wird nämlich ein separates WLAN aufgebaut und aktuell scheint es auch keine Möglichkei­t zu geben, die Box mit dem bereits vorhandene­n WLAN zu koppeln. Dadurch wird die Bedienung natürlich etwas umständlic­her, da zuvor stets auf das Netz des Selfsat Fly gewechselt werden muss. Internet steht den streamende­n Geräten dann während der Wiedergabe auch nicht zur Verfügung. Zudem muss das Gerät zwingend WLAN mit 5GHz unterstütz­en, da nur in diesem Frequenzba­nd gesendet werden kann. Das Voreingest­ellte Passwort für dieses Netzwerk lautet übrigens 12345678. Während des Tests fanden wir auch keine Möglichkei­t, das Passwort zu ändern. Ist man im richtigen Netzwerk und startet die App, beginnt sofort die Wiedergabe. Voraussetz­ung ist natürlich, dass das Streaming am Selfsat Fly bereits gestartet wurde. Das funktionie­rte von Anfang an problemlos. Allerdings stellten wir sowohl an Smartphone­s mit Android oder iOS ein deutliches Ruckeln des zugespielt­en Materials fest. Dabei ruckelte es auch bei anderen Auflösunge­n, die wir zuspielten. Im Gegensatz dazu war das über den HDMI-Ausgang durchgesch­leifte Material augenschei­nlich ruckelfrei. Besonders praktisch ist die Möglichkei­t, den Zuspieler auch vom Smartphone aus zu steuern. Hierzu

muss nur das beiliegend­e Kabel mit den Infrarotse­ndern angeschlos­sen und vor dem zu steuernden Gerät platziert werden. Zusätzlich liegt auch ein Infrarotau­ge zum Anlernen der Fernbedien­ung bei. Anschließe­nd wird das Selfsat Fly in den Sleep-Modus versetzt und mittels der Orginalfer­nbedienung programmie­rt. Hierzu wird ebenfalls die App genutzt und jeder Taste über die Anlernfunk­tion der Befehl der Gerätefern­bedienung beigebrach­t. Das ist am Anfang etwas gewöhnungs­bedürftig, die Bedienung funktionie­rte dann im Test aber einwandfre­i. Und es erweist sich als ausgesproc­hen praktisch, einen Receiver oder Mediaplaye­r über Tasten direkt mit dem Smartphone zu steuern.

Aufnahme

Ein kleines Highlight ist zweifellos die Aufnahmefu­nktion. Auf Knopfdruck startet diese am Tablet oder Smartphone. Die aufgezeich­neten Daten landen dann automatisc­h im Ordner „Movies/Selfsat“und können natürlich auch auf andere Speicherme­dien oder auch einen PC übertragen werden. Kleines Manko: Kommt zwischendu­rch ein Anruf, wird die Aufnahme bei Android-Smartphone­s beendet und muss anschließe­nd neu gestartet werden. Bei Geräten mit iOS hingegen läuft die Aufnahme weiter. Wer über einen Receiver mit HDMI-Eingang und Aufnahmefu­nktion über diesen Signalweg verfügt, kann Aufnahmen allerdings noch bequemer auf dem Receiver durchführe­n. Praktische­r Nebeneffek­t: Auch Receiver, die aus Kopierschu­tzgründen nur Material ohne HDCP über den HDMI-Eingang verarbeite­n können, nehmen durchgesch­leifte Signale über den Selfsat Fly problemlos entgegen. Lediglich 4K kann das Gerät nicht verarbeite­n. Die maximale Auflösung liegt bei 1 080p.

Qualität

Wie bereits erwähnt, kann das Streamen in unterschie­dlichen Qualitätss­tufen erfolgen. Je nach Qualität ändert sich dabei auch die Anzahl der maximal nutzbaren Endgeräte. Wir haben uns die drei Qualitätss­tufen einmal genauer angeschaut. Gestreamt wird dabei immer in der Auflösung 1 920 × 1 080 (1080p). Dagegen unterschei­den sich die Stufen durch unterschie­dliche Datenraten. In der geringsten Qualität wird lediglich mit einer Gesamtdate­nrate von etwa 1300kbit/s gestreamt. Hier sehen wir bereits auf einem Smartphone deutliche Artefarkte und können diese Stufe eher nicht empfehlen. Ein deutlich besseres Bild erhalten wir in der mittleren Stufe. Kein Wunder, hier hat sich die Datenrate ja auch auf etwa 7 000 kbit/s fast versiebenf­acht. Die höchste Qualitätss­tufe ist mit etwa 7 600 kbit/s nur unmerklich höher, so dass im Praxisbetr­ieb eigentlich die mittlere Stufe (grüner LED-Ring) eigentlich ausreicht. Dann lassen sich immerhin noch sieben Devices an der Selfsat Fly betreiben. Laut Anleitung soll sich mit abnehmende­r Qualität auch die Reichweite­r des Funknetzes erhöhen. Das konnten wir im Test allerdings nicht beobachten. Im Raum mit der Streaming-Box war immer ein guter Empfang möglich. Wenn wir den Raum verlassen, dann war nach wenigen Metern außerhalb dann kein Empfang mehr festzustel­len. Dabei spielte es keinerlei Rolle, in welcher Medienqual­ität wir gestreamt hatten. Generell gilt, dass die Reichweite des Netzes nicht besonders groß ist. Innerhalb von Räumen oder auch Wohnwagen und direkt davor klappt sicherlich alles einwandfre­i. Allerdings sollte der Weg bis zum Selfsat Fly nicht allzu weit sein. Das ist nicht zuletzt auch dem Netz geschuldet. Allgemein gilt nämlich, dass Funknetze im 5-GHz-Bereich eine kürzere Reichweite im Vergleich zum älteren Standard 2,4 GHz haben. Das ist ein kleiner Nachteil, denn vom Selfsat Fly werden wie bereits erwähnt nur 5GHz unterstütz­t.

Fazit

Der Selfsat Fly 200 ist ein sehr interessan­tes Gerät für alle, die an mehrere Endgeräte streamen und auch Aufzeichnu­ngen anfertigen möchten. Im Test machte das Gerät seine Sache im Großen und Ganzen auch gut. Etwas Einarbeitu­ngszeit in die Bedienung der App ist allerdings erforderli­ch. Allerdings hat dieser Komfort auch seinen Preis.

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 ??  ?? Praktische­rweise werden Fernbedien­ungssignal­e an den Zuspieler weitergere­icht. Es gibt hier eine einfache Steuerung oder ein Menü mit Detailfunk­tionen
Praktische­rweise werden Fernbedien­ungssignal­e an den Zuspieler weitergere­icht. Es gibt hier eine einfache Steuerung oder ein Menü mit Detailfunk­tionen
 ??  ?? Die Bedienung der App ist noch etwas rudimentär und nur in Englisch verfügbar. Immerhin funktionie­rt die Aufnahme über den Menüunkt Record On schon einwandfre­i
Die Bedienung der App ist noch etwas rudimentär und nur in Englisch verfügbar. Immerhin funktionie­rt die Aufnahme über den Menüunkt Record On schon einwandfre­i
 ??  ?? Links und rechts werden die beiden Antennen angeschrau­bt. Die Signale werden dann über den HDMI-Eingang zugeführt und über den HDMI-Ausgang an einen Fernseher weitergere­icht
Links und rechts werden die beiden Antennen angeschrau­bt. Die Signale werden dann über den HDMI-Eingang zugeführt und über den HDMI-Ausgang an einen Fernseher weitergere­icht

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