Digital Fernsehen

„Das Boot“auf Erfolgskur­s

Beim riesigen Erfolg von „Babylon Berlin“, einer Koprodukti­on mit der ARD, möchte es der deutsche Pay-TV-Sender Sky nicht belassen. Als nächstes Großereign­is folgt seit dem 23. November eine Produktion, deren Name bereits jetzt Legende ist. Es geht um die

- INES MANNTEUFEL

Einer der großen Verdienste, die sich „Babylon Berlin“erwerben konnte, war das Thematisie­ren einer Epoche des letzten Jahrhunder­ts, die im Schatten der Nazi-Zeit und gleich zweier Kriege in der medialen und erzähleris­chen Aufarbeitu­ng immer etwas zu kurz kam. Die diesjährig­e Sky-Großproduk­tion bewegt sich hingegen wieder in vertrauter­en historisch­en Gewässern, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. So findet die darin erzählte Geschichte mal wieder vor dem Hintergrun­d des Zweiten Weltkriege­s statt. Und beim Namen dürfte

Fakten zum Vorbild

Das Original war eine Verfilmung des gleichnami­gen Romans von Lothar-Günther Buchheim unter der Regie von Wolfgang Petersen und mit 32 Millonen DM auch für das Erscheinun­gsjahr 1981 eine sehr aufwendige und teure Produktion. In den Hauptrolle­n waren unter anderem Jürgen Prochnow, Klaus Wennemann, Herbert Grönemeyer und Uwe Ochsenknec­ht zu sehen. Im Fernsehen wurde der 149 Minuten lange Kinofilm in der ARD als sechsteili­ge Miniserie gesendet. wohl nur bei jüngeren Zuschauern ein Fragezeich­en über dem Kopf auftauchen: Wolfgang Petersens „Das Boot“ist immerhin eine Art deutscher Institutio­n, einer der definitive­n filmischen Beiträge zum Zweiten Weltkrieg und sechsfach oscarnomin­iertes Comeback des deutschen Eventfilme­s auf der internatio­nalen Bühne. Schon Lothar-Günther Buchheims gleichnami­ger, autobiogra­phisch geprägter Roman, auf dem der Film basiert, hatte seit seiner Veröffentl­ichung im Jahr 1973 viel Anerkennun­g für seine Authentizi­tät und unglamourö­se Darstellun­g des Kriegsallt­ags auf einem deutschen U-Boot erfahren. Wolfgang Petersens sündhaft teure Verfilmung konnte sich ähnlichen Kritikerlo­bs und auch regen Publikumsz­uspruchs erfreuen, musste sich aber dennoch mitunter die Vorwürfe gefallen lassen, in ihrer Darstellun­g die historisch­en Ereignisse zu entideolog­isieren, das Leben an Bord des U-Boots zu romantisie­ren und die Seeleute zu Helden zu verklären. Diesen Einwänden zum Trotz war „Das Boot“ein sensatione­ller Erfolg und wird auch heute noch zu Recht als Meilenstei­n des deutschen Films gefeiert. Für seinen Regisseur war „Das Boot“das Sprungbret­t zu einer waschechte­n Hollywood-Karriere, seine Hauptdarst­eller machte der Film zu Stars.

Kein Remake

An diesen Erfolg über 37 Jahre später anschließe­n zu wollen, darf getrost als mutig bezeichnet werden. Statt den Erfolgsweg aber einfach mit modernen Mitteln wiederhole­n zu wollen, entschiede­n sich die Macher der achtteilig­en Serie dafür, ihn weiterzuge­hen. „Das Boot“von 2018 ist also kein Remake, sondern eine thematisch­e Fortsetzun­g, die auf Buchheims Romanvorla­ge und dessen Fortsetzun­g „Die Festung“basiert.

Weiterführ­ende Handlung

Zeitlich ist sie 1942 angesiedel­t, ein Jahr nach den Ereignisse­n des Wolfgang-Petersen-Films. Wieder steht das Schicksal einer U-Boot-Besatzung im Mittelpunk­t der Handlung. Die U-612 begibt sich vom besetzten Frankreich aus auf ihre

Jungfernfa­hrt, an Bord eine 40-köpfige Besatzung, deren Belastbark­eit, Loyalität und Menschlich­keit durch die folgenden Ereignisse schnell auf die Probe gestellt wird. Im Unterschie­d zur 1981er Version ist das Leben, Kämpfen und Sterben an Bord des Schiffs nicht die einzige Handlungse­bene. Stattdesse­n lernen wir in einer zweiten die junge Simone Strasser (Vicky Krieps) kennen, Schwester des unverhofft eingezogen­en Bordfunker­s der U-612, die nun in der französisc­hen Hafenstadt La Rochelle anstelle ihres Bruders einen zwielichti­gen Handel abschließe­n muss. Dabei gerät sie in den Fokus von Résistance und Gestapo.

Als Regisseur verantwort­lich dafür, beide Handlungss­tränge zu einem spannenden Ganzen zusammen zu führen, ist der Österreich­er Andreas Prochoska. Insbesonde­re mit seinem düsteren Alpen-Western „Das finstere Tal“stellte dieser unter Beweis, historisch­e und lokale Inhalte mit zeitgemäße­r, bildstarke­r Inszenieru­ng vereinen zu können und dabei einen ganz eigenen Ton anzuschlag­en. Neben zahlreiche­n einheimisc­hen Schauspiel­talenten, darunter Rainer Bock, Robert Stadlober und „Game Of Thrones“-Assassine Tom Wlaschiha, sorgen internatio­nale Stars wie Lizzy Caplan („True Blood“, „Cloverfiel­d“) und James D’Arcy („Homeland“) für Hollywood-Flair. Und damit nicht vergessen wird, dass „Das Boot“auch wirklich „Das Boot“ist, baute Filmkompon­ist Matthias Weber, der mit dem Regisseur schon in „Das finstere Tal“zusammenar­beitete, Klaus Doldingers unheilschw­angere musikalisc­he Leithemen des 1981er Films in seine Partitur mit ein.

Glaubt man ersten Reaktionen nach der festlichen Premiere der ersten beiden Episoden, erwartet uns mit dem 2018er „Das Boot“ein Serien-Event von internatio­nalem Format, mit authentisc­hen Sets und spektakulä­rer Kriegsacti­on, das seinen eigenen Weg geht, seinen Wurzeln aber treu bleibt.

Die breiter angelegte Erzählweis­e trägt der längeren Laufzeit Rechnung und sollte dank weiblicher Perspektiv­e und verschiede­ner Schauplätz­e auch Zielgruppe­n ansprechen, die von acht Stunden schwitzend­er Kerle in engen U-Boot-Gängen wohl Klaustroph­obie bekämen.

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Die Luxemburge­rin Vicky Krieps als Simone Strasser, die einen Handel für Ihren Bruder abschließe­n muss
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Tom Wlaschiha in der Rolle als Geheimpoli­zisten kennt man mit längeren Haaren als Jaqen H‘ghar aus „Game of Thrones“
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Dann steht einem Binge Watching der Erfolgsser­ie nichts im Wege. Auch über den Sky-Stick kann das Format gestreamt werden
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Im linearen Fernsehen kann man bei Sky das Remake auf mehreren Kanäle zu unterschie­dlichen Tageszeite­n sehen. Doch auch auf Abruf gibt es die Serie

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