UKW-Abschaltung geht in die zweite Runde
Die Rundfunkanstalt Südtirol RAS sorgt seit 1975 für die Ausstrahlung deutschsprachiger und ladinischer TV- und Radioprogramme in Südtirol. Nun vollzieht sie die Abschaltung der UKW-Versorgung zugunsten von Digitalradio. Damit wechselt Südtiorl vom in die
Am 11. Dezember 2018 vollzog die RAS bereits die zweite Abschaltphase analoger UKW-Sendeanlagen. Man hat den Fokus längst auf DAB Plus gelegt.
Ausgangssituation
Die RAS strahlte bis 11. Dezember 2018 landesweit die drei öffentlich-rechtlichen österreichischen Programme aus. Ö1 wurde über 64 Standorte verbreitet und erreichte 99,5 Prozent der Bevölkerung. ORF Radio Tirol und Ö3 kamen von 65 Standorten und versorgten 99,6 Prozent der Südtiroler.
Zusätzlich wurde in der ladinischen Region Südtirols Radio Rumantsch aus der Schweiz über 12 Standorte übertragen. Ihr Versorgungsgrad lag bei 9,7 Prozent. Der Erhalt und Betrieb der UKW-Sendeanlagen ist äußerst kostenintensiv.
DAB Plus-Sendernetze
Die RAS zählt zu den Digitalradiopionieren und hat seine ersten DAB-Sender bereits 1997 eingeschaltet. Seit damals wurde das Sendernetz nicht nur laufend erweitert und aus einem wurden zwei Multiplexe. Aktuell wird DAB Plus über 46 Standorte verbreitet und erreicht 99,6 Prozent der Bevölkerung. Also mehr, als über UKW. Über Digitalradio werden 22 Programme öffentlich-rechtliche Program- me aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, in hervorragender Qualität verbreitet. Nicht nur, dass man durchweg eine bessere Audioqualität als in den Herkunftsländern der Programme anbietet, auch die Empfangsqualität lässt sich nur als absolut vorbildlich beschreiben. Über derzeit 19 Standorte wird von der RAS zusätzlich das 13 meist deutschsprachige Lokalprogramme enthaltende Paket von DABMedia ausgestrahlt. Damit haben 95 Prozent der Südtiroler Zugang zu 35 DAB-Plus-Programmen – mindestens! Denn in den bevölkerungsreichsten Regionen Südtirols werden auch die italienischen Pakete von DABItalia und EuroDAB ausgestrahlt. Im Großraum Bozen gibt es zudem den Multiplex der staatlichen RAI. Was in Summe bis zu weiteren 42 Programme bedeutet. Rund um Bozen kann man zudem Digitalradio aus dem Trentino hören. Womit man auf bis über 100 Stationen kommt.
DAB Plus wird Standard
Nicht nur, dass die Südtiroler seit etlichen Jahren per DAB Plus mehr Programme in besserer Qualität als über UKW empfangen können. In Italien wird ab Januar 2020 der Verkauf von Radiogeräten mit digitalem Empfangsteil verpflichtend. Zudem hat die EU kürzlich den neuen Kodex für die elektronische Kommunikation beschlossen, der den verpflichtenden Einbau von Digitalradios in Neuwagen vorsieht. Womit die Verbreitung von Digitalradios zeitnah merklich ansteigen wird. Die Notwendigkeit für UKW geht damit automatisch zurück.
UKW-Netz in die Jahre gekommen
UKW wird nicht mehr bis zum Sanktnimmerleinstag arbeiten. Das weiß man auch bei der RAS. Deshalb sieht sie davon ab, bereits teils in die Jahre gekommenes UKW-Sendegerät gegen neues zu ersetzen. Diese Investitionen würden sich nicht mehr rechnen. Die im Zuge der Abschaltung frei gewordenen UKW-Sendegeräte, alleine in dieser Phase 22 Stück, dienen als Ersatzteillager für die noch laufenden Standorte. Durch die stillgelegten UKW-Standorte wird zudem alleine durch den nicht mehr benötigten Strom und wegfallenden Wartungsaufwand eine Kosteneinsparung erreicht. Zum Vergleich: Die Ausstrahlung eines Programms kostet in Südtirol über 90 Prozent weniger als im Vergleich zu UKW.
Abschaltung am 11. Dezember
Im Zuge der zweiten UKW-Abschaltphase wurden am 11. Dezember 2018 an sieben Standorten 22 UKW-Sendegeräte stillgelegt. Über die Anlagen Aberstückl im Sarntal, Kurzras im Schnalstal, Rat-
schings im Wipptal, Welschnofen und Ritten Afing und Prags strahlte die RAS die österreichischen Programme Ö1, ORF Radio Tirol und Ö3 aus. Über den Sender Graun am Reschen wurde zusätzlich Radio Rumantsch aus der Schweiz verbreitet. Die betroffene Bevölkerung wurde bereits im Vorfeld über die lokale UKW-Versorgung in ihren Regionen informiert. Auf Radio müssen sie dennoch nicht verzichten, da sie ohnehin die beiden RAS-Multiplexe und jenen von DABMedia in hervorragender Qualität via DAB Plus empfangen können. Sie brauchen nicht mal auf UKW verzichten. Denn sie können die ORF-Kanäle auch weiter über benachbarte Sendeanlagen hören. Allerdings nur noch in verminderter Qualität. Damit bleibt die Grundversorgung auf UKW vorerst noch weiter erhalten.
Vor Ort dabei
Wir waren bei der UKW-Abschaltung am Standort Prags über dem Pragsertal in den Südtiroler Dolomiten live dabei. Die 1 428 m hoch gelegene Anlage ist, zumindest im Winter, nur zu Fuß erreichbar. Um 10,05 Uhr ist es soweit. Der Techniker der RAS schaltet der Reihe nach die Sender für Ö3, ORF Radio Tirol und Ö1 ab. Ein wenig Wehmut schwingt mit. War er es doch, der die Sender vor 24 Jahren in Betrieb genommen hatte. Vorerst bleiben die abgeschalteten UKW-Sender am Standort. Wenn der Schnee wieder weg ist, werden sie demontiert und als Reserven für die noch arbeitenden UKW-Sender der RAS dienen.
Auf die drei österreichischen Radioprogramme braucht die ortsansässige, in der Regel auch der deutschen Sprache mächtige Bevölkerung nicht zu verzichten. Sie sind weiter über DAB Plus, sowie in verminderter Qualität auch auf UKW über benachbarte Sender zu hören.