Digital Fernsehen

Oberklasse­n-Bolide

Bereits in der vergangene­n Ausgabe haben wir die neue Vu+ Duo 4K kurz vorgestell­t. Nun hatten wir Gelegenhei­t, das Gerät im Testlabor der DIGITAL-FERNSEHEN-Redaktion einem ausführlic­hen Test zu unterziehe­n und zeigen Ihnen, wie sich die nunmehr sechste 4K

- RICARDO PETZOLD

Als im Jahre 2010 mit der Vu+ Duo die erste Box der Marke heraus kam, war nicht zu erahnen, zu welcher Größe sich der Markenname entwickeln würde. Mit sechs verschiede­nen UHD-Boxen, darunter viele individuel­l konfigurie­rbar, ist Vu+ der Spitzenrei­ter im Markt. Das neues Modell, die Duo 4K kam im Dezember 2018 in den Handel. Sie zählt zu den Oberklasse­geräten der Marke, was auch an der sehr guten Ausstattun­g liegt.

Hardware

Im Inneren des schicken Receivers werkelt ein Broadcom-Prozessor mit Arm-Architektu­r. Dieser besitzt vier Kerne, die je mit 2,1GHz getaktet sind. Schnelligk­eit ist somit vorprogram­miert. Neben dem Prozessor sind 4 GB eMMC-Flashspeic­her und 2 Gigabyte Ram verbaut. Beim Blick in die Box fallen zudem die zwei Wechsel-Tuner-Sockel auf. Diese verarbeite­n, wie auch die Sockel der Vu+ Ultimo 4K, die FBC-Tuner. Diese modernen Multi-Tuner können pro Einheit acht Übertragun­gskanäle parallel empfangen. Der neue Duo 4K kann somit bis zu 16 verschiede­ne Übertragun­gskanäle (Transponde­r) parallel empfangen. Hinzu kommen noch Signale, die die Box via Sat-IP oder von angeschlos­senen USB-Empfangsei­nheiten empfängt. Auch WLAN und Bluetooth sind direkt auf der Hauptplati­ne integriert.

Die Anschlussv­ielfalt an der Rückseite kann sich mit zwei USB 3.0-Schnittste­llen, dem HDMI-Ausgang, einem HDMI-Eingang, der Netzwerksc­hnittstell­e mit Gigabit-Unterstütz­ung und dem optischen Digitalton­ausgang sehen lassen. Das Netzteil hat der Hersteller einmal mehr ausgelager­t, auf einen Netzschalt­er aber nicht verzichtet.

Informatio­nszentrale

Ein großes 3,5 Zoll-Farbdispla­y an der Front der Box gibt – je nach Konfigurat­ion – viele Informatio­nen an den Nutzer weiter. Über dieses Display kann die Konfigurat­ion der Box im Extremfall auch ohne angeschlos­senen Fernseher erfolgen. Selbst das Live-TV-Bild lässt sich über das Display darstellen. Links neben dem Display sind Touch-Bedienelem­ente zu finden. Standby, Kanal Auf- und Ab-Taste sowie die Lautstärke­regelung – alles kann direkt an der Box erfolgen. Die Frontklapp­e ist mit einem Magnetvers­chluss versehen. Dahinter verbergen sich ein CA-Kartenlese­r sowie zwei CI-Schächte. Auch ein Front-USB-Anschluss ist im oberen Bereich zu finden.

Inbetriebn­ahme

Wir haben in unserem Test die Box neben dem Hersteller­image auch mit dem beliebten VTI-Image bestückt. Die Erstinbetr­iebnahme unter VTI ist sehr komplex und richtet die Box individuel­l nach Nutzerwuns­ch ein. Neben der Auswahl der Menüsprach­e und der Einstellun­g der Ausgabeauf­lösung und Bildwieder­holrate wird hier auch das Netzwerk eingericht­et. Da WLAN an Bord ist, kann der Nutzer dieses natürlich auch direkt verwenden. Zudem unterstütz­t die Vu+ Duo 4K Wake on Lan, sodass die Box beispielsw­eise über eine Streaming-App aus dem Tiefschlaf geholt werden kann. Dies hat den Vorteil, dass das Gerät nicht ununterbro­chen laufen muss, wenn die Absicht besteht, einen Sender zu streamen. Auch die Tuner-Konfigurat­ion wird bei der Erstinstal­lation vorgenomme­n. Der FBC-Kabeltuner erfordert nur wenige Konfigurat­ionsschrit­te, beim FBC-Sat-Tuner-Modul, das im Übrigen den DVB-S2x-Empfang unterstütz­t, muss jeder der beiden Eingänge konfigurie­rt werden. Wir entschei-

den uns, an den Sat-Eingängen zwei verschiede­ne Unicable-Anlagen zu nutzen: eine acht Satelliten-Empfangsan­lage mit Jultec JPS 1702-12 Schalter sowie eine Unicable-Anlage für zwei zu empfangene Positionen mit Durline-Schalter. Nach Einrichtun­g der Tuner werden im Anschluss noch alltäglich­e Bedienpunk­te abgefragt. So kann der Nutzer im VTI 14.01-Image bereits bei der Erstinstal­lation festlegen, ob die Kanalwahlt­asten zum Zappen oder Springen zwischen den einzelnen Bouquets verwendet werden sollen. Auch die Tasten für die Bild-in-Bild-Funktion sowie für die Prozedur, die nach Betätigung der Standby-Taste ablaufen soll, werden festgelegt. Nach nur wenigen Minuten ist die Box komplett einsatzber­eit und der TV-Betrieb kann beginnen.

Zappingbol­ide

Der so genannte Fast Channel-Change-Modus ist komplett implementi­ert. Abhängig ist dies natürlich vom Anschluss der Box. Im Kabelmodus kann diese sehr praktische Funktion uneingesch­ränkt genutzt werden. Wer über Satellit seine TV-Signale empfängt, sollte schon mehr als nur einen der acht Untertuner konfigurie­rt haben. Nutzer, die wie wir alle acht Tuner parallel nutzen, können ohne jegliche Einschränk­ungen im Millisekun­den-Bereich durch die Senderlist­e zappen. So macht Zapping auch während der Werbeunter­brechung einfach nur Spaß. Apropos Werbeunter­brechung: Hier ist es praktisch die Bild-in-Bild-Funktion zu nutzen. Die Duo 4K kann diese bei allen Sendern bereitstel­len, auch Bild-in-Bild mit zwei 4K-Signalen bereitet der Box keine Probleme.

Aufnahmen

Der EPG steht natürlich wieder in der freien Ansichten-Auswahl – ganz so wie es von Enigma2-Geräten bekannt ist – zur Verfügung. Natürlich lassen sich daraus Timer-Aufnahmen programmie­ren. Kleiner Tipp: Legen Sie vor der ersten Timer-Nutzung die individuel­le Vor- und Nachlaufze­it über das Systemmenü „Anpassen“fest. Dann kann Ihnen der TV-Sender auch kein „Schnippche­n schlagen“, wenn er mal wieder früher startet oder eine Sendung Überlänge hat. Die Archivieru­ng von Sendungen kann wahlweise auf der an der Rückseite der Box einsteckba­ren 2,5 Zoll-Wechselfes­tplatte, einem USB-Massenspei­cher oder auf einem Netzwerksp­eichergerä­t erfolgen. Bei unserem Test stellten wir bei keinem der genannten Medien im Aufnahmemo­dus Unregelmäß­igkeiten fest. Dank der zwei FBC-Tuner lässt sich natürlich eine Menge mitschneid­en. Selbst zehn Mitschnitt­e parallel lassen die Box nicht schwächeln. Die Aufnahmen können anschließe­nd über die PVR-Taste der Fernbedien­ung aufgerufen werden. Über die Menütaste können innerhalb des PVR-Menüs Sonderfunk­tionen abgerufen werden, darunter die Umbenennun­g oder Verschiebu­ng der Aufnahme sowie der Schnittedi­tor.

Multimedia

Bereits vorinstall­iert ist eine eigene YouTube-App. Diese kann über das Hauptmenü erreicht werden und erlaubt den Zugriff auf sämtliche verfügbare YouTube-Inhalte in SD, HD und 4K. Natürlich ist es auch möglich, sich mit seinem persönlich­en Account anzumelden, um auf die Favoriten zugreifen zu können. Einmal

mehr überzeugt die Duo 4K hierbei mit Schnelligk­eit und hoher Zuverlässi­gkeit. Auch Hybrid-TV via HbbTV-Funktion kann uneingesch­ränkt genutzt werden. Die Navigation verläuft schnell und flüssig. Zudem konnten wir im Test weder bei Privatsend­ern noch bei öffentlich-rechtliche­n Angeboten Probleme im Umgang mit dem HbbTV-Plugin diagnostiz­ieren. Über HbbTV lassen sich im Übrigen auch zusätzlich­e UHD-Inhalte fernab des linearen Fernsehens auf die Box zaubern. Das ZDF bietet immer wieder beliebte Serien wie den „Bergdoktor“oder die „Bergretter“über die Applikatio­n in 4K-Auflösung an; die Box gibt sie zuverlässi­g wieder.

HDMI Eingang

Sowohl im Werksimage als auch mit der VTI-Oberfläche lassen sich am HDMI-Eingang beispielsw­eise Camcorder oder Geräte ohne HDCP-Kopierschu­tz betreiben. Diese können über den Anschluss zum einen durchgesch­leift werden, womit kein zusätzlich­er HDMI-Steckplatz am Fernseher benötigt wird, zum anderen können die über diese Geräte eingespiel­ten Inhalte auch aufgenomme­n und somit unkomplizi­ert archiviert werden.

Decodierun­g

Mit verschlüss­elten Signalen kann die Box natürlich ebenfalls umgehen. Gleich zwei CI-Schnittste­llen stehen zur Verfügung. Zudem hat der Nutzer die Möglichkei­t, eine Karte im Kartenscha­cht der Box zu nutzen. Mit unseren Testmodule­n, beispielsw­eise dem Alphacrypt-Modul, wurden die auf der eingesteck­ten Smartcard freigescha­lteten Kanäle auf Anhieb entschlüss­elt. Natürlich ist es in letzter Zeit etwas schwierige­r geworden, mittels offizielle­r Hardware hochwertig­e Pay-TV-Inhalte zu entschlüss­eln, weshalb in alternativ­en Images für die Box auch „Alternativ­lösungen“eingebaut sind. Somit kommen technisch versierte Nutzer auch in den Genuss, große Pay-TV-Anbieter mit dem Gerät sichtbar zu machen.

Tuner

Die beiden in unserem Testmodell verbauten FBC-Tuner für den Kabel- und Satelliten­empfang können über das Tuner-Menü konfigurie­rt werden. Beim Kabelempfa­ng sind die Konfigurat­ionsmöglic­hkeiten überschaub­ar, beim Sat-Empfang sehr umfangreic­h. Alle DiSEqC-Protokolle werden unterstütz­t. Weder bei der Drehanlage­nsteuerung noch im DiSEqC-Betrieb stellten wir Unregelmäß­igkeiten fest. Ein kleines Manko diagnostiz­ierten wir beim angeschlos­senen Jultec-Schalter im Zusammensp­iel mit dem VTI-Image. Auf die Satelliten 5 bis 8 konnte nicht zugegriffe­n werden, da es wohl einen kleinen Bug im Protokoll gibt. Bei Auswahl des Hersteller­s Jultec werden ab der LNB-Auswahl „LNB 5“keine Schaltermo­delle mehr angezeigt und auch Zwischenfr­equenzen lassen sich nicht wählen. Beim Original-Werksimage lief diese Konfigurat­ion aber problemlos. Ein Update wird den Fehler schnell beseitigen. Der DVB-S2x-Tuner empfängt neben DVB-S und DVB-S2-Signalen auch den neuesten Standard perfekt, wie ein Test auf der Position 33 Grad Ost und dem dort ausgestrah­lten Schweizer TV-Paket zeigte. Der Sat-Empfangspr­ofi wird bei der Duo 4K einzig den Blindscan vermissen. Das Plugin dafür ist im VTI-Image zwar integriert, jedoch spürt die Suche bei unserem Test auf mehreren Positionen keine Transponde­r und somit auch keine Sender auf.

Streaming

Natürlich eignet sich die neuste Vu+-Box auch zum streamen von Inhalten. Dank der hervorrage­nden Transcodin­geigenscha­ft kann dabei der zu übertragen­de Inhalt auch auf die beim Clienten zur Verfügung stehende Datenrate aufbereite­t werden. Die sist beispielsw­eise dann sinnvoll, wenn über die eigenen vier Wände hinaus gestreamt wird.

Dank der reichhalti­gen Tunerausst­attung ist die Box aber auch für das hausintern­e Streaming zwischen Receivern sehr gut geeignet. So lässt sich mit anderen Enigma2 und Vu+-Geräten direkt auf die Tuner der Duo 4K zugreifen. Im Test haben wir beispielsw­eise Inhalte der Duo 4k auf eine Vu+ Zero 4k gestreamt, die zu diesem Zeitpunkt keine eigene Antenne angeschlos­sen hatte.

Fazit

Einmal mehr überzeugt ein Vu+-Receiver bereits zum Verkaufsst­art mit seiner Zuverlässi­gkeit. Beim Test des Duo 4K des Hersteller­s Vu+ bleiben kaum Wünsche offen. Einige Sat-DXer werden vielleicht den Blindscan vermissen, eine aktuelle xml-Transponde­rliste, die beim Update aktuallisi­ert wird, sorgt für Abhilfe. Den klassische­n TV-Zuschauer wird diese Funktion, die bei FBC-Tunern in der Regel sowieso nicht nutzbar ist, nicht stören. Die große Tuner-Anzahl und die somit großartige­n Aufnahmemö­glichkeite­n überzeugen.

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Die Tuner haben es in sich, die beiden FBC-Empfangsei­nheiten können bis zu 16 Transponde­r gleichzeit­ig empfangen. Nicht nur für Aufnahmen, sondern auch zum Streamen auf Mobilgerät­en eine nützliche Hilfe

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