Multistream und T2MI mit dem Anadol ADX HD 333
Auf den ersten Blick wirkt der Mini-Receiver ADX HD 333 von Anadol wie einer von vielen kompakt gebauten Receiver zur versteckten Montage. Doch schon der Aufdruck „HD Digital Multistream Satellite Receiver“auf der Verpackung lässt erahnen, dass das Gerät deutlich mehr zu bieten hat.
Denn der ADX HD 333 ist nicht nur ein HD-FTA-Receiver für den üblichen Gebrauch, sondern bietet auch einige interessante Zusatzfeatures, die DXer aufhorchen lässt. Das Gerät empfängt nämlich auch Multistream sowie T2-MI und verfügt zudem über einen Blindscan. Interessante Features also für DXer. Doch auch der klassische Nutzer kommt auf seine Kosten. Aufgrund der geringen Größe lässt sich der Receiver nämlich problemlos hinter jedem Flachbildfernseher verstecken. Damit auch dann die Bedienung mit der Infrarotfernbedienung möglich bleibt, legt Anadol dem Gerät auch einen externen Infrarotempfänger bei, der sich via Mini-USB-Buchse am Gerät anschließen lässt. Dass der Empfänger etwas „klobig“wirkt, hat einen ganz praktischen Grund: Hier ist nämlich nicht nur der IR-Sensor, sondern auch ein vierstelliges Display untergebracht. Dieses zeigt die Systemzustände beim Start (boot und on) sowie die Kanalnummer im Betrieb an und überrascht dadurch mit einer ausgesprochen nützlichen Funktion bei der versteckten Montage. Bedienknöpfe am Receiver gibt es grundsätzlich nicht, alle Funktionen werden mit der mitgelieferten Fernbedienung gesteuert, die in ähnli-
chen Varianten auch bei vielen anderen Receivern der Einstiegsklasse zum Einsatz kommt. Eine wirkliche Fronseite gibt es beim Receiver eigentlich nicht. Stattdessen verteilen sich die Anschlüsse auf beiden Seiten des Receivers, der kaum größer als eine externe 2,5-Zoll-Festplatte ist. Auf einer Seite sind dabei zwei USB-Buchsen, der Infrarotanschluss und der Netzteileingang untergebracht. Dass es zwei USB-Anschlüsse gibt, hat dabei einen guten Grund: So kann neben einem externen Datenträger auch ein WiFi-Stick angeschlossen werden. Dieser kann bei Bedarf separat hinzugekauft werden und erweitert den Receiver um ein paar Netzwerkfunktionen (wobei sich dabei einige nur über eine alternative Firmware nutzen lassen, die den Receiver auch um eine rechtlich nicht ganz unbedenkliche Funktion erweitert). Auf der Rückseite ist dann der Antennenanschluss, ein HDMI-Ausgang, ein analoger Videoausgang als 3,5 Millimeter-Klinke und ein RS232 ebenfalls als Mini-USB zu finden. Soll der Receiver an einem älteren Röhrenfernseher betrieben werden, wird in der Regel noch ein optionales AV-Kabel benötigt. Schließlich findet sich an der Unterseite des Gerätes noch ein Kartenschacht. Hier kann bei Bedarf eine
Empfangskarte für Conax eingeschoben werden. Möglicherweise lassen sich hier aber mit einer alternativen Firmware auch noch weitere Systeme integrieren, was aber nicht Gegenstand unseres Gerätetest war.
Tuner
Ausgestattet ist der Anadol ADX HD 333 mit einem Singletuner für den Satellitenempfang. Dieser entpuppt sich als sehr vielseitig und unterstützt praktisch alle gängigen Anschlussarten vom normalen Satellitenanschluss über Multifeedanlagen mit DiSEqC 1.0 und 1.1 sowie Drehanlagen mit DiSEqC 1.2 und USALS. Schließlich können auch Einkabelanlagen nach dem Standard Unicable und JESS (Unicable 2) angeschlossen werden. Für den Empfang mehrerer Satelliten hat Anadol eine Fülle an Satelliten vorprogrammiert, die vom Nutzer entsprechend eingerichtet werden können. Für jeden Satelliten kann einzeln eingestellt werden, ob dieser beispielsweise über einen DiSEqC-Schalter via Multifeed oder eine Drehanlage empfangen werden soll. Natürlich lassen sich auch Drehanlagen einrichten und betreiben. Auch hier können oder vielmehr müssen die Einstellungen separat für jeden einzelnen Satelliten vor-
genommen werden, was bei der Vielzahl schon ganz schön aufwendig sein kann. Immerhin: Einstellungen können auf USB gesichert und bei Bedarf später wieder eingespielt werden. Diese Funktion ist etwas versteckt im Menü „Systemeinstellung/Firmware aktualisieren“zu finden. Dort kann dann von „USB-Aktualisierung“auf „Backup“umgestellt werden.
Features für DXer
Besonders von Interesse für DXer ist natürlich die Fähigkeit, mit dem Gerät neben „normalen“Satellitensendern auch Multistream und sogar T2-MI zu empfangen. Diese speziellen Signale sind eigentlich nur als Zuführungen beispielsweise für terrestrischen Digitalempfang in Italien und anderen Ländern gedacht und normalerweise mit Empfängern für Consumer nicht empfangbar. Anders beim ADX HD 333. Unser erster Test führt uns auf die Position 5 Grad West, die besonders viele Sender im Multistream-Verfahren ausstrahlt. Darunter finden sich auch zahlreiche unverschlüsselte italienische Sender, teilweise sogar in HD. Wer bereits Erfahrungen mit Multistream bei Enigma 2 hat, der weiß, dass hierzu spezielle Parameter wie beispielsweise die PLS-Werte angegeben werden müssen. Nicht so beim Receiver von Anadol. Dieser findet alle Sender im Multistream ohne zusätzliche Angaben. Mehr noch: Dank einem speziellen Multistream-Blindscan lassen sich ganze Satellitenpositionen absuchen. Gefunden werden hier neben herkömmlichen Sendern auch Kanäle aus Multistream-Bouquets. Das klappte problemlos auf 5 Grad West, wo nach einem Blindscan auch alle Multistream-Programme in der Kanalliste landen. Leider lässt sich der Blindscan selber nicht weiter konfigurieren. So muss stets die gesamte Position abgesucht werden. Auch das Ausschließen von Nachbarfrequenzen anderer Satelliten ist nicht möglich. Noch spannender war für uns natürlich der Empfang von T2MI. Zwei Transponder auf 4,9 Grad Ost senden in diesem Format. Mit Enigma 2 ist der Empfang nur mit speziellen Tunern und sehr aufwendigen Installationen teilweise auch über Telnet möglich. Der Anadol hingegen kann problemlos auch solche Kanäle über einen ganz normalen Suchlauf finden. Im Test gelang es uns auf beiden Frequenzen die Sender in den Bouquets über einen ganz normalen Transpondersuchlauf aufzuspüren und in der Kanalliste abzuspeichern. Auch diese Hürde meistert der Receiver von Anadol mit Bravour. Auch über den schon beschriebenen Multistream-Blindscan werden diese Sender eingelesen.
Bedienung
Die Menüführung des Receivers ist übersichtlich und klar strukturiert. Über den OSD werden viele relevanten Informationen zum wiedergegebenen Sender dargestellt. Allerdings wirken die Einblendungen doch etwas antiquiert und erinnern eher an SD-Zeiten. Das ist aber nur eine rein optische Angelegenheit, technisch ist der HD-Receiver natürlich auf der Höhe der Zeit. Gut gelöst hat Anadol auch die Kanalverwaltung. Neben gigantischen 32 eigenen Favoritenlisten gibt es auch eine Sortierfunktion für die Hauptkanalliste. Auch das Sortieren nach Satellitenpositionen ist möglich. Hierfür gibt es sogar eine eigene Taste auf der Fernbedienung. Diese ist übrigens recht kom-
pakt gebaut und daher nichts für große Hände. Im Auslieferungszustand ist das Gerät übrigens bereits mit Kanallisten für Türksat und Astra ausgestattet. Dabei wird Türksat priorisiert und belegt die vorderen Speicherplätze. Da in Deutschland eher Astra der Favorit sein dürfte, empfiehlt sich ein Löschen der Kanalliste und ein erneuter Suchlauf auf Astra. Natürlich müssen dann im Anschluss die Sender noch ordentlich sortiert werden.
Multimedia und Netzwerk
Über PVR-Funktionen verfügt der Receiver nicht. Folglich lassen sich auch keine Aufnahmen auf Festplatte bannen. Die USB-Anschlüsse machen aber dennoch Sinn, denn zumindest die Wiedergabe von vorhandenen Medien ist kein Problem. Mit den meisten unserer Testfiles hatte der Receiver dabei keine Probleme und spielte beispielsweise Container in den Formaten mkv oder ts problemlos ab. Eigenartigerweise verweigerte das Gerät aber bei ebenfalls gängigen Containern mit der Endung avi den Dienst. Werden diese allerdings umbenannt und liegen in einem kompatiblen Format (MPEG2 oder H.264) vor, können auch diese Files mit dem ADX HD 333 wiedergegeben werden. Nicht unterstützt wird das Dateiformat wmv-hd und ISO-Dateien. Wenn der Receiver mit einem USB-Netzwerkstick bestückt wird, können auch verschiedene Netzwerkdienste genutzt werden. Dazu gehört beispielsweise die Möglichkeit, IPTV-Sender einzupflegen, Wetterdaten abzurufen oder Medien von Youtube abzuspielen. HbbTV wird vom Receiver allerdings nicht unterstützt und auch ein Zugriff auf Netzwerklaufwerke im heimischen Netzwerk ist mit dem Receiver nicht möglich. In Anbetracht des geringen Aufpreises für den Receiver mit WiFi-Stick lohnt sich das aber trotzdem.
Fazit
Der Anadol ADX HD 333 ist mit einem Kaufpreis von knapp 30 Euro ein absolutes Schnäppchen und Geheimtipp für alle DXer. Gut gefallen hat uns die Möglichkeit der versteckten Montage und der Infrarotempfänger mit eingebautem Display. Bei den Empfangseigenschaften macht das Gerät ebenfalls eine gute Figur und begeistert mit der Möglichkeit, auch Multistream und T2-MI zu empfangen. Auch der Blindscan ist ein gutes und wichtiges Feature für DXer. Wer einen kompakten FTA-Receiver mit zusätzlichen interessanten DXer-Qualitäten sucht, kann ohne Bedenken beim Anadol ADX HD 333 zuschlagen.