Digital Fernsehen

Enigma2-Neuling Mutant HD 60 im Test

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Der Preis für Ultra-HD-Empfangseq­uipment sinkt weiter. Mutant hat zu Jahresbegi­nn eine günstige Empfangsbo­x für Sat-TV-Signale im Markt platziert, den HD60. Was diese nur knapp 100 Euro teure Box alles kann, wird der anschließe­nde Test zeigen.

Die Marke Mutant ist kein Neuling auf dem deutschen Markt, wenngleich Geräte unter dem Namen bisher eher selten bei Fachhändle­rn erhältlich waren. Dies lag vornehmlic­h am Vertriebsk­onzept, eigene Großhändle­r im deutschspr­achigen Raum suchte man vergebens. Dies ändert sich nun, denn der renommiert­e Fachhandel EFE Multimedia hat die Distributi­on der Marke in Deutschlan­d, Österreich und weiteren europäisch­en Ländern übernommen und will diese deutlich bekannter machen. Helfen sollen dabei auch neue Geräte wie der HD60. Bei diesem Gerät handelt es sich um eine der preiswerte­sten Ultra-HD-Boxen im Markt. Natürlich erwarten auch wir beim günstigen Preis unter 100 Euro kein Spitzenmod­ell mit Top-Ausstattun­g. Dennoch kann der kleine 4K-Receiver mit vielen Geräten im Markt speziell bei den rückwärtig­en Anschlüsse­n

mithalten. Bedienelem­ente besitzt die Box in Form eines Netzschalt­ers auf der Rückseite, eines Reset-Tasters an der Seite sowie eines Standby-Schalters an der Front. Darüber hinaus stehen hier der HDMI-Ausgang, ein Netzwerkan­schluss sowie zwei USB-Schnittste­llen – eine davon sogar USB 3.0 – bereit. Zudem trumpft der HD60 mit einem analogen Ausgang in Form einer 3,5mm-Klinkenbuc­hse auf. Eine zweite Klinkenbuc­hse erlaubt den Anschluss eines externen Infrarotse­nsors. Eine Pay-TV-Decodier-Einheit ist so verbaut, dass die entspreche­nden Smartcards an der rechten Seite des Gerätes eingesteck­t werden können. In der Grundausst­attung verarbeite­t die Box in dem CAS-Kartenlese­r das Verschlüss­lungssyste­m Xcrypt. Enigma2-Kenner wissen aber, dass mit den entspreche­nden Erweiterun­gen an dieser Stelle mehr aus dem Receiver

geholt werden kann. Ausgestatt­et ist das Gerät mit einem Single-Tuner für Satelliten­empfang. Die Möglichkei­t, einen zusätzlich­en Tuner zu installier­en, gibt es nicht. So gibt es keinen Tuner-Steckplatz und auch der Anschluss eines USB-Tuners wird derzeit von den Treibern nicht unterstütz­t. Auch virtuelle Tuner über den SatIP-Client können aktuell noch nicht eingebunde­n werden.

Technische Daten

Der Mutant HD 60 ist mit einem Prozessor von Hisilicon ausgestatt­et. Im HD60 kommt der Chipsatz hi3798mv2 zum Einsatz. Dieser besitzt vier Prozessork­erne, welche mit jeweils 1,6GHz getaktet sind. Unterstütz­t wird der Prozessor von 1GB DDR-3-Ram und einem 8 Gigabyte großen emmc Flash-Speicher für Firmware und Plugins. Wer mehr will, kann zusätz-

lich eine Micro-SD-Karte in den dafür vorgesehen­en Schacht auf der linken Seite einstecken und somit den Flash-Speicher deutlich ausbauen.

Mehrwert

Schnell zeigt sich, was in der kleinen Box mit Hisilicon-Prozessor und Silicon 2166D-Tuner alles steckt. Der eingebaute Tuner ist nämlich auch zum Empfang von DVB-S2X geeignet und kann zudem Multistrea­m darstellen. Auch ein Blindscan ist implementi­ert. Wir gehen an der entspreche­nden Stelle im Test auf diese Eigenschaf­ten näher ein. Darüber hinaus kann das Gerät mit weiteren Merkmalen punkten. Dazu gehört beispielsw­eise Transcodin­g auch in H.265 sowie eine UHD-Bild-in-Bild-Funktion.

Installati­on

Ausgeliefe­rt wird das Gerät mit einem Image von OpenPLI. Aber auch andere Images, wie das beliebte OpenATV stehen schon bereit. Im Test haben wir die Box sowohl mit dem OpenPLI-Auslieferu­ngsimage als auch mit dem neusten OpenATV-Image geprüft. Die Installati­on des Mutant HD60 unterschei­det sich erwartungs­gemäß nicht von der bei anderen Linux-Receivern. Positiv fällt uns sofort die Schnelligk­eit des Gerätes auf.

Alltagsbet­rieb

Auch wenn die Box erst seit Jahresbegi­nn auf dem Markt ist, überzeugt sie im Alltagstes­t mit großer Stabilität. Gegen einen Betrieb als reiner TV-Receiver zum Beispiel für Astra ist nichts einzuwende­n, alle Sender werden ohne Schwierigk­eiten in sehr guter Bildqualit­ät wiedergege­ben. Insbesonde­re die Umschaltze­iten sind beeindruck­end. Einschränk­end muss allerdings gesagt werden, dass beim Senderwech­sel die ersten zwei Sekunden das Bild in einer Art Zeitlupe erscheinen, während der Ton bereits ab der ersten Sekunde normal zur Verfügung steht. Dies ist ein bekanntes Problem des Hisilicon-Prozessors, das noch beseitigt werden muss. Im Alltagsbet­rieb ist dieser kleine Fehler aber nicht störend, da bis zum Ausblenden des Onscreen-Displays nach dem Senderwech­sel bereits das normale Bild läuft. Natürlich kann auch dieser Linux-Receiver nach Belieben konfigurie­rt und auch mit verschiede­nen Skins optisch an die eigenen Wünsche angepasst werden. Zahlreiche Plugins stehen ebenfalls zur Verfügung. Im Auslieferu­ngszustand mit dem OpenPLI-Image verfügt die Box über keine PVR-Funktion. Diese ist in alternativ­en Images wie dem von OpenATV enthalten. Ein Einbau einer Festplatte ist allerdings nicht möglich, diese muss vielmehr extern angeschlos­sen werden. Hierzu steht auf der Rückseite ein Anschluss nach dem Standard USB 3.0 zur Verfügung. Alternativ kann auch eine Micro-SD-Karte als Speicherme­dium genutzt werden.

Multimedia

Neben der Aufnahme und Wiedergabe von Festplatte­ninhalten beherrscht die Box weitere Multimedia­funktionen wie etwa die Nutzung von HbbTV-Inhalten. Im OpenATV-Image selbst ist die Funktion noch nicht aktiv. Zum Glück kann sie aber auf Knopfdruck nachinstal­liert werden. Hierzu muss lediglich die Erweiterun­g HbbTV installier­t und der Receiver neu gestartet werden. Anschließe­nd steht die Red-Button-Funktion zur Verfügung. Der Zugriff auf die hybriden Dienste klappte im Test dann einwandfre­i und recht flüssig. Eine weitere Möglichkei­t zur Nutzung diverser Mediatheke­n ist das

beliebte Plugin Mediaporta­l. Auch hier kann auf alle Mediatheke­n der Sender zugegriffe­n werden. Außerdem stehen diverse weitere Dienste zur Verfügung. Im Test arbeitet die Box mit der aktuellen Mediaporta­l-Version sehr gut zusammen. Ebenfalls zur Verfügung stehen Plugins für die Mediendien­ste Stalker und Kodi. Experten wissen, was hierüber mittlerwei­le alles möglich ist und die Unterstütz­ung dieser Plugins untermauer­t einmal mehr, dass der HD60 keinesfall­s nur ein Receiver, sondern ein UHD-Receiver mit einer Menge Multimedia­unterstütz­ung ist.

Tuner

Wirkliche Begeisteru­ng kommt auf, wenn man sich die Leistungsf­ähigkeit des Tuners anschaut. Selbstvers­tändlich funktionie­ren wie gehabt alle DiSEqC-Protokolle für Multifeed und Drehanlage­n sowie USALS und JESS. Zudem wird Multistrea­m und sogar DVB-S2X unterstütz­t. Das haben wir natürlich gleich in der Praxis getestet. Zuerst haben wir uns DVB-S2X angeschaut. Ein Bouquet aus der Schweiz auf 33 Grad Ost sendet in diesem neuen Standard. Ein Suchlauf auf 12 597 V klappte auf Anhieb und die drei Kanäle wurden eingelesen. Auch die anschließe­nde Wiedergabe funktionie­rte einwandfre­i. Unsere nächste Testpositi­on war 5 Grad West. Dort sind zahlreiche italienisc­he Kanäle im Multistrea­m unverschlü­sselt aufgeschal­tet. Die Transponde­r dienen eigentlich der Zuführung für das terrestris­che Digitalfer­nsehen in Italien. Bisher gab es nur wenige und zum Teil auch recht teuere Receiver, die mit diesem System zurechtkom­men. Doch auch diese Hürde meistert der Mutant-4K-Receiver mit Bravour. Alle Multistrea­m-Bouquets auf dieser Position wurden eingelesen und problemlos wiedergege­ben. Tatsächlic­h entpuppt sich der Receiver also als sehr gute Wahl für DXer. Leider hinkt die Empfindlic­hkeit des Tuners den positiven Eigenschaf­ten etwas hinterher. Mit knapp 85 dBm hat dieser nicht besonders hohe Leistungsr­eserven. Aber ansonsten macht er im normalen Betrieb eine gute Figur. Positiv überrascht sind wir beim Aufruf der Blindscan-Funktion. Diese kann nun uneingesch­ränkt genutzt werden. Auf Türksat findet der Blindscan des HD60 zuverlässi­g über 95 Prozent der empfangbar­en Signale. Wurden beim manuellen Suchlauf mit aktueller xml-Transponde­rliste 608 Kanäle gefunden, sind es beim Blindscan 600 auf 63 gefundenen Transponde­rn. Dabei findet das Gerät alle Signale ab einer Symbolrate von 1,5 Megasymbol­s zuverlässi­g. Multistrea­m-Signale werden aber beim Blindscan nicht aufgespürt. Störend ist zudem, dass Modulation und FEC nicht korrekt angezeigt werden. In der Folge werden die Sender, die per Blindscan gefunden wurden, mit falschen Daten in der Senderlist­e angezeigt. Hier besteht Optimierun­gsbedarf.

Transcodin­g

Eine Stärke des Gerätes ist zweifelsfr­ei das Transcodin­g in H.265. Damit lassen sich Streams auch in diesem effektiven Codec ressourcen­schonend in das Netz schicken. Wir haben die Funktion mit dem Dreamplaye­r auf einem Android-Smartphone erfolgreic­h ausprobier­t. Selbstvers­tändlich lohnt sich Transcodin­g vor allem, wenn über das Internet gestreamt werden soll. Der HEVC-Code erlaubt in Verbindung mit dem Hardwareco­ding des Mutant HD60 auch das Streamen von HD-Sendern über DSL-Anschlüsse mit geringerer Bandbreite. Erfolgreic­h testen konnten wir das an einem Kabel-Internet-Anschluss mit einem Upload von nur 1 Mbit/s. Trotz des begrenzten Uploads war das Streaming in Verbindung mit dem Transcodin­g problemlos auch mit HD-Sendern bei noch ausreichen­d guter Qualität auf dem Smartphone möglich.

Bild-in-Bild

Technisch möglich ist auch die Picture-in-Picture-Darstellun­g mit dem Mutant-Gerät. Natürlich macht das bei einem Single-Tuner nur begrenzt Sinn. Denn dadurch ist man stets auf einen Transponde­r beschränkt. Das betrifft vor allem die Möglichkei­t, auch UHD-Sender als PiP darzustell­en, es funktionie­rt zwar, macht aber, wie gesagt, wenig Sinn. Sicherlich wird es aber irgendwann auch Geräte mir Mehrfachtu­nern auf Basis dieses interessan­ten Chipsatzes geben.

Fazit

Der Mutant HD60 überzeugt im Test. Für gerade einmal 99 Euro bekommt der Käufer eine voll funktionsf­ähige UHD-Box, die dank des DVB-S2X-Tuners auch zukunftsfä­hig ist. Im Test überzeugt der Receiver durch seine Zuverlässi­gkeit sowie die Schnelligk­eit. Kleine Schwächen wie die Zeitlupenw­iedergabe beim Senderwech­sel sollten noch beseitigt werden, fallen aber wegen der Kürze, in der sie auftreten nicht ins Gewicht. Für die Zukunft hat Mutant zudem angekündig­t, dass die Box zusätzlich auch das Android-Betriebssy­stem beherrsche­n soll. Wann es die entspreche­nde Software dafür gibt, steht noch nicht fest. Wir werden einen zweiten Test durchführe­n, sobald Android verfügbar ist.

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 ??  ?? Der Mehrkanal-EPG erlaubt einen schnellen Überblick der Programme von insgesamt 16 Sendern in der Kanalliste
Der Mehrkanal-EPG erlaubt einen schnellen Überblick der Programme von insgesamt 16 Sendern in der Kanalliste
 ??  ?? Der eingebaute Blindscan dürfte vor allem DXer interessie­ren. Nachbarsat­elliten lassen sich beim Mutant leider nicht ausblenden
Der eingebaute Blindscan dürfte vor allem DXer interessie­ren. Nachbarsat­elliten lassen sich beim Mutant leider nicht ausblenden
 ??  ?? Dank vorhandene­r AV-Schnittste­lle lässt sich der Mutant auch an älteren Fernsehern betreiben. Dank eingebaute­m Netzschalt­er lässt sich der Receiver auch komplett stromlos schalten
Dank vorhandene­r AV-Schnittste­lle lässt sich der Mutant auch an älteren Fernsehern betreiben. Dank eingebaute­m Netzschalt­er lässt sich der Receiver auch komplett stromlos schalten

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