DXer-Wunder Edision OS Mio überzeugt im Testlabor
Der in Griechenland ansässige Hersteller Edision hatte bisher das Ultra-HD-Zeitalter ignoriert. Neue Boxen wurden zwar ausgeliefert, aber alle nur mit Full-HD-Unterstützung. Dies ändert sich mit dem OS Mio 4K nun. Seit wenigen Wochen ist die 4K-Box im Markt verfügbar. Wir haben sie im Testlabor genauer unter die Lupe genommen.
Mit dem OS Nino pro konnte Edision bereits Ende des zurückliegenden Jahres viele Sat-Freaks und Feedhunter begeistern. Grund dafür ist der sehr gute Tuner der Box, der weit mehr findet als vergleichbare Boxen. Das Manko, dass mit der Box allerdings keine 4K-Signale zu empfangen sind, verschreckte einige Interessenten. Diese können nun zum OS Mio 4k greifen.
Ausstattung
Natürlich ist die Hardware der Box mehr als nur der Tuner allein. Die Technik hat
Edision in einem kompakten Alu-Gehäuse verbaut, das an der Front mit einer vierstelligen Siebensegmentanzeige aufwartet. Hinzu kommen drei Bedienelemente für die Kanalauswahl und zum Ein- und Ausschalten. Front USB-Anschlüsse oder Pay-TV-Zugangsmöglichkeiten sucht man vergebens. Edision hat dem OS Mio 4k nur zwei USB 2.0 Schnittstellen an der Rückseite spendiert. Auch die einzige Decodier-Einheit des UHD-Einstiegsreceivers ist hier in Form eines CAS-Kartenlesers zu finden. Natürlich sind auch die Standardschnittstellen an der Rückseite
zu finden: der HDMI-Eingang, ein Netzwerkanschluss sowie der optische Tonausgang. Als Besonderheit bietet die Box die Anschlussmöglichkeit für zwei im Lieferumfang enthaltene WLAN-Antennen, einen ebenfalls im Lieferumfang enthaltenen Infrarotsensor sowie für externe Geräte über das RS 232-Protokoll. Beim Tuner hat sich Edision für ein Hybridmodell entschieden: eine DVB-S2X-Empfangseinheit sowie ein Modell für Kabel und terrestrischen DVB-T2-Empfang. Tuner-Ausgänge sind leider nicht vorhanden. Ebenfalls vermisst werden ein Front-
USB-Anschluss – darum legt Edision dem Gerät eine USB-Verlängerung bei – sowie ein physikalischer Netzschalter an der Rückseite des Gerätes. Im Inneren der Box arbeitet ein 64 Bit Dual Core ARM 1,5-GHz-Prozessor, der dem kleinen 4K-Receiver enorme Leistung verleiht. Unterstützt wird diese Prozessorleistung von reichlich Speicher. Beim Flashspeicher hat Edision seinem neuen Flaggschiff 8 Gigabyte spendiert, der eMMC/ RAM ist mit 2 Gigabyte bestückt. Wie eingangs erwähnt, kann sich die Verarbeitung der Box dank des Aluminium-Gehäuses wirklich sehen lassen. Das Gerät ist in den Farben Grau und Weiß erhältlich. Auch die Fernbedienung passt sich wunderbar diesem stylischen Design an. Sie ist ebenfalls mit einer Aluminium-Oberfläche versehen und besitzt reichhaltig Tasten, sodass auch viele in Enigma2 enthaltene Sonderfunktionen über eine Direktwahltaste erreicht werden können.
Bekannte Firmware
Die Linux-Box auf Enigma2-Basis wird im deutschsprachigen Raum mit dem beliebten OpenATV-Image ausgeliefert. Die Erstinstallation geht somit leicht von der Hand. Nach Auswahl der passenden Auflösung und Bildwiederholrate muss die Systemsprache festgelegt werden. Im weiteren Installationsmenü können die beiden Tuner konfiguriert werden. Während beim Sat-Tuner eine Menge Protokolle zur Verfügung stehen, auf die wir im separaten Abschnitt zum Empfangstuner in diesem Artikel noch näher eingehen werden, ist die Konfiguration des Kombimoduls für Kabel und Terrestrik recht einfach. Vornehmlich muss erst einmal bestimmt werden, welcher der Empfangswege genutzt werden soll. Der Suchlauf kann im Anschluss an die Erstinstallation getätigt werden. Abschließend wird aus dem Installationsmenü heraus noch die Netzwerkeinbindung konfiguriert. Diese ist wahlweise via WLAN, aber auch über ein kabelgebundenes Netzwerk möglich.
Schnell und zuverlässig
Im Alltagsbetrieb beweist der Mio 4K von Edision sein Können. Die Navigation ist sehr zügig, innerhalb der Menüs zeigen sich keine Hänger. Wird eine Taste gedrückt, öffnet sich zeitgleich die gewählte Funktion. In unserem mehrtägigen Test der Box bewies das Gerät auch Standfestigkeit. Abstürze wurden nur sehr wenige produziert. Das Zappen geht schnell von der Hand, rund 1,2 Sekunden sind bei einem Senderwechsel fällig.
Multimedia
Natürlich sind auch Aufnahmen aus dem Programmführer heraus programmierbar. Denn auch wenn die Box intern kein Speichermedium verarbeitet, kann der OS Mio 4K Sendungen auf angeschlossene USB-Datenträger oder auf Netzwerkspeichermedien archivieren. Mehrfachaufnahmen stellen dabei kein Problem dar. Einzig die auf den ersten Blick übersichtliche Tuner-Auswahl sorgt für Skepsis. Diese ist aber nicht begründet. Denn am OS Mio 4K lassen sich neben den beiden hardwaremäßig integrierten Empfangseinheiten elf weitere virtuelle Tuner einrichten. Das können sowohl Sat-IP-Systeme sein als auch USB-Tuner. Im Test überzeugt die Nutzung von Sat-IP-Tunern. Somit konnte die Mehrfachaufnahme von acht HD-Kanälen parallel realisiert werden. Die Ergebnisse geben keinen Anlass
zur Kritik. Auch HbbTV ist vollumfänglich nutzbar. Die Abrufzeiten sind dabei sehr schnell. Nicht einmal zehn Sekunden vergehen vom Druck auf die rote Farbtaste bis hin zum Start einer Bergdoktorfolge in UHD auf dem ZDF. Bei der Wiedergabe von HbbTV-Inhalten stellten wir keinerlei Fehler fest. Wer mehr als das klassische HbbTV will, kann über das Erweiterungsmenü des Receivers auch das Mediaportal-Plugin installieren. Sobald dieses verfügbar ist, kann es über die eigens dafür auf dem Signalgeber des OS Mio 4K reservierten Farbtaste abgerufen werden.
Multiboot
Im Inneren des Edision Mio 4K versteckt sich ein weiteres Highlight. Dank des großzügigen Speichers, den die Box besitzt, hat der Hersteller seinem jüngsten Schützling die Multibootoption spendiert. In der Praxis heißt das, dass auf dem Gerät bis zu vier Images parallel laufen können. Somit kann der Nutzer selbst entscheiden, mit welchem Image er experimentieren will und welches als Alltagsimage genutzt wird. Die Installation wird aus dem Softwaremenü absolviert.
DX-Tuner
Edision hat dem OS Mio 4K ebenso wie dem kleinen Bruder, dem Os Nino pro einen DVB-S2X-Tuner spendiert. Die Besonderheit dieses derzeit nur bei Edision-Receivern verfügbaren Empfangsteils ist, dass er auch T2Mi-Signale verarbeitet und Multistream-Signale über den integrierten Hardwareblindscan aufspürt. Unser Test, aber auch die Praxiserfahrungen, die darüber in diversen Internetforen zu finden sind, sprechen für sich. Auf der Position 5 Grad West werden die Multistream-Pakete der französischen und italienischen Anbieter in Windeseile beim Blindscan aufgespürt. Das unter OpenATV zur Verfügung stehende Blindscan-Plugin erlaubt auch die vollautomatische Kanalsuche nach dem Blindscan. Diese muss allerdings erst aktiviert werden. Ansonsten werden nach dem Blindscan alle gefundenen Transponder aufgelistet und können manuell über die Navigationstasten Rechts/Links ausgewählt werden. Somit hat der Nutzer die Chance, nicht gewollte Transponder außen vor zu lassen. Der Blindscan findet nicht nur Spezialsignale, sondern ist auch sehr genau. Nahezu alle verfügbaren Signale ab einer Symbolrate von einem MegaSymbol pro Sekunde (MSymbol/s) werden aufgespürt. „Kleinere“Signale werden vom Mio 4K aktuell leider auch über den manuellen Suchlauf nicht gefunden. Zusätzlich kann der Receiver auch mit Signalen im T2MI-Modus umgehen. Die aktuell im Ku-Band auf der Position 4,8 Grad Ost übertragenen Pakete ukrainischer Anbieter werden fehlerfrei eingelesen und abgespielt. Im C-Band auf den Satelliten Express AM (40 Grad Ost) und Express AM (53 Grad Ost) sind aktuell noch kleine Unregelmäßigkeiten beim Umgang mit dem T2MI-Standard diagnostizierbar. Die Empfindlichkeit des Satellitentuners liegt zudem mit gemessenen –88,5 dBm im guten Bereich. Dies wird auch beim Test auf schwer zu empfangenden Positionen deutlich, auf denen der 4K-Receiver gleich viele Signale wie eine Dreambox DM920 mit integriertem SI2166D-Tuner aufspürt und darstellt. Bei der Protokollunterstützung müssen keine Abstriche gemacht werden. Sämtliche DiSEqC-Protokolle, darunter das Drehanlagenprotokoll DiSEqC 1.2, USALS, aber auch die Einkabel-Systeme Unicable und JESS werden unterstützt. Hinzu kommt eine saubere Verarbeitung von C- und KA-Band-Signalen. Der zweite Tuner des Mio 4k ist für den Empfang von kabelgebunden sowie terrestrischen Signalen nach dem DVB-T2-Standard vorgesehen. Beim zuletzt genannten lassen sich mit dem Edision-Gerät auch aktive Antennen problemlos speisen. Die Empfindlichkeit des Tuners ist gut, am mittelsächsischen Teststandort konnten die im DVB-T2-Verfahren ausgestrahlten Signale aus Tschechien (Standort Liberec) störungsfrei empfangen werden.
Fazit
Der Edision Mio 4k ist nicht nur ein Geheimtipp für alle Sat-DXer und Feedhunter, nein auch für den klassischen TV-Zuschauer ist die Box eine sehr gute Wahl. Auch wenn die Box bei der Ausstattung im Hardwarebereich kleine Nachteile wie die nicht vorhandene USB 3.0-Schnittstelle oder das Fehlen der CI-Schnittstelle aufweist, überzeugt sie im Test – vor allem die Schnelligkeit des 64 bit-Systems. Auch die integrierten Tuner können durch zahlreiche Zusatzfunktionen punkten und sichern dem Gerät das sehr gute Testergebnis. Zudem muss betont werden, dass wir unsere Box mit Auslieferungsstart in Deutschland erhielten und bereits eine sehr stabile und zuverlässige Box vorfinden. Hier sollte sich der eine oder andere Hersteller im Enigma-Bereich ein Beispiel nehmen.