DAB Plus: Wann kommt endlich der 2. Bundesmux?
Im Sommer 2017 wurde die Antenne Deutschland GmbH & Co. KG als neuer Plattformbetreiber für den zweiten bundesweiten deutschen DAB-Plus-Multiplex ausgewählt und übernahm nun eine wichtige Rolle in der Erreichung der Ziel. Diese ehrgeizigen Pläne sahen vor, 18 Programme zu verbreiten.
Doch aus dem vorgesehenen baldigen Sendestart wurde nichts. Schon bald klagten die unterlegenen Bewerber. Ein baldiger Sendestart ist nicht in Sicht.
DAB Plus entwickelt sich
Dass Digitalradio immer mehr Zuhörer gewinnt und inzwischen zu einer nicht mehr zu ignorierenden Größe herangewachsen ist, ist hinlänglich bekannt. Ja, DAB Plus hat sich bereits zu einem Erfolgsmodell entwickelt und es wird während der kommenden Jahre weiter an Bedeutung gewinnen. Wer einmal DAB Plus gehört hat, schaltet sein Radio nicht mehr auf UKW zurück. Eine Erfahrung, die allseits bekannt ist. Kurzum: DAB
Plus wird nicht nur immer häufiger eingeschaltet. Auf DAB Plus werden auch immer mehr Anbieter senden wollen. Speziell dann, wenn es schon erfolgreich läuft. Was wiederum für Sendernetzbetreiber heißt, dass sich mit DAB Plus Geld verdienen lässt. In naher Zukunft wahrscheinlich mehr, als heute.
Frequenzen werden rar
Für DAB Plus stehen im VHF Band 332 Frequenzen von Kanal 5A bis 12D zur Verfügung. Noch vor wenigen Jahren gab es für Digitalradio reichliche Frequenzen. Die werden jedoch allmählich rar. So werden etwa schon heute in mehreren Regionen bis zu vier Multiplexe ausgestrahlt. Klingt nach wenig. Aber Frequenzen
müssen auch mit benachbarten Bundesländern und Staaten koordiniert werden. Die Chancen für weitere reichweitenstarke Bedeckungen, besonders auf bundesweiter Ebene, werden geringer, je mehr lokale und regionale Multiplexe an den Start gehen. Das wissen auch die Sendernetzbetreiber und wollen das Feld nicht einfach ihren Mitbewerbern überlassen.
Der Streit
Bereits kurz nach der Zuteilung des zweiten bundesweiten Multiplexes an Antenne Deutschland wurde die Entscheidung vom bei der Lizenzvergabe leer ausgegangene Konsortium DABP GmbH angefochten, indem am 22. Juni
2017 beim Verwaltungsgericht in Leipzig vorläufiger Rechtsschutz beantragt wurde. Es wurde eine aufschiebende Wirkung erreicht. Was soviel heißt, dass Antenne Deutschland solange nicht auf Sendung gehen darf, bis aus der juristischen Auseinandersetzung ein Ausweg gefunden wurde. Erst im Dezember berichtete der Vorsitzende der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, BLM, dass die seit langem im Streit stehende Vergabeentscheidung zum zweiten bundesweiten Digitalradio-Multiplex bislang keine Reaktion seitens des OVG Bautzen (Oberverwaltungsgericht) erfolgt ist. Man könne sich erst Gedanken über das weitere Vorgehen rund um den zweiten Bundesmux machen, nachdem eine Stellungnahme des Gerichts vorliegt. Erst danach kann darüber entschieden werden, auf welche Weise eine Einigung zwischen den Kontrahenten zu erzielen wäre oder ob man zurück an den Start geht und den zweiten bundesweiten DAB-Plus-Multiplex neu ausschreibt. Eine kurzfristige Entscheidung ist nicht in Sicht. Wer letztlich bei der zweiten bundesweiten Digitalradio-Bedeckung das Rennen machen und an den Start gehen wird, ist in jeder Hinsicht ungewiss. Mit Sicherheit können wir heute nur sagen, dass es 2019 und höchstwahrscheinlich auch 2020 zu keinem Sendebeginn der zweiten nationalen Bedeckung kommen wird. Insider rechnen so um 2021.
Eigentlich ein gutes Zeichen
Zunächst einmal klingt es äußerst schlecht, dass auf absehbare Zeit keine zusätzlichen neuen landesweiten Digitalradioprogramme kommen werden. Man könnte von einem Schaden für die Weiterentwicklung von DAB Plus sprechen. Doch ist es das wirklich?
Die Zwistigkeiten zeigen uns schließlich unverblümt, wie begehrt DAB Plus tatsächlich ist. Würde es sich um ein Sendernetz für ein Übertragungsmedium handeln, das niemanden interes- siert, wäre es auch zu keiner Anfechtung der Lizenzzuteilung gekommen. Warum sollte man auch um etwas streiten, von dem man sich ohnehin keinen Erfolg verspricht? Doch genau das Gegenteil ist der Fall! Die Frequenzen für den zweiten Bundesmux sind vielleicht die letzte Chance, für Digitalradio ein großes Sendernetz aufbauen und betreiben zu können. Damit ist der zweite Bundesmux wohl auch die letzte große Chance, als Netzbetreiber zu einem relevanten, nationalen Player aufzusteigen.
Vielleicht eine Win-Win-Situation?
Der verspätete Start des zweiten bundesweiten Digitalradio-Multiplexes könnte sogar zum Nutzen der Zuhörer sein. Einmal ist davon auszugehen, dass sich bei einer zweiten Ausschreibung alle Interessenten so richtig ins Zeug legen. Etwa, indem der Sendernetzausbau schneller als bislang angedacht erfolgen wird oder dass wir uns auf neue Programmkonzepte freuen dürfen, die es heute noch gar nicht gibt. Das Medium Radio entwickelt sich schließlich besonders dank DAB Plus weiter und kann so richtig den Zahn der Zeit treffen. So unwahrscheinlich muss dieser Blick in die Glaskugel gar nicht sein. Schließlich wissen wir, dass die DAB-Plus-Reichweite durch die 2019 und 2020 verkauften Geräte weiter steigen wird. Damit wird Digitalradio in einigen Jahren für Programmanbieter und Sendernetzbetreiber noch attraktiver sein als heute.
Vorerst warten
Vorerst heißt es jedenfalls auf den zweiten Bundesmux zu warten. Währenddessen können wir uns aber schon an DAB Plus erfreuen. Denn der Sendernetzausbau schreitet auf lokaler und Landesebene weiter voran. Etwa in Norddeutschland, wo der NDR einer flächendeckenden Versorgung seines Sendegebiets immer näher kommt, oder in Nordrhein-Westfalen, wo sich deutlich über 40 Privatsender für Digitalradio ausgesprochen haben. Daneben werden auch lokale Netze weiter ausgebaut und in Betrieb genommen. Erst mit Januar ist der Regelbetrieb des bayerischen Allgäu-Muxes gestartet und im Sommer soll ein weiterer für das südliche Oberbayern kommen. In ganz Deutschland wird an der Verbesserung des DABPlus-Empfangs und der Erweiterung des Programmangebots gearbeitet. Damit wird Digitalradio laufend interessanter. Selbst während der Wartezeit auf den zweiten Bundesmux.