Backup für den Satellitenempfang: Zusätzlich DVB-T2 nutzen
„Über Satellit sehe ich alles, was ich will! Mehr Programme, als über ihn, bietet mir kein anderer Verbreitungsweg“, so die weit verbreitete Meinung. Doch nicht alle denken so. Vielen ist ein Zweitempfangsweg wichtig. Nicht ohne Grund.
Zusätzliche, nicht über Sat verbreitete oder verfügbare Kanäle, sowie Ausfallsicherheit veranlassen viele, mindestens auf einen zweiten Empfangsweg zu setzen. Ist die Schüssel einmal exakt ausgerichtet, sorgt sie stets für störungsfreien Empfang. Zumindest theoretisch. Denn wie gut er tatsächlich ist, hängt von vielen Faktoren ab. Starkregen, dicke Gewitterwolken, dichter Schneefall und Ablagerungen der weißen Pracht im Reflektor oder vor dem LNB, sorgen immer wieder für Klötzchenbildungen oder gar keinen Empfang. Weiter sind die gefühlt immer häufiger werdenden starken Stürme zu nennen, die die vermeintlich fest angeschraubte Schüssel ein klein wenig zu verdrehen vermögen. Genug, um sie nicht mehr die Signale des Wunschsatelliten einfangen zu lassen. Auch dann sitzt man vor der schwarzen Mattscheibe. Nicht für fünf Minuten, sondern solange, bis die Antenne wieder neu ausgerichtet wurde.
Vor allem in inneralpinen Raum und sturmgeplagten Regionen weiß man einen sekundären Empfangsweg zu schätzen. Wobei DVB-T2 die Nase vorn hat. Es ist, anders als Kabel- oder IPTV-Fernsehen, überall verfügbar und zeichnet sich durch besonders hohe Ausfallsicherheit aus. Grundnetzsender verfügen in der Regel über einen großen Notstromdiesel, der den Betrieb auch während längerer Stromausfälle aufrecht erhält. Weiter verfügen sie, zumindest für die öffentlich-rechtlichen Multiplexe, mehrere Signalzuführungswege. Fällt einer aus, kann auf einen alternativen gewechselt werden. Für ortsübliches DVB-T2 braucht es
nicht einmal eine besonders gut ausgerichtete Antenne. Selbst wenn diese zur Hälfte eingeschneit ist, arbeitet sie noch zufriedenstellend. Abgesehen davon genügt oft bereits eine kleine Zimmerantenne. Ein zweiter Empfangsweg kann helfen, die Sat-lose Zeit zu überbrücken. Wobei neben der bloßen Unterhaltung auch der Zugang zu aktuellen Nachrichten, etwa im Umfeld von Stürmen, relevant ist.
Mehr Programme
DVB-T2 kann uns, zumindest in Grenzregionen Programme der Nachbarländer bescheren, die wir über Satellit wegen Grundverschlüsselung nicht sehen können. So sind etwa in Südbayern bis zu vier Programme aus Österreich zu sehen. Im Westen kann man sich an den Franzosen oder Niederländern und im Norden am dänischen Fernsehen erfreuen. Daneben können auch Lokalsender über Digitalantenne zu empfangen sein. Was vor allem in Regionen ohne Kabelanschluss von Interesse ist.
Mehr Komfort
Der Mehrfachempfang erlaubt ferner das bequeme Aufzeichnen von TV-Sendungen, während man zeitgleich andere sehen
will. Das ginge zwar auch mit einem Sat-Doppeltuner, aber längst nicht jeder hat die Chance, zwei Sat-Leitungen zu seinem Receiver zu verlegen. Sat-Receiver mit FBC-Tuner würden zwar ebenfalls das zeitgleiche aufzeichnen mehrerer Sendungen vereinfachen, setzen dafür aber eine Unicable-Anlage voraus. Sie lässt sich wiederum kaum mit Multifeed-, Dreh- und DX-Anlagen kombinieren. In weiten Teilen Deutschlands zumindest alle relevanten Programme über DVB-T2 in HD verfügbar, womit sich leicht auf sie zurückgreifen lässt, sollte der Sat-Tuner einmal belegt sein.
Für jeden Empfangsweg eine Box?
Noch vor etwa zehn Jahren war es üblich, für jeden Empfangsweg eine eigene Box zu verwenden. Damit war man nicht nur gezwungen, einen Boxenturm neben dem Fernseher aufzubauen und ihn umständlich zu verkabeln. Auf dem Wohnzimmertisch sammelten sich auch die Fernsteuerungen an. Man musste nicht nur wissen, welcher Handgeber welchen Receiver man steuert. Man musste auch wissen, welche Kanäle mit welcher Box zu sehen waren und über welchen Eingang sie am TV zu sehen sind. dazu kamen unterschiedliche Menüoberflächen.
Also alles, was das Handling so richtig kompliziert machte und viele Familienmitglieder überforderte. All das muss nicht mehr sein. Inzwischen gibt es eine respektable Auswahl an Kombiboxen. Sie haben neben dem Sat-Tuner entweder einen weiteren für DVB-T2 und Kabel fest eingebaut oder erlauben, diesen individuell nachzurüsten. Mit Stecktunern können die Receiver voll und ganz auf die eigenen Anforderungen angepasst werden. Womit man alle Empfangswege mit einem einzigen Gerät abdecken kann. Also kein Boxenturm, keine Sammlung von Fernsteuerungen und vor allem, hohe Bedienungsfreundlichkeit.
Schließlich erlauben Kombireceiver auch, die über mehrere Empfangswege vorhandenen Programme in einer gemeinsamen Senderliste abzuspeichern. In ihr können etwa die Kanäle 1 bis 3 über Satellit, die Speicherplätze 4 bis 7 über DVB-T und ab 8 wieder über Sat empfangen werden. Als Nutzer braucht man sich so keine Gedanken mehr darüber zu machen, über welchen Weg Kanal X oder Y empfangen wird. Relevant wird dieses Wissen nur, sollte ein Weg ausfallen. Aber für solche Fälle lassen ja Linux-Boxen beliebig viele Favoritenlisten anlegen. Neben der Hauptliste würde sich etwa je eine mit Namen „DVB-T2“und „Satellit“anbieten, in die jeweils nur die wichtigsten Sender enthalten sind.
Weitere Vorteile
Kombireceiver decken nicht einfach nur mehrere Empfangswege ab, sondern können auch richtige DX-Maschinen sein. Sowohl für Sat-Empfang, als auch für DVB-T2. Selbstverständlich beherrschen sie alle für Dreh- und Multifeedantennen erforderlichen DiSEqC-Steuerprotokolle. Kombigeräte helfen zudem Geld zu sparen. Nicht nur, dass sie billiger kommen, als separate Boxen für jeden Empfangsweg. Zum Aufzeichnen von TV-Sendungen wird auch nur eine Festplatte benötigt.
TV mit Multituner
Auch Fernseher sind heute üblicherweise mit Multituner ausgestattet. Was man an der F-Buchse für Satellitenempfang und der IEC-Buchse für die terrestrische Antenne erkennt. Über zweitere nimmt das TV auch Kabel-TV entgegen.
Selbst wenn man nur Satellitenfernsehen zu nutzen gedenkt, was spricht dagegen, den eingebauten TV-Tuner auch zu aktivieren? Er ist schließlich ja schon da. Oft ist sogar noch eine Dachantenne vorhanden, die nur an das Gerät angestöpselt werden muss. Ansonsten tut es für den Ortssender auch eine kleine Zimmerantenne, die einfach hinter der Glotze versteckt wird. Die Zeiten in denen DVB-T als Armeleutefernsehen abgestempelt wurde, sind schließlich vorbei. Seit der Einführung von DVB-T2 ist nicht nur das freie öffentlich-rechtliche und verschlüsselte private Programmangebot größer geworden. Da im deutschen DVB-T2 nur in HD gesendet wird, hängt die Bildqualität auch jener des Satellitenfernsehens um nichts nach.
Stichwort Kabelfernsehen
Auch es bietet sich als sekundärer oder tertiärer Empfangsweg an. In vielen Wohnungen ist der Preis für den Kabelanschluss Bestandteil der Miete. Also bezahlt man ohnehin dafür. Egal, ob man es nutzt oder nicht. Also kann man ja mal einen Blick reinwerfen, ob sich im Angebot nicht auch Programme finden, die etwa über Satellit nicht enthalten sind.