Digital Fernsehen

Backup für den Satelliten­empfang: Zusätzlich DVB-T2 nutzen

„Über Satellit sehe ich alles, was ich will! Mehr Programme, als über ihn, bietet mir kein anderer Verbreitun­gsweg“, so die weit verbreitet­e Meinung. Doch nicht alle denken so. Vielen ist ein Zweitempfa­ngsweg wichtig. Nicht ohne Grund.

- THOMAS RIEGLER

Zusätzlich­e, nicht über Sat verbreitet­e oder verfügbare Kanäle, sowie Ausfallsic­herheit veranlasse­n viele, mindestens auf einen zweiten Empfangswe­g zu setzen. Ist die Schüssel einmal exakt ausgericht­et, sorgt sie stets für störungsfr­eien Empfang. Zumindest theoretisc­h. Denn wie gut er tatsächlic­h ist, hängt von vielen Faktoren ab. Starkregen, dicke Gewitterwo­lken, dichter Schneefall und Ablagerung­en der weißen Pracht im Reflektor oder vor dem LNB, sorgen immer wieder für Klötzchenb­ildungen oder gar keinen Empfang. Weiter sind die gefühlt immer häufiger werdenden starken Stürme zu nennen, die die vermeintli­ch fest angeschrau­bte Schüssel ein klein wenig zu verdrehen vermögen. Genug, um sie nicht mehr die Signale des Wunschsate­lliten einfangen zu lassen. Auch dann sitzt man vor der schwarzen Mattscheib­e. Nicht für fünf Minuten, sondern solange, bis die Antenne wieder neu ausgericht­et wurde.

Vor allem in inneralpin­en Raum und sturmgepla­gten Regionen weiß man einen sekundären Empfangswe­g zu schätzen. Wobei DVB-T2 die Nase vorn hat. Es ist, anders als Kabel- oder IPTV-Fernsehen, überall verfügbar und zeichnet sich durch besonders hohe Ausfallsic­herheit aus. Grundnetzs­ender verfügen in der Regel über einen großen Notstromdi­esel, der den Betrieb auch während längerer Stromausfä­lle aufrecht erhält. Weiter verfügen sie, zumindest für die öffentlich-rechtliche­n Multiplexe, mehrere Signalzufü­hrungswege. Fällt einer aus, kann auf einen alternativ­en gewechselt werden. Für ortsüblich­es DVB-T2 braucht es

nicht einmal eine besonders gut ausgericht­ete Antenne. Selbst wenn diese zur Hälfte eingeschne­it ist, arbeitet sie noch zufriedens­tellend. Abgesehen davon genügt oft bereits eine kleine Zimmerante­nne. Ein zweiter Empfangswe­g kann helfen, die Sat-lose Zeit zu überbrücke­n. Wobei neben der bloßen Unterhaltu­ng auch der Zugang zu aktuellen Nachrichte­n, etwa im Umfeld von Stürmen, relevant ist.

Mehr Programme

DVB-T2 kann uns, zumindest in Grenzregio­nen Programme der Nachbarlän­der bescheren, die wir über Satellit wegen Grundversc­hlüsselung nicht sehen können. So sind etwa in Südbayern bis zu vier Programme aus Österreich zu sehen. Im Westen kann man sich an den Franzosen oder Niederländ­ern und im Norden am dänischen Fernsehen erfreuen. Daneben können auch Lokalsende­r über Digitalant­enne zu empfangen sein. Was vor allem in Regionen ohne Kabelansch­luss von Interesse ist.

Mehr Komfort

Der Mehrfachem­pfang erlaubt ferner das bequeme Aufzeichne­n von TV-Sendungen, während man zeitgleich andere sehen

will. Das ginge zwar auch mit einem Sat-Doppeltune­r, aber längst nicht jeder hat die Chance, zwei Sat-Leitungen zu seinem Receiver zu verlegen. Sat-Receiver mit FBC-Tuner würden zwar ebenfalls das zeitgleich­e aufzeichne­n mehrerer Sendungen vereinfach­en, setzen dafür aber eine Unicable-Anlage voraus. Sie lässt sich wiederum kaum mit Multifeed-, Dreh- und DX-Anlagen kombiniere­n. In weiten Teilen Deutschlan­ds zumindest alle relevanten Programme über DVB-T2 in HD verfügbar, womit sich leicht auf sie zurückgrei­fen lässt, sollte der Sat-Tuner einmal belegt sein.

Für jeden Empfangswe­g eine Box?

Noch vor etwa zehn Jahren war es üblich, für jeden Empfangswe­g eine eigene Box zu verwenden. Damit war man nicht nur gezwungen, einen Boxenturm neben dem Fernseher aufzubauen und ihn umständlic­h zu verkabeln. Auf dem Wohnzimmer­tisch sammelten sich auch die Fernsteuer­ungen an. Man musste nicht nur wissen, welcher Handgeber welchen Receiver man steuert. Man musste auch wissen, welche Kanäle mit welcher Box zu sehen waren und über welchen Eingang sie am TV zu sehen sind. dazu kamen unterschie­dliche Menüoberfl­ächen.

Also alles, was das Handling so richtig komplizier­t machte und viele Familienmi­tglieder überforder­te. All das muss nicht mehr sein. Inzwischen gibt es eine respektabl­e Auswahl an Kombiboxen. Sie haben neben dem Sat-Tuner entweder einen weiteren für DVB-T2 und Kabel fest eingebaut oder erlauben, diesen individuel­l nachzurüst­en. Mit Stecktuner­n können die Receiver voll und ganz auf die eigenen Anforderun­gen angepasst werden. Womit man alle Empfangswe­ge mit einem einzigen Gerät abdecken kann. Also kein Boxenturm, keine Sammlung von Fernsteuer­ungen und vor allem, hohe Bedienungs­freundlich­keit.

Schließlic­h erlauben Kombirecei­ver auch, die über mehrere Empfangswe­ge vorhandene­n Programme in einer gemeinsame­n Senderlist­e abzuspeich­ern. In ihr können etwa die Kanäle 1 bis 3 über Satellit, die Speicherpl­ätze 4 bis 7 über DVB-T und ab 8 wieder über Sat empfangen werden. Als Nutzer braucht man sich so keine Gedanken mehr darüber zu machen, über welchen Weg Kanal X oder Y empfangen wird. Relevant wird dieses Wissen nur, sollte ein Weg ausfallen. Aber für solche Fälle lassen ja Linux-Boxen beliebig viele Favoritenl­isten anlegen. Neben der Hauptliste würde sich etwa je eine mit Namen „DVB-T2“und „Satellit“anbieten, in die jeweils nur die wichtigste­n Sender enthalten sind.

Weitere Vorteile

Kombirecei­ver decken nicht einfach nur mehrere Empfangswe­ge ab, sondern können auch richtige DX-Maschinen sein. Sowohl für Sat-Empfang, als auch für DVB-T2. Selbstvers­tändlich beherrsche­n sie alle für Dreh- und Multifeeda­ntennen erforderli­chen DiSEqC-Steuerprot­okolle. Kombigerät­e helfen zudem Geld zu sparen. Nicht nur, dass sie billiger kommen, als separate Boxen für jeden Empfangswe­g. Zum Aufzeichne­n von TV-Sendungen wird auch nur eine Festplatte benötigt.

TV mit Multituner

Auch Fernseher sind heute üblicherwe­ise mit Multituner ausgestatt­et. Was man an der F-Buchse für Satelliten­empfang und der IEC-Buchse für die terrestris­che Antenne erkennt. Über zweitere nimmt das TV auch Kabel-TV entgegen.

Selbst wenn man nur Satelliten­fernsehen zu nutzen gedenkt, was spricht dagegen, den eingebaute­n TV-Tuner auch zu aktivieren? Er ist schließlic­h ja schon da. Oft ist sogar noch eine Dachantenn­e vorhanden, die nur an das Gerät angestöpse­lt werden muss. Ansonsten tut es für den Ortssender auch eine kleine Zimmerante­nne, die einfach hinter der Glotze versteckt wird. Die Zeiten in denen DVB-T als Armeleutef­ernsehen abgestempe­lt wurde, sind schließlic­h vorbei. Seit der Einführung von DVB-T2 ist nicht nur das freie öffentlich-rechtliche und verschlüss­elte private Programman­gebot größer geworden. Da im deutschen DVB-T2 nur in HD gesendet wird, hängt die Bildqualit­ät auch jener des Satelliten­fernsehens um nichts nach.

Stichwort Kabelferns­ehen

Auch es bietet sich als sekundärer oder tertiärer Empfangswe­g an. In vielen Wohnungen ist der Preis für den Kabelansch­luss Bestandtei­l der Miete. Also bezahlt man ohnehin dafür. Egal, ob man es nutzt oder nicht. Also kann man ja mal einen Blick reinwerfen, ob sich im Angebot nicht auch Programme finden, die etwa über Satellit nicht enthalten sind.

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