Labornotizen
Es war das Top-Thema auf der IFA im vergangenen Jahr und kaum ein Hersteller kam daran vorbei. Die Rede ist von der Sprachsteuerung. Und auch wir im Testlabor hatten 2018 so viele Testgeräte mit Sprachsteuerung wie nie zuvor.
Doch was auf den ersten Blick interessant und spannend wirkt, klappt in der Praxis zum Teil deutlich schlechter als zunächst gedacht. So hatten wir im Testlabor beispielsweise Soundbars im Test, die nach einigen Stunden plötzlich die Verbindung zum Server verloren und demzufolge nicht mehr auf Sprachbefehle reagierten. Oder Fernseher mit Alexa-Unterstützung, die trotz Installation des passenden Skills lediglich die Lautstärke per Sprachbefehl ändern konnten.
Alexa, bittte versteh mich!
Auch im Smart-Home-Bereich ist die Sprachsteuerung ein großes und auch praktisches Thema, doch auch hier läuft bei Weitem nicht alles so glatt wie in den Vorführungen der Hersteller.
So bietet zum Beispiel Devolo mit seinem System zwar ein mittlerweile recht ausgereiftes Smart-Home-System mit verschiedenen Komponenten und Sensoren sowie einer eigenen Sprachsteuerung, doch korrekt funktioniert das in der leider Praxis nicht. So funktionieren dort angelegte Sprachregeln fast ausnahmslos nicht, obwohl diese korrekt angelegt wurden. Das zeigen auch die Online-Bewertungen des Skills von Devolo. Geändert hat sich an den Problemen dort schon seit über 2 Jahren nichts. Kein Wunder also dass Nutzer dort mehrheitlich bereits gefrustet aufgegeben und resigniert haben. Doch nicht nur das nicht verstehen der Sprachregeln ist ein großes Problem. Auch die Komplexität mancher Sprachbefehle ärgert die Nutzer der gekauften Devolo-Geräte.
Moderne Schachtelsätze
Bleiben wir mal beim Skill von Devolo. Hier muss der Nutzer komplexe Sprachbefehle lernen, damit der Skill überhaupt reagiert (was auch dann oft nicht der Fall ist). So schaltet man beispielsweise den Fernseher, der an einer smarten Steckdose des Anbieters hängt, mit folgendem Satz ein: „Alexa, öffne Devolo und schalte Fernseher im Wohnzimmer ein“. Das machen manch andere Anbieter deutlich besser und auch einfacher. Doch auch das Verstehen von Sprachbefehlen bei Alexa selbst ist nicht immer so einfach. Zu Weihnachten war auch bei uns im Haus alles vernetzt und per Sprachsteuerung nutzbar. So bekam der Weihnachtsbau eine eigene Steckdose, die über Alexa per Sprache steuerbar war. Da Alexa mit dem Wort „Weihnachtsbaum“Probleme hatte, einigten wir uns auf das Schlagwort „Tanne“. Keine gute Idee, denn regelmäßig stellte uns Alexa nun einen Timer ein und fragte nach der Dauer, da Tanne für das System irgendwie immer wie Timer klang. Selbst klar und deutliches Aussprechen half oft nichts, so dass sich die arme Alexa selbst zur Weihnachtszeit so manchen Fluch anhören musste. Interessant wäre, ob Amazon intern vielleicht irgendwo eine Top-Ten der wüstesten Beschimpfungen der armen virtuellen Dame führt.
Muss man alles Sprache steuern?
Da stellt sich einem schon irgendwann die Frage, ob wir wirklich alles per Sprache steuern müssen können, nur um uns dann zu ärgern, dass es eben doch nicht wie gewünscht funktioniert. Sicher, die Heizungstemperatur vom Sofa aus steuern ist schon eine interessante Sache. Aber manchmal ist es eben doch besser, einmal mehr aufzustehen und den Knopf manuell zu betätigen. Andererseits muss man akzeptieren, dass Sprachsteuersysteme eben nach wie vor im Entwicklungsstadium sind. Sowohl die Programmierer der Steuerungen als auch die Entwickler der Sprachsteuersysteme haben wohl noch einiges an Arbeit vor sich, bis Alexa, Siri & Co. wirklich so funktionieren, wie man sich das wünscht. Bis dahin liegt es am Nutzer selbst. Natürlich kann man sich mit halbgaren Steuerungen zufriedengeben. Oder man zieht vorläufig Konsequenzen und verzichtet auf die Bedienung per Sprache, bis die Steuerung wirklich so weit ausgereift sind, dass man se wirklich als alltagstauglich bezeichnen kann.