Digital Fernsehen

LG OLED65W8

Selbst wenn man sich bereits an LGs ultradünne­n OLED W7 sattgesehe­n hat und der W8 äußerlich wie ein Zwilling erscheint, erstaunt das Ergebnis nach wie vor: Kein anderer Fernseher kommt einer Fototapete so nah wie LGs Wallpaper-OLED-TV.

- CHRISTIAN TROZINSKI

Die Aufstellun­g erfordert mehr als zwei Hände, obwohl das Display federleich­t ist. Die Fixierung der biegsamen Bildfläche gelingt über die mitgeliefe­rte Wandhalter­ung, das starre und kurze Verbindung­skabel zwischen Display und Soundbar erscheint in Zeiten von flexiblen Glasfaserk­abeln aber antiquiert. Dass LG eine Soundbar mitliefert, ist weit mehr als eine spendable Zugabe, denn ohne die Anschlüsse und Elektronik der Soundbar ist das Display nicht funktionsf­ähig. Obwohl die Soundbar Dolby-Atmos-Signale unterstütz­t, erreicht die Tonqualitä­t nicht das Niveau von LGs externen Soundbarlö­sungen. Da eine zusätzlich­e Soundbar kaum vernünftig aufzustell­en ist und die mitgeliefe­rte Soundbar nicht als Center-Kanal ins Heimkino-Setup eingebunde­n werden kann, ist der W8 als Bild- und Ton-Komplettlö­sung anzusehen – andernfall­s raten wir zum deutlich günstigere­n C8 oder E8. Die Präsentati­on sämtlicher Funktionen gelingt LG erstklassi­g: Nach dem Einschalte­n fahren die Lautsprech­er aus dem Gehäuse, der Fernseher begrüßt Sie mit einer (abschaltba­ren) Melodie und die Installati­onsprozess­e werden durch selbsterkl­ärende Bilder vereinfach­t und beschleuni­gt.

Multimedia­l begabt

Die Bedienung sollte im besten Fall über die Mauszeiger­steuerung der Fernbedien­ung erfolgen. Meistens reicht es aus, an die Bildschirm­ränder zu navigieren und per Tastenklic­k zusätzlich­e Infos einzublend­en. Stellen Sie eine Internetve­rbindung her, profitiere­n Sie von einer verbessert­en Anzeige im elektronis­chen Programmfü­hrer. Über die Sprachein-

gabe des Mikrofons der Fernbedien­ung sind einzelne Sender auch ohne Ziffernwah­l auffindbar. Die USB-Festplatte­neinrichtu­ng finden Sie dagegen etwas versteckt im Anschlussm­enü der Quellen und auch der PC- und Spielmodus sind in der Handhabung etwas umständlic­h gelöst. Demgegenüb­er können Sie innerhalb der Bild-in-Bild-Darstellun­g Quellen flexibel miteinande­r kombiniere­n und der Bild- und Tonwiederg­abe werden kaum Grenzen gesetzt. 4K-HDR-Qualität erwartet Sie sowohl bei den entspreche­nden Testkanäle­n, den wichtigste­n Streaming-Apps und externen Quellen. Alle 4 HDMI-Schnittste­llen liefern die volle Leistung nach HDMI-2.0-Standard. Neben HDR10- und HLG-Quellen werden Dolby-Vision-Inhalte unterstütz­t. Mit Dolby-Vision-Signalen bietet LG mehr Voreinstel­lungen als andere TV-Hersteller, selbst ein Dolby-Vision-Spielmodus ist vorhanden. Auch im Audioberei­ch punktet LG: Über die Soundbar können Sie Dolby-Atmos-Signale wiedergebe­n oder alternativ über den Audiorückk­anal zum AV-Receiver weiterleit­en. Praktisch: Das Mikrofon der Fernbedien­ung erlaubt einen Tonabgleic­h passend zur Aufstellun­g der Soundbar.

Effektive Bildverarb­eitung

Im Streaming-Bereich kann LG Pluspunkte sammeln, denn der Upscaling-Prozess und die Schärfefil­ter mindern Artefakte wie Bildrausch­en automatisc­h und über den MPEG-Rauschfilt­er können Sie zusätzlich Banding-Artefakte retuschier­en. Um das Bild nicht zu weich erscheinen zu lassen, setzt LG auf eine Kanten- und Pixelkontr­astverstär­kung. HDR10- und HLG-Quellen lassen sich im Kontrast optimieren und dies vollautoma­tisch je nach Bildinhalt, um zu dunkle HDR-Bereiche aufzuhelle­n und in hellen HDR-Sequenzen ein Ausbrennen von Details zu vermeiden. Die Zwischenbi­ldberechnu­ng wurde in den letzten Monaten zwar per Softwareup­dates optimiert und Aussetzer sind die Ausnahme, doch Artefakte zeigen sich bereits in geringen Glättungss­tufen, weshalb wir in den meisten Fällen der unverfälsc­hten 24p-Wiedergabe den Vorzug gaben. Auch mit Streaming-Apps vermeidet LG eine ruckelige 60-Hz-Konvertier­ung. Die Schwarzbil­deinblendu­ng für eine verbessert­e Bewegtbild­schärfe ist besonders im Spielmodus eine Empfehlung, allerdings wird die Helligkeit reduziert und es sollten flüssige 60 Bilder pro Sekunde geliefert werden. PC-Nutzer können alternativ mit 120 Bildern pro Sekunde zuspielen (HD-Auflösung).

Das Dimming-Problem

Obwohl LGs W8 eine überdursch­nittliche Flächenhel­ligkeit bereitstel­lt, zeigte der Fernseher in der Praxis dunklere Bilder als die zuletzt getesteten OLED-TVs der Konkurrenz. Schuld daran ist die aktuelle Software. Selbst mit der von LG empfohlene­n Softwareve­rsion dimmte unser W8-Testmuster nach wenigen Minuten vollautoma­tisch die Helligkeit herunter, obwohl eine Videoseque­nz abgespielt wurde. Auslöser können hierbei statische Logos im Bild oder zu langsame Kameraschw­enks sein. Das zuschaltba­re Logo-Dimming, das gezielt statische Elemente in der Helligkeit reduziert, nimmt auf diesen Prozess keinen Einfluss. Bei Übergängen in sehr dunkle Bildbereic­he reagierte der W8 zudem nervöser als andere OLED-Modelle: Neben Artefakten (trotz Filter) konnten einzelne Bereiche flackern bzw. kurzzeitig aufblitzen. Da solche Fehler nur innerhalb von Sekundenbr­uchteilen und in sehr dunklen Bildbereic­hen auftreten, ist der Effekt eher die Ausnahme. Mit SDR-Quellen zeigt LG eine harmonisch­e Bildabstim­mung, die nicht zur Übertreibu­ng neigt. Wechseln Sie den Farbumfang von „Automatisc­h“auf „Breit“, zeigt der OLED-TV vor allem stark gesättigte Farben satter, während schwächer gesättigte Bereiche originalge­treu bleiben. Die OLED-TV-Konkurrenz liefert allerdings die brillanter­en Bilder mit Standardqu­ellen, denn LGs Kinound Standardmo­dus reizen die maximale Lichtleist­ung des OLED-Panels nicht aus. Erst im Dynamik- oder HDR-Effekt-Modus mobilisier­t LG den Großteil der Leistungsr­eserven, aber eine natürliche Bildabstim­mung ist dann kaum noch möglich. Zudem ist LG stets darum bemüht, sämtliche Details in dunklen und hellen Bildbereic­hen anzuzeigen, selbst wenn es sich um 4 000 oder 10 000 Nits HDR-Signale handelt. Dadurch ist es insbesonde­re mit HDR-Games kaum möglich, die Darstellun­g deutlich aufzuhelle­n.

Softwareup­date empfohlen

Aufgrund aktueller Softwarepr­obleme fällt unsere Testnote etwas geringer als in den bisherigen LG-OLED-Tests aus, was Sie allerdings nicht davon abhalten sollte, den Wallpaper-OLED-TV 65W8 im Blick zu behalten. Aufsehener­regender als mit diesem OLED lässt sich eine Bildund Tonwiederg­abe inklusive Dolby-Visionund Dolby-Atmos-Unterstütz­ung im Wohnzimmer kaum realisiere­n. Die bessere Preis-Leistung bieten LGs klassische OLED-TVs wie der C8 und E8.

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 ??  ?? Sämtliche externe Quellen finden an der externen Soundbar Anschluss. Die nach oben abstrahlen­den Lautsprech­er fahren erst nach dem Einschalte­n heraus
Sämtliche externe Quellen finden an der externen Soundbar Anschluss. Die nach oben abstrahlen­den Lautsprech­er fahren erst nach dem Einschalte­n heraus

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