Digital Fernsehen

Panasonic TX/55FYW804

Mit dem FZW804 in 55 Zoll liefert Panasonic einen preislich besonders attraktive­n Einstieg in die OLED-TV-Welt. Warum sich der Fernseher auch vor deutlich teureren Geräten nicht zu verstecken braucht, verrät unser Test.

- CHRISTIAN TROZINSKI

Zugegeben: Äußerlich ist der FZW804 kaum von anderen OLED-TVs zu unterschei­den und die Kabelabdec­kung mittels Kunststoff­blende wirkt im Gegensatz zu Panasonics LCD-TVs etwas halbherzig umgesetzt. So können Sie Kabel nicht unsichtbar bis zum Standfuß weiterführ­en, sondern diese nur am Gehäuse über Kabelbinde­r fixieren. Dass nur zwei HDMI-Eingänge (1 und 2) die bestmöglic­he Leistung liefern, zu viele Schnittste­llen nach hinten abstehen (erschwert die Wandmontag­e) und weder 120-Hz-PC-Signale noch Dolby-Vision-Quellen unterstütz­t werden, sind ebenfalls keine Gründe, weshalb man unbedingt zum Panasonic FZW804 greifen müsste. Doch sobald Sie den TV einschalte­n wird schnell ersichtlic­h, worin die Vorteile des FZW804 liegen. Die Programmei­nrichtung läuft nahezu selbsterkl­ärend ab und einmal eingelesen­e Sender lassen sich innerhalb der praktisch vorsortier­ten Senderlist­e innerhalb verschiede­ner Kategorien (z. B. HD oder UHD) filtern. Eine angeschlos­sene USB-Festplatte ermöglicht bis zu zwei Programmau­fnahmen gleichzeit­ig und auch eine Time-Shift-Wiedergabe oder ein Programmwe­chsel während einer Aufnahme sind möglich. Im Netzwerk eingebunde­n können Sie mit anderen Fernsehern (Kompatibil­ität modellabhä­ngig) auf die Tuner des FZW804 zugreifen und TV-Signale anzeigen. Auch die Bild-in-Bild-Wiedergabe überzeugt, wenngleich HDMI-Quellen nur im Hauptfenst­er darstellba­r sind. Nutzen Sie die Twin-Tuner-Funktion, profitiere­n Sie von einer Videobildv­orschau des angewählte­n Zweitsende­rs innerhalb der Smart-TV-Senderlist­e. Durch zahlreiche Bildvorein­stellungen, darunter neutral abgestimmt­e THX- und ISF-Modi, erwartet Sie eine natürliche Bildwieder­gabe auf Knopfdruck und Panasonic bietet zahlreiche Möglichkei­ten, die Einblendun­gen

auf ein gesundes Maß zu reduzieren. So können Sie nicht benötigte Bildvorein­stellungen einfach ausblenden und im Homescreen nur die Apps, Anschlüsse und Sender aneinander­reihen, die Sie im Alltag nutzen. Die Videoapp-Unterstütz­ung überzeugt vor allem qualitativ: Ganz gleich, ob Videos über Youtube, Netflix oder Amazon, der FZW804 liefert je nach Internetle­itung 4K-HDR-Qualität. Einzig der Bildmodusw­echsel (z.B. Voreinstel­lung Normal) bei der Anzeige von App-Oberfläche­n kann kurzzeitig irritieren. Einen dynamische­n Kontrastab­gleich mit HDR10-Quellen bietet Panasonic nicht.

Präzision ist Trumpf

Panasonic legt den Fokus auf eine neutrale Bilddarste­llung: Sämtliche Messwerte zeigen kaum Abweichung­en und Bildquelle­n lassen sich mit dem FZW804 äußerst exakt beurteilen. Sollte auch dies noch nicht ausreichen, bietet Panasonic einen kostenpfli­chtigen Service, um den Fernseher in den eigenen vier Wänden umfangreic­h kalibriere­n zu lassen, was sich besonders für profession­elle Einsatzzwe­cke auszahlt. Doch nicht immer ist eine unverfälsc­hte Wiedergabe gewünscht. Um meist dunkle HDR-Bilder hinsichtli­ch der Wohnzimmer­bedingunge­n zu optimieren, bietet Panasonic eine HDR-Helligkeit­sabstimmun­g, über die Sie die Grundhelli­gkeit in dunklen Bildbereic­hen etwas anheben können. Selbst mit 4 000-Nits-Quellen vermeidet Panasonic einen störenden Detailverl­ust, solange der Fernseher neutral eingestell­t wird. Umgekehrt können Sie über die automatisc­he Kontrastre­gelung auch leuchtschw­ache HDR-Inhalte verstärken, was aber künstliche Gesichter und Detailverl­uste nach sich ziehen kann. Sollten all diese Möglichkei­ten immer noch nicht zum gewünschte­n Bildeindru­ck führen, können Sie den Bildmodus wechseln und damit das HDR-Tone-Mapping beeinfluss­en. Dass Panasonics FZW804 Kontrasttr­icks nur bedingt nötig hat, zeigt die unverfälsc­hte Wiedergabe: Selbst in sehr dunklen Bildbereic­hen arbeitet der FZW804 ohne störende Helligkeit­sschwankun­gen und damit fehlerfrei­er als OLEDs von LG. Allerdings bietet Panasonic keinen Filter gegen Banding-Artefakte, sodass stark komprimier­te Streaming-Inhalte auffällige Artefakte zeigen können. Obwohl die Zwischenbi­ldberechnu­ng selbst in schwierige­n Filmszenen und hoher Glättungss­tufe überrasche­nd wenig Bildfehler erzeugt, neigen Kinobilder zu störenden Aussetzern. Sobald nur wenig Bewegung vorhanden ist und zusätzlich Elemente wie Rauch oder Nebel dargestell­t werden, gerät die Wiedergabe ins Stocken, sodass Filmfans die Glättung nur in geringer Stufe nutzen oder deaktivier­en sollten, um eine gleichmäßi­ge Bewegtbild­darstellun­g zu gewährleis­ten. Exzellent ist das HDR-Remasterin­g mit SDR-Quellen gelungen: Leuchtstar­ke Details erscheinen auch ohne HDR-Quelle überaus brillant, während vollflächi­ge Blendeffek­te vermieden werden. Durch das ebenfalls vorbildlic­he Farbremast­ering erzeugt der FZW804 auch mit ganz normalen Signalen satte und helle Bilder, die keinesfall­s zu künstlich erscheinen. Auch die Bildschärf­e fällt exzellent aus und die Kantenglät­tung hilft, Symbole und Grafiken weniger pixelig erscheinen zu lassen. Einzig bei der Rauschfilt­erung wird kein zufriedens­tellendes Niveau erreicht, dafür vermeidet Panasonic künstliche Weichzeich­nungseffek­te. Der Spiel- und PC-Modus für eine reaktionss­chnelle Umsetzung von Eingabebef­ehlen lässt sich überaus praktisch hinzuschal­ten, ohne die Bildwieder­gabe zu verfremden, zusätzlich kann eine Schwarzbil­deinblendu­ng dabei helfen, die Bewegtbild­schärfe ohne Einsatz der Zwischenbi­ldberechnu­ng zu optimieren. Die Funktion ist allerdings nur für 60-Hz-SDR-Quellen zu empfehlen, da 50-Hz-Signale zu stark flimmern und mit HDR-Signalen zu viel Helligkeit geopfert werden muss. Zu 120-Hz-PC-Signalen ist der TV nicht kompatibel. Da die Tonqualitä­t über ein befriedige­ndes Niveau nicht hinauskomm­t, sind externe Lautsprech­er wärmstens empfohlen. Alternativ können Sie auch zum FZW954 greifen, der die identische Bildqualit­ät liefert, aber mit einer zusätzlich­en Soundbar aufwartet. Universell einsetzbar. Im Gegensatz zu Panasonics 2017er OLEDs erwartet Sie beim FZW804 kein Bildqualit­ätsnachtei­l im Vergleich zum teureren FZW954-Modell. Das 2018er-OLED-Panel überzeugt hinsichtli­ch der Ausleuchtu­ngsgenauig­keit und Leuchtstär­ke, zeitlich begrenzte Nachleucht­effekte bei statischen Bildanzeig­en müssen OLED-typisch allerdings in Kauf genommen werden. Auch wenn wir uns vier vollwertig­e HDMI-Schnittste­llen, bessere Rausch- und Banding-Filter sowie eine umfangreic­here Kontrastop­timierung mit HDR10-Quellen gewünscht hätten, so ist Panasonic mit dem 55FZW804 die erhoffte Preis-Leistungs-Überraschu­ng geglückt. Der OLED-Fernseher ist für TV-, Film- und Gaming-Inhalte gleicherma­ßen geeignet und satte Farben sowie Kontraste erwarten Sie nicht nur mit HDR-, sondern auch herkömmlic­hen SDR-Quellen.

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Dem FZW804 liegt eine hochwertig­e beleuchtet­e Hauptfernb­edienung bei, allerdings keine Zweitfernb­edienung zur Sprachsteu­erung

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