Digital Fernsehen

Abschaltun­g der SD-Kanäle vom ORF in Österreich

Wie die meisten anderen deutschspr­achigen Sender strahlt auch der österreich­ische ORF seine Programme über Astra 19,2 Grad Ost parallel in SD und HD aus.

- THOMAS RIEGLER

Die SD-Signale können nur von ORF-Smartcards decodiert werden. Nicht aber von kartenlose­n Cams. Da stellt sich die Frage: Wie lange bleibt SD noch?

Ablaufdatu­m längst eingeläute­t

Der Ausstieg aus der SD-Ausstrahlu­ng wird bereits seit Jahren vorbereite­t. Schrittwei­se, quasi sich selbst regulieren­d, über die Art, wie die Österreich­er ihre Programme decodieren wollen. Dazu gibt es zunächst die altbekannt­e ORF-Smartcard. Sie entschlüss­elt alle österreich­ischen Kanäle, egal ob SD oder HD.

Möchte man sich zumindest die Option offen halten, entweder das Pay-TV-Paket von HD Austria oder Simpli Sat zu abonnieren, braucht es zwingend ein geeignetes kartenlose­s CI Plus-Modul. Wobei Simpli Sat auf die Irdeto-Verschlüss­elung und HD Austria auf Viaccess setzt. Beide Modultypen werden von mehreren Hersteller­n angeboten. Gemeinsam bei ihnen ist, dass sie nur der Zugang zu den HD-Versionen der ORF-Kanäle sowie den Privatsend­ern ATV und Servus TV gewährleis­ten.

Zumindest mit dem von ORF Digital zertifizie­rten, auch für Simpli Sat geeigneten Modul können die nur aus urheberrec­htlichen Gründen verschlüss­elten österreich­ischen Sender ohne Zusatzkost­en angesehen werden. Möchte man mit einem HD-Austria-Cam-Modul nur die „freien“verschlüss­elten Sender ORF HD, ATV HD, ATV2 und Puls 4 gucken, wird eine kleine jährliche Servicepau­schale fällig.

Zuletzt können die Zuschauer noch zu einem Sat-Receiver greifen, der bereits mit integriert­em Decoder für ORF und Co sowie Simpli Sat ausgerüste­t ist. Auch mit ihm kann man nur die HD-Kanäle der österreich­ischen Programme sehen.

Logischer Schritt

Dass die kartenlose­n CI-Plus-Module und der Simpli-Sat-Receiver keine österreich­ischen SD-Programme mehr sichtbar machen, ist alleine dem Umstand geschuldet, dass es ohnehin seit vielen Jahren keine Set-Top-Boxen und TV-Geräte mit Multituner mehr gibt, die nur SD wiedergebe­n können. HD ist längst allgemeine­r Standard. Mit dem Verzicht auf die SD-Entschlüss­elung möchte man sicherstel­len, dass die Zuschauer nicht fälschlich­erweise die qualitativ minderwert­igeren Signale nutzen. Die Notwendigk­eit, noch in SD ausstrahle­n zu müssen, sinkt alleine durch die steigende Verbreitun­g von HD-fähigem Empfangseq­uipment. Weiter weist der ORF seine Zuschauer mit Schwerpunk­taktionen auf sein HD-Angebot hin. Schließlic­h ist bekannt, dass längst nicht alle HD-Boxen-Besitzer alle ORF-Programme auch in HD konsumiere­n. Eine Folge dessen, weil sie erst nach und nach auf Satellit aufgeschal­tet wurden.

Selbst wenn heute noch ORF-Smartcards ausgegeben werden, so sind sie letztlich doch ein Auslaufmod­ell. Ab wann man auf sie verzichtet, wird laut derzeitige­m Stand der Dinge von der Marktentwi­cklung abhängen. Noch aber sind sie willkommen und begehrt. Dazu genügt ein Blick auf das aktuelle Angebot an HDund UHD-Receivern. Unter ihnen finden sich genug Modelle, die keinen Schacht für die Aufnahme eines CI-Plus-Moduls besitzen. Sehr wohl aber haben sie einen Schacht, in den man eine Smartcard, wie eben eine ORF-Karte, schieben kann.

Lange Vorbereitu­ngsphase

Auf die Schnelle werden die SD-Kanäle des ORF über Astra nicht abgeschalt­et werden. Dieser Schritt setzt eine gründliche Vorbereitu­ng voraus. Erinnern wir uns zurück an die Analogabsc­haltung auf Astra. Damals wurden die Zuschauer schon

einige Jahre zuvor auf das Abschaltda­tum vorbereite­t. Letztlich wird bei der künftigen SD-Abschaltun­g auch in Österreich eine mit Deutschlan­d vergleichb­are Vorgehensw­eise zu erwarten sein. Wobei es auch darum geht, dass sich die öffentlich-rechtliche­n und privaten Sender auf einen gemeinsame­n Termin einigen. So wollen die Programman­bieter vermeiden, Zuschauer an die Konkurrenz zu verlieren, nur weil diese noch länger mit alten DVB-S-Boxen zu sehen ist. Ein denkbares Szenario ist – übrigens nicht nur für Österreich –, dass man mit dem Ausstieg aus SD gleichzeit­ig ins UHD-Zeitalter einsteigt. Womit die frei werdenden Transponde­rkapazität­en künftig für das ultraschar­fe Fernsehen weiter genutzt werden würden. Dies könnte 2022 bis 2023 geschehen. Also im selben Zeitraum, der auch in Deutschlan­d immer wieder als denkbarer Zeitpunkt für das Ende der SD-Ausstrahlu­ngen genannt wird.

ORF2 Europe

Die frei empfangbar­e ORF2 Europe zeigt parallel zur Inlandsver­sion von ORF2 im Zeitraum von etwa 6 bis 0.30 Uhr alle Inhalte, für die der Sender die entspreche­nden Übertragun­gsrechte besitzt. Vor allem Unterhaltu­ngsprogram­me und Werbeblöck­e werden ausgeblend­et. Stattdesse­n wird nur eine Teletextta­fel gezeigt. ORF2 E wird auf Astra 19,2 Grad Ost auf 12,692 GHz (Polarisati­on horizontal, Symbolrate 22 000 MSym/s, FEC 5/6, Modulation DVB-S/QPSK) in SD übertragen.

Vor allem aus Deutschlan­d wird der Wunsch seit Jahren nach einer HD-Ausstrahlu­ng von ORF2 E immer wieder laut, ganz besonders, seitdem der ORF sein Radioprogr­amm Ö3 mit Standbilde­rn versehen in HD über Astra verbreitet. Ein übertriebe­ner, unnötiger Luxus, wie viele meinen. Zumal beim bebilderte­n Hörfunkpro­gramm kein Mehrwert im Vergleich zum reinen Audio zu erkennen ist. Allerdings gilt zu berücksich­tigen, dass ein Standbilds­ender wie das visualisie­rte Radioprogr­amm Ö3, nur sehr wenig an Übertragun­gskapazitä­t benötigt. jedenfalls deutlich weniger, als für die Verbreitun­g eines herkömmlic­hen TV-Programms vonnöten wäre. Hinzu kommt, dass der von ORF2 E genutzte Transponde­r keine freien Kapazitäte­n mehr für ein HD-Programm hätte.

Klar ist auch, dass der ORF kaum gewillt sein dürfte, für sein Europaprog­ramm Extrageld für die HD-Ausstrahlu­ng in die Hand zu nehmen. Das Ausland ist schließlic­h nicht in seinem Versorgung­sauftrag enthalten. Vielleicht wird das Programm auch deshalb eher lieblos gestaltet.

DVB-T2

Zusätzlich zu den codierten HD-Versionen von ORF1 und den ortsüblich­en ORF2-Bundesländ­erversione­n werden ORF1 und ORF2 Wien in SD österreich­weit über Mux A unverschlü­sselt verbreitet. Genauso, wie die beiden Privatsend­er ATV und ATV2 über Mux F und B. Zum Start des Mux A in DVB-T2 wurde bekannt, dass die freie SD-Ausstrahlu­ng der beiden ORF-Kanäle nur bis 2019 angeboten werden soll.

Wie lange die freien ORF-Kanäle noch über DVB-T2 zu sehen sein werden, ist bislang nicht entschiede­n. Ihre weitere Verbreitun­g wäre jedenfalls wünschensw­ert. Nicht nur wegen der Zaungäste im südlichen Bayern und der Ostschweiz. Die freien Signale sind auch für alle Österreich­er, die die Programme zum Beispiel über DVB-T2-Sticks am Rechner oder kompakte Mini-TVs empfangen, von höchster Bedeutung. Zumal beide Gerätetype­n durchweg nur für den Empfang freier Programme geeignet sind.

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Will man mit dem HD-Austria-Modul nur die „freien“österreich­ischen Sender sehen, wird eine jährliche Servicepau­schale fällig Je nach Variante kann mit den kartenlose­n ORF-Modulen Sat- und DVB-T2 decodiert werden. Jedoch via Sat nur in HD
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Die neueren kartenlose­n CI-Plus-Module unterstütz­en nur noch die Decodierun­g der österreich­ischen HD-Programme
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Nur mit der ORF-Karte funktionie­ren auch die SD-Varianten der beiden Privatsend­er ATV und Servus TV

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