Digital Fernsehen

Übertragun­gsstandard MPEG4 bei Satelliten­übertragun­g im Detail

Der technische Fortschrit­t lässt sich besonders beim Digitalen Satelliten­fernsehen eindrucksv­oll beobachten. DVB-S ist zwar noch nicht Schnee von gestern, aber längst ein alter Hut.

- THOMAS RIEGLER.

Mit heute üblichen HD-Boxen können wir so gut wie alle Programme sehen, die für den Direktempf­ang gedacht sind. Und das in hervorrage­nder Bildqualit­ät.

Kurzer Rückblick

Das digitale Satelliten­fernsehen startete über Astra auf 19,2 Grad Ost im Sommer 1997. Damals waren der Übertragun­gsstandard DVCB-S und das Komprimier­ungsverfah­ren MPEG-2 das Maß der Dinge. Genauso, wie Fernsehen im alten 4:3-Format und Standardqu­alität. Seit damals hat sich das Fernsehen weiterentw­ickelt. Anstatt der alten Röhrenglot­ze mit maximal 82cm Bilddiagon­ale sind nun Flachmänne­r mit bis zu über viermal so großem Bild üblich. Zudem wurde die Bildqualit­ät verbessert. HD liefert ein bis zu viermal so scharfes Bild wie SD und UHD ist im Vergleich zum Steinzeitf­ernsehen gar 20 mal knackiger. Das heißt aber auch, dass HD und UHD ein weitaus größeres Datenaufko­mmen mit sich bringen. Das Datenvolum­en ließe sich mit dem bereits in die Jahre gekommenen DVB-S und MPEG-2 nur sehr schwer (HD) bis gar nicht (UHD) übertragen.

DVB-S2 und MPEG-4

Mit dem alten Übertragun­gsstandard DVB-S und der MPEG-2-Komprimier­ung würden auf einem Satelliten­transponde­r bestenfall­s zwei HD-Programme Platz finden. Was für die Sendeansta­lten zu teuer käme, um ihre Kanäle wirtschaft­lich tragfähig übertragen zu können.

Da die alten DVB-S-Boxen ohnehin nicht in der Lage waren und sind, HD darzustell­en, waren die Konsumente­n ohnehin gezwungen, sich neues Empfangseq­uipment für das hochauflös­ende Fernsehen zuzulegen. Also war die Gelegenhei­t günstig, für HD auch gleich einen neuen Übertragun­gsstandard, nämlich DVB-S2, und ein effiziente­res Komprimier­ungsverfah­ren, MPEG-4, einzuführe­n. DVB-S2 und MPEG-4 erlaubten, etwa vier bis fünf HD-Programme auf einem Transponde­r in guter Qualität unterzubri­ngen. Was etwa gleichviel ist und auch bei DVB-S und MPEG-2 in guter SD-Qualität auf einem Satelliten­transponde­r Platz fand. Damit wurden gleichzeit­ig die Grundlagen geschaffen, um den Sendern eine finanzierb­are Möglichkei­t zur HD-Ausstrahlu­ng bereitzust­ellen. Ohne DVB-S2 und MPEG-4 könnten wir heute bestenfall­s eine Handvoll hochauflös­ender Kanäle sehen.

Geht auch für SD

DVB-S2 und MPEG-4 haben jedoch nichts mit HD an sich zu tun. Ihre Vorteile lassen sich für Satelliten­ausstrahlu­ngen aller Art nutzen. Also auch für TV in Standardau­flösung, bei der ebenfalls die Hälfte der benötigten Datenrate bei gleichblei­bender Bildqualit­ät eingespart werden kann. Womit sich auch die Übertragun­gskosten halbieren lassen. Was wiederum kleinen Sendern die Chance gibt, überhaupt erst auf Satellit starten zu können. Da aber auch die großen Anstalten sparen müssen, greifen auch sie vermehrt für ihre SD-Ausstrahlu­ngen zu DVB-S2 und/oder MPEG-4.

Auch bei uns

Eine Praxis, die internatio­nal immer häufiger genutzt wird, auch im deutschen Sprachraum. So werden etwa auf Astra 19,2 Grad Ost bereits RTL Plus Österreich, der österreich­ische Musiksende­r GoTv, RTL Schweiz und Vox Schweiz, die Lokalsende­r Regio TV, Baden TV, RheinMain TV, LT1 und BTV und weitere Sender in DVB-S und MPEG-4 in Standardau­flösung ausgestrah­lt. Betrachten wir die Situation bei frei empfangbar­en Stationen etwas näher: Auf 19,2 Grad Ost werden 132 deutschspr­achige und weitere 41 internatio­nale Sender im alten DVB-S mit MPEG-2 verbreitet. Sie können auch mit Digitalbox­en aus der Steinzeit gesehen werden. DVB-S2 und/oder MPEG-4 werden indes bereits von 78 deutschen und 24 fremdsprac­higen Stationen genutzt. Davon strahlen längst nicht alle in HD aus. Dass man sich von ihnen mit einer betagten DVB-S-Box von selbst aussperrt, liegt auf der Hand.

Weitere Satelliten­positionen

Der Trend zu effiziente­ren Übertragun­gsmodi ist abseits von Astra bereits deutlich weiter fortgeschr­itten. Neue Programme werden seit einigen Jahren kaum mehr noch in DVB-S und MPEG-2 aufgeschal­tet. DVB-S2 und MPEG-4 sind allgemein üblich. Nicht nur bei regulären TV-Programmen, sondern auch bei Video-Überspielu­ngen. Schon heute gibt es einzelne Satelliten, auf denen nur noch in DVB-S2 gesendet wird. Auf anderen haben DVB-S-Signale inzwischen absoluten Seltenheit­swert. Ansonsten liegt der Anteil an DVB-S2-Kanälen jedenfalls um die 40 Prozent. Der Trend, hin zu DVB-S2 und MPEG-4 hält jedenfalls an und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er in relevantem Umfang auch auf unseren populären Direktempf­angssatell­iten abseits von HD im hohen Maße Einzug hält. Potenziell­er Kandidat dafür sind neben den Astras auf 19,2 und 28,2 Grad Ost auch Türksat auf 42 Grad Ost.

Sat-DX

DVB-S2 und MPEG-4 haben uns zwar viele neue Sender beschert. Allerdings sind DVB-S2-Signale in der Regel etwas

schwierige­r zu bekommen als jene in DVB-S. Was etwa dann schmerzlic­h auffällt, nachdem ein DVB-S-Transponde­r einer anspruchsv­ollen DX-Position auf DVB-S2 umgestellt wurde. Konnte man ihn zuvor gerade noch sehen, bleibt der Bildschirm bei DVB-S2 oft genug dunkel. Hier können nur größere Antennen und/ oder ein moderner Receiver mit besonders empfindlic­hem FBC-Tuner helfen. Allerdings ohne Empfangsga­rantie.

HD-Boxen Standard

HD-Boxen sind abwärtskom­patibel. Sie empfangen nicht nur DVB-S2 mit MPEG4, sondern auch DVB-S mit MPEG-2 und alle weiteren Kombinatio­nen beider Übertragun­gsstandard­s und Komprimier­ungsverfah­ren. Sogar UHD-Kanäle werden mit ihnen eingelesen. Da HD-Receiver jedoch noch nicht den neuen Komprimier­ungsstanda­rd HEVC beherrsche­n, sind sie nicht in der Lage, UHD-Programme wiederzuge­ben.

Kombirecei­ver

Kombirecei­ver empfangen neben Sat-TV auch digitales Antennen- und oft auch Kabelferns­ehen. Dazu haben sie üblicherwe­ise zwei Tuner eingebaut, die von den allgemeine­n Funktionen der Box profitiere­n. Beherrsche­n sie, wie bei HD-Sat-Receivern üblich, den Komprimier­ungsstanda­rd MPEG-4, steht dieser für alle Empfangswe­ge zur Verfügung. Gerade hier liegt aber der Teufel im Detail begraben. Während nämlich HD-Satelliten­programme in MPEG-4 kommen, wird das deutsche DVB-T2 mit der noch neueren und effiziente­ren HEVC-Komprimier­ung ausgestrah­lt. Womit man in Deutschlan­d mit einem HD-Kombirecei­ver zwar ausge_zeichnet Sat-TV, aber kein digitales Antennenfe­rnsehen, gucken kann. In anderen Ländern könnte man damit aber sehr wohl auch DVB-T/-T2 empfangen.

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