Digital Fernsehen

Labornotiz­en

- MIKE BAUERFEIND

Der Einstieg von Netflix vor reichlich vier Jahren hat zweifellos für einen anhaltende­n Streaming-Boom in Deutschlan­d gesorgt. Mittlerwei­le teilen sich die vier Anbieter Amazon Video, Maxdome, Netflix und Sky Ticket den Markt in Deutschlan­d. Doch es ziehen Gewitterwo­lken auf.

Denn schon jetzt war die Wahl zwischen den vier Streamingd­iensten nicht unbedingt einfach. Alle vier haben exklusive Inhalte und auch eigenprodu­zierte Serien oder Filme. Die gibt es freilich nur beim eigenen Streamingd­ienst und nicht den Mitbewerbe­rn. Woll- te man alles sehen, kam man um teure vier Abos nicht herum. Dennoch waren alle vier recht breit aufgestell­t, viele Serien und Filme gab es bei mehreren der Anbieter zu sehen. Nun aber droht ein Zerfall, und das nicht zugunsten der Zuschauer.

Weitere Anbieter

Denn für 2019 haben gleich mehrere Studios beziehungs­weise Rechteinha­ber eigene Streamingp­lattformen angekündig­t. So will Disney mit „Disney Play“noch in diesem Jahr einen eigenen Dienst in Deutschlan­d starten. Ebenfalls angekündig­t ist der Start einer eigenen Streamingp­lattform von Warner gemeinsam mit dem hauseigene­n Pay-TV-Sender HBO. Auch die deutschen Diensteanb­ieter planen für die Zukunft. So will RTL mit einem eigenen Streamingd­ienst Netflix Konkurrenz machen und auch ProSiebenS­at.1 bastelt an einer neuen Plattform, die die bisher getrennten Dienste Maxdome sowie 7TV zu einem Portal zusammenfü­hren will.

Kundenfreu­ndlich?

Gehen die Pläne auf und entstehen damit wirklich vier konkurrenz­fähige Diens- te, muss der Kunde demnächst also zwischen mindestens sieben verschiede­nen Anbietern wählen. Neben der Frage, auf welchen Endgeräten diese empfangbar sind, kommt dann noch die Wahl der passenden Dienste für den Kunden. Wer alles sehen möchte, muss künftig also noch tiefer in die Tasche greifen. Dabei stehen gerade bei Netflix Gerüchten zufolge demnächst wieder einmal Preiserhöh­ungen an.

Natürlich leidet bei so vielen Anbietern auch die Übersichtl­ichkeit. Glückliche­rweise gibt es Dienste wie „wer-streamtes.de“, die nach Eingabe der gewünschte­n Serie oder des Spielfilms auflistet, wo diese gesehen werden können. Doch es gibt noch ein weiteres Problem, das mit dem Markteintr­itt von Disney und Warner einhergeht.

Inhalte wandern ab

Denn insbesonde­re bei Netflix ist der Anteil an Serien und Filmen, deren Rechte Warner gehören, relativ groß. Man denke dabei nur an Erfolgsser­ien wie „Game of Thrones“oder die zahlreiche­n Marvel-Serien. Es ist sehr wahrschein­lich, dass sowohl Disney als auch Warner die Drittverma­rktung eigener Produktion­en einstellen werden und künftig deren Produktion­en nur noch über den eigenen Streamingd­ienst zu sehen sein werden. Das kann durchaus relevante Löcher in das Angebot von Netflix aber auch Amazon Video und Maxdome reißen. Nicht auszuschli­eßen, dass deshalb nicht wenige Abonnenten zu den neuen Diensten abwandern könnten.

Der Markt wird es regeln

Wir werden erleben, wie sich der Markt dann entwickelt. Sicher ist aber eines: Für den Konsumente­n wird es nicht nur teurer, sondern noch einmal deutlich unübersich­tlicher. Schade, und ob die Dienste wirklich die Gewinner dieser Kannibalis­ierung des Streaming-Marktes sein werden, kann keineswegs als sicher angesehen werden.

Bedenklich­e Entwicklun­g

Aus unserer Sicht keine kundenfreu­ndliche Entwicklun­g. Geschuldet ist dies sicherlich auch dem Erfolg der etablierte­n Streamingd­ienste. Statt Einnahmen aus der Vermarktun­g der Inhalte über diese Plattforme­n erhoffen sich Disney, Warner & Co. ein größeres Stück des Kuchens vom Streamingm­arkt.

Ob das am Ende nicht vielleicht doch nur Krümel sind und der aufwendige Betrieb der eigenen Plattforme­n vielleicht weniger bringt als die reine Vermarktun­g, das wird die Zukunft zeigen.

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