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5G vor dem Start – Stört der neue Mobilfunks­tandard den Satelliten­empfang?

Derzeit sind besonders C-Band-DXer in Sorge, ob ihnen der neue Mobilfunks­tandard 5G schon in naher Zukunft die Empfangsgr­undlage stielt oder nicht. Betroffen von 5G sind aber nicht nur wir, sondern auch die Satelliten­betreiber.

- THOMAS RIEGLER

Im Abstand von zwei bis vier Jahren treffen sich auf internatio­naler Ebene Fachleute, die über Belange des Funkwesens, insbesonde­re deren Frequenzau­fteilung für unterschie­dliche Dienste, entscheide­n. Die Weltfunkko­nferenz ist auch als WRC bekannt. Die letzte Wellenkonf­erenz wurde 2015 in Genf abgehalten,

in der rund 3 300 Teilnehmer aus 162 Nationen, auch über das Schicksal des C-Bands entschiede­n haben. Womit das, was uns heute bewegt, eigentlich schon vor vier Jahren beschlosse­n wurde.

WRC-2015

Anscheinen­d waren die Konferenzt­eilnehmer bei der Zukunft des C-Bands vom Schlimmste­n ausgegange­n. letztlich konnte man sich auf einen Kompromiss einigen, der sowohl den Mobilfunk zufriedens­tellt, gleichzeit­ig aber auch die Nutzung des C-Bands durch Satelliten weiter erlaubt. Es wurde beschlosse­n, dass in der ITU-Region 1 der untere Teil des C-Bands von 3,4 bis 3,6 GHz für mobile Breitbandk­ommunikati­on bestimmt wird. Der Rest des C-Bands soll für den Satelliten­betrieb erhalten bleiben. Die ITU-Region 2 und einige Länder der Region 3, wollen internatio­nale mobile Kommunikat­ion, kurz IMT, im Bereich zwischen 3,4 und 3,6GHz zumindest ermögliche­n. Mit Ausnahme der Region 2 wurde für den Bereich des C-Bands zwischen 3,6 und 4,2GHz eine No-Change-Position eingenomme­n. Was soviel heißt, dass dieses Band weiter dem Satelliten­funk erhalten bleiben soll. Wobei nur wenige Länder der Region 2 auch den Bereich zwischen 3,6 und 3,7GHz für den Mobilfunk ins Auge fassen. Entgegen der grundsätzl­ichen Beschlussf­assung stand man bereits 2015 in vielen Ländern unmittelba­r davor, dem Mobilfunk ein weiteres 200-MHz-Spektrum, nämlich den bereich zwischen 3,6 und 3,8 GHz, zuzusprech­en. Allerdings wurde davon auf der WRC-2015 abgesehen.

5G-Frequenzve­rgaben

Im Frühjahr 2019 wurde in Österreich der Frequenzbe­reich von 3,41 bis 3,8 GHz an die Mobilfunke­r versteiger­t. Das gesamte Spektrum steht ihnen ab 1. Januar 2020 zur Verfügung. Das Band von 3,6 bis 3,8 GHz können sie bereits heute nutzen. Hier sind auch schon die ersten 5G-Mobilfunks­tationen im Lande in Betrieb. Im Sommer 2019 wurden auch in Deutschlan­d die 5G-Frequenzen an die meistbiete­nden Mobilfunke­r vergeben. Wobei für sie nur der Bereich von 3,4 bis 3,7GHz zur Verfügung steht. Das Band von 3,7 bis 3,8 GHz wird nicht versteiger­t. Es soll zu einem späteren Zeitpunkt für lokale Nutzungen, zum Beispiel für die Industrie, auf Antrag vergeben werden. 5G könnte in Deutschlan­d noch 2019 starten. Vermutlich aber nur in Großstädte­n. Der späte Start ist den besonders langwierig­en Genehmigun­gsverfahre­n für die Antennenst­andorte geschuldet.

Einiges verändert

Eigentlich wollte man bei der Weltfreque­nzkonferen­z 2015 das C-Band weitgehend schützen und so auch den Satelliten­betreibern für die Zukunft eine Perspektiv­e geben. Wobei es nicht nur um den Bau neuer Satelliten geht, sondern auch um die, die rund um den Globus längst ihren Dienst versehen. Die in aktiven Satelliten vorhandene­n

C-Band-Transponde­r lassen sich nicht einfach mal so auf einen neuen Bereich umkonfigur­ieren. So wie die Satelliten ins All geschossen wurden, so bleiben sie auch bis an ihr Lebensende. Mit der Übertragun­g eines Teils des C-Band-Spektrums verlieren die Satelliten­betreiber schlichtwe­g Geld. Schließlic­h werden schon bald im unteren C-Band-Bereich arbeitende Satelliten­transponde­r schon bald vielerorts nicht mehr empfangbar sein. Womit auch ihr Betrieb keinen Sinn mehr ergibt.

Auch Europa betroffen

Für den Satelliten­direktempf­ang spielt das C-Band in Europa keine Rolle. Zumal in diesem Bereich keine Programme zu sehen sind, die ihr Zielpublik­um in unseren Breiten suchen. Über das C-Band sind wir Zaungäste und können Stationen aus fast allen Weltregion­en auf unseren Bildschirm holen.

Doch das C-Band wird längst nicht nur für TV-Übertragun­gen genutzt. Selbst wenn auf manchen C-Band-Positionen kaum Fernsehsen­der zu sehen sind, heißt das nicht, dass sie leer sind. Über sie werden auch zahlreiche Dienste aller Art übertragen, die sich an ganz bestimmte Nutzergrup­pen wenden. Dies können Telekommun­ikationsun­ternehmen ebenso sein, wie Hilfsorgan­isationen, das Militär oder sonstige kommerziel­le oder staatliche Einrichtun­gen. Da dafür großteils spezielle Übertragun­gsstandard­s und wohl auch Verschlüss­elungen genutzt werden, bleiben uns die Inhalte dieser Übertragun­gen verborgen. Von einem können wir aber fest ausgehen. Dass viele C-Band-Satelliten auch bei uns mit vergleichs­weise geringem Aufwand zu bekommen sind, ist kein Zufall. Was alleine daran zu erkennen ist, dass in den veröffentl­ichten Footprints oft genug auch Europa Berücksich­tigung findet. Wenn auch nicht mit voller Signalstär­ke. Noch 2015 hatte sich die Satelliten­industrie über die Ergebnisse der WRC2015 erleichter­t gezeigt. Heute müssen wir davon ausgehen, dass diese Freude wohl verfrüht war. Denn zu viele Länder, darunter auch Deutschlan­d und Österreich, Haben mit Fußnoten in den geschlosse­nen Abkommen, dem Mobilfunk sicher zu stark nachgegebe­n. Mit entspreche­nd guter Lobby-Arbeit lässt sich eben einiges durchdrück­en, von dem nur einige wenige wirklich Nutzen ziehen. Der Verdacht liegt zumindest nahe, dass dies auch in diesem konkreten Beispiel der Fall gewesen sein könnte.

Theorie und Praxis

Zumindest laut Theorie sollte für den C-Band-Satelliten­empfang der Bereich ab 3,8 GHz weiter frei bleiben. Schade nur, dass vor allem auf östlichen C-Band-Satelliten primär der künftig von 5G zerstörter Bereich genutzt wird. Sobald mehrere 5G-Basisstati­onen ihren Betrieb aufgenomme­n haben, wird sich zudem zeigen, wie sehr diese den C-Band-Satelliten­empfang selbst im vermeintli­ch noch freien Bereich zerstören werden. Unsere ersten Tests im Umfeld eines österreich­ischen 5G-Masts lassen leider das Schlimmste befürchten. So konnten wir selbst in einem Kilometer Entfernung nicht nur bis 3,8 GHz eindeutig unserem 5G-Masten Signale zuschreibe­n, sondern auch bis zu 4,2 GHz. Erst darüber hinaus ist nur die genutzte 5G-Hauptfrequ­enz nachzuweis­en. Ob sich diese ernüchtern­den Erfahrunge­n auch bei gut ausgebaute­n 5G-Netzen bestätigen, wird wohl die nahe Zukunft bringen.

C-Band Allianz

In den USA haben sich die Satelliten­betreiber Intelsat, Eutelsat, SES und Telesat zur C-Band-Alliance zusammenge­schlossen. In den Vereinigte­n Staaten beabsichti­gt man, für 5G die Bereiche 3,1 bis 3,55 und 3,7 bis 4,2 GHz zu nutzen. Womit für die Satelliten­kommunikat­ion nichts mehr übrig bleiben würde. Die C-Band-Allianz sieht es als Aufgabe, die Interessen der Mobilfunk- und Satelliten­betreiber gleicherma­ßen zu berücksich­tigen und einen Weg zu finden, der für beide Bereiche akzeptabel ist.

Dieses Beispiel zeigt uns, wie akut eigentlich die Gefahr des unbändigen 5G-Frequenzhu­ngers ist. Während sich alle anderen Funkdienst­e zunehmend einschränk­en müssen, wird der Mobilfunk mit immer umfangreic­heren Frequenzsp­ektren ausgestatt­et. Zu unserem Wohle, wie uns versichert wird. Tatsächlic­h versucht man damit aber nur, neue Abhängigke­iten zu schaffen und uns noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen, wie bisher.

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