5G vor dem Start – Stört der neue Mobilfunkstandard den Satellitenempfang?
Derzeit sind besonders C-Band-DXer in Sorge, ob ihnen der neue Mobilfunkstandard 5G schon in naher Zukunft die Empfangsgrundlage stielt oder nicht. Betroffen von 5G sind aber nicht nur wir, sondern auch die Satellitenbetreiber.
Im Abstand von zwei bis vier Jahren treffen sich auf internationaler Ebene Fachleute, die über Belange des Funkwesens, insbesondere deren Frequenzaufteilung für unterschiedliche Dienste, entscheiden. Die Weltfunkkonferenz ist auch als WRC bekannt. Die letzte Wellenkonferenz wurde 2015 in Genf abgehalten,
in der rund 3 300 Teilnehmer aus 162 Nationen, auch über das Schicksal des C-Bands entschieden haben. Womit das, was uns heute bewegt, eigentlich schon vor vier Jahren beschlossen wurde.
WRC-2015
Anscheinend waren die Konferenzteilnehmer bei der Zukunft des C-Bands vom Schlimmsten ausgegangen. letztlich konnte man sich auf einen Kompromiss einigen, der sowohl den Mobilfunk zufriedenstellt, gleichzeitig aber auch die Nutzung des C-Bands durch Satelliten weiter erlaubt. Es wurde beschlossen, dass in der ITU-Region 1 der untere Teil des C-Bands von 3,4 bis 3,6 GHz für mobile Breitbandkommunikation bestimmt wird. Der Rest des C-Bands soll für den Satellitenbetrieb erhalten bleiben. Die ITU-Region 2 und einige Länder der Region 3, wollen internationale mobile Kommunikation, kurz IMT, im Bereich zwischen 3,4 und 3,6GHz zumindest ermöglichen. Mit Ausnahme der Region 2 wurde für den Bereich des C-Bands zwischen 3,6 und 4,2GHz eine No-Change-Position eingenommen. Was soviel heißt, dass dieses Band weiter dem Satellitenfunk erhalten bleiben soll. Wobei nur wenige Länder der Region 2 auch den Bereich zwischen 3,6 und 3,7GHz für den Mobilfunk ins Auge fassen. Entgegen der grundsätzlichen Beschlussfassung stand man bereits 2015 in vielen Ländern unmittelbar davor, dem Mobilfunk ein weiteres 200-MHz-Spektrum, nämlich den bereich zwischen 3,6 und 3,8 GHz, zuzusprechen. Allerdings wurde davon auf der WRC-2015 abgesehen.
5G-Frequenzvergaben
Im Frühjahr 2019 wurde in Österreich der Frequenzbereich von 3,41 bis 3,8 GHz an die Mobilfunker versteigert. Das gesamte Spektrum steht ihnen ab 1. Januar 2020 zur Verfügung. Das Band von 3,6 bis 3,8 GHz können sie bereits heute nutzen. Hier sind auch schon die ersten 5G-Mobilfunkstationen im Lande in Betrieb. Im Sommer 2019 wurden auch in Deutschland die 5G-Frequenzen an die meistbietenden Mobilfunker vergeben. Wobei für sie nur der Bereich von 3,4 bis 3,7GHz zur Verfügung steht. Das Band von 3,7 bis 3,8 GHz wird nicht versteigert. Es soll zu einem späteren Zeitpunkt für lokale Nutzungen, zum Beispiel für die Industrie, auf Antrag vergeben werden. 5G könnte in Deutschland noch 2019 starten. Vermutlich aber nur in Großstädten. Der späte Start ist den besonders langwierigen Genehmigungsverfahren für die Antennenstandorte geschuldet.
Einiges verändert
Eigentlich wollte man bei der Weltfrequenzkonferenz 2015 das C-Band weitgehend schützen und so auch den Satellitenbetreibern für die Zukunft eine Perspektive geben. Wobei es nicht nur um den Bau neuer Satelliten geht, sondern auch um die, die rund um den Globus längst ihren Dienst versehen. Die in aktiven Satelliten vorhandenen
C-Band-Transponder lassen sich nicht einfach mal so auf einen neuen Bereich umkonfigurieren. So wie die Satelliten ins All geschossen wurden, so bleiben sie auch bis an ihr Lebensende. Mit der Übertragung eines Teils des C-Band-Spektrums verlieren die Satellitenbetreiber schlichtweg Geld. Schließlich werden schon bald im unteren C-Band-Bereich arbeitende Satellitentransponder schon bald vielerorts nicht mehr empfangbar sein. Womit auch ihr Betrieb keinen Sinn mehr ergibt.
Auch Europa betroffen
Für den Satellitendirektempfang spielt das C-Band in Europa keine Rolle. Zumal in diesem Bereich keine Programme zu sehen sind, die ihr Zielpublikum in unseren Breiten suchen. Über das C-Band sind wir Zaungäste und können Stationen aus fast allen Weltregionen auf unseren Bildschirm holen.
Doch das C-Band wird längst nicht nur für TV-Übertragungen genutzt. Selbst wenn auf manchen C-Band-Positionen kaum Fernsehsender zu sehen sind, heißt das nicht, dass sie leer sind. Über sie werden auch zahlreiche Dienste aller Art übertragen, die sich an ganz bestimmte Nutzergruppen wenden. Dies können Telekommunikationsunternehmen ebenso sein, wie Hilfsorganisationen, das Militär oder sonstige kommerzielle oder staatliche Einrichtungen. Da dafür großteils spezielle Übertragungsstandards und wohl auch Verschlüsselungen genutzt werden, bleiben uns die Inhalte dieser Übertragungen verborgen. Von einem können wir aber fest ausgehen. Dass viele C-Band-Satelliten auch bei uns mit vergleichsweise geringem Aufwand zu bekommen sind, ist kein Zufall. Was alleine daran zu erkennen ist, dass in den veröffentlichten Footprints oft genug auch Europa Berücksichtigung findet. Wenn auch nicht mit voller Signalstärke. Noch 2015 hatte sich die Satellitenindustrie über die Ergebnisse der WRC2015 erleichtert gezeigt. Heute müssen wir davon ausgehen, dass diese Freude wohl verfrüht war. Denn zu viele Länder, darunter auch Deutschland und Österreich, Haben mit Fußnoten in den geschlossenen Abkommen, dem Mobilfunk sicher zu stark nachgegeben. Mit entsprechend guter Lobby-Arbeit lässt sich eben einiges durchdrücken, von dem nur einige wenige wirklich Nutzen ziehen. Der Verdacht liegt zumindest nahe, dass dies auch in diesem konkreten Beispiel der Fall gewesen sein könnte.
Theorie und Praxis
Zumindest laut Theorie sollte für den C-Band-Satellitenempfang der Bereich ab 3,8 GHz weiter frei bleiben. Schade nur, dass vor allem auf östlichen C-Band-Satelliten primär der künftig von 5G zerstörter Bereich genutzt wird. Sobald mehrere 5G-Basisstationen ihren Betrieb aufgenommen haben, wird sich zudem zeigen, wie sehr diese den C-Band-Satellitenempfang selbst im vermeintlich noch freien Bereich zerstören werden. Unsere ersten Tests im Umfeld eines österreichischen 5G-Masts lassen leider das Schlimmste befürchten. So konnten wir selbst in einem Kilometer Entfernung nicht nur bis 3,8 GHz eindeutig unserem 5G-Masten Signale zuschreiben, sondern auch bis zu 4,2 GHz. Erst darüber hinaus ist nur die genutzte 5G-Hauptfrequenz nachzuweisen. Ob sich diese ernüchternden Erfahrungen auch bei gut ausgebauten 5G-Netzen bestätigen, wird wohl die nahe Zukunft bringen.
C-Band Allianz
In den USA haben sich die Satellitenbetreiber Intelsat, Eutelsat, SES und Telesat zur C-Band-Alliance zusammengeschlossen. In den Vereinigten Staaten beabsichtigt man, für 5G die Bereiche 3,1 bis 3,55 und 3,7 bis 4,2 GHz zu nutzen. Womit für die Satellitenkommunikation nichts mehr übrig bleiben würde. Die C-Band-Allianz sieht es als Aufgabe, die Interessen der Mobilfunk- und Satellitenbetreiber gleichermaßen zu berücksichtigen und einen Weg zu finden, der für beide Bereiche akzeptabel ist.
Dieses Beispiel zeigt uns, wie akut eigentlich die Gefahr des unbändigen 5G-Frequenzhungers ist. Während sich alle anderen Funkdienste zunehmend einschränken müssen, wird der Mobilfunk mit immer umfangreicheren Frequenzspektren ausgestattet. Zu unserem Wohle, wie uns versichert wird. Tatsächlich versucht man damit aber nur, neue Abhängigkeiten zu schaffen und uns noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen, wie bisher.