Vorgestellt: Analysesoftware für Digitalradiostandard DAB
Für preiswerte USB-Receiversticks gibt es mehrere Softwares, mit denen man auch DAB Plus hören kann. Daneben bieten diese Programme auch diverse Optionen, mit denen sich die empfangenen Signale analysieren lassen.
Zu ihnen zählt die Software QIRX, die etwa das Auslesen der TII-Codes erlaubte. Seit den letzten Updates präsentiert sich QIRX mit neuer Oberfläche und zusätzlichen Funktionen.
Download und Installation
QIRX in der aktuellen Version, derzeit 2.1.1.3, wird unter https:softsyst.comDownload zum Gratisdownload angeboten. Neben der QIRX V2.1.1.3, sie enthält die eigentliche Software, wird auch die QIRX DAB-Database V1.3 benötigt. Letztere beinhaltet unter anderem eine umfangreiche Excel-Tabelle, die, soweit bekannt, alle europäischen DAB-Plus-Sendeanlagen inklusive geografischer Koordinaten, TII-Codes, Sendeleistungen und mehr, beinhaltet. Um das neue QIRX im vollen Umfang nutzen zu können, sind die im Readme des zweiten heruntergeladenen Datenpakets angeführten Installationsanweisungen zu befolgen. Unter dem englischen Text findet sich das Readme auch in Deutsch.
QIRX starten
QIRX setzt nach wie vor auf einen RTLSDR-USB-Stick mit RTL2832U-Chip voraus. Dazu zählen jene Multifunktionssticks für DVB-T, DAB Plus und UKW, die bereits ab einem einstelligen Eurobetrag auf bekannten Verkaufs- und Versteigerungsplattformen angeboten werden. Nach Doppelklick auf das QIRX-Symbol öffnet sich die Bedienungsoberfläche der Software, die sich zunächst nur mit einem leeren grauen Feld und eine Landkarte darunter präsentiert. In der oberen Menüzeile sind rechts oben zwei Pfeile angeordnet. Mit Klicken auf den blauen Pfeil wird QIRX aktiviert. Bis sich auf der Menüoberfläche etwas tut, muss man aber etwas an Geduld aufbringen. Es kann bis zu fünf Sekunden dauern, bis sich die Software mit Leben füllt.
QIRX setzt sich aus mehreren übereinander angeordneten Feldern zusammen, die sich nicht nur einzeln ausblenden, sondern auch in ihrer Größe anpassen lassen. So hat man stets jene Informationen auf dem Schirm, die man gerade braucht.
Bedienung
Die eigentliche Bedienung der Software erfolgt unter der Kartenansicht. Hier ist eine weitere Menüleiste angeordnet, an deren linkem Rand die Auswahl des DAB Plus-Empfangskanals erfolgt. Wird ein Multiplex empfangen, werden die in ihm enthaltenen Programme darunter gelistet.
Durch Anklicken des gewünschten Kanals startet die Wiedergabe. Weiter werden alle relevanten Parameter des Multiplexes und Programms eingeblendet. Neben der Kanalliste zeigen mehrere Parameter, wie die Signalstärke in dB, die Empfangsqualität an.
QIRX bietet ferner zwei Aufnahmevarianten. Mit dem Record-Button im unteren Bedienfeld kann das Audio des gerade gehörten Senders mitgeschnitten werden. Die Files werden auf dem lokalen Laufwerk C im Ordner tmp abgelegt, wo dafür ein eigenes Unterverzeichnis DABAudio angelegt wird.
Weitaus spannender ist der Rekorder, der links über der Landkarte integriert ist. Dieser zeichnet den gesamten, gerade empfangenen Multiplex auf. Das Raw-File speichert zudem sämtliche TII-Codes und Signalstärken. Achtung! Solche Mitschnitte sind echte Speicherplatzkiller. Pro Minute werden 250 MB benötigt.
Files abspielen
Diese Multiplex-Dateien werden ebenfalls im tmp-Ordner im Unterverzeichnis Raw abgelegt. Zur Wiedergabe eines solchen Mitschnitts ist zunächst der Live-Modus durch Klicken auf das rechte obere X zu beenden. Anschließend ist der grüne Pfeil zu betätigen. In der Folge ist der gewünschte Mitschnitt auf gewohnte Weise auszuwählen und in QIRX zu laden. Während ein File abgespielt wird, stehen alle Analysefunktionen wie beim Direktempfang zur Verfügung. Weiter kann man sich auch alle im Mux enthaltenen Stationen aus der Konserve anhören.
TII-Auswertung
Schon in der alten Version 1.0.8 war QIRX eine bemerkenswerte Analyse-Software, die bereits eine gute Analyse des empfangenen Datenstroms inklusive Spektrumsanzeige sowie eine Auswertung der empfangenen Senderstandorte erlaubte. Allerdings listete die alte Version der Software nur den TII-Codes der empfangenen Senderstandorte eines Multiplexes. In der Folge musste man selbst herausfinden, welche Standorte sich hinter den Zahlenwerten befinden. Was unweigerlich Internetrecherchen nach sich zog.
Komfortabel auswerten
All diese Arbeit nimmt einen das neue QIRX ab. Anhand der eingespielten Excel-Liste wertet es die TII-Codes selbst aus und blendet die empfangenen Senderstandorte in der Landkarte ein. Steuert man mit dem Mauszeiger eines der Kästchen an, wird zusätzlich der
Name des Senderstandorts eingeblendet. Im Untermenü TII zeigt QIRX neben den Adressen der Standorte auch deren Entfernung zum Empfangsort an, sofern dieser zuvor angelegt wurde. Weiter verrät uns die Software den Abstand zwischen den Standorten. Was wichtig sein kann, da die maximale Distanz zwischen den empfangenen Standorten eines SFN-Netzes um die 67 Kilometer nicht überschreiten soll. Sonst könnte es zu Empfangs beeinträchtigungen kommen.
Excel-Liste
Die TII-Auswertung basiert auf den in der Excel-Liste zusammengefassten Datensätzen. Da nicht nur in Deutschland laufend neue Senderstandorte in Betrieb genommen werden, empfiehlt es sich, die Excel-Tabelle ab und an mal gegen eine neuere auszutauschen. Dazu empfehlen wir, im Abstand von einigen Monaten eine neue QIRX-DAB-Database herunterzuladen und zu kontrollieren, ob inzwischen ein neuer Datensatz verfügbar ist. Dieser braucht nur gegen den vorhandenen ausgetauscht zu werden. Alternativ bietet sich auch an, die Excel-Liste selbst zu vervollständigen. Etwa, indem zu bereits vorhandenen Standorten die noch fehlenden TII-Codes nachgetragen werden. Äußerst spannend ist auch das Anzeigefeld Channel Impulse Response, kurz CIR. Es zeigt in einer Kurve den Weg an, den das Signal bis zum Empfangsort, der mit einem gelben Punkt gekennzeichnet ist, an. Klickt man für die X-Achse die Einheit Kilometer an, zeigt uns die Grafik etwaige Reflexionspunkte an.
Reflexionen
So hat uns diese Auswertung etwa in unserem Büro im osttiroler Lienz verraten, dass die von uns aus Südtirol empfangenen Signale auf dem Weg zu uns nicht nur an einer anderen als von uns vermuteten Stelle, sondern auch öfter
reflektiert werden. Weiter gelangen Restsignale auch von der entgegengesetzten Richtung zu uns. Ferner half uns dieses Feature gemeinsam mit der TII-Auswertung bei unserem oberösterreichischen Standort einen interessanten Effekt aufzuklären. Dort konnten wir einen deutschen Multiplex auf direktem Wege nicht empfangen. Wurde die Antenne um etwa 150 Grad vom Senderstandort weggedreht, klappte es mit der Wiedergabe. CIR gab einen Reflexionspunkt in rund 70 Kilometer Entfernung an. Exakt in jene Richtung, in der Empfang gegeben war, befand sich in dieser Distanz ein Gebirgsstock, über den der Multiplex zu uns gelangte. Ein weiteres, mehr als spannendes Feature findet sich unter Options.
DAB-Scan
Nämlich der DAB Scan. In seiner Grundfunktion ist er mit einem automatischen Sendersuchlauf vergleichbar. Wobei aber nur die empfangenen Multiplexe, inklusive deren Identifikationscode (EID) und deren Multiplexnamen gelistet werden. Zunächst soll damit ein schneller Überblick über die vor Ort verfügbaren Multiplexe ermöglicht werden. Doch der Scan kann auch in Endlosschleife arbeiten. Was etwa während Zeiten mit Überreichweiten hilfreich sein kann. Selbst während unserer Abwesenheit. Die Software listet einfach alle Multiplexe, die während des Scanzeitraums eingefangen wurden.
Schwache Signale
Mehr noch. Der Sendersuchlauf von QIRX reagiert auch auf äußerst schwache Signale. Sogar auf solche, bei denen nicht zwingend eine Audiowiedergabe möglich wäre. Auf diese Weise wurden etwa schon Empfänge von lokalen Multiplexen von der französischen Atlantikküste in Oberösterreich nachgewiesen.